Beiträge von Tharon

    In diesem Strang sollen Tipps für gute Kinder- und Jugendbücher geäußert werden. Ich habe erklärt, dass ich den Struwwelpeter für nicht empfehlenswert halte. Das liegt an der Autorintention des Buches. Dass die Lektüre des Buches zwangsläufig eine gestörte kindliche Entwicklung zur Folge hat, ist natürlich Unsinn (und ich habe das auch nie behauptet). Ich selbst habe den Struwwelpeter übrigens erst als Erwachsener kennengelernt.


    Matthias Obergs Tipp ("Herr und Frau Hase, Die Superdetektive") fand ich interessant. Das Buch befindet sich bereits im "Einkaufswagen".


    Tharon.

    Zitat von merkatz

    Auch im echten leben wäre es gut, wenn Kinder auf ihre Eltern hören, weil diese Gefahren normalerweise besser einschätzen können.


    Das ist nicht falsch. Mindestens genauso wichtig ist es aber, Kinder in ihren Bedürfnissen ernst zu nehmen und sie zu selbständigen und selbst denkenden Menschen zu erziehen. Das geschieht im Struwwelpeter nicht. Ganz im Gegenteil.


    Ich habe gesagt, was ich zu diesem Buch zu sagen habe.


    Tharon.

    Zitat von merkatz

    Wenn ich mir die Geschichten ansehe, dann fällt mir auf, dass die Eltern (wenn überhaupt welche vorkommen) NIE bestrafend tätig sind, sondern immer passiv.


    Die Eltern im Struwwelpeter müssen nicht mehr bestrafend tätig werden, weil die Strafe als Naturgesetz dargestellt wird. Damit sind die Eltern unangreifbar und aus dem Schneider: wie billig! Mit den Protagonisten im Struwwelpeter wird sich nicht auseinandergesetzt, sie bekommen Regeln verordnet und nach ihrer "Verfehlung" folgt zwangsläufig die entsprechende Bestrafung. Diese Lehre gibt das Buch auch an seine Leser weiter: Tu was man dir sagt, sonst geht´s dir schlecht! Das ist ein Erziehungsprogramm was sich auf einer Ebene mit einer Hundeausbildung befindet. Hunde sollen hinterher auch nur das tun, was man von ihnen verlangt.


    Ob diese Geschichten realistisch oder unrealistisch sind, spielt in meinen Augen keine große Rolle. Kinder verstehen problemlos, was ihnen hier verboten wird - und natürlich auch, was die Folgen sind, wenn sie sich über Regeln hinwegsetzen.


    Tharon.

    Selbstverständlich sind nicht alle Erziehungsideale aus dem Struwwelpeter verwerflich. Das habe ich auch nicht behauptet. Bedenklich finde ich das Gesamtprodukt Mensch, was da als Ideal ersichtlich wird.


    Tharon.

    Diese Struwwelpeter-Stories würde ich meinen Kindern nicht zum Lesen geben. Das liegt aber nicht an der Grausamkeit, sondern an dem - ähem - historischen Erziehungsideal, das sie transportieren. Jede (oder fast jede) Geschichte in der Sammlung hat eine handfeste Moral, nach der sich Kinder richten sollen. Es lässt sich dann auch recht schnell erkennen, was nach diesen "Lektionen" für Kinder herauskommen sollen. Ihnen soll die Neugierde ausgetrieben werden (sonst Feuertod), sie sollen essen, was ihnen vorgesetzt wird (sonst Hungertod - warum bekommt der arme Kerl eigentlich immer nur Suppe - da hätte ich auch keine Lust drauf), sie sollen auf die Warnungen ihrer Eltern hören (sonst droht eine ungewisse Zukunft ohne Eltern und Zuhause). Bezeichnend ist in meinen Augen auch, dass es überhaupt keine Geschichte gibt, in denen die Handlungen von Kindern gutgeheißen werden. Alles, was hier Kindern in die Schuhe geschoben wird, ist verwerflich. Ziel der Lektion ist stets, etwas NICHT zu tun. Es geht letztlich genau darum, Kinder so zu formen, dass sie dieses Idealbild des folgsamen, artigen und braven Duckmäusers annehmen. Eben so einer, für den es dann am Ende auch Weihnachtsgeschenke gibt. Mir wird schlecht!


