Beiträge von Christian Junck


    Dieses Cover deckt sich nicht mit dem, was ich hier liegen habe - aber bei aller Suche taucht es immer wieder auf, also muss es wohl zwangsläufig diesselbe Aufnahme sein.
    Läuft hier jedenfalls gerade. Finde ich eines der genialsten Aufnahmen von Mozarts Requiem KV 626 überhaupt, nur ausgerechnet das Confutatis finde ich etwas schwach.


    Direkt im Anschluss wird Schuberts berühmtes Streichquartett als Mahler-Orchestereinspielung laufen.


    'http://www.youtube.com/watch?v=z42GrmR4U2Y'


    Es steht leider nicht dabei wer es einspielt. :huh:



    :wink:

    Darf ich hier meine Frage anhängen, die mich schon lange bewegt; ob es nämlich in meinem Alter noch Sinn macht, (wieder) Klavierspielen zu lernen?!

    Klavierspielen ist jedenfalls für einen Anfänger das angenehmste Instrument, denn man muss sich nicht mit dem Problem rumquälen einen Ton zu erzeugen; drück auf die richtige Taste, und der richtige Ton kommt. Und das ist auch der Grund, warum man mit entsprechender Übung (das ist eine reine Disziplinsache) sehr früh Erfolge verbuchen kann, und es darum sehr früh auch Spaß macht. Wenn es also ein Instrument gibt, was man auch ganz spät noch gut lernen kann, dann ist es Klavier.

    Also erst einmal kenne ich persönlich keinen Klassikliebhaber, der nicht auch belesen oder sonstwie kultiviert wäre

    Mein erster Impuls war ehrlichgesagt etwa diesselbe Aussage; ich hab bisher immer die Erfahrung gemacht, dass die Liebe zu klassischer (um in dem Wort mal die Stichworte zu geben; "tiefsinnige, intelligente, komplexe, rührende...") Musik einen Zusammenhang zu geistiger Reife hat. Es passte auch früher so schön zu meinem Problem, dass ich als ewiger Grübler mir selbst das Leben schwer machte - mein großer Trost war aber, dass keiner aus meiner Schulklasse Musik so genießen konnte wie ich.


    Seit dieser Erkentnis sind inzwischen immerhin 8 Jahre vergangen, und was passierte in der Zwischenzeit? Nichts anderes. Alle Klassikliebhaber mit denen ich einen persönlichen Kontakt habe, sind allesamt belesen, gebildet und sehr interessiert an Tiefsinnigkeit. Und um mal auf den Anfangspost zu kommen; keiner von diesen Menschen kann so herrlich naiv glücklich sein, wie die ganzen Leute die freitagabends feiern gehen, ohne jeden Plan durchs leben laufen und für die die Welt so in Ordnung ist, wie sie ist - sie hinterfragen sie ja auch nicht. Und diese Leute finden kein Interesse an Klassik. Ob das nicht doch ein deutlicher Zusammenhang ist??


    Ich will ganz vorsichtig mit der Behauptung sein "Musik macht mich glücklich." Sicher kann sie mich in eine Art Rausch versetzen, aber im Prinzip kann ich vorallem nur eines mit absoluter Sicherheit sagen; Ich brauche sie. Sehr sogar.
    Inwieweit die aktuelle, seelische Gefühlslage da eine Rolle spielt ist fraglich. Ich kenne das Gefühl, von Musik bestätigt zu werden. Aber das kann in so vielen unterschiedlichen Lebenssitationen so verschieden sein, dass ich mich da nicht festlegen mag. Hier würde ich also auch Gurnemanz zustimmen.



    :wink:

    Sprich: Bieber erst runtermachen, wenn man (wie du forderst, objektiv) begründen kann, warum eine Purcell-Arie besser als ein Bieber-Song ist. Und so oft, wie wir hier im Forum an einer Qualitäts-Bestimmung gescheitert sind, habe ich da so meine Zweifel, dass das gelingt.. :D (und bitte, bitte fangen wir das nicht wieder an!)

