Beiträge von salisburgensis


    Neumen find ich cool. Die kann nämlich kaum einer. Ich auch nicht, aber ich tu so.


    Ach komm... Pes und Clivis sind nur wirklich einfach auseinander zu halten. Du brauchst keine Notenlinien zählen und mehrstimmig ist es [normalerweise] auch nicht. Wo also ist das Problem? :angel:

    Servus Mela,



    Jetzt kommt übrigens gesundes (?) Viertelwissen, von dem ich froh wäre, wenn es ein Spezialist mal näher erläutert: So weit ich weiss, sind die klanglichen Differenzierungsmöglichkeiten beim Clavichord deutlich größer. Beim Clavierchord klingt die Saite dadurch, dass ein Stift (wie heisst das richtig) die Saite von unten anhebt und dadurch zum Klingen bringt. Der Ton ist dann nicht sehr laut, aber da man den Stift als Spieler auch nachträglich beeinflussen kann (z.B. in dem man die Taste leicht vibriert), sind sogar Crescendi möglich. Ich habe mal auf einem Clavichrod gespielt bei einem Freund - allerdings kommt da mit einer am Klavier geübten Technik nicht unbedingt etwas vernünftiges dabei heraus....


    Das Metallplättchen heißt Tangente. Es zwei Funktionen: (1) die Saite zum Schwingen zu bringen und dient (2) als Steg. Letzteres hat zu Konsequenz, dass die Saite nur dann schwingt und damit auch tönt, wenn die entsprechende Taste gedrückt ist. Lässt man die Taste los, sorgt der "hinter" der Stelle, an der die Tangenten die Saiten treffen, zwischen die Saiten eingewickelte Filz dafür, dass die Schwingung der Saite schnell gedämpft wird. Im "http://de.wikipedia.org/wiki/Clavichord" Wikipedia-Artikel zum Clavichord ist das recht gut und mit Skizze erklärt.


    Durch das Vibrieren der Taste verändert man die Saitenspannung und damit die Tonhöhe - das Resultat ist ein Vibrato.



    herzliche Grüße,
    Thomas

    Einen älteren als Binchois konnt' ich nicht ermitteln. Interessant, dass ich auch keine Dufay-Schüler fand...



    In Johannes Tinctoris' Liber de arte contrapuncti von 1477 findet sich folgendes Zitat:


    Zitat

    Neque, quod satis admirari nequeo, quipiam compositum nisi citra annos quoadriginta etat, quod auditu dignum ab eruditis existimetur; hac vero tempestate, ut praeteram innumeros concentores venustissime pronuntiantes, nescio an virtute coniusdam coelestis influxus, an vehementia assiduae exercitationis infiniti florent compositores, ut JOHANNES OKEGHEM, JOHANNES REGIS, ANTHONIUS BUSNOIS, FIRMINUS CARON, GUILERMUS FAUGUES qui novissimis temporibus vita functos, JOANNEM DUNSTABLE, EGIDIUM BINCHOIS, GUILLERMUM DUFAY se praeceptores habuisse in hac arte divina gloriantur.


    Als Schüler von Dunstable, Binchois und Dufay werden hier also eine ganze Reihe von Komponisten angeführt. Leider ohne genauere Zuordnung wer mit wem.


    Dunstable selbst wird gelegentlich auch als Lehrer von Binchois und Dufay gehandelt. Möglich ist das durchaus, er ist nicht nur ein ganzes Stück älter als die beiden sondern er hielt sich auch immer wieder auf dem Kontinent auf. Einfluss hatte sein Schaffen auf Dufay und Binchois mit Sicherheit, ob's aber auch eine direkte Lehrer-Schüler-Verbindung gibt, wird wohl kaum noch zu klären sein.


    Der oben zitierte Tinctoris dürfte mit ziemlicher Sicherheit ein Schüler Dufays gewesen sein, denn von ihm ist ein mehrmonatiger (Studien-?) Aufenthalt 1460 in Cambrai nachweisbar, wo Dufay sich bereits 1458 niedergelassen hatte und bis zu seinem Tod lebte.



    herzliche Grüße,
    Thomas

    Von der Festplatte in die Lautsprecher...