    Der erste Satz aus der Wikipedia über "Schwarze Pädagogik" lautet: "Schwarze Pädagogik ist ein negativ wertender Sammelbegriff für Erziehungsmethoden, die Gewalt und Einschüchterung als Mittel enthalten." Den Versuch Kinder einzuschüchtern, sehe ich beim Struwwelpeter durchaus gegeben.


    Nicht die Gewalt stört mich am Struwwelpeter, sondern die pädagogische Zielsetzung.


    Tharon.

    Hallo Kater Murr,


    mein Tipp: einfach trotzdem hingehen (und dann vielleicht ein- oder zweimal weniger in irgendein anderes Konzert). Der Mann ist wirklich ein Erlebnis.


    Tharon.


    Sunn o))): ØØ Void


    Ein wenig Drone Doom zur Nachtzeit. Minimalambient im Metalsound. Wabernde Soundwände aus verzerrten, heruntergestimmten Gitarren. Genau das Richtige für die Badewanne.


    Tharon

    Ja, Music Lover. Das kann ich nachvollziehen. Finde ich auch superblöde. Auf den CD´s hat Clifton Anderson 2 oder 3 Soli (was auch nicht gerade viel ist, aber immerhin) und die sind sehr beachtlich. Der Mann scheint sich gegen seinen berühmten Onkel noch etwas durchsetzen zu müssen.


    Tharon

       


    Sonny Rollins: Road Shows:


    Ausgewählte Livenummern von Sonny Rollins aus den Jahren 1980 - 2012. Die stilistische Bandbreite ist relativ groß (von beinahe-Happy-Jazz bis schon-fast-Avantgarde). Die meisten Nummern als Quintett mit Clifton Anderson an der Posaune. Manchmal sorgt ein E-Bass für einen ziemlich fetten Sound. In den Improvisationen wird ziemlich viel ausprobiert: traditionelle Chorusimprovisationen, Dialoge, aber auch die ganz langen 10, 15, ja über 20 Minutennummern, bei denen Rollins einen Trumpf nach dem anderen aus dem Ärmel zieht und einfach nicht mehr aufhört.


    Machen Spaß, die Scheiben.


    Tharon.

    Zitat von Tasha

    Wenn jeder nur für sich sprechen würde, könnte ich mir interessante Diskussionen vorstellen, wo es keiner nötig hat den anderen unbedingt von seiner Meinung überzeugen zu müssen.


    Naja. Über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten. Deshalb bin ich sehr am Zweifeln, ob ein "Das gefällt mir nicht" zu einer Diskussionsgrundlage werden kann. (Es gibt übrigens auch Musik von mäßiger Qualität, die ich trotzdem mag.)


    Ich bin auch sehr vorsichtig mit Äußerungen darüber, ob etwas schlecht ist. Meistens reicht es mir, festzustellen, was mich persönlich an einem Werk reizt. Spätestens nachdem ich mir mal angeschaut habe, worin eigentlich dieser mysteriöse Tintinnabuli-Stil (tolles Wort, leider nichts dahinter) besteht, wage ich aber zumindest beim zeitgenössischen Pärt die Aussage, dass seine Musik in etwa die künstlerische Qualität einer Raufasertapete hat.


    Wer Interesse daran hat, kann ja mal kurz folgenden Link versuchen (es gibt irgendwo im Netz noch eine ausführlichere Erklärung, die die Angelegenheit aber auch nicht interessanter macht): "http://www.komponistenforum.de/tintinnabuli-_148.html" Für die Beschreibung des sogenannten Tintinnabuli-Stils reicht der uralte musikalische Fachbegriff der Durchgangsnoten. Für das etwas darüber hinaus gehende Stück "Fratres" braucht man noch den Begriff der Bitonalität (der Link erklärt die Sachlage zur Tonalität recht gut). Es versteht sich von selbst, dass die beiden gleichzeitig verwendeten Tonarten einen hohen gemeinsamen Tonvorrat aufweisen (5 Töne sind gleich, 2 weichen voneinander ab). Insgesamt empfinde ich es als des Kaisers neue Kleider, einer derartigen Kompositionstechnik einen klingenden Namen zu verleihen und sie als Individualstil darzustellen. Da höre ich lieber Perotin. Der bekommt mit einem ähnlichen Verfahren (Organum-Technik der Ars antiqua) 800 Jahre früher einen wesentlich originelleren Sound hin.