    Da kann ich nur gegenhalten: Warum soll ich mich mit Theorien aufhalten? Ich habe Fakten aufgezählt, als ich von der Entwicklung von 2 Komponisten sprach. Denn deren Verlauf seh ich als das, was Rappy beschrieb; eine Art objektiven Geschmack.
    Warum das so ist? Keine Ahnung. Ich habe nur festgestellt, dass es ihn gibt.


    Zugegeben; mit meinem Satz über Bieber und Bohlen habe ich bewusst eine forsche Prognose erstellt, um einen krassen Gegensatz aufzuzeigen. Ich kann sie nicht zwingend begründen, aber ich bin mir sicher fast jeder Klassikhörer wird den Wertgehalt dieser Musiker genauso/ähnlich einstufen. Die Kernfrage ist tatsächlich, wo sich Objektivität und Subjektivität treffen. Und auch die Frage könnte ich nie auf Fakten, sondern nur auf Theorien abhandeln. Darum ist mehr als dieser eine Fakt in dieser Frage m.E. nicht drin.


    Aber zum Glück ist die Threadfrage ja auch eine andere... :D

    Wolfgang Amadeus Mozart: Die Klaviersonaten (Gesamtaufnahmen auf CD)

    [Die folgende Einführung wurde erst nachträglich - am 21.09.2013 - verfaßt und auf Bitten von Diskutanten hier an den Anfang verschoben.
    :gurni:
    Gurnemanz]



    Es ist irgendwie bei Mozart schon eine Klischee-Frage, aber trotzdem kam sie mir sofort in den Sinn, als ich mir vornahm, für seine Klaviersonaten einen Thread zu erstellen: Sind die unterschätzt?
    Denn der Hörer lässt sie gerne mal nebenbei laufen (mein bisheriger Eindruck), und der Klavierspieler findet sie zwar sehr schön und raffiniert, betitelt sie aber im Zusammenhang mit späteren Komponisten als "sehr leicht".


    Ich finde beides falsch. Man muss der Fairheit halber aber auch sagen; es galt damals teils als chic, wenn Sonaten einfach klangen, aber sauschwer zu spielen waren. Mozart Sonaten können für den Pianisten jedenfalls die Hölle sein, denn sie erfordern riesen Geschick - Mozart war so Harmoniegewandt, dass jeder Ton den man falsch spielen würde, sofort negativ auffallen würde und das Stück wäre ruiniert. Jeder hier kann jetzt dagegen halten "Das ist doch grundsätzlich so", ich finde aber bei Chopin und Liszt gibt es viele Stellen, bei denen es durchaus unauffällig wäre - es sei denn, man kennt jene Werke eben in und auswendig - wenn die ein oder andere Note fehlen würde, oder falsch gespielt wäre. (Was auch am Pedaleinsatz liegt)


    Was den Hörer abhalten könnte, Mozarts Sonaten zu hören, ist vielleicht die Tatsache, dass der typische Klavierklang bei diesen Werken gar nicht vorhanden ist - ich deute damit auf die Tatsache hin, dass es damals kein Klavier gab, der Tonumfang eingeschränkt war und Mozart keine Pedalfunktion hatte/benutzte - somit das auf und abspielen von Akkorden eben immer "dünn" klingt. Das ist ein wirklich sehr primitiver Grund, aber irgendwie hab ich so das Gefühl, dass es tatsächlich dieser Grund sein kann, der Mozarts Klaviersonaten größtenteils im Hintergrund stehen lässt, wenn es um die Entscheidung geht sie zu hören, oder nicht.


    Egal, kommen wir nun zu den Sonaten selbst. (Die Sonaten für 2 Klavier oder zumindest mal 4 Händen kommen in einen anderen Thread)


    Erste Reihe Klaviersonaten


    Man sieht an der Nummer schon; Mozart ging recht spät an Klaviersonaten
    zu schreiben. Er war zu dem Zeitpunkt vermutlich 19 Jahre alt und 1775 in
    München unterwegs, als er die erste Reihe schrieb. Den Sonaten wird
    allgemein immer ein noch großer Haydn-Einfluss zugeschrieben, ich finde
    aber sie sind schon viel zu Invididuell für so eine Behauptung. Dass die
    erste Sonate in C-Dur ist, ist sicher ein bewusster Scherz Mozarts, da
    er in dieser "leichten Tonart" bereits andauernd aus der Tonart
    ausartet.


