Beiträge von brunello

    Stabat Mater - einmal nicht von Pergolesi


    Wenn Wikipedia stimmt, dann war es Josquin Desprez, der 1480 die erste (bekannte) Vertonung des Stabat Mater erschuf. Und seither und bis zur Gegenwart haben sich zahlreiche Komponisten dieses Textes angenommen. Die Komposition des argentinischen Komponisten José Luis Larzabal erlebte letzten Samstag in der Peterskirche in Wien ihre Uraufführung.


    Der mir bisher unbekannte Komponist ist in seiner Heimat vor allem auch als Chorleiter, Dirigent und Gesangspädagoge tätig und erhielt in seiner Heimat bereits mehrere Auszeichnungen. Zu seinen Kompositionen zählen ein Oratorium, mehrere Kantaten (darunter eine der Friedensnobelpreisträgerin Rigoberta Menchu gewidmete), ein Gitarrenkonzert, Messen und kammermusikalische Werke. Das „Stabat Mater“ entstand 2019, erlebte aber erst jetzt seine Uraufführung.


    José Luis Larzabal verbindet den überlieferten Text des Stabat Mater aus dem europäischen Mittelaltalter mit seiner südamerikanischen Lebenswelt. So erinnert der Prolog des einstündigen Werkes, Veni creator spiritus, an gregorianische Choräle, der weitere musikalische Bogen reicht von Anklängen an Barock samt Continuo über italienische Oper bis zu südamerikanischen Klängen. Auffallend sind insbesondere die fugierten Chöre. Larzabal baut mit diesem Werk eine Brücke zwischen unterschiedlichen Kulturen, Zeiten und Kontinenten. Komponiert ist das Stabat Mater für vier Solisten, vierstimmiger gemischter Chor und durch zwei Holzbläser ergänztes Streichorchester.


    Es mag der Akustik der Kirche in Verbindung mit meinem Platz in einer vorderen Reihe geschuldet sein, dass ich die Klangbalance als nicht optimal empfand. Vor allem der präzise singende Chor (Deutsch-Hispanoamerikanischer Projektchor) wirkte im Vergleich zum Orchester (Wienerklassik Orchester) überdimensioniert. Aus den vier Solisten ragten die stimmschöne Lupe Larzabal (Alt) und der in Wien aus der Volksoper bekannte Aris Argiris mit kraftvollem Bariton heraus; ein höhensicherer Tenor war Luis Fernando Piedra, mit hellem Sopran komplettierte Chryso Makariou das Quartett.


    Gerne würde ich dieses Stabat Mater nochmals in einem anderen Rahmen hören, um einen tieferen Einblick zu erhalten.



    Der großen Komposition folgte ein Gitarrenkonzert des ebenfalls aus Argentinien stammenden Komponisten und Dirigenten Martin Palmeri, der auch die musikalische Leitung dieses Kirchenkonzertes inne hatte, mit der Solistin Florencia Schröder. Eine gefällige Komposition in drei Sätzen mit Zitaten und Variationen aus der Zauberflöte im dritten Satz.

    Gerade bei Sängern/Sängerinnen kann man über Geschmackfsragen trefflich diskutieren (oder sogar streiten). Aber mein bevorzugter Macbeth - und ich habe Milnes wie Bruson in Wien erlebt - bleibt der aus meiner Sicht absolut unterschätzte und unterbewertete Kostas Paskalis (der so ganz nebenbei auch ein hervorragender Rigoletto war).

    Seht euch die Aufnahme von "Macbeth" aus Glyndebourne 1972 an.


    LG Brunello

    Gestern war die Premiere von "Werther" im Gärtnerplatztheater in München. Ich mache es mir jetzt leicht und verlinke zwei Kritiken dazu.

    Eine vom Bayerischen Rundfunk

    Kritik – Umjubelter "Werther" in München: Traut Euch ins Offene, Freunde! | News und Kritik | BR-KLASSIK | Bayerischer Rundfunk

    und eine aus dem Online Merker (der Autor dieser Kritik ist Brunello sehr gut bekannt)

    » MÜNCHEN/ Staatstheater am Gärtnerplatz: WERTHER. PremiereOnline Merker

    Ich kann den Besuch nicht nur in München und Umgebung wohnenden Opernfreunden empfehlen (eventuell mit dem alternativen Dirigenten Oleg Ptashnikov)

    Zunächst und als sozusagen Vorspann: Ich habe Igor Levit mehrmals in Konzerten erleben können (und die Karten für die Schubertiade in Schwarzenberg liegen auch schon zu Hause) und ich (jemand, der Musil liebt aber kein Fachmann ist und auch kein Instrument spielt) halte ihn für einen sehr guten Pianisten der aktuellen Generation.

    Ich habe mir jetzt ausschnittsweise und nicht komplett seine Tristan-CD angehört.

    Was ist mein Eindruck davon. Die Auswahl der Stücke und ihre Gegenüberstellung ist interessant (und das Wort "interessant" ist durchaus positiv gemeint). Aber ich weiß jetzt einmal mehr, warum ich mit den aktuellen Studioaufnahmen ein Problem habe. Alle Stücke auf diesen 2 SDs sind perfekt gespielt und aufgenommen. Aber sie klingen auch absolut steril.

