Beiträge von Rosamunde

    Was het er denn bitte mit dem Mariandel vor?

    Dasselbe, was die Marschallin (als Verheiratete) mit dem Octavian nicht nur vorhatte, sondern längst getan hat?

    Sorry, aber du behauptest, nicht schwarz-weiß zu sehen und zeichnest dann exakt das Schwarz-weiß-Gemälde, dass du eigentlich immer zeichnest

    Ich zeichne kein schwarz weiss Gemälde und schon gar nicht immer. Die Marschallin ist keine Unschuldsfigur, aber sie kann niemanden schwängern und dann mit dickem Bauch entlassen. Das ist der wesentliche Unterschied.

    Der Ochs schwängert die Milchmädchen im Stall und er ist der einzige, der körperlich verletzt wird?

    Das ist Teil seiner großen Prahlerzählung. Wie viel davon wirklich stimmt, sei mal dahingestellt. Auf der Bühne zu sehen ist nur, wie er im 2. Akt von Octavian verwundet wird. Im 3. Akt wird er dann öffentlich gedemütigt. Wie gesagt: Es ist eine vielperspektivische Oper, keine Schwarz-Weiß-Malerei!

    Was het er denn bitte mit dem Mariandel vor? Das ist doch nur ein weiteres Beispiel. Du kannst es natürlich gerne schönreden. Aber das ist dann eine andere Oper. Das Ende ist auch völlig anders gelagert, als du es darstellst.

    Dass es keine schwarzweiss Malerei ist, habe ich dir schon mehrere Male zugestanden.

    Aber dass der Ochs letztendlich ihr Opfer sei...

    Das ist ein Aspekt von vielen. Natürlich ist der Ochs in dieser musikalischen Komödie der Depp vom Dienst, der sich durch sein peinliches Gebahren selbst lächerlich macht. Andererseits tickt er ganz simpel: Er will sich durch eine Heirat mit einer weit jüngeren Frau aus reichem Hause finanziell sanieren. Das war nicht unüblich, vielleicht hat das der Herr Feldmarschall einst genauso gemacht. Die Marschallin versaut es dem Ochs. In diesem Aspekt wird er zu ihrem Opfer. Ochs ist auch der einzige in dieser Oper, der körperlich verletzt wird. Natürlich nicht von der Marschallin, die verletzt nur seelisch, den Octavian im 1. Akt am laufenden Bande. Sie kreuzt ja auch gegen Octavians Willen im 3. Akt auf und desavouiert nicht nur den Ochs, sondern auch den Octavian - auch wenn sie das bei dem dann wieder gutmacht.

    Also das ist mir alles total verdreht und ist voller Auslassungen, Misinterpretationen und Verschiebung der Handlungsschwerpunkte. Der Ochs schwängert die Milchmädchen im Stall und er ist der einzige, der körperlich verletzt wird?

    Die Marschallin verletzt den Octavian seelisch am laufenden Bande? Das ist eine Übertreibung. Er weiss doch ganz genau, woran er bei ihr ist, was soll er sich denn von ihr erhoffen! Sie muss ihn immer wieder daran erinnern, dass er sich selbstversttändlich nichts erhoffen kann und das tut sie halt. Er ist aber dennoch aus freiem Willen bei ihr, oder sehe ich das falsch? Und warum hält sie ihn auf Abstand? Weil er sonst in seiner jugendlichen Schwärmerei ihre Position gefährden und vollends ruinieren könnte und ausserdem der Tag sehr bald kommen wird, wo er sich im Handumdrehen in eine jüngere Nummer verknallt. Und das wird auch so weiter gehen in seinem erwachsenen Leben. Darum geht es doch in dieser Oper.

    Das kannst du ja.

    Das war ein Witz.

    Ich glaube hingegen, dass das der Komplexität der Figuren in einer Oper wie dem "Rosenkavalier" nicht gerecht wird.

    Und ich glaube du projezierst einiges in meine Aussagen hinein. Ich glaube nicht, dass ich behauptet habe, dass die Marschallin keine negativen Züge hat. Aber dass der Ochs letztendlich ihr Opfer sei....also da frag ich mich wirklich, ob wir von derselben Oper sprechen.

    Übrigens habe ich mal was über das letzte Taschentuch bei dem Andre Heller Rosenkavalier Unter den Linden geschrieben und da sieht man eventuell schon, wie differenziert ich für meinen Teil die Situation beurteilen kann.

    Es gibt Opern, da sind manche Figuren tatsächlich nur gut oder nur böse, im "Rosenkavalier" meines Erachtens nicht, die sind vor allem zutiefst menschlich - mit allen Seiten, die dazugehören.

    Ich habe beim Rosenkavalier nie von gut und böse gesprochen. Das wäre mir zu simpel.

