Nina Dorliak und Richter mit der Dichterliebe in Moskau 1956.
Danke für die Anregung, Wolfram!
Ich hab es mir 2 Mal ganz angehört und einige Lieder und Stellen öfter.
Als allererstes: ganz wunderbar finde ich das Nachspiel von S Richter. Also wenn man sich das mal antun möchte, dann lohnt es sich allein dafür in diese Aufnahme reinzuhören.
Ansonsten:
Gerade bei so einer krassen Änderung sollte man wirklich fair sein und in Betracht ziehen, dass man sich überhaupt auf eine andere Aufnahme einlassen muss.
Die Frauenstimme ist kein Problem für mich, finde ich interessant und würde gerne mehr davon hören. Interessant, weil man sehen würde, ob sich eine interpretatorische Frauenversion herauskristallisieren würde
.
Problematisch könnten eventuell dann inhaltlich so Sachen wie „nur eine kennt meinen Schmerz, sie hat ja selbst zerrissen...“ werden.
Wenn ich das Russische erstmal beiseite lasse: Ich finde viele Lieder durchaus schön und getroffen, wie zB Die Rose, die Lilie, die Taube, die Sonne; Ich will meine Seele tauchen; Und wüßten's die Blumen, die kleinen oder Das ist ein Flöten und Geigen; Ich hab im Traum geweinet.
Ich muss aber sagen, dass mir nach 2 mal hören die Lieder nicht genug Variation im Ausdruck bringen. Doch eher insgesamt verhalten und introvertiert. Es gibt schon auch lebhaftere Stellen und hier und da mehr extrovertierter Ausdruck, aber insgesamt ist mir das zu uniform, was ich nicht als im Sinne des Textes empfinde.
Gerade meine beiden Lieblingslieder sind leider für mich verstellt. Ich grolle nicht wird indiskutabel durch das halbe Tempo. Eine der schönsten Basslinien komplett für die Katz. Wo man gerade da doch sonst so schön zulangt
. Und bei Ein Jüngling liebt ein Mädchen fehlt einfach alles, was es braucht. Vom grossen, heiligen Köln hör ich auch nicht genug, und das ist natürlich unverzeilich
.
Zur Übersetzung : da bin ich streng. Musik in der Übersetzung hör ich mir eigentlich nicht freiwillig an. Ich denke mir es muss was verloren gehen. Hier bei dieser Version stört es mich allerdings nicht, weil ich Russisch so ausgesprochen gerne höre. Irgendwie inspiriert es mich. Aber ansonsten gehe ich deshalb auch nicht in die ENO in London. Verdi auf Englisch? Nein, Danke.
Ich finde es inzwischen leider auch bei Belletristik unangebracht und gehe davon aus, dass mir mindestens 50% des Werks verloren gehen. Im Grunde lese ich es dann „nur noch“ für die Story.
Ich habe das Gefühl, sie lauschen jeder Empfindung in extremster Weise hinterher, wollen gar keine Geschichte erzählen, sondern sind mehr an dem interessiert, was Text und Musik anbieten.
Ja, in der Tat, es macht diesen Eindruck. Allerdings ist mir das bei Ich grolle nicht wirklich zu viel. Da muss man ja fast lachen. Und so war die Ironie wohl nicht gemeint.
Aber ansonsten stimme ich Dir zu.
Ich hör mir jetzt das Nachspiel nochmal an
.