    Servus,


    nachdem wir hier schon wichtige Aspekte zum Thema Digitale Musikarchive (wobei CDs ja auch digitale Tonträger sind...) wie Klassik auf MP3-Player (inklusive Infos zum Encodieren) und Musikarchiv auf Festplatte, Risiken und wie man sie minimieren kann diskutieren, möchte ich diesem Thema einen weiteren Teilbereich hinzufügen. Hier soll der Frage "Wie kann ich die - wie auch immer - codierten Dateien auf der heimischen Anlage abspielen?" nachgegangen werden.


    Mir fallen mehrere Möglichkeiten ein, wie man das technisch bewerkstelligen könnte, habe aber weder eigene Erfahrung damit noch fühle ich mich expertig genug, um hierzu Ratschläge zu geben. Ich hoffe aber, dass jene Capricci, die ihre Musiksammlung auf Festplatte[n] verwalten und nutzen, ihre Lösung vorstellen werden.



    Die technische Lösungen wären:


    (1) Dockingstation für mobile Player wie iPod & Co.
    Simple Sache, wobei zusätzlich noch ein PC benötigt wird, wo die Musiksammlung archiviert und verwaltet wird.


    (2) Medienfestplatte
    Ist im Prinzip eine externe Festplatte, die Multimediaformate (Video, Fotos, evtl. sogar Internetradio) ohne PC abspielen kann. Verfügt über die entsprechenden Ausgänge für Video und Audio, um die Daten an Verstärker und Bildschirm zu liefern. Letzteres, nämlich ein Bildschirm, wird dann aber doch zum Betrieb (z.B. navigieren durch das Musikarchiv) benötigt.


    (3) PC/Mini-PC/Barebone
    Einfach den normalen PC direkt mit der Anlage verbinden - sofern er nah genug an der Anlage steht oder man sich nicht an der Kiste neben der Anlage stört. Oder einen kleinen stylischen Rechner zur Anlage stellen, der auf Lautlosigkeit getrimmt ist. Solange es nur um Musik geht und nicht um Video in maximaler Auflösung, muß das auch kein Rechenmonster sein.


    (4) Netzwerklösung
    Hier gibt's mehrere Möglichkeiten, die von PC-basierenden Selbstbausystemen bis hin zu Musikservern à la Linn reichen. Optimalerweise liegt das Musikarchiv dann auf einem Netzwerkspeicher (NAS = Network Attached Storage oder NDAS = Network Direct Attached Storage) und ist so gleichzeitig von mehreren Orten aus verfügbar - Stichwort Multiraumlösungen.



    Wie schon geschrieben, kann ich nur wenig mehr als das schon Geschriebene zum Thema beitragen, bin aber sehr an Details oder Erfahrungsberichten interessiert.



    herzliche Grüße, :wink:
    Thomas


    Ein paar akustische Beispiele würden mich auch und besonders "sakrisch" freuen! -
    Aber warten wir die weiteren Schritte der Administration ab, nicht dass es Ärger gibt!


    Bei den meisten der gezeigten CDs bieten JPC bzw. Amazon Hörbeispiele. Klicke doch einfach auf die Coverbildchen, und du wirst direkt zu CD katapultiert. Die Tonqualität ist leider etwas mäßig...



    :wink:
    Thomas

    Nachdem die a-Frage geklärt ist, möchte ich ein paar Hörempfehlungen zum ersten Teil der Messvertonungsgeschichte nachtragen.


    Bezüglich Machauts Messe verweise ich nochmals auf den schon im Eingangsbeitrag verlinkten Machaut-Thread. Eine schöne, nun schon fast zwanzig Jahre alte Aufnahme der angesprochenen Messe de Tournai, ist diese:



    Messe de Tournai


    Ensemble Organum
    Marcel Peres




    Frühe Messteile und Gloria-Credo-Paare von Matteo da Perugia, Zacharias da Teramo und anonymi gibt auf folgender CD:



    Missa Cantilena


    Mala Punica
    Pedro Memelsdorff




    Als Beispiel für die englischen Bestrebungen, die Messe als Zyklus zu vertonen, möchte ich folgende Naxos-CD anführen, auch wenn sie keine komplette Messe enthält:



    Sweet Harmony: Messen und Motetten von John Dunstable


    Tonus Peregrinus




    Und schließlich noch zwei Messen von Guillaume Dufay. Die erste stammt aus der früheren Schaffenperiode:



    Guillaume Dufay: Missa Sancti Jacobi


    Binchois Consort
    Anthony Kirkman



    Und die zweite ist jenes Werk, welches die Initialzündung für die Verbreitung der zyklischen Messe auf dem Kontinent darstellte:



    Guillaume Dufay: Missa Se la face ay pale


    Diabolus in Musica
    Antoine Guerber



    herzliche Grüße,
    Thomas

    Ich bestelle bei JPC auch nur online und habe den courier automatisch erhalten. In letzter Zeit allerdings nicht mehr, denn man muss wohl monatlich einmal etwas bestellen um die Zeitschrift zu erhalten.


    Seit ich in Österreich lebe, habe ich keinen einzigen jpc Courier mehr bekommen. Der wird wohl nur an Kunden in Deutschland verschickt. Und vorher bekam ich ihn auch nur sporadisch.



    :wink:
    Thomas

    Servus Hemiole,


    Aber nun sage uns doch bitte, was der Satz "Ite missa est" bedeutet! - Ite (lat.) heißt "gehet", und "missa" ist das Partizip perfekt von "mittere" und heißt schicken. - Es muss also heißen:" Gehet, es ist geschickt oder entlassen (worden)!" - Was ist nun mit "es" gemeint?


    Du hast richtig übersetzt. Ite missa est ist der Rauschmeißerspruch, frei nach dem Motto "es darf gegangen werden".


    Hast du diesen Text selbst verfasst?


    Gibt's Zweifel daran?



    herzliche Grüße,
    Thomas

    Servus,


    eine, wie ich finde, extrem wichtige Wiederveröffentlichung gibt's vom Label Sony: nämlich die Aufnahmen des Huelgas Ensembles bei diesem Label. Viele dieser allesamt überragenden Aufnahmen waren langezeit noch nicht mal zu Mondpreisen bei Markt am Dschungelfluss zu haben. Jetzt gibt es sie gesammelt in einer Box:



    1.CD Codex Las Huelgas - Musik aus der Handschrift eines spanischen Frauenklosters (13./14.Jahrhundert)
    2.CD Febus Avant - Musik am Hofe von Gaston Febus (14.Jahrhundert) von Trebor, Solage, Cuvelier & anonymen Meistern
    3.CD Musik am Hofe König Janus zu Nikosia (1374-1432)
    4.CD Utopia Triumphans - Die große Polyphonie der Renaissance mit Werken von Tallis (Spem in alium),Porta,Desprez, Ockeghem, Manchicourt, G. Gabrieli, Striggio
    5.CD Alexander Agricola (1446-1506) - Missa Guazzabuglio; Chansons;Salve Regina
    6.CD Matthaeus Pipelare (ca. 1450-1515) - Missa L'Homme arme; Chansons;Motetten
    7.CD Antoine Brumel (ca. 1460-1520) - Missa für 12 Stimmen "Et ecce terrae motus";Sequentia "Dies irae, dies illa"
    8.CD Matteo Flecha (1481-1533) - Les Ensaladas (El Fuego;La Negrina;La Justa)
    9.CD Costanzo Festa (1490-1545) - Geistliche Werke (Messen, Magnificat, Motetten, Madrigale)
    10.CD Nikolaus Gombert (ca. 1500-1557) - Geistliche Werke vom Hofe Karls V (Missa Tempore Paschali;Magnificat;Chansons;Motetten)
    11.CD Pierre de Manchicourt (ca. 1510-1564) - Missa Veni Sancte Spiritus;Motetten;Chansons
    12.CD Orlando di Lasso (1532-1594) - Lagrime di San Pietro
    13.CD Jacobus Gallus (1550-1591) - Opus musicum; Missa super Sancta Maria
    14.CD Portugiesische Canconen, Vilancios & Motetten des 16.& 17 Jahrhunderts von Lesbio, Machado, Pinheiro, Fernandes, Lusitano, Tavares & anonymen Meistern
    15.CD Joao Lourenco Rebelo (1610-1661) - Lamentationen zum Gründonnerstag; Vesperpsalmen