    Vielleicht gibt es Personen, die zu Pärt meditieren können. Es mag auch sein, dass der ein oder andere zu dieser Musik gut mit der Oma Kaffeetrinken kann. Das will ich nicht in Abrede stellen. Ich wäre zu beiden Tätigleiten nicht in der Lage, weil mich dieses billige Gesäusel von vornherein schon zu sehr nervt.


    Ich habe wirklich etwas übrig für die Ästhetik der Reduktion. Allerdings erwarte ich, dass die Reduktion zu neuen Erfahrungen führt, die man anders nicht haben kann. Solche Erlebnisse habe ich oft bei Feldman, manchmal bei Satie. Bei Pärt erlebe ich das nicht. Bei seiner Reduktion empfinde ich nur Ödnis.


    Tharon.

    Zitat von putto

    Die Wiener Musikuniversität führt auf ihrer Homepage eine Studierendenstatistik mit Absolventenzahlen der letzten 8 Jahre gegliedert nach In- und Ausländern. Berücksichtigt man nur die Inländer, erhält man abermals zwischen 10-20% - für mich bedeutet das, dass auch in nächster Zeit kein Anwachsen des Frauenanteils zu erwarten ist.


    Ich will puttos Angaben gar nicht infrage stellen, aber sind es nicht gerade bei den Studentenzahlen etwas viele Einschränkungen um auch nur halbwegs Repräsentativität beanspruchen zu können? (es geht um Wien, speziell um die Musikuniversität, erfasst sind nur die letzten 8 Jahre und putto nennt auch nur den Anteil der Österreicher bzw. Österreicherinnen). Ich habe an zwei Orten in Deutschland Komposition studiert (das ist allerdings schon länger als 8 Jahre her) und hatte rein gefühlsmäßig einen etwas anderen Eindruck: es sind zwar etwas mehr Männer als Frauen, aber so extrem habe ich das Geschlechterverhältnis nicht empfunden.


    Tharon.

    Ich war etwas entgeistert: Die "Song for my Father" von Horace Silver steht schon eine Weile auf meiner Wunschliste und ich kannte sie bisher nicht. Jetzt habe ich sie erworben... und zwei, drei Tage später muss ich lesen, dass der Mann verstorben ist. Das macht mich traurig - obwohl es nichts weiter als ein Zufall ist. Die CD gefällt mir jedenfalls wirklich gut.


    Tharon.


    Das war meine Initialzündung in Sachen moderner Jazz. Hat mich mit 16 oder 17 ziemlich umgehauen. Eben gerade nach langer Zeit wieder mal gehört und erleichtert festgestellt: 50 Jahre nach ihrer Entstehung immer noch großartige Musik.


    Tharon.

    Zum Anlass habe ich Feldmans "For Philip Guston" gehört (in Form der alten Hat Hut Aufnahme mit Eberhard Blum, Nils Vigeland und Jan Williams, scheint weitgehend vergriffen zu sein). Ich hatte einen Vormittag frei.


    Tharon

    Feldman will auch nichts erklären. Claren beschreibt aber ganz gut seinen Werdegang und zeigt, wie er aus dem Aleatorik-Umfeld von Cage heraus eine eigene Entwicklung genommen hat, die dann zu einem Werk führte, das von dem von Cage doch ziemlich weit entfernt ist. Was sich Feldman jetzt bei jedem einzelnen Ton gedacht hat, erfährt man nicht, aber wie es dazu gekommen ist, dass jemand so eine Musik schreibt wie Feldman wird gut und verständlich nachverfolgt. Ein paar Kenntnisse von musikalischer Analyse sind nicht schlecht, wenn man das Buch lesen will, es wird durchaus detailliert in einige Werke hineingeschaut bzw. hineingehört. Ein Tonsatzstudium ist trotzdem nicht nötig (mittlerer Schwierigkeitslevel, würde ich sagen).


    Tharon.