Beiträge von Ekke

    Es ist, wie es hier eigentlich immer ist. Am Ende wird es persönlich. Man ist diesem oder jenem nach dessen Empfinden mal dumm gekommen, und dann wird nach einer Gelegenheit gesucht, es "heimzuzahlen" oder den anderen für etwas blöde dastehen zu lassen. Nun ja.


    Ich habe jedenfalls auch schon ein paar Absagen/Änderungen bei Konzerten oder Opernabend erlebt. Komischerweise hatte ich eigentlich kaum das Gefühl, dass sich dadurch der Abend besonders verschlechtert hätte. Sei es, dass der Tenor im zweiten Aufzug seine Stimme verlor und auf der Bühne nur markierte, während ein Einspringer (ohne Kostüm) am Bühnenrand sang. Sei es, dass es statt Mahler, dann doch lieber Brahms gegeben wurde. Ich bin vielleicht auch zu genügsam.

    Man liegt für mein Empfinden nie falsch, wenn man jedwede Mutmaßung unterließe, wenn es um die Gesundheit anderer geht. (Also sofern man nicht der behandelnde Arzt ist - und dann wäre ja die Schweigepflicht im Spiel.)


    Ich verstehe Enttäuschung, aber auch nicht mehr. Und Mitgefühl? Bitte. Wenn, dann mit demjenigen, dem es nicht gut genug geht, seinen Job zu machen.

    Guten Morgen!



    Die Wiener Philharmoniker und Messiaen? Wie wunderbar das zusammengeht. So morgens, wenn alles noch ganz friedlich und ruhig ist, man selbst auch noch ganz frei ist - einfach schön.

    Nabokov? Ja. Lolita. Ich fand es dann irgendwann unausweichlich, das zu lesen. Und habe es nicht bereut. Ich fand es modern; auf diese nette, unprätentiöse Weise. Eine freundliche, spielerische Sachlichkeit. Man fährt nicht durch Felder, die ausschweifend geschildert werden, sondern durch "durch Landwirtschaft". Die Augen eines Hundes sehen aus "wie Stiefmütterchen". Oder: "Ich unternahm eine wilde Verfolgungsjagd auf den Schatten ihrer Untreue; doch die Witterung, der ich folgte, war so schwach, dass sie von der Einbildung eines Verrückten nicht zu unterscheiden war."

    Ich mochte das sehr und habe es gern gelesen, und hatte dabei auch gar keine Schwierigkeiten, den Film dazu aus meinem Kopf zu verdrängen.


    Auf meinem immer absurder wachsenden Stapel ungelesener Bücher ist auch Carrère, "Yoga". Ich freue mich auch darauf, lese aber in meinen wacheren Momenten gerade "Gesichter" von Tove Ditlevsen und "Morgenstern" von Karl Ole Knausgård. Beide völlig unterschiedlich, aber auf ihre Weise beide groß. Und dann ist da auch noch das neue Buch von Norbert Scheuer, den ich außerordentlich schätze, "Mutabor", das natürlich auch wieder in Karl spielt.

    Man muss dieses Stück live im Saal erlebt haben. Eine Video-Aufzeichnung bringt da mMn überhaupt nichts und ist völlig überflüssig.

    Aus deinem, später geschilderten, Erleben nachvollziehbar. Aber ich konnte mir - bevor ich es gesehen hatte - nicht recht vorstellen, wie man 4'33'' aufführen sollte, wie das überhaupt "aussehen" würde. Insofern fand ich das für mich schon interessant; insbesondere Kirill Petrenkos Dirigat.

    Ich habe das Stück vor drei oder vier Jahren beim Heidelberger Frühling in einer Streichquintett-Fassung erlebt. Da hatte Igor Levit das Programm konzipiert und die Idee, nach 4‘33“ nahtlos und ohne Zwischenbeifall den 2. Satz aus Schubert‘s Streichquintett spielen zu lassen. Das machte nach der langen Stille einen ungeheuren Eindruck…

    Das glaube ich sofort. Und kann dich da dann nur beneiden.

