Beiträge von Tschabrendeki

    Wagner Parsifal oder Schönbergs Moses und Aron trägt auch oratorienhafte bis liturgische Züge und Bachs Passionen andererseits dramatisch-reflexive Elemente, die liturgischen Rahmen sprengen.


    Meine Katze hat hundhafte Züge, dennoch ist sie kein Hund.


    Zitat

    sondern weil mancher Bach-Junkie beide Passionen und Kantaten auch wie als Opern erleben, verbunden mit der beeindruckenden Qualität ihrer Mucke.


    Es gibt Menschen, die nehmen Pop begleitet mit einem symphonischen Orchester als Klassik wahr. Du und ich wissen, dass das jedoch eine falsche Wahrnehmung ist.


    Zitat

    1. Von Liturgie war in Kater Murrs "Indiz" keine Rede. Er schrieb nämlich: "Keiner der Barockopernfreund/innen hat überhaupt daran gedacht, diese Stücke Bachs zu erwähnen, und die beiden, die unbedingt Nicht-Opern Bachs reinbringen wollten, haben nur ein oder gar kein Stück eines anderen Komponisten genannt"...


    Ja der Indiz war, dass die Barockopernfreunde dafür wahrscheinlich einen rationalen Grund gehabt haben. Also dass die, die wissen, was eine Barockoper ausmacht, erkennen, dass die genannten Bachwerke keine sind.


    LG
    Tamás
    :wink:

    Das als "Indiz" auszuweisen, hat gleiche Gewichtung, wie folgende Behauptung:
    Boitos „Nerone“, Pfitzners „Christelflein oder Kreneks "Zauberspiege" sind keine Opern, weil sie im Opernrankingthread vom Opernteufel nicht nominiert wurden und im Forum entweder kaum bis überhaupt nicht diskutiert werden/wurden.
    Oder Schönbergs „Von Heute auf Morgen“ ist keine Oper, weil sehr viel sie seltener aufgeführt wird, als Bachs "Matthäus-Passion".
    Oder Schönbergs „Glückliche Hand“ ist keine Oper, weil sie fast ausschließlich konzertant gespielt wird.


    Nein, Amfortas, das zieht garnicht. Bei den von dir erwähnten Werken handelt es sich Gattungstechnisch um Opern, nur sind sie eben nicht so populär, dass sie erwähnt worden wären. Die MP oder die JP sind schon mehr als populär - die wurden HIER nicht genannt, weil sie eben gattungstechnisch eigentlich keine Opern sind, bzw. wurden nur von denen genannt, die sonst kaum eine einzige andere Barockoberoper nennen konnten.
    Die MP oder die JP sind niicht deshalb keine opern, weil sie konzertant gespielt werden. Die sind keine opern, weil sie liturgische Stücke sind. Passionen eben.


    LG
    Tamás
    :wink:

    Jedenfalls nicht "harmlos". ;+)


    Ja das war auch bei mir nur ein flüchtiger erster Eindruck nach einem ebenso flüchtigen ersten Durchhören. ;+)


    Von den diesjährigen vielen Aufnahmen stehen aber die von Schumann und von Tur Bonet (und von Roussel, die kenn ich aber schon seit der Erstauflage) näher zu meiner Empfindung. Aber sie ist zweifellos schön, die Aufnahme von Podger.



    PS.:

    Zitat

    der unglaublichen, schwerelosen "Schönheit" des Tons


    Ja das habe ich genauso empfunden. Bei mir hieß es:


    Zitat

    Der Geigenklang ist klar, golden und leicht, wie der Sonnenschein.


    LG
    Tamás
    :wink:

    Wenn Podger dazu ähnlich übertrieben wie Letzbor spielen würde, wäre das sinnloser Overkill.


