Eliahu Inbal - Der Altmeister aus Jerusalem
Jetzt soll er endlich mal seinen eigenen Thread bekommen: Eliahu Inbal, der israelische Dirigentenaltmeister, geboren am 16. Februar 1936 in Jerusalem.
Achtzig Jahre ist er dieses Jahr nun geworden und noch immer steht Eliahu Inbal regelmäßig am Pult bedeutender Orchester dieser Welt.
Seine produktive Hochphase hatte er wohl in den 1970er und 80er Jahren, in der auch die meisten seiner Schallplatten- und CD-Aufnahmen für Philips, Denon und Teldec entstanden.
Hier zunächst die wichtigsten Stationen seines Werdegangs:
- Beginn seiner Ausbildung an der Musikakademie Jerusalem mit Studien für Violine und Komposition bei Paul Ben-Haim
- Auf Empfehlung von Leonard Bernstein Stipendium für eine Weiterausbildung am Conservatoire de Paris (unter anderem bei Nadia Boulanger)
- Kurse bei Sergiu Celibidache und Franco Ferrara
- 1962 Erster Preisträger beim Internationalen Dirigentenwettbewerb „Guido Cantelli“ in Novara und damit Beginn seiner Dirigentenkarriere bei praktisch allen namhaften Orchestern und Festspielen weltweit
- 1974-1990: Chefdirigent des Radio-Sinfonie-Orchester Frankfurt (heute „HR-Sinfonieorchester) – 1996 Ernennung zu dessen Ehrendirigenten
- 1984-1987 und 2007-2011: Chefdirigent des Orchesters des Gran Teatro La Fenice Venedig
- 1996-2001: Chefdirigent des Orchestra Nazionale della RAI Turin
- 2001-2006: Chefdirigent des Berliner Sinfonie-Orchesters
- 2009-2012: Chefdirigent der Tschechischen Philharmonie Prag
- seit April 2008: Chefdirigent des Tokyo Metropolitan Symphony Orchestra
Auszeichnungen:
- Bundesverdienstkreuz 1. Klasse (2006)
- Ordre des Arts et des Lettres, Officier (Frankreich, 1990)
- Goetheplakette der Stadt Frankfurt/M. (2006)
- Goldenes Ehrenzeichen der Stadt Wien (2002)
Seine wichtigste und produktivste Lebensphase war wohl das sechzehnjährige Engagement beim RSO Frankfurt, das er mit den Gesamtaufnahmen aller Bruckner- und Mahler-Sinfonien krönte und die Ihm und dem Orchester internationale Anerkennung bescherten.
Mittlerweile ist Inbal also 80 Jahre alt und Ehrendirigent des RSO Frankfurt, zu dem er letzte Woche zurückkehrte, um Werke von Bloch („Schelomo“) und Bruckner (Sinfonie Nr. 4) zu dirigieren. Es war dies ein wirklich besonderes Konzert mit einer ganz speziellen Aura. Inbal ist im besten Sinne ein Dirigent der alten Schule, der es versteht, Werke zu beleben, organisch fließend und variabel zu halten und eben kein fertiges Produkt abzuliefern, sondern sich einzulassen, sich einzubringen, auch zu improvisieren, anzufeuern, einzugreifen und zu gestalten. Er weiß den Moment, den Augenblick zu nutzen, um Kraft, um Energie zu wecken. Das ist vielleicht nicht immer zu 100% überzeugend, aber immer zu 100% echt und glaubwürdig. Und das macht seine Dirigate so packend und spannend. Man spürte, wie die Musiker bei der Sache sind und nicht einfach nur irgendwas Einstudiertes abliefern. So etwas ist mittlerweile leider zu einer absoluten Ausnahme geworden. Man erlebte denn auch eine Vierte Bruckner von höchster Emotionalität, dem das RSO Frankfurt nichts an Einsatz und Hingabe schuldig blieb. Sicher konnte man sich manche Einsätze und Höhepunkte „perfekter“ vorstellen (wenn ich da an Günter Wand denke), ja, auch die Spannung war nicht immer in höchstem Maße gegeben – dies spielte allerdings alles nur eine untergeordnete Rolle und trübte die Darbietung nicht. Denn hier war Persönlichkeit, Charakter, Atmosphäre und Aura das Entscheidende. Also, kein glatter Jet-Set-Bruckner, sondern der eines achtzigjährigen, erfahrenen Dirigenten, der weiß, was er da dirigiert. Für mich war das ein absoluter Höhepunkt, der sich mir schon jetzt eingebrannt hat und nicht nur ein Konzert von vielen war. Übrigens war bereits das Bloch-Stück „Schelomo“ mit Cellist Jan Vogler ein perfekter Einstieg. Es sollte bekannter sein und öfter gespielt werden.
Nun hat mich dieses Konzert animiert, mich wieder vermehrt mit Eliahu Inbal und seinen Einspielungen zu beschäftigen. Die werde ich dann später auch noch posten.
Aber auch anderen Mitforianern dürfte Eliahu Inbal ja ein Begriff sein, oder?