Eigentlich wollte ich ja eine längere Brucknerpause einlegen. Aber da mir vor einer Woche diese Brucknerbox (die ursprüngliche Ausgabe) antiquarisch in die Hände viel, habe ich mich gerne verführen lassen. Habe jetzt von 0 - 5 gehört und das gefällt mir, zumindest auf den ersten "Blick", besser, als die beiden späteren Berliner Aufnahmen. Und das nicht nur wegen des berühmten Chicagoer Blechs. Nur bei Nummer 3 kam etwas Langeweile auf. Aber woran liegst? An Bruckner, an Barenboim, an mir?
Beiträge von Abendroth
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Debussy war kurze Zeit Schüler Cesar Francks und laut Fournier (Histoire du quatuor à cordes) ist sein Frau von Merck gewidmetes Trio (1879) stark von Franck beeinflusst. Fournier schreibt, Debussy gehöre weder zu den Franckisten, noch zur Partei von Saint-Saëns. Dies ist allerdings ein Urteil über Debussy insgesamt und betrifft nicht unbedingt das Streichquartett, das die Lehrjahre Debussys abschliesst. Auf den ca. 15 Seiten, auf denen Fournier Debussys Quartett bespricht, taucht der Name Franck allerdings sehr häufig auf und Fournier gibt sich sehr viel Mühe die Gemeinsamkeiten und Unterschiede festzustellen: das Werk interpretiere Francks zyklisches Prinzip "auf seine Weise". Einen wichtigen Unterschied sieht Fournier darin, dass bei Franck die "Keimzelle" (Thème générateur) immer leicht erkennbar ist, während sie bei Debussy so verwandelt wird, dass ein Zusammenhang eher suggeriert, als wie bei Franck "ausgesprochen" wird (cf.335). Dass der Name Franck so häufig in Fourniers Analyse auftaucht, lässt aber vermuten, dass Debusssy Quartett sich mit Franck auseinandersetzt. Fournier lässt wenig Zweifel, dass Debussy Francks "zyklisches Prinzip" konsequenter und origineller anwendet. Nur vom Schlusssatz zeigt sich Fournier enttäuscht: "Sobald die Einleitung vorbei ist wird die Textur mehr uniform und statisch, die Schreibweise nähert sich der in Francks Quartett." (S. 340; meine Übers..).
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Es hätte mich gefreut, wenn sich Peter Bieri noch einmal mit einem philosophischen Buch zu Wort gemeldet hätte. Er konnte auf einem hohen Niveau auch für Nicht-Philosophen verständlich schreiben. "Das Handwerk der Freiheit" und "Eine Art zu leben" sind Bücher ohne jeden Fachjargon. Kolakowski sagte, die meisten Philosophen seien wie Bäcker, die nur für andere Bäcker Brötchen backen. Peter Bieri zählte nicht zu ihnen.
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Ich habe den "Faun" im Antwerpener Opernhaus gehört und als Ballett gesehen, nämlich in der Choreographie Nijinskis für die berühmten Ballet Russes. Auf CD habe ich Aufnahmen mit Toscanini (1953), Jean Martinon (1973) und einen Radiomitschnitt mit Barenboim und den Wiener Philharmonikern. Alle schon recht lange nicht mehr gehört.
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Bei Pêle Mêle, einem Brusseler Antiquariat, Barenboims Brucknerzyklus mit dem Chicago SO erworben. Fast geschenkt: 10 Euro. Zustand tadellos.
In dem Laden liegen z.Zt. nach meiner Schätzung mindestens 3500 Klassik CDs, die für einen Euro / Stück verkauft werden. Alles schön durcheinander, so dass man den ganzen Tag verbringen könnte (ohne in die Buchabteilung zu gehen). Habe auch reichlich Brahms mitgenommen, mit Toscanini, Scrowazewski, Jochum und Bernstein. Dazu noch u.a. Beethovens 1. Rasumowsky Quartett mit Amadeus und Borodin.
