Beiträge von Tschabrendeki

    Ein Fundus für die Muffats, Kriegers etc., die besonders im deutschen Raum französische Kunst mit italienischen Elementen zum "vermischten Geschmack" entwickeln sollten.
    Das alles ist bei Fux angelegt und so mancher Satz scheint auch einem Telemann nicht unbekannt....

    Die Suiten von Georg Muffat gab es etwa zehn Jahre schon im Druck als "Concentus musico-instrumentalis" erschien. Die Werke Muffats dürften wohl eher als Fundus für Fux gelten...

    LG
    Tamás
    :wink:

    P.S.: Ich hoffe, du bist nicht durch das neue Buch von Michael Heinemann auf das Madrigal gekommen. Was da satztechnisch dazu geschrieben steht, ist leider völliger Schmarrn...

    Ne, kenne ich nicht. Ist durch Zufall, genau an dieser Stele hat Malipiero in seiner Ausgabe eine kritische Korrektur gekennzeichnet, und als ich mir das näher angeshaut hab, ist mir die harmonische Quintparallele aufgefallen.

    Du meinst wohl dieses Buch, oder?

    LG
    Tamás
    :wink:

    Harmlose Zwischenfrage: Der zweite Beleg, den Tschabrendeki oben gelb markiert, wäre doch auch in jedem Fall keine Quintparallele, wenn eine weitere Stimme mit dem Terz-h füllt? Oder liege ich da falsch, was die damaligen Vorschriften anbelangt?

    :cincinbier: Wolfgang

    Die Terz-Füllung ist doch da in der Quinto-Stimme, oder wie meinst du das?

    Würde übrigens in der Alto-Stimme auf "a" noch "h" folgen, und nicht pausieren, hätte ich auch nicht auf "Regelverstoß" gedacht....

    LG
    Tamás
    :wink:

    ich denke, da brauchts weder eine Entschuldigung noch mildernde Umstände oder Mangel an Pedanterie - es sind einfach keine Quintparallelen. Die enstehen nur, wenn man die Stelle quasi auf dem Klavier spielt, oder anders gesagt, wenn man sie klanglich und nicht von der Stimmführung her auffaßt.

    Diese Folge:

    g' - f'
    e' - a'
    c' - d'

    ist auch völlig regulär, obwohl "auf dem Klavier" eine Quintparallele zwischen Außenstimmen vorhanden ist. Kommt bei Palestrina sogar mehrfach hintereinander vor (s. Jeppesen, Kontrapunkt, S. 79).

    Ah, gut verstehe! (Dein Beispiel war hilfreich!) Akkordisches Denken ist mir da wohl durchgegangen...

    Kannst du mir bitte noch sagen, genau welche Stelle du bei Jeppesen meist - ich habe die ungarische Ausgabe, die Seitenzählung ist da wohl anders... ;)

    LG
    Tamás
    :wink:

    Quintparallele - Mal Entschuldigung!?

    Ich bin auf etwas gestoßen, und möchte euch dazu fragen, was ihr darüber denkt. Ich habe mich mit Monteverdis Madrigalen befasst, und da ist mir plötzlich bei einem seiner berühmtesten Madrigale, "Ah, dolente partita" (Buch IV, Nr. 1), plötzlich eine Quintparalelle in die Augen gesprungen. Es geht um eine Parallele zwischen der obersten und der jeweilig am tiefsten klingende Stimme, Takte 9-10.

    Meine Frage: wie ist diese - ziemlich eindeutige - Quintparallele zu "entschuldigen"?

    Monteverdi schreibt (auf die Kritik von Giovanni Artusi antwortend) gerade in Bezug auch zu diesem Madrigal, dass er nicht ohne Grund schriebe... (aber ich wüsste auch nicht, dass Artusi sich wegen Quintparallelen beschwert hätte, es ging im nur um die Dissonanzbehandlung.)

    Hier die Stelle:

    [Blockierte Grafik: https://image.ibb.co/iApW2a/Monteverdi_Quint.jpg]

    LG
    Tamás
    :wink:

    Wenn man nun eine Melodie dur-moll-tonal mit Dreiklängen harmonisiert, klingt diese Stimmung äußerst unbefriedigend: wegen der komplizierten Terzen (81/64) und der daraus resultierenden starken Schwebungen.

    Die gleiche Melodie, genau gleich intoniert wie vorher einstimmig, aber mit unterlegten Dreiklängen F-Dur, C-Dur, G-Dur: http://www.bernardynet.de/1_a_harmonisiert.mp3

    Ich habe jetzt die vier harmonisierten Fassungen durchgehört, und noch immer ist a, die mir am meisten gefällt: die dritte und fünfte Stufen klingen so sanft, wie es dann auf die Dominante kommt, das ist herrlich, bei den anderen geht für mich der ganze Zauber weg.

    Ich muss erkennen, ich bin wohl ein Pythagoreer... :thumbup:

    Spaß bei Seite: kann das sein, dass in Alter Musik - ich meine vor allem mittalelterliche und renaissance Vokalmusik - die pythagoreische Stimmung (gibt es überhaupt eine Stimmung bei Vokalmusik??? ?( ) häufig(er?) eingesetzt wird?

    LG
    Tamás
    :wink:

    Ja, die Gambenfantasien sind eine wunderbare Werkgruppe von Purcell!

    Ich mag auch noch diese zwei Einspielungen sehr:

    Fretwork (1995)


    (Anm.: die zweite Einspielung von Fretwork, bei harmonia mundi erschienen, finde ich weniger gelungen)

    und

    Rose Consort of Viols

    Beide zurückhaltende, typisch englische Interpretationen, daher aber auch etwas leichtfüßiger, freundlicher, als die schöne, aber (für mich) vielleicht ein bisschen zu dunkle, zu melankolosche Savall-Aufnahme.