    1. Sonate in C-Dur, KV 279

    • Allegro
    • Andante
    • Allegro


    2. Sonate in F-Dur KV 280

    • Allegro assai
    • Adagio (Für alle, die sich bei Mozart über zu wenig Moll-Sätze beklagen; anhören!)
    • Presto


    3. Sonate in B-Dur KV 281

    • Allegro
    • Andante amoroso
    • Allegro


    4. Sonate in Es-Dur KV 282
    Ich will einem Thread für der Sonate nicht zu viel vorentnehmen; aber diese Sonate ist Mozarts erstes Meisterwerk auf diesem Gebiet. Nicht nur, dass er das übliche Schema nicht verwendet, hier ist einfach jeder Satz ein Hit. Der erste Satz unfassbar rührend (und die Melodie geht nicht mehr aus dem Kopf), ein herrliches Menuett und dann ein sehr spitzes Abschlussallegro. Sehr hörenswert!


    5. Sonate in G-Dur, KV 283

    • Allegro
    • Andante (Irgendjemand schrieb mal, dass er als letzten Satz vor dem Sterben, jenen schlichten C-Dur-Satz hören möchte)
    • Presto


    6. Sonate "Duernitz" in D-Dur, KV 284
    Den Beinamen hat die Sonate wegen seines Widmungsträgers Thaddäus von Dürnitz.

    • Allegro
    • Andante (Rondo)
    • Tema con variazioni (Schlimmer Ohrwurm :D )


    7. Sonate in C-Dur, KV 308

    • Allegro con spirito (Man sollte sich durchaus mal den Spaß gönnen zu diesem Satz auf den zweiten Satz seiner berühmten A-Dur Sonate KV 331 zu hören 8| )
    • Andante - un poco adagio
    • Rondeau (Allegretto grazioso)


    8. Klaviersonate in a-moll, KV 310
    Über diese Sonate wird gerne gemunkelt, sie würde den Tod seiner Mutter vertonen. Dies ist nicht belegbar, entstanden ist sie aber wohl tatsächlich in Paris 1778. Düster und traurig ist sie jedenfalls.

    • Allegro maestoso
    • Andante cantabile con expressione (Man beachte die Durchführung...)
    • Presto


    9. Klaviersonate in D-Dur, KV 311 (Entstehung: Mannheim, 1777)

    • Allegrc con spirito
    • Andantino con expressione
    • Rondo (Allegro)

    Thread dazu: Link zum Thread


    Die Wiener Sonaten


    Dass das Wiener Publikum schon damals ein wenig speziell war ist uns bekannt, und Mozart war es das auch. :D Dementsprechend geht er bei seinen Klaviersonaten auch in eine etwas andere Richtung und verabschiedet sich langsam aber sicher von dem Mannheimer Stil.


    10. Sonate in C-Dur (was sonst?), KV 330 (Entstehung: vermutlich Wien, 1783)

    • Allegro moderato
    • Andante cantabile
    • Allegretto (Der bekanntere Satz dieser Sonate)


    11. Sonate in A-Dur, KV 331 (Wohl auch in dem Jahr entstanden)
    Wohl seine zweitberühmteste Sonate, was sie den Ecksätzen verdankt. Beide sind garantiert sogar jedem Nicht-Klassikhörer bekannt.

    • Tema (Andante grazioso) con variazioni
    • Menuetto
    • Alla Turca (Allegretto)


    12. Sonate in F-Dur, KV 332 (Vermutlich bisschen früher entstanden als die beiden davor)

    Wird neben der Sonata Facile gerne als die andere Klaviersonate bezeichnet, die man Klavieranfänger spielen lässt. Das ist sicher aber nicht der Grund warum sie so berühmt ist, aber dazu dann in einem eigenen Thread mehr.