    Huelgas Ensemble
    Paul van Nevel



    Ganz vollständig ist die Ausgabe nicht, es fehlt beispielsweise die Aufnahme von Le Printans von Claude LeJeune oder die Matteo da Perugia-CD.
    Aber trotzdem :juhu: :juhu: :juhu: :juhu:



    herzliche Grüße,
    Thomas

    Das Ordinarium Missae in der Musik

    Zunächst einmal in aller Kürze, was ist das Ordinarium Missae?
    Das Ordinarium Missae umfasst jene Texte, die übers Kirchenjahr hinweg unveränderter Bestandteil der Messfeier sind. Das Gegenstück dazu, also jene Texte, die von Sonntag zu Sonntag wechseln können, werden als Proprium Missae zusammengefasst.


    Zum Ordinarium Missae zählen folgende Teile: Kyrie, Gloria, Credo, Sanctus, Benedictus und Agnus Dei. Aus diesen sechs Teilen findet bestehen die meisten zyklischen Messkompositionen. Das ebenfalls dazugehörende und am Schluss stehende Ite missa est dagegen wurde nur vereinzelt mit vertont, vor allem in der Frühphase zyklische Messkompositionen.


    Zur Gattungsgeschichte der mehrstimmigen Vertonungen
    Die Messe de Nostre Dame von Guillaume de Machaut aus der Mitte des 14. Jahrhunderts (siehe eigener thread) gilt heute als erste zyklische Vertonung des Ordinarium (inkl. des Ite missa est) durch einen Komponisten. Sie ist zugleich auch die erste vierstimmige Vertonung.


    Ein paar Jahre älter noch ist die Messe de Tournai. Da die einzelnen Sätze jedoch sehr heterogen sind, muss man davon ausgehen, dass es sich bei dieser Vertonung nicht um das Werk eines einzelnen Komponisten, sondern um eine Zusammenstellung von Einzelsätzen verschiedener Herkunft, die vermutlich über mehrere Jahrzehnte hinweg entstanden sind handelt. Die Messe de Tournai ist dreistimmig und endet ebenfalls mit dem Ite missa est. Es sind noch weitere derart kompilierte Messen auf uns gekommen (Messen von Barcelona, Toulouse oder Besançon), die z.T. aus dem 13. Jahrhundert stammen, aber die Messe de Tournai dürfte die bekannteste sein. Allesamt sind anonym überliefert.


    Begonnen hatte die Entwicklung mit der paarweisen Zusammenfassung einzelner Teile, oft mit entsprechenden musikalischen Bezügen aufeinander, z.B. Gloria & Credo oder Sanctus & Agnus Dei. Das ist im Falle der Gloria-Credo-Paare bemerkenswert, weil die beiden Teile in der Messfeier nicht unmittelbar aufeinander folgen. D.h. liturgische Gründe können dafür nicht allein verantwortlich gemacht werden.


    Die Praxis der Paarbildung zog sich bis in die erste Hälfte des 15. Jahrhunderts hinein – Machauts vollständige Messe ragt als Unikum heraus. Viele dieser Paare sind auch nicht mehr anonym überliefert; Komponisten wie Johannes Ciconia, Lionel Power, Zacharias da Teramo, Bartolomeo da Bologna und auch Guillaume Dufay.


    Der endgültige Durchbruch der Messe als vollständiger Zyklus ist wohl von England ausgehend geschehen. Aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts sind eine ganze Reihe vollständiger Messen aus diesem Raum überliefert, so u.a. von John Dunstable, Lionel Power oder John Benet. Allerdings verfügen die meisten dieser Messen nicht über ein mehrstimmiges Kyrie; das wurde einstimmig gregorianisch gesungen. Eine Ausnahme hiervon ist die Dunstable zugeschriebene Missa Caput.


