Am 17. Oktober standen in der Semperoper die Ouvertüre zu Mozarts "Così fan tutte", Bartóks Divertimento für Streichorchester Sz 113 und Mozarts 41. Sinfonie auf dem Programm. Es dirigierte Antonello Manacorda.
Während meine Aufmerksamkeit bei der Ouvertüre leider nicht ausreichte, saß ich für den Rest des Abends mit ineinander verkrallten Händen auf meinem Platz. Mir stockte immer wieder der Atem bei dieser vor Spannung teils berstenden Musik - anders kann ich es nicht beschreiben. Die Kombination der Stücke und die Pause zwischen den beiden Hauptwerken hat in meinen Ohren sehr gepasst.
An Manacordas Stimmengewichtung, Dynamik und Tempi sind mir keine Extreme aufgefallen. Das Divertimento von Bartók war für mich allerdings Neuland.
Bei der C-Dur-Sinfonie meine ich, Akzentsetzungen hinsichtlich Ritardandi (oder müsste man Ritenuti sagen?) im 3. und 2. Satz herausgehört zu haben und während der ersten beiden Sätze kam mir so oft Schubert in den Sinn, wie bei noch keinem meiner früheren Hörerlebnisse.
Ob das an Manacordas Dirigat oder eher an der langen Nachhallzeit des Saals lag, kann ich nicht einschätzen. Ich saß ziemlich mittig im Parkett und fand es schon auffallend, wie teils deutlich gemischt die Stimmen (vor allem die Blechbläser im Streicherklang) in der 6. Reihe ankamen. Gespielt wurde, den Werken entsprechend, in reduzierten Staatskapellen-Besetzungen. Ob Manacorda den späten Mozart mit "seiner" Kammerakademie Potsdam kleiner besetzt (Streicher) spielt und aufgenommen hat, weiß ich nicht.
Ein Wiederhören von zumindest Mozarts letzter Sinfonie via CD (Minkowski, 2006, Archiv Produktion) hatte ich bald abgebrochen. Kein Vergleich zur am 17. Oktober erlebten Intensität. Da warte ich lieber auf die nächste Radioübertragung oder Aufführung oder eine alternative Konserve.
Zum Beinamen der Komposition schreibt Hagen Kunze u.a. Folgendes im Programmheft.
ZitatVor allem das Finale erhebt die Nachwelt zu einem >>Triumph der neuen Tonkunst<<. Zunächst wird KV 551 darum als >>Symphonie mit der Schlussfuge<< bekannt, ehe der Londoner Impresario Johann Peter Salomon das Werk erstmals unter jenem Namen aufführen lässt, unter dem es bis heute weltberühmt ist
Es gab sicherlich nicht nur höflichen Schlussapplaus, aber das Konzert war hörbar nicht ausverkauft. An einem Dienstagabend nichts besonderes. Auch den mutmaßlich touristischen Publikumsanteil, der eher für ein Semperoper-Konzert, als für ein Bartók-Mozart-Programm gekommen war, konnte man erahnen: irrtümlichen Applaus nach unfinalen Sätzen gab es nicht nur während Bartóks Divertimento, sondern auch während Mozarts 41. Sinfonie. Mich hat das nicht weiter gestört.
Gut finde ich, dass Schulklassen nicht irgendwo am Rand eingeschoben werden, sondern den akustischen Luxus der 3. oder 4. Parkettreihe angeboten bekommen.
Schließlich wurde noch der langjährige, anscheinend geschätzte Staatskapellen-Bratschist Uwe Jahn vom Orchester mit Blumen verabschiedet.
Viele Grüße