    • Allegro
    • Adagio (Geheimtipp!)
    • Allegro assai


    13. Sonate 'Linzer' in B-Dur, KV 333 (Entstehung: Linz/Wien, 1783)

    • Allegro
    • Andante cantabile
    • Allegretto grazioso



    14. Sonate in c-moll, KV 457 & 475 (Entstehung: Wien, 1784)

    Eigentlich eine Sonate mit 4 Sätzen, denn Mozart selbst bezog die Fantasie zu dieser Sonate.

    • Fantasie
    • Molto allegro
    • Adagio
    • Allegro assai


    Späte Wiener Sonaten


    15. Sonate 'Facile' in C-Dur, KV 545 (Entstehung: Wien, 1788)
    Seine Berühmteste. Dazu kein Wort, denn das wird mein nächster Thread

    • Allegro
    • Andante
    • Rondo (Allegro)


    16. Sonate in B-Dur, KV 570 (Entstehung: Wien, 1789)

    • Allegro
    • Adagio
    • Allegretto


    17. Sonate in D-Dur, KV 576 (Entstehung: Wien, 1789)

    • Allegro
    • Adagio
    • Allegretto


    18. Sonate in F-Dur, KV 533 & 494

    Allgemein ist glaube ich bekannt, dass zunächst nur die ersten beiden Sätze komponiert wurden, und erst mit dem Rondo später eine Sonate draus wurde?

    • Allegro
    • Andante (Geheimtipp!)
    • Rondo (Allegretto) (KV 494)

    :wink:

    Soll ich einen aufmachen und die wichtigsten GAs wenigstens erstmal anzeigen?

    Nur zu, meinen Segen hast du *lach*


    auch wenn sie dem ein oder anderen unsensibel erscheinen mögen

    Stimmt, das sagen ziemlich viele über Gulda allgemein - und tatsächlich spielt er manchmal unnötig schroff (Seine Aufnahme der c-moll Fantasie finde ich grausigst). Aber daneben interpretiert er irre individuell und so facettenreich (und das größte Highlight ist es dann noch zu sehen mit welch fast schon gelangweilt-wirkender Mühelosigkeit seine Hände über dem Klavier schweben, denn er spielte so wie Mozart es auch mal schrieb; je eine Münze auf die ober Handfläche, und diese dürfen beim Spielen nicht runterfallen).


    Gehört streng genommen jetzt nicht in diesen Thread, aber es ist erwähnenswert; das größte Highlight von Gulda ist für mich jene Einspielung von KV 322, zweiter Satz:
    'http://www.youtube.com/watch?v=8hCr28qzfXA'




    :wink:

    Wieso klischeeüberhäuft?

    Ich weiß nicht woran es liegt, aber die Aufnahmen der Philips-Edition werden meistens immer als "Für den Anfang mal nicht schlecht" gewertet - zumindest ist MIR das so passiert, dass bei Gesprächen über Aufnahmen immer dies in diese Richtung gewertet wurde - genauso übrigens bei den Brendel-Aufnahmen der Klavierkonzerte.


    Bin ich blind oder gibt es keinen Thread zu den Gesamtaufnahmen von Mozarts Klaviersonaten?


    Ne, ich fand auch keinen. Wollte auch erst einen aufmachen, aber das mach ich lieber am Wochenende. Es gibt nur einen allgemeinen Thread über seine Klaviersonaten bezogen auf die Aufnahmen von Schonderwood.



    :wink:

    Wolfgang Amadeus Mozart: Sonate für Klavier D-Dur KV 311

    Jene Klaviersonate in D-Dur empfinde ich persönlich als eine der heiteresten aus Mozarts Feder. Eigentlich ist man es nämlich gewohnt, dass er auch in der bewusstesten Heiterkeit Akzente setzt, die irgendwie abgründig wirken. Diese Akzente finden sich im Finalsatz stellenweise, aber auch hier eben ungewöhnlich dezent. Aus dem Grund ist diese Klaviersonate für mich ein typisches Frühlingsgefühls-Werk (obwohl es im Winter komponiert wurde :D ).


    Mozart war 21 als er am Hof in Mannheim verkehrte - natürlich auf der Suche nach einem lukrativen Posten zum Kapellmeister um seinem verhassten Salzburg zu entfliehen. Er machte also, was er immer in so einem Falle machte; er komponiert und gab Akademien (bzw. in dem Fall gab er jedenfalls seine Beiwerke dazu). Eines der Kompositionen ist eben diese Klaviersonate.