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Ich habe vor ca. 1 1/2 Jahren meine Aufnahmen dieses Quartetts verglichen. Meine nicht besonders tiefschürfenden Eindrücke waren diese:
Ich habe meine CD-Aufnahmen des sogenannten Rosamunde Quartetts (D 804, a-moll) hintereinander angehört. Es fällt mir nicht leicht zu vergleichen, da man die Aufnahme, die man hört, mit der oder denen vergleichen muss, von denen man nur noch den Gedächtniseindruck hat. Enttäuscht hat mich - unerwartet - ein wenig das Quartetto Italiano, das für meinen Geschmack zu langsam spielt. (Aber ich liebe ihr G-Dur Quartett D 887). Beim Ungarischen Streichquartett finde ich die "nervösen Zuckungen" im Kopfsatz zu verwaschen, was aber nicht am Alter der Aufnahme liegt. Belcea, Artemis und Sine Nomine sorgen für stärkere Kontraste und Konturen als das Melos Quartett (harmonia mundi France), sie bietet, mit dem ich meinen Streifzug begonnen bin. Das wenig bekannte Schweizer Quartett Sine Nomine, spielt wohl am meisten extrovertiert. Aber dem Rosamundequartett tut vielleicht gerade etwas mehr Zurückhaltung gut.
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Ich habe vor ca. 1 1/2 Jahren meine Aufnahmen dieses Quartetts verglichen. Meine nicht besonders tiefschürfenden Eindrücke waren diese:
Ich habe meine CD-Aufnahmen des sogenannten Rosamunde Quartetts (D 804, a-moll) hintereinander angehört. Es fällt mir nicht leicht zu vergleichen, da man die Aufnahme, die man hört, mit der oder denen vergleichen muss, von denen man nur noch den Gedächtniseindruck hat. Enttäuscht hat mich - unerwartet - ein wenig das Quartetto Italiano, das für meinen Geschmack zu langsam spielt. (Aber ich liebe ihr G-Dur Quartett D 887). Beim Ungarischen Streichquartett finde ich die "nervösen Zuckungen" im Kopfsatz zu verwaschen, was aber nicht am Alter der Aufnahme liegt. Belcea, Artemis und Sine Nomine sorgen für stärkere Kontraste und Konturen als das Melos Quartett (harmonia mundi France), sie bietet, mit dem ich meinen Streifzug begonnen bin. Das wenig bekannte Schweizer Quartett Sine Nomine, spielt wohl am meisten extrovertiert. Aber dem Rosamundequartett tut vielleicht gerade etwas mehr Zurückhaltung gut.
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Für mich ist die Maurerische Trauermusik eines der vollkommensten Werke, die Mozart geschrieben hat. Vor einiger Zeit habe ich die grosse c-moll Messe Mozarts auf einem Flohmarkt erworben und war ziemlich erstaunt, als ich sie in den CD-Player steckte. Die CD beginnt, aber das war nicht überraschend, mit der "Maurerischen Trauermusik". Überraschend war, dass in ihr gesungen wurde. Der Text lautet:
Replevit me amaritudinibus
ebriavit me absynthio.
Imundaverunt aquae super caput meum:
dixi, Perii
(Lam 3:15,54)
(Er hat mich mit Bitterkeit gesättigt und mit Wermut getränkt. Wasser hat mein Haupt,überschwemmt; da sprach ich: Nun bin ich verloren).
Von einer solchen Version dachte ich nirgendwo eine Spur gefunden zu haben. Nicht bei wikipedia, nicht in einem Buch über Mozart und die Freimaurer. In der niederländischen Übersetzung von Robbins-Landons Mozart - Kompendium weren drei Versionen erwähnt:
- eine lokale Version, anlässlich der Aufnahme eines neuen Logenbruders im August 1785
- eine instrumentale Version im November anlässlich der oft erwähnten Trauerfeier für zwei Logenbrüder
- eine reichere instrumentale Besetzung im Dezember (vermutlich die üblicherweise gespielte).
Aber was soll eine "lokale" Version bedeuten? Das kann nur ein Fehler sein. Gemeint ist natürlich 'vokal'.
Robbins Landon bezieht sich auf den frz. Musikologen Philippe A. Autexier, der diese "vokale" Version 1985 bei Breitkopf und Härtel als "Meistermusik" veröffentlicht hat. (In den copyright Hinweisen wird sie als "reconstitution" bezeichnet. Sie ist nicht rein vokal. Der Chor setzt erst später ein.