    Nee, mit HIP hat das tatsächlich gar nichts zu tun.

    man befürchtet es ja manchmal, das ein Teil oder ein Mass solcher Verirrungen dann als historically informed verkauft werden. Witzig fand ich ja in dieser Hinsicht, als ich herausfand, dass Brahms Klarinettisten Muse angeblich mit Vibrato gespielt haben soll. haha. Also insofern meine Bitte an alle HIP Klarinettisten......naja, fat chance.

    Hatte ich da den Schmalz in meinen Ohren, oder spielt Biondi tatsächlich mit ausgestelltem Potarmento und merkwürdigen Schrulligkeiten in Agogik und Tempogestaltung?

    Die Interpretation von Biondi finde ich ins Kitschige verirrt. Fast wie eine Parodie oder Karikatur. So ähnlich wie sich mMn Bavouzet beim langsamen Satz des Mozart KK Nr 21 verirrt. Hat aber nichts mit HIP zu tun.

    Musikalisch fand ich es allerdings sehr stark, auch und vor allem gesanglich. Da muss ich schon sagen, dass es Stuttgart für mich deutlich ausspricht. Wie siehst du das, Rosamunde ?

    Stuttgart kenne ich nicht, kann also leider nicht vergleichen. Und zu dem Gesang in Brüssel möchte ich eigentlich so nichts sagen, denn ich habe nicht genug davon angesehen/angehört. Nur genug, um die Marmeladensache zu beäugen.

    Falls du damit das Wasser usw am Anfang meinst, dann fand ich das auch interessant:

    das Vorschaubild ist der Hammer, finde ich.

    nur frage ich mich, ob die Inszenierung dann auch halten kann, was sie damit verspricht. Denn da wird ja mehr gezeigt, als Siegmund gehetzt und auf der Flucht for realen Feinden. Eher im übertragenen Sinne gemeint, denke ich, also auf der Flucht vor und gehetzt durch innere Dämone ? Kommt natürlich darauf an, wie man diese Vorschau versteht. Wie siehst du das jetzt, wo du die gesamte Walküre gesehen hast?

    Aber warum ist Notung ein großes Glas Himbeermarmelade?

    da wurde ich neugierig......naja, also es gibt ja auf der Bühne ein tatsächliches Schwert, was Sieglinde bringt und in sich birgt, als ob sie der Baum sei. Siegmund zieht es dann aus ihr heraus (eigentlich keine schlechte Regie-Idee. Ich kenne mich nun aber nicht so gut bei Ring Inszenierungen aus, daher die Frage in die Runde hier: gab es das schonmal vorher irgendwo in einem Ring zu sehen?)) und stellt es in den Kühlschrank. Dann suhlen sie sich nach und nach in einer roten Flüssigkeit, in oder umgeben von einem Blumenbett. Danach kommt erst das Glas mit wohl derselben Flüssigkeit. Ich meine, es soll wenn überhaupt, dann Kirsch-Marmelade sein, also Sieglindes Jungfrauen-Körperflüssigkeit - was dann korrespondiert mit der Idee, dass das Schwert ihr entnommen oder aus ihr herausgezogen wird.(Ja, ich weiss, sie ist höchstwahrscheinlich technisch keine Jungfrau mehr, aber emotional oder in ihrem Wesen ist sie es natürlich, deswegen ja auch der Kühlschrank...) Und so weiss man auch gleich, was die Milch ist, die dann zum Vorschein kommt und getrunken wird. Naja, ob das alles im Gesamtkonzept Sinn macht, kann man wohl nur sehen, wenn man sich die ganze Show ansieht. An sich ist das von mir beschriebene Detail nicht schlecht, finde ich, nur wirkt es einerseits etwas unappetitlich und andererseits wie ein Verriss eines "invigorate your sex life" Ratgebers ....was ja aber auch gar nicht dumm ist. Siehe Inzest. Eine Stellungnahme des Regisseurs zum Geschehen? Wie gesagt, man müsste sich nun alles ansehen, am besten alle 4 Opern natürlich, ehe man sich darüber eine Meinung bilden kann.

    Laborieren

    ...benutzt man im deutschen ja meistens mit "an", also man "laboriert an" beispielsweise einem Defizit. Das "Laborieren" ohne Objekt selbst als Defizit ist vieldeutig. Ist die Interpretation Deines Satzes, dass es zu sehr "nach Arbeit klingt", ungefähr, was Du sagen wolltest?

    Danke, philmus, ja ich meinte er arbeitet fast zu sehr an dem was er sagen möchte, es kommt nicht ganz so spontan fliessend herüber, wie bei Marwood. Aber wirklich nur minimal. Ich finde übrigens, dass dies seine Art ist und nicht von seiner, oder besser: seinen Interpretationen zu trennen. Insofern respektiere ich es 100% und nehme es eigentlich als ein Zeichen seines inneren Engagements und deswegen als positiv war. Nur wenn ich die Wahl habe, gerade bei Schumann, der ja wohl seinen mentalen und emotionalen Zuständen völlig ausgeliefert war, dann wähle ich eine Interpretation, die dies nicht so erscheinen lässt.