    So hat eben alles sein Gutes: Ich habe mir aus neuem Interesse Yuji Wang angehört:



    Mich hatte es bislang nicht gereizt, etwas von ihr zu hören, weil ich üblicherweise mit Klavier solo nur in Verbindung mit Bach oder Messiaen etwas anfangen kann (oder will). Mir kommt manches wie ausgestelltes Virtuosentum vor, bei dem die Verwendung der Noten nur zeigen soll, wie kunstfertig man sein kann. Das ist vielfach gewiss ungerecht oder falsch, aber so ist es bei mir nun mal.


    Insofern sah ich für mich auch keinen Grund, etwas von Yuja Wang zu hören. Das habe ich jetzt geändert. Beim Blick auf das Programm dachte ich mir dann, dass jemand, der Ligeti spielt, ja schon mal jedes Interesse wert ist - zumal, wenn er so bekannt ist, und (trotzdem) Ligeti spielt. Das gesamte Recital gefällt mir schon deshalb, weil es mir ungewöhnlich aufgebaut erscheint, also meine Erwartungen (Vorurteile?) unterläuft, und das erkennbar oder erwartbar Virtuose nicht ans Ende, sondern den Anfang stellt. Dies gefiel mir - bei aller Meisterschaft in der Ausführung - denn auch am wenigsten. Je länger die Aufnahme dauerte, desto mehr war ich dabei.


    Naja, jetzt läuft jedenfalls gleich noch diese hier (Ottensamer schätze ich ohnehin sehr, da war das also ein No-Brainer)


    Ein bisschen scheint mir 4'33'' wie eine weiße Leinwand zu sein. Und wenn man durch eine Ausstellung geht und auf eine komplett weiße Leinwand trifft, macht das ja auch etwas mit einem. Man kann sich auf sich selbst zurückgeworfen - oder eben veräppelt fühlen.


    Mir hat der Ernst, mit dem die BPhil und insbesondere Kirill Petrenko das performt haben, beeindruckt. Namentlich vor dem Hintergrund, den Harnoncourt-Fan genannt hat. Ein ohrenbetäubendes Statement.


    Und die Aufzeichnung hat mich auch dazu gebracht, etwas über 4'33'' zu lesen. Für mich sehr interessant. Deshalb vielen Dank fürs Teilen des YT-Videos!

    Da bin ich bei dir. Ein Lieblings-Lohengrin. Die anderen Aufnahmen aus der Box kannte ich noch nicht, die werde ich mir auch mal anhören, insofern danke für den Tipp.


    Ich weiß auch nicht warum, vielleicht, weil sie nie so gehyped wurden, bringe ich sie zusammen: Aber den Bychkov-Lohengrin und den van Zweden-Parsifal mochte ich stets sehr. Vom Klang, der Interpretation, den Sängern - eben dem Gesamtpaket. Ich finde beide sehr stimmig. Falls du diesen Parsifal nicht kennen solltest, stelle ich das Bild mal ein.


    Sehr wohl.


    Und Nachtrag: Der Vorschlag zum Zersplittern oder Auslagern hat nichts mit Prüderie zu tun, es geht in meinen Augen auch nicht darum, Walter seine Meinung zu nehmen oder lassen (die hat er auch ohne meine Genehmigung) - den Kern dessen, was mich hieran ärgert wollt oder könnt ihr nicht verstehen, und damit ist es dann eben auch gut.

    In diesem Forum offenbar noch kein Thema, aber für die Besucher der Berliner Staatsoper - vor allem jene, die Karten für die bevorstehenden "Ring"-Zyklen haben - wahrscheinlich nicht uninteressant: Christian Thielemann (erster und dritter Zyklus) und Thomas Guggeis (zweiter Zyklus) springen für den erkrankten Daniel Barenboim ein. So teilte es gestern die Staatsoper mit.


    Ich habe Karten für den April-Zyklus. Und auch wenn ich ehrlich gesagt lieber Thielemans Dirigat erleben würde, wünsche ich mir doch, dass Daniel Barenboim dann gesund genug ist, die Dirigate wieder übernehmen zu können.

    Ohne weitere Erläuterung "Anstand und respektvolles Miteinander" einzufordern ist also einfach die noch stärkere Moralkeule als die klassische Moralkeule. Man muss nicht erklären, was man meint, und nutzt dennoch sprachliche Gewalt, um andere zum Schweigen zu bringen.

    Andere zum Schweigen bringen. Natürlich mit einer Moralkeule. Und nicht nur mit irgendeiner, sondern einer, die sogar noch stärker ist als die klassische. Aha.