Wenn Autexier Recht hat, dann ist diese Musik urprünglich nicht für eine Trauerfeier geschrieben. Sie hat aber eine Beziehung zum Tod. Das booklet schreibt über den ursprünglichen Anlass (Aufnahme eines Logenbruders in den Meistergrad): "Bei seiner Einführung wird an die Sage von Hiram erinnert, der von Handwerkergesellen getötet wird, die es nicht erwarten können, das Geheimnis der Meisterschaft zu erfahren. Die Maurermeister, die das Grab Hirams finden, stellen fest, dass er auferstanden ist. Mozarts Komposition vom Juli 1785 ist in erster Linie eine Ausgestaltung dieser Sage.
Diese Hypothese könnte auch die Undeutlichkeiten bei der Datierung klären. Denn als Mozart diese Musik schrieb, waren die beiden Logenbrüder, anlässlich deren Tod die Musik komponiert sein soll, noch gar nicht gestorben.
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Ich habe mich meine sieben Aufnahmen mit dem Quartettsatz durchgehört. Dabei ist vor allem das Quartetto Italiano aufgefallen. Die spielen das in einem unerwartet gemütlichen Tempo: 10.52 (zum Vergleich: Melos (1992) 8.59, ABQ 9.01, Sine nomine 9.16, Juilliard & Belcea 9.32). Das ist bei so einem relativ kurzen Stück ein auffälliger Unterschied, der auch den Charakter ändert.
Beim Stöbern in Büchern gefunden:
Peter Gülke schliesst in seinem Schubert Buch seine Betrachtungen zum Quartettsatz mit den Worten ab:
"Verweigerte Sonate, als Sonate komponiert".
Und in einem "Franz Schubert Musikführer (Reclam Leipzig) lese ich:
"Der c-moll Satz erinnert in manchem an den ersten Satz von Beethovens Quartetto serioso op. 95. Wie dort werden wir bald nach dem furiosen Beginn durch den Wechsel in ein anderes harmonisches Zentrum (beide Male die Untermediante) überrascht, das durch ein ausgesprochen gesangliche Thema gekennzeichnet ist."
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Ich habe mich meine sieben Aufnahmen mit dem Quartettsatz durchgehört. Dabei ist vor allem das Quartetto Italiano aufgefallen. Die spielen das in einem unerwartet gemütlichen Tempo: 10.52 (zum Vergleich: Melos (1992) 8.59, ABQ 9.01, Sine nomine 9.16, Juilliard & Belcea 9.32). Das ist bei so einem relativ kurzen Stück ein auffälliger Unterschied, der auch den Charakter ändert.
Beim Stöbern in Büchern gefunden:
Peter Gülke schliesst in seinem Schubert Buch seine Betrachtungen zum Quartettsatz mit den Worten ab:
"Verweigerte Sonate, als Sonate komponiert".
Und in einem "Franz Schubert Musikführer (Reclam Leipzig) lese ich:
"Der c-moll Satz erinnert in manchem an den ersten Satz von Beethovens Quartetto serioso op. 95. Wie dort werden wir bald nach dem furiosen Beginn durch den Wechsel in ein anderes harmonisches Zentrum (beide Male die Untermediante) überrascht, das durch ein ausgesprochen gesangliche Thema gekennzeichnet ist."
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Ich sehe eigentlich nicht so gut, was an dem Stück irgendwie rätselhaft sein soll. (s.o. 2092). Natürlich, wenn man die Sonatenform als eine Art eisernes Naturgesetz auffasst, dann ist es rätselhaft, dass es Kompositionen gibt, die dem Idealtypus der Sonatenform nicht entsprechen. Aber ist es nicht ganz normal und zu erwarten, dass es Spielraum gibt. Und ganz ehrlich gesagt: mir ist es als Hörer ziemlich gleichgültig, ob man z.B. den Beginn als Einleitung auffasst oder nicht. Und wenn das einen Einfluss auf die Interpretation hat: um so besser. Dann hätten wir die Aufnahme A, da ist's eine Einleitung, und eine Aufnahme B, da ist's das Thema. Muss denn eine der beiden Sichtwisen die Richtige sein?