    Um 1450 herum dann setzte sich der vollständige und vollständig mehrstimmig gesetzte Messzyklus auf dem Kontinent durch. Und das mit aller Macht. Die franko-flämische Schule mit Komponisten wie Guillaume Dufay in seiner späteren Schaffenphase, Johannes Ockeghem oder Josquin Desprez führten die Gattung zu einer ersten Blüte. Als wichtigstes musikalisches Element, das die Zyklizität unterstreicht, diente ihnen der Cantus firmus, der meist in der Tenorstimme lag. Wurden ursprünglich gregorianische Melodien als Grundlage benutzt – auch schon in der Phase der Paarbildung - , war Blüte um 1500 herum mit Melodien weltlichen Ursprungs verbunden. Als Schlüsselwerk diesbezüglich gilt die um 1450/60 herum von Dufay komponierte Missa Se la face ay pale. Die weltliche Ballade dieses Titels hatte Dufay 20-30 Jahre vorher selbst komponiert, ihr Text spricht von den Qualen die Liebe.


    Fortsetzung folgt...

    2001

    Servus,


    was Service bei 2001 angeht, so kann ich Positives beisteuern. In meiner letzten Bestellung war statt einer Scarlatti-Belder-Box irgendeine Heavy Metal Scheibe drin. Auf meine Reklamation hin bekam ich dann anstandslos die richtige CD nachgeliefert. Und die Metal-CD durfte ich auch noch behalten (war leider nix, was mir gefallen hätte).


    Dass man bei 2001 in der Regel etwas länger auf die Lieferung warten muss als beispielsweise bei jpc stört mich nicht. Alles was unter 10 Tagen bleibt, halte ich noch für ok.


    herzliche Grüße,
    Thomas

    RE: Gibt es noch ein Drittes zwischen Originalklang-Ästhetik und Anything-Goes-Ästhetik?

    Diese Einstellung zur Authentizität scheinen viele HIP-Leute mit den Anhängern des konservativen Opernbetriebs zu teilen, was doch eine interessante und erklärungsbedürftige Beobachtung ist. Ist HIP der Versuch, moderner, fetziger, rockiger zu sein als die Eltern, ohne mit der Gegenwart in Berührung kommen zu müssen? Ist HIP angepasstes Rockertum? :D


    Ich glaub, ich hab grade ein Déjà-lis... :faint:

    Servus Fugato,


    danke für die Definitionen.


    Ehrlich geschrieben, finde ich aber diese Differenzierung etwas korinthenklauberisch. Die "freie Verzierung" ist - und du schreibst es selbst - auch nicht völlig frei, sondern muß einerseits der vom Komponisten notierten Melodie irgendwie folgend und darf auch andererseits (zumindest in der Barockmusik) dem harmonischen Grundgerüst nicht zuwider laufen.


    Dass es gewisse Unterschiede geben mag, wie frei denn nun in beiden Fällen improvisiert werden darf, will ich gerne zugestehen. Aber eine scharfe Trennlinie gibt es meines Erachtens nicht.


    herzliche Grüße,
    Thomas

    Servus,


    ganz wichtig ist das Mehr-als-in-den-Noten-steht in der Bassstimme, meines Erachtens sogar noch wichtiger als das Auszieren von Ober- bzw. Melodiestimmen. Der Bass wurde ja im Barock üblicherweise als bezifferter Bass notiert, d.h. es wurde lediglich der Grundton des zu spielenden Akkordes als Note im normalen Notensystem eingetragen. Wie der Akkord über diesem Grundton in etwa aussehen sollte, wurde dann als Zahl darunter oder darüber notiert. Wenn da beispielsweise eine 6 unter dem Grundton steht, soll da ein Sextakkord hin. Wie aber dieser Akkord nun genau realisiert wird, das ist dem Interpreten überlassen. Der Interpret kann den Akkord arpeggiert spielen, oder nicht. Er kann Akkorde durch nicht notierte Töne miteinander verbinden. Auch die genaue Lage der einzelnen Töne des Akkordes ist nicht fixiert, d.h. der notierte Grundton muss nicht der tiefste klingende Ton sein. etc.


    Um eine Bassstimme also angemessen auszuführen, ist das spontane Ausdeuten der Vorgaben durch den Musiker essentiell. Wenn dagegen nur das gespielt wird, was in den Noten steht, wird's verdammt langweilig.



    herzliche Grüße,
    Thomas