    Das ist Unsinn. Ich hatte vor der von dir zitierten Passage geschrieben, was mir an den Postings sauer aufstieß. Und zwar:

    In einem Kultur-Forum darauf hinweisen zu müssen, dass Frauen (auch die, die bei öffentlichen Auftritten kurze Kleider tragen) mehr sind als Objekte, an denen jedermann seine Phantasien ausleben kann, ist schon abenteuerlich.

    Und wenn man so sinnenfeindlich und philisterhaft ist wie ich (oder von mir aus auch woke, oder was auch immer besser ins jeweilige Weltbild passt), dann findet man eben, dass dieses öffentliche Ausleben von Freikörperkultur-Phantasien nicht dem entspricht, was ich unter "Anstand und respektvollem Miteinander" verstehe.

    Du siehst das offenbar anders. Von mir aus. Aber komm mir nicht mit der "Moralkeule".



    Es tut mir leid, wenn ich diesem Exkurs nun auch noch einen weiteren Beitrag angefügt habe, ich mochte das jedoch nicht so stehenlassen. Kleinlich, ich weiß. Um den eigentlichen Thread zu retten, wäre es gewiss ratsam, das alles zu verschieben/versplittern.

    Naja, das ist doch das klassische Argumentationsmuster beispielsweise bei Vergewaltigungen: Sie ist doch selbst schuld, wenn sie sich so anzieht.


    Nein, ist sie nicht.


    Und so ist hier die Pianistin auch nicht dafür verantwortlich, was ein Konzertgänger sich angesichts ihres Anblicks zusammenfantasiert.

    Er hat sich viel mehr dezidiert respektvoll und anerkennend geäußert.

    Aha.

    eine eminent begabte, von der Liebesgöttin reich beschenkte Vollblut-Musikerin, die notabene und richtigerweise mit ihren Reizen nicht zu geizen beliebt, weil sie dadurch eben gerade solche "notgeilen Männer" (wie mich ...) ins klassische Konzert zu entführen vermag

    Oder auch:

    Und dieses exhibitionistische Wollen bereitet mir extreme Freude!

    Wenn du das für dich respektvoll und anerkennend ist, dann ist es so. Ich finde es jedenfalls unangenehm, wenn sich jemand seinen Freikörperkultur-Fantasien hingibt, nur weil eine Pianistin ein kürzeres oder engeres Kleid trägt. Man mag dies mit der Sinnlichkeit des zugrundeliegenden Stückes begründen wollen - auch das macht es für mich nicht besser.
    Aber was soll's. Dann bin ich eben woke, philisterhaft oder was auch immer.

    Wir haben am Wochenende mal ein Vergleichshören zwischen Apple Music und Tidal durchgeführt. Grundsätzlich war ich ja eher pro Apple Music eingestellt. Das hat sich dann jedoch bei ausgiebigerem Hören gedreht.


    Nun weiß ich, dass ich, sobald ich mich auf mein Gehör verlasse, unweigerlich die Gefilde der Autosuggestion betrete. Ich war schon Zeuge von genügend Hifi-Vorführungen, bei denen dank Sprays, Auflage-Scheiben, Gewichten auf Lautsprechern, Klangschalen usw. usf. erstaunliche Effekte erzielt wurden - die ich größtenteils teilte. Aber letztlich habe ich ja nur meine zwei Ohren, mit denen ich hören kann/muss. Insofern bin ich gezwungen, mich auch auf deren Urteil zu verlassen. Vorsichtshalber verpflichtete ich meine Frau zum Mithören.


    Auf der Liste standen - wie eigentlich immer bei Probehören - unter anderem diese Aufnahmen:


     


     


     


    Und es endet vermutlich naturgemäß in Goldohren-Geschwurbel, aber: Es hörte sich mit Tidal einfach natürlicher, selbstverständlicher, dynamischer an. Man war mehr in der Musik. Und wie Mauerblümchen schrieb, fand ich bei meinem Vergleich ebenso, dass mehr Luft und Platz zwischen den Tönen war. Stimmen klangen natürlicher. Auch bei meiner Frau setzte sich Tidal bei jedem Vergleich durch. Kurzum: Wir sind jetzt bei Tidal gelandet und hören dort mit großem Vergnügen.