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Ich sehe eigentlich nicht so gut, was an dem Stück irgendwie rätselhaft sein soll. (s.o. 2092). Natürlich, wenn man die Sonatenform als eine Art eisernes Naturgesetz auffasst, dann ist es rätselhaft, dass es Kompositionen gibt, die dem Idealtypus der Sonatenform nicht entsprechen. Aber ist es nicht ganz normal und zu erwarten, dass es Spielraum gibt. Und ganz ehrlich gesagt: mir ist es als Hörer ziemlich gleichgültig, ob man z.B. den Beginn als Einleitung auffasst oder nicht. Und wenn das einen Einfluss auf die Interpretation hat: um so besser. Dann hätten wir die Aufnahme A, da ist's eine Einleitung, und eine Aufnahme B, da ist's das Thema. Muss denn eine der beiden Sichtwisen die Richtige sein?
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Wie ein fauler Schüler, der eine lästige Hausaufgabe immer wieder rausschiebt, habe ich mir das 2. Ligetisuafrtett erst heute angehört (mit Artemis). Aber es war gar nicht so lästig, wie ich erwartete.
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Wie ein fauler Schüler, der eine lästige Hausaufgabe immer wieder rausschiebt, habe ich mir das 2. Ligetisuafrtett erst heute angehört (mit Artemis). Aber es war gar nicht so lästig, wie ich erwartete.
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ich bin ohnehin ausgeladen. melde mich nur, um die ausladung zu bestätigen.
Lieber Hempel, Wer soll dich denn ausgeladen haben? Deine Beiträge waren immer willkommen, auch wenn sie nicht immer Zustimmung gefunden haben.
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Müssen wir wirklich so verbissen diskutieren? Ich sage das nicht als "Moderator" sondern als Leser, der weiterhin Freude an der Lektüre hier haben will. Vielleicht wäre eine Denkpause von 1 - 2 Stunden gut, damit die Emotionen ein wenig abkühlen, auch wenn es nicht ein ganz lockerer Austausch werden muss.
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Müssen wir wirklich so verbissen diskutieren? Ich sage das nicht als "Moderator" sondern als Leser, der weiterhin Freude an der Lektüre hier haben will. Vielleicht wäre eine Denkpause von 1 - 2 Stunden gut, damit die Emotionen ein wenig abkühlen, auch wenn es nicht ein ganz lockerer Austausch werden muss.
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"..... an aesthetics based on the principles of hermeneutics, in which the audience assumes responsibility for comprehending a given text".
Das klingt aber sehr nach Rezeptionsästhetik, die in die Hermeneutikdiskussion erst im 20. Jahrhundert Eingang fand. Ich halte es für sehr unwahrscheinlich, dass Beethoven beim Komponieren an so etwas dachte.
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"..... an aesthetics based on the principles of hermeneutics, in which the audience assumes responsibility for comprehending a given text".
Das klingt aber sehr nach Rezeptionsästhetik, die in die Hermeneutikdiskussion erst im 20. Jahrhundert Eingang fand. Ich halte es für sehr unwahrscheinlich, dass Beethoven beim Komponieren an so etwas dachte.
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Ich schlage mal - sozusagen als Gedankenexperiment - eine recht triviale Interpretation der Coda vor, die ganz ohne Begriffe wie sarkastisch, (romantisch) ironisch, etc. auskommt, aber vielleicht plausibel ist.
So etwas kommt doch vor: man will einen gemütlichen Abend, einen "lockeren" Austausch, aber das Gespräch wird ernst, jemand wird wütend, man regt sich auf, man beschwichtigt ....und dann haut jemand auf den Tisch und sagt "Schluss jetzt" (nicht diese Töne) und wendet das Gespräch in irgendein unproblematisches, triviales Thema, das nichts mit dem was vorausging zu tun hat.
Da ist der Bruch, aber es wird nichts zurückgenommen, von dem was gesagt wurde. Man hört halt einfach auf zu klagen und zu streiten. So könnte man doch die Coda verstehen!? (Ein bisschen spricht dagegen, dass die Stimmung im Schlusssatz doch schon etwas milder ist, eine Stimmung die nicht leicht zu charakterisieren ist).