    Auf Deutsch sagt man "die vierte Wand durchbrechen". Aber ich weiß nicht, ob das wirklich exakt das trifft, was du meinst. Damit meint man eher, das Publikum direkt anzusprechen wie ein Papageno in einer Zauberflöte für Kinder.

    ok danke, also eine direkte Übersetzung. Und ja, es trifft nicht genau, was ich meine, das wäre mir eigentlich zu ungehobelt. Ich meine, dass die Zauberflöte mE unter anderen Apsekten einen besonderen hat, etwas, was das Publikum sehr viel direkter ansprechen und mitnehmen möchte, als andere Opern und dass ich das Theaterspielen deswegen etwas bewusster dargestellt haben möchte. Ich bin mir jetzt nicht ganz im Klaren, ob das wirklich von der Pamina Figur als so wichtig zu erwarten ist, oder eher von allen anderen. Interessant ist für mich dabei auch, ob und inwieweit oder an welchen Stellen sich Mozart von der dargestellten Allegorie distanziert (oder was man glaubt hier dargestellt zu bekommen) und falls er es tut, "was er (mir) eigentlich sagen will". Hier liegt glaube ich das Zauberhafte und Mysteriöse dieser Oper....Denn zB tut die Pamina ja eigentlich etwas völlig Unerhörtes und Unerwartetes, als sie Tamino durch die letzten beiden Prüfungen führt - was sie übrigens in dieser Pierre Audi Inszenierung nicht tut - dies ist zB eins meiner Fragezeichen an die Inszenierung.

    Ich ziitiere mich mal selber hierhin:

    Hier lief zunächst die Schumann Violinsonate Nr 1 op 105 mit Augustin Hadelich und Joyce Yang im direkten Vergleich mit der live Aufnahme von Anthony Marwood/Madzar, welche weiterhin meine Lieblingsaufnahme des Werks ist. Aber Hadelich gefällt mir auch sehr gut. Bei ihm meine ich, ebenso wie bei Marwood, ein sehr tiefes persönliches Engagement mit der Musik, einen Drang zum Musizieren und Geigen um seiner selbst willen zu bemerken, nicht aus äusserlichen Gründen, wie es mir bei einigen jüngeren Musikern öfter vorkommt. Ein kleiner Kritikpunkt wäre - und das ist sicher Geschmackssache - eine leichte Tendenz zum musikalisch Laborierten, es fliesst nicht so natürlich spontan, wie bei Marwood/Madzar.

    Das Laborieren ist aber wirklich nur minimal und im direkten Vergleich zu bemerken, meine ich. Insgesamt hat mir diese Aufnahme Freude gemacht.

    Hier lief zunächst die Schumann Violinsonate Nr 1 op 105 mit Augustin Hadelich und Joyce Yang im direkten Vergleich mit der live Aufnahme von Anthony Marwood/Madzar, welche weiterhin meine Lieblingsaufnahme des Werks ist. Aber Hadelich gefällt mir auch sehr gut. Bei ihm meine ich, ebenso wie bei Marwood, ein sehr tiefes persönliches Engagement mit der Musik, einen Drang zum Musizieren und Geigen um seiner selbst willen zu bemerken, nicht aus äusserlichen Gründen, wie es mir bei einigen jüngeren Musikern öfter vorkommt. Ein kleiner Kritikpunkt wäre - und das ist sicher Geschmackssache - eine leichte Tendenz zum musikalisch Laborierten, es fliesst nicht so natürlich spontan, wie bei Marwood/Madzar.

    Dann wurde ich neugierig und hörte mir gleich auch die Cesar Franck Sonate an. Auch sehr zu empfehlen! Hier würde ich mir an manchen Stellen einen etwas lieblicheren Geigenton vorstellen und im 2. Satz mehr Aufrauschen im Klavier, denn da darf ja wohl eigentlich an manchen Stellen kein Gras mehr wachsen. Aber ansonsten fand ich das schon sehr ansprechend. Müsste ich mal mit James Ehnes vergleichen, aber eigentlich ist schon klar, wer das die Nase vorn hat - vermutlich rein klanglich schon.

    Insgesamt also eine Bereicherung bei beiden Werken, hat mir Freude gemacht.

    Hernyk Szeryng & Gary Graffman spielten die erste Schumann Violinsonate a moll op 105 in einem Recital at the Library of Congress. Der dritte Satz ist stellenweise etwas rau, aber ansonsten ist das allererste Sahne.

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