    Im Kopfsatz veranstaltet Mozart eine freud'sche Überraschung in der Durchführung; am Ende der Exposition kommt - wie um den Abschnitt einfach seufzend abzuschließen - eine abwärtsgehende Melodie. Diese wird in der Durchführung aber gründlich durch den Kakao gezogen. Dies ist etwas, was auch denjenigen, die vielleicht nur Mozarts berühmte Sonata Facile KV 545 kennen, bekannt vorkommen dürfte - denn da tat er genau dasselbe. Ähnliches kann man auch im Kopfsatz der Prager Sinfonie KV 504 beobachten, nur dass er da das Thema bereits irgendwo am Anfang kurz und beiläufig "erwähnt".
    Der wunderschöne lyrische zweite Satz besticht einfach durch seine Gefühlsdichte und ist unfassbar rührend. ( :juhu: :juhu: )
    Der Finalsatz ist ein Rondo der zunächst mit melodischen Einfällen sprudelt (wer gut hinhört findet auch das berühmte Jupiter-Thema, welches Mozart recht häufig in seinem Leben verwendete). Ansonsten kommt im weiteren Verlauf des Satzes vorallem die Virtuosität zum Zuge und lauter spannende Variationen.


    Anhören tue ich mir die Sonate am liebsten mit der klischeeüberhäuften Gesamtaufnahme von Philips:



    :wink:

    Die Menschheit hat den Vorteil, dass es eine gemeinsame ästhetische Basis gibt und m. E. Geschmäcker eben nicht so verschieden sind, wie man immer sagt.

    Sorry wenn ich wieder zum Anfang des Threads husche, aber genau diese Aussage ist es, die mir auch durch den Kopf ging. Denn ich unterhielt mich kürzlich mit einem Soziologen über die Subjektivität von Kunst. Besagter Soziologe regt sich regelmäßig über Menschen auf (ich by the way auch :hide: ), die alles was sie hören, lesen oder anschauen mit ihrer persönlichen Meinung begründen. Die Objektivität von Kunst ist aber vorhanden, auch wenn man sie nicht so leicht werten kann. Aber einfach gesagt; es wird gute Gründe geben, warum sich gewisse Werke/Künstler im Laufe der Zeit durchsetzen, selbst wenn sie zu ihrer Zeit kommerziell nicht so geachtet waren. Dasselbe gilt auch umgekehrt. (Darum müssen sich Leute wie Dieter Bohlen oder Justin Bieber keine großen Hoffnungen machen, dass man in 100 Jahren überhaupt noch weiß, wie man ihren Namen schreibt)


    Auf die Threadfrage bezogen würde ich mal behaupten, dass es für den Künstler immer für sich selbst vorteilhaft ist, wenn er die Kunst wirklich für sich selbst macht - es sei denn ihm ist es wirklich das Wichtigste der Welt Erfolg zu haben, aber dann ist er zumindest mal in der Musik bei der Klassik in einer schlechten Position. Erfolg ist eigentlich nichts, Anerkennung dagegen ist alles. Beides Gleichzeitig ist natürlich der Idealzustand; aber wer hat schon so viel Glück...? Oder bei wem gibt sich das die Wagschale? Mozart war weiß Gott nicht unbekannt, aber seine Popularität war zu Lebzeiten doch noch überschaubar, gerade gegen Ende seines Lebens. Heute ist er der Berühmteste. Liszt war zu seiner Zeit eine Leuchtikone, eine richtige Berühmtheit. Sein Schaffen ist aber heute auf die Virtuosität auf dem Klavier beschränkt. Hier zeigt sich glaube ich gut, was ich meine.


    Und ja; auch Mozart hat natürlich schon aus finanziellen Gründen für's Publikum geschrieben. Aber für deren Zufriedenstellung wäre wohl weit weniger Engagement nötig gewesen, oder...?

    NIE WIEDER LAND!