    Und jetzt erwarte ich entsprechen mehr an Ausdruck im Konzert (und hoffe auf einen Mitschnitt für den ORF, de ich aufnehmen kann).

    Heute am Abend in Linz - LA FORZA DEL DESTINO


    Musikalische Leitung: Enrico Calesso
    Inszenierung: Peter Konwitschny (Mitarbeit; Seollyeon Konwitschny)
    Bühne; Peter Konwitschny (Mitarbeit: Anna Beck)
    Kostüme: Karin Waltenberger, Anna Beck


    Der Marchese von Calatrava: Michael Wagner
    Donna Leonora, seine Tochter: Carina Tybjerg Madsen
    Don Carlo di Vargas, sein Sohn: Adam Kim
    Don Alvaro: Sung-Kyu Park
    Preziosilla: Manuela Leonhartsberger
    Padre Guardiano, Franziskaner: Dominik Nekel
    Curra, Leonoras Zofe: Vaida Raginskytė
    Ein spanischer Militärarzt: Tomaz Kovacic
    Drei Ordonnanzen: Ulf Bunde, Yongcheol Kim, Laurin Siebert
    Ein Straßenmusikant: Herbert Hackl

    Chor des Landestheaters Linz
    Statisterie des Landestheaters Linz
    Bruckner Orchester Linz


    Der Homepage ist zu entnehmen, dass es sich um eine "Linzer Fassung" handelt, die eineinhalb Stunden dauert.

    Es wird zweifellos eine interessante Premiere; ob es mir gefallen wird, steht auf einem anderen Blatt.

    (Und ehe jemand fragt, wer den Fra Melitone singt - die (hier kopierte) Besetzungsliste nennt diese Rolle nicht; vermutlich ist sie und damit auch die Klosterszene dem Streichstift zum Opfer gefallen.)

    Ist Crescendo denn wirklich kostenlos ?

    Der wöchentliche Newsletter mit immer wieder sowol diskussionswürdigen wie interessanten Beiträgen ist es jedenfalls. Aber für die gedruckte Ausgabe muss ich jedenfalls in Österreich nicht nur das Postporto bezahlen.

    Und so ganz am Rande: ich habe auch bei Crescendo zunehmend den Eindruck, dass die angeblich redaktionellen Beiträge (Interviews uä) SEHR stark von Inseraten abhängig sind.

    Entschuldige bitte, dass meine Antwort so lange gedauert hat - und auch jetzt nicht wirklich tiefschürfend ist.

    Ich habe zum Burgtheater keine tiefe Beziehung; ich bin ein leidenschaftlicher Anhänger des Musiktheaters. Aber Wien ist eine SEHR traditionelle Stadt, vor allem im Kulturbereich. Und Kusej war seit seiner Bestellung sehr umstritten - einerseits eilte ihm aus München kein guter Ruf voraus (ob berechtigt, weiß ich nicht), andererseits galt/gilt er als links und ist den Konservativen schon deshalb ein Dorn im Auge. Was von den Kritiken innerhalb des Burgtheaters zu halten ist, dazu kann ich nichts sagen. Eine gute Bekannte, deren Gatte im Burgtheater tätig ist (nicht als Schauspieler, aber im im weitesten Sinne künstlerischen Bereich), meinte, dass viele Angriffe nur von wenigen Personen getragen werden, die auch Interna nach außen tragen.

    Dass er - spät aber doch - im Hinblick auf die Diskussion um seine Person die Konsequenzen zieht, rechne ich Kusej durchaus positiv an.

    Es ist doch wirklich zu hoffen, dass das Artemis Quartett, dem ich in unterschiedlicher Besetzung einige sehr schön Abende verdanke, mit zumindest ein paar der letzten Mitglieder eine Wiederauferstehung feiert.

    palestrina

    Deiner Aussage, dass "die Österreicher" Südtirol gerne wieder hätten, muss ich als Österreicher (Wiener) mit aller Entschiedenheit entgegen treten. Ein paar Ewiggestrige hängen dieser Idee wahrscheinlich immer noch nach, aber ganz sicher nicht "die Österreicher" (wer auch immer damit gemeint ist). Und wenn der Sager ironisch gemeint sein sollte, dann war er als solches nicht ganz verständlich.

    LG Brunello

    Von einer ihrer Schülerinnen habe ich erfahren, dass die Gesangspädagogin Helena Lazatska im Alter von 89 Jahren verstorben ist. Zu ihren berühmtesten und international tätigen Schülerinnen zählen Elisabeth Kulman, Tanja Ariane Baumgartner oder Daniela Fally.

    Helena Lazarska begann nach ihrem Gesangsstudium und Kursen unter anderem bei Elvira di Hidalgo ihre künstlerische Laufbahn als lyrischer Koloratursopran; sie war Ensemblemitglied in verschiedenen Opernhäusern Osteuropas und wirkte bei Festivals in ganz Europa mit. Anfang der 1970er Jahre begann sie zu unterrichten, zunächst in ihrem Heimatland Polen. 1987 wurde sie an das Mozarteum in Salzburg berufen, ab 1981 unterrichtete sie an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien und betreute einige ihrer SchülereInnen auch in ihrem Ruhestand privat. Neben ihrer Professur gab sie Meisterkurse und war Jurymitglied in diversen Wettbewerben.