Zitat von Tasha
Wenn jeder nur für sich sprechen würde, könnte ich mir interessante Diskussionen vorstellen, wo es keiner nötig hat den anderen unbedingt von seiner Meinung überzeugen zu müssen.
Naja. Über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten. Deshalb bin ich sehr am Zweifeln, ob ein "Das gefällt mir nicht" zu einer Diskussionsgrundlage werden kann. (Es gibt übrigens auch Musik von mäßiger Qualität, die ich trotzdem mag.)
Ich bin auch sehr vorsichtig mit Äußerungen darüber, ob etwas schlecht ist. Meistens reicht es mir, festzustellen, was mich persönlich an einem Werk reizt. Spätestens nachdem ich mir mal angeschaut habe, worin eigentlich dieser mysteriöse Tintinnabuli-Stil (tolles Wort, leider nichts dahinter) besteht, wage ich aber zumindest beim zeitgenössischen Pärt die Aussage, dass seine Musik in etwa die künstlerische Qualität einer Raufasertapete hat.
Wer Interesse daran hat, kann ja mal kurz folgenden Link versuchen (es gibt irgendwo im Netz noch eine ausführlichere Erklärung, die die Angelegenheit aber auch nicht interessanter macht): "http://www.komponistenforum.de/tintinnabuli-_148.html" Für die Beschreibung des sogenannten Tintinnabuli-Stils reicht der uralte musikalische Fachbegriff der Durchgangsnoten. Für das etwas darüber hinaus gehende Stück "Fratres" braucht man noch den Begriff der Bitonalität (der Link erklärt die Sachlage zur Tonalität recht gut). Es versteht sich von selbst, dass die beiden gleichzeitig verwendeten Tonarten einen hohen gemeinsamen Tonvorrat aufweisen (5 Töne sind gleich, 2 weichen voneinander ab). Insgesamt empfinde ich es als des Kaisers neue Kleider, einer derartigen Kompositionstechnik einen klingenden Namen zu verleihen und sie als Individualstil darzustellen. Da höre ich lieber Perotin. Der bekommt mit einem ähnlichen Verfahren (Organum-Technik der Ars antiqua) 800 Jahre früher einen wesentlich originelleren Sound hin.
Vielleicht gibt es Personen, die zu Pärt meditieren können. Es mag auch sein, dass der ein oder andere zu dieser Musik gut mit der Oma Kaffeetrinken kann. Das will ich nicht in Abrede stellen. Ich wäre zu beiden Tätigleiten nicht in der Lage, weil mich dieses billige Gesäusel von vornherein schon zu sehr nervt.
Ich habe wirklich etwas übrig für die Ästhetik der Reduktion. Allerdings erwarte ich, dass die Reduktion zu neuen Erfahrungen führt, die man anders nicht haben kann. Solche Erlebnisse habe ich oft bei Feldman, manchmal bei Satie. Bei Pärt erlebe ich das nicht. Bei seiner Reduktion empfinde ich nur Ödnis.
Tharon.