    Eigentlich sollte ich dem Landleben gegenüber milde gestimmt sein, weil ich meine Kindheit dort verbrachte (also knapp die ersten 10 Jahre). Dann zog ich nach Hamburg und hab mich wunderbar daran gewöhnt, das alles sofort erreichbar ist. Quasi also meine gesamte Jugend, und eben auch die Zeit in der ich die Klassik für mich entdeckte. Mit 16 meldete ich mich bei dem - ich denke mal immernoch allgemein bekannten - Tamino Klassikforum an und hab dort auch meinen Bekannten- und teils auch Freundeskreis dadurch mit Klassikliebhabern erweitern können. Soweit alles toll.


    Dann zog ich mit 17 Jahren aus finanziellen Gründen meiner Eltern in dieses Pupsdorf zurück, in dem ich meine Kindheit verbrachte. Besagtes Dorf zählt nichtmal 2.000 Seelen, einmal pro Stunde kommt (wenn man Glück hat) ein Bus der nach über einstündiger Fahrt in Mainz ankommt - eine Stadt die zwar immerhin musikalisch hin und wieder was zu bieten hat, aber ansonsten ab 18 Uhr irgendwie wie ausgestorben ist.
    Ich kannte dort also niemanden mehr, es war nichts in der Nähe und - das gab dem ganzen noch das Krönchen - es gab in diesem Dorf keine Internetleitung.


    Ich war also komplett abgeschieden von der Welt (übrigens hat mir Rheinland Pfalz auch gründlich meine Schulkarriere versaut bzw. gestoppt) und hatte nurnoch die Musik. "Eine schöne Gelegenheit sich viel mit der Musik zu beschäftigen" werden einige von euch jetzt denken, aber es war nicht so. Ich hörte viel Musik und ich komponierte auch in der Zeit fleißig. Aber ich wurde dort auf meine Art genauso tot wie das Dorf selbst und es machte mich geistig krank - es folgte eine Depression deren Kurierung fast 6 Jahre (!) in Anspruch nehmen sollte. Erst knapp 9 Monate später haben wir für einen unverschämten Preis von der Telekom Sateliteninternet einbauen lassen, erst da konnte ich zumindest mich wieder virtuell mit Menschen austauschen. Ich bin in Musikforen ein stilles Wasser, aber sich im Allgemeinen darüber auszutauschen das ist sogar mir ein großes Bedürfnis.


    Jetzt wohne ich in Rastatt, eine Stadt die mich etwas an Mainz erinnert - aber ich habe hier 2 schöne Städte in der Nähe: Einmal Baden-Baden wo es das sehr berühmte Festspielhaus gibt, und Karlsruhe - eine sehr lebendige Stadt, die ich spontan mit Frankfurt vergleichen würde (nur eben kleiner).


    Deutliches Fazit also; ein beschauliches, ruhiges Leben auf dem Land ist für mich NICHTS. Und das ist vorallem deswegen etwas seltsam, weil ich ein Einzelgänger bin und eigentlich meistens das Alleinsein suche. Vielleicht hab ich die korrekte Erklärung, warum ich trotzdem mitten im turbulenten Leben leben muss, selbst noch nicht gefunden...? Zufall oder nicht: Jedenfalls lernte ich in dieser belebteren Gegend hier einige Menschen kennen, die mir inzwischen gute Freunde oder Bekannte wurden und mit denen ich mich hin und wieder Treffen kann um mit ihnen Musik zu hören und mich darüber auszutauschen. :juhu:

    und ich vermisse weitgehend den "typischen" Harfen-Sound, der für mich wesentlich mehr glissandi usw. enthält.

    Liebe Allegro,


    nein nein, du hast sogar vollkommen Recht damit. Es ist untypisch. Das typischste an dem Harfenspiel ist wohl noch das hoch- und runterspielen der Akkorde im Finalsatz. Der Rest ist eher eigen.


    Zitat

    Ich hoffe, Du nimmst mir diese Kritik nicht übel :schaem:

    Ganz im Gegenteil. Ich wünschte ich es gäbe mehr davon. Natürlich steigern positive Kritiken im Allgemeinen die Motivation eher; aber ohne die Negative könnte ich kein realistisches Fazit ziehen. DANKE also!