    Ich habe eben in die Letzbor-Einspielung reingehört... ist garnicht so übertrieben... (Bismuth - das ist übertrieben, stellenweise auch Roussel - der ist aber auch genial :D ) und was Duftschmid da neben Letzbor auf der Basse de Viola tut: Doppelgriffe, Pizzicato-Arpeggios... das ist einfach die hohe Schule des Continuospiels. Oder Glüxam in der nur mit Cembalo begleteten 2. Sonate: ist fantastisch.
    Die Letzbor-Einspielung wird oft einseitig wegen manchen Exzessen in den schmerzhaften Sonaten als brachial eingestuft - das ist aber vollkommen fasch: in seiner Einspielung gibt es unendlich viele Schattierungen von zurückhaltend-lyrisch bis eben zum Feuerwerk.


    LG
    Tamás
    :wink:

    Um es allen recht zu machen (was wahrscheinlich ohnehin nicht möglich ist): ich werde zwei Auswertungen anfertigen, einmal mit und einmal ohne die Opern von J. S. Bach


    Nein, das brauchst du nicht. Ist mir schon recht. Nur verstehe ich eben sowas nicht und wollte mal eine Bemerkung dazu machen.


    Ich habe übrigens keine Liste, weil ich einfach zu wenig Barockopern kenne, und es für mich keinen Sinn hat jetzt etwa alle 10 die ich kenne aufzulisten nur um eine zehnerliste zusammenzukriegen. :D


    LG
    Tamás
    :wink:

    Denn möglicherweise hat ein Zeitgenosse Bachs nicht Unrecht, wenn er meinte, die weltlichen Kantaten Bachs seien im Grunde verkappte Opern mit Arien und Rezitativen. Unterstellt man mithin den weltlichen Kantaten des Großmeisters ein dramatischen Potential in einem rhetorischen, opernmäßigen Stil (wobei ich die geistlichen Kantaten hiervon eigentlich nicht ausnehmen wollte, aber das würde in einem Rankingthread vielleicht zu weit führen) so läge die Nähe zum Typus einer Barockoper nicht allzu fern.


    Welcher Zeitgenosse denn?


    Ähnliche weltliche kantaten wurden in Italien zu tausenden komponiert,, und die sind auch keine opern. Es gibt sogar manche - z.B. Händels Aci, Galatea e Polifemo, die sind recht lang - und doch: KEINE Opern.


    Dass es Bach-Liebhabern so schwerfällt zu akzeptieren, dass Bach keine Oper komponiert hat, ist ganz lächerlich... die Passionen als "verkappte Opern", die weltlichen Kantaten als "verkappte Opern"... ja und meine 50 m2 Wohnung im dem vierten Stock eines Wohnbaus ist ein "verkappter Palast"... :P


    LG
    Tamás
    :wink:

    Also für mein Stilgefühl gehören ja sogar der frühe (Orfeo) und späte Monteverdi (Ulisse, Poppea) nicht unbedingt zur selben Epoche... Man kann, wenn man außermusikalische Maßstäbe ansetzt, m.E. schon dafür plädieren, Dinge wie den "Orfeo" oder die "Euridice" als (verhältnismäßig späte erste) Renaissanceopern zu betrachten, weil da in Florenz die "Wiedergeburtsidee" und die Nachahmung der Antike schon eine wichtige Rolle spielt.


    Ja, das kann man durchaus vertreten. Ich würde doch dann aber dafür plädieren, dass Orfeo bereits im barocken Stil komponiert ist. Gibt es etwas mehr typisches für das Frühbarock als Ariannas lamento? Und dieses Stück stammt ja aus dem Schwesterwerk der Orfeo, und komponiert eigentlich im selben Stil. Ist nicht viel anders, als Orfeos Gesang für Caronte...


    LG
    Tamás
    :wink:

    "Bach in der Musik Bibers"


    Ja klar, das gibt's. Es ist interessant zu beachten, wie Biber Zitate aus den Werken von Wilhelm Gustav Damm dazu benutzt um musikalische Prozesse, die er Johann Sebastian Bach entlehnt, aufzustocken und in der damit entstehenden motivischen Leere sich dann sozusagen "einzunisten". Er speist dabei auch gerne am Werk von Alfred Baum.


    LG
    Tamás