    LG
    Tamás
    :wink:

    Der Erschließung eines derartigen "Randrepertoires" geht immer erst die Wahrnehmung des historischen Kontextes voraus - die Hörgewohnheit folgt nach. Ansonsten bleibt es Kuriosum.

    Da wäre ich mir nicht so sicher, ob die "Wahrnehmung des historischen Kontextes" da immer und unbedingt "vorausgeht".

    Ich bin überzeugt, das (manche) Musik auch ohne "historischen Kontext" seine Wirkung erzielt und erschließbar ist/bleibt. Mehr noch: der Wunsch nach der "Wahrnemung des hist. Kont..." gerade erst nach der Rezeption der Musik erwacht.

    LG
    Tamás
    :wink:

    Die neue Aufnahme mit Hélène Schmitt ist demnächst wirklich lieferbar, allerdings vorläufig entweder direkt beim Label Aeolus
    -> "https://www.aeolus-music.com/ae_de/Alle-Ton…-Rosary-Sonatas"
    oder in Frankreich, etwa bei amazon.fr

    Nach Auskunft des Labels ist der offizielle Release in Deutschland erst nach dem Sommer.

    Und? Hat sie außer mir schon jemand gehört?

    Meinungen?

    Ist euch etwas dabei aufgefallen?

    LG
    Tamás
    :wink:

    Von allen (derzeit 36) Aufnahmen der Rosenkranzsonaten, die ich kenne, ist aufnahmetechnisch gesehen für mich dieser Zyklus mit Anne Schumann die am meisten herausragende. Trocken, aber mit wunderbarer Raumabbildung, die Klangschattierungen der Violine und der Orgel werden so direkt und gertreu wiedergegeben, dass ich nur staune. Wunderbar!

    Und dann natürlich:

    Wenn man diese CDs abspielt, hat man den Eindruck, der herr letzbor steht wahrhaftig im Wohnzimmer. Mann muss schon zweimal hinsehen um zu glauben, dass doch kein österreichischer Violinist sich irgendwo im Raum versteckt hat.

    LG
    Tamás
    :wink:

    Aber diese Art Freiheiten waren ja zeitlich gleichzeitig mit der Entwicklung von monodischen, generalbassbegleiteten Stücken und der engl. wikipedia-Artikel zu Monteverdi meint, dass die seconda pratica eben auch ein Schritt auf stärkere Hierarchie der Stimmen (zum monodischen Extremfall der Dominanz von Sopran und Bass) gewesen wäre.

    Mag stimmen. Das macht aus der seconda pratica noch keinen monodischen Stil. Vorstufe? Vielleicht.

    LG
    Tamás
    :wink1:

    ob die Capriccio-Madrigal-Hörer/innen eher den polyphonen Ensemblegesang (Prima pratica) oder eher den generalbaßgestützten monodischen Gesang (Seconda pratica) bevorzugen.

    Der Begriff "seconda pratica" wurde von Monteverdi auf die kontapunktischen "Freizügigkeiten" seines Vierten und Fünften Madrigalbuches verwendet. Vgl. Artusi-Monteverdi-Debatte. "Seconda pratica" ist nicht monodisch. Sogar im Gegenteil.

    Prima pratica ist der Stil der niederländischen Polyphonie bzw. der Palestrinastil
    Seconda pratica ist der späte polyphone Madrigalstil von Rore, Wert, Luzzaschi, Marenzio, Gesualdo, Monteverdi, etc.
    Der monodischer Stil ist dann etwa eine terza pratica...

    Leider wird dieser Begriff immer wieder sinnentstellend verwendet.

    LG
    Tamás
    :wink1:

    Über den Aufnahmen von La Venexiana und der Compagnia del Madrigale soll man nicht die große Konkurrenz vergessen, Concerto Italiano. Von ihren Monteverdi-Aufnahmen sind auch häufig preiswerte CDs zu finden. Ein Kritiker meinte mal, sie hätten die besseren Stimmen (wer kann schon mit Invernizzi und Mingardo konkurrieren..)

    Also, wenn die Madrigalaufnahmen gemeint waren. würde ich dem Kritiker nicht trauen.
    Bei den Madrigalaufnahmen (alle Aufnahmen, die noch bei opus111 erschienen sind) sind die Stimmen nämlich größtenteils die Gleichen. (Invernizzi und Mingardo singen übrigens bei den Madrigalaufnahmen von Concerto Italiano nicht mit). Man vergleiche:



    Concerto Italiano
    Rossana Bertini, Sopran
    Rosa Dominguez, Mezzosopran
    Claudio Cavina, Alt
    Giuseppe Maletto, Tenor
    Sandro Naglia, Tenor
    Marco Radaelli, Bariton
    Daniele Carnovich Bass

    La Venexiana
    Rossana Bertini, Sopran
    Nadia Ragni, Sopran
    Claudio Cavina, Alt
    Giuseppe Maletto, Tenor
    Sandro Naglia, Tenor
    Daniele Carnovich, Bass

    Der Unterschied fällt ähnlich aus bei den Aufnahmen des Vierten, Fünften und Sechsten Buches.

    La Venexiana bestand bei ihren ersten Aufnahmen aus Concerto-Italiano-Mitglieder, die wieder mal kleinbesetzte Madrigale singen wollten. Nun ist auch aus La Venexiana eine Barockoperntruppe geworden - und La Compagnia del Madrigale wurde gegründet von: Rossana Bertini, Giuseppe Maletto und Daniele Carnovich. The usual suspects also.

    LG
    Tamás