    Liebe Grüße,
    Chris (der aufgrund der vorzeitigen Erwachens jetzt erstmal nen Kaffee braucht... :k: )

    Ähnlich habe ich schon bei mehreren Bekannten festgestellt, dass sie Probleme mit dem Klang einer Violine (solo) haben, wohl aus ähnlichen Gründen.


    Stimmt, jetzt wo du es sagst fällt es mir auch auf. Auch bei mir selbst; ich finde die ganz Tiefen Klänge von Violine und Bratsche viel eindrucksvoller. Beim Gesangssopran ist das jetzt nicht so stark der Fall, aber ich erinnere mich gerade an den Solo-Part des Kyrie von Mozarts großer c-moll Messe KV 427 wo diese krasse Gegensatz auch einen tollen Effekt macht.
    Was es die berühmte Arie der Königin der Nacht angeht; sie ist zumindest melodisch, und darum nicht so ein gekreische. Ansonsten hab ich hier eine CD mit Koloraturarien - viel aus Barock - , bei der die Stimmen in exorbitante Höhen gelangen. GRAUENHAFT! Ich kann dem nix abgewinnen. Sie erzeugen eher ungewollte Heiterkeit bei mir.

    Es ist doch immer wieder erstaunlich, wie weit sich Diskussionen doch vom ursprünglichen Kern entfernen können.

    Ich hatte gestern Abend noch mit jemandem gewettet, dass dies jemand nun sagen würde. Ich finde solche Entwicklungen großartig und menschlich, in einer gemütlichen Runde gibt man sich auch nicht mit einzelnen, vorgegebenen Theman zufrieden - sondern das Gespräch kann in jede Richtung gehen. In dem Sinne; let it flow :juhu:


    Zu Merkatz will ich weiter nix sagen, das ist mir einfach zu suspekt und nicht nachvollziehbar.

    2006 hab ich damit angefangen und es wird noch lange dauern, bis ich da ansatzweise alles durch habe

    Willst du im ernst behaupten, dass du jede Stimme nacheinander durchgehst, statt sie alle auf einmal im Kontext zu lesen? Himmel, wenn ich das so machen würde hätt ich für Mahler Sinfonien Jahre gebraucht. Ich hab ja weiß Gott alles andere als ein absolutes Gehör, aber die Fähigkeit jeder einzelnen Stimme beim Hören folgen zu können ist m.E. etwas was jeder Mensch kann, der einige Hörerfahrung hat. Und die Partitur dabei vor sich liegen zu haben macht das Ganze ja sogar um einiges leichter.
    ?(

    Ich muss mich angesprochen fühlen, denn schrieb dergleichen in dem Thread. Ich muss da deutlicher werden; keinesfalls lehne ich ihn ab. Ich genieße sehr davon, und das Problem von früher - dass ich wegen dem Gesang die Musik nicht genießen konnte - verflog auch mit der Zeit. Ich finde ihn aber - vorallem den Frauen-Sopran, sehr gewöhnungsbedürftig und tue mir bis heute zumindest schwer damit (Chorgesang ausgeschlossen). Das Sopran-Problem ist immerhin leicht gelöst; Knabensopran.


    Der schlichte Gesang in der Popmusik ist zwar in den meisten Fällen zu künstlich, aber zumindest muss man sich nicht großartig dran gewöhnen und man versteht dort auch ohne den Text vor Augen jedes Wort. Das ist sein Vorteil und wohl auch der Grund, warum Klassiklaien nicht nachvollziehen können, warum man beim klassischen Gesang festhält. Der Nachteil; es wird meist schwülstig gesungen (Vorallem in Musicals) und die Tonlagenbegrenzung ist bei diesem simplen Gesang auch sehr begrenzt - oder rächt sich im Volumen, was dann nur mit einem Tonstudio ausgleichbar ist.


    Ich fragte mich schon öfter, warum man das nicht einfach kombinieren kann. Interessante Ansätze dazu fand ich neulich bei CDs von einem gewissen Alan Parker der Arien von Mozart und Händel in leichten Pop abänderte. Irre interessant! Und dann gab es da noch eine Klassik-Pop-CD, bei der zumindest mal die Arie, in der Figaro sich über Cherubino lustig macht, großartig als Musicalgesang aufgemacht war.


