Ja, wenn man die erfolgreichen Bemühungen um junges Publikum "außen vor lässt" (sie vorher aber noch schnell in den Dreck zieht), wird das Publikum weder jünger noch zahlreicher, das stimmt. Wenn die unter 40jährigen Orchestermitglieder "abgezogen werden", ist übrigens auch der Altersdurchschnitt auf der Bühne bzw. im Graben erschreckend hoch. Zum Stichwort "Besucher gegen Veranstaltungen": Wenn ich mich recht erinnere, hast Du hier in der Vergangenheit mehrfach gefordert, dass man vom angeblich überkommenen Konzertritual weg und zu neuen Veranstaltungsformen und -orten kommen müsste. Genau diese Vielfalt ist inzwischen Normalität, und sie führt logischerweise zu einer größeren Aufsplitterung des Publikums. Wenn Du das jetzt wieder als Beleg für das angeblich stetig schwindende Interesse nimmst, machst Du Dich in meinen Augen einfach unglaubwürdig.
Ich zieh überhaupt nix in den Dreck, im Gegenteil bin ich selbst bei Vermittlungsangeboten in Schulklassen dabei und mache das mit großer Freude und wie ich glaube auch mit ganz ansehnlichen Ergebnissen. Die Kinder (Oberstufe Gymnasium), mit denen wir in den letzten Jahren gearbeitet habe, waren ausnahmslos (!) noch nie im klassischen Konzert, vielen konnten wir einen ersten Kontakt ermöglichen. Education in Konzertstatistiken mitzurechnen hat nur den Nachteil, dass man ein Angebot einbezieht, für das meist mehr Geld draufgeht, als man wieder einspielt (meistens ist das glaube ich genau nix), was den zusätzlichen Arbeitsaufwand der Beteiligten (oft nicht gut vergütet) mit einschließt. Solche Angebote scheinen mir nicht immer, aber oft eher eine Investition in die Zukunft zu sein. Man kann dann aber nicht so tun, als wäre das zahlendes Publikum und es einfach den Konzertgängern zuschlagen.
Die Aufsplitterung der Konzertformate finde ich nach wie vor super und sie findet auch statt. Und sicher, da gebe ich dir Recht, kann man nicht einfach Besucher und Veranstaltungen gegeneinander stellen und hat dann eine Tendenz. Das hatte ich in diesem Fall geschrieben, weil die Statistik für Opern an Musiktheatern zeigt, dass die Zuschauerzahlen etwas schneller fallen als die ebenfalls fallenden Veranstaltungszahlen. In so einem Fall macht eine Gegenüberstellung Sinn, im Gegensatz sicher zu sinfonischem und besonders zu kammermusikalischem Repertoire.