    Trotzdem würde ich niemals den gesamten Figaro in dieser Art hören wollen, das würde zu viel zerstören. Und was es Rührung angeht, so finde ich das Höchstmaß darin - neben Klavierkonzerten - in der Oper. Und ich wage sehr, sehr gerne das Experiment, Bekannten welche keine Klassik hören, den Figaro (die Zauberflöte finde ich ehrlichesagt nicht so geeignet für erste Opererfahrungen) häppchenweise zu präsentieren, ergo jedes Mal ein Akt. Jeder (!) war davon ergriffen, ohne das er wohl wusste warum. 2 mussten sogar weinen. Und fast alle haben anfangs die Augen verdreht ob manch schrillen Gesangs.


    Fazit; der klassische Gesang ist gewöhnungsbedürftig, aber ohne ihn wären die Einschränkungen in der Musik viel zu hoch.

    Ja, die Sätze sind schön formuliert, aber da sind wir wieder beim "Hören". Aber niemand wird einen toll formulierten Satz Buchstaben für Buchstaben lesen, wohingegen man das in einer Partitur sehr wohl Note für Note machen kann, etwa bei der Frage "Welches Intervall ist das eigentlich?".


    Wenn du bei einer Partitur Note für Note liest, musst du wirklich sehr viel Freizeit und Geduld haben... :angel: Soviel zum Thema "Hinkende Vergleiche".

    In einem Buch wird keiner sagen "Boah, dieser eine Satz rührt mich total, und wie der Autor hier den Buchstaben E vor den Buchstaben S setzt, um uns dann, entgegen aller Konventionen, mit einem erneuten S zu überraschen! Ganz große Kunst!"


    Ach Nein? Dann muss ich mich wohl schämen, dass ich manchmal Sätze so schön formuliert finde, dass ich innehalte und sie nochmal ganz langsam lese. Das wird bei Gedichten schließlich sogar provoziert/auf die Spitze getrieben, und auch hier gilt, dass die meisten Menschen Gedichte der Rührung wegen favoritisieren. Die zu analysieren ist trocken (Ich muss gerade spontan an den "Club der toten Dichter" denken).
    Die Aneinanderreihung von Buchstaben oder Sätzen ist wohl auch kaum ausschlaggebend. Um den Bogen wieder zur Musik zu bekommen: Tiere sind dagegen primitiv genug um nur Akkord für Akkord wahrzunehmen. Das was unser menschliches Gehirn aus der Aneinanderreihung von Akkorden (oder Tönen) macht, ist erst das, was wir unter Musik verstehen. Eine Faszination an dieser Aneinanderreihung finde ich - wie gesagt - sehr verständlich. Aber das was die Menschen berührt, die Schönheit darin, kann man niemals in der reinen Theorie erhaschen. Im Gegenteil; wenn ich solch besonders rührende Stellen in einem Werk danach in den Noten nachschaue bin ich meistens ernüchtert, denn dort sieht es so banal aus.

    Ich habe schon oft probiert, Musik mal unanalystisch zu hören, aber das hat dann doch nur darin geendet, dass ich auf Imslp schauen musste, was für ein Akkord da gespielt wird, oder ob die Noten, die ich als Triolen zu erkennen glaubte, tatsächlich welche sind.


    Soweit einverstanden, ich wäre der letzte der behaupten würde, dies sei unspannend. ;) Ich finde hingegen, dass es hier kein "Entweder-Oder" gibt. Musik kann mich rühren, und ich kann sie trotzdem analytisch betrachten. Darum nochmal; da verpasst du LEIDER was.

    Aber um zur Musik zurückzukommen: anders als bei der Liebe verpasse ich ja bei der klassischen Musik nichts, nur weil ich vielleicht anders herangehe als andere.


    Du findest, du verpasst nichts, wenn dich Musik nicht (be)rührt ??? Das kann ich nicht nachvollziehen. Das finde ich einfach nur kalt.