Zitat
To me, atonality is against the nature. There is a center to everything that exist.
Das angeblich Widernatürliche von "atonaler" Musik lässt sich, wenn überhaupt, nur mit der Obertonreihe begründen: Die enthält bekanntlich am Anfang die Dur-Dreiklangstöne, so dass ein "natürlicher" Ton immer auch Dreiklang ist. Allerdings bekommt man erstens schon beim Molldreiklang ein argumentatorisches Problem, und zweitens gibt es gerade in der Musik von "Naturvölkern" z.B. häufig den Tritonus als Konsonanz, vierteltönige Intervalle usw.. Aber selbst, wenn Hovhaness Recht hätte und "atonale" Musik wäre wider die Natur: Das sagt weder etwas über ihre Qualität noch über ihre Berechtigung aus. Die Baumeister der Gotik haben z.B. den Eindruck von Leichtigkeit erweckt, haben Wände durchbrochen, scheinbar schwebende Gewölbe geschaffen usw.. Mit anderen Worten: Sie haben wider die Natur des Materials gebaut. Ein Walzer ist ein Tanz wider die Natur des Menschen, der ja nun mal nur zwei und nicht drei Beine hat. Ganz zu schweigen von den - wiederum gerade bei Volksmusik sehr häufigen - 5/8- und 7/8-Takten usw.. Also: Die Natürlichkeit oder die Naturnähe eines Kunstwerkes ist kein Kriterium seiner Qualiät oder gar seiner Daseinsberechtigung. Wenn Hovhaness Atonalität für unnatürlich hält, hat er damit noch nicht erklärt, warum er tonal schreibt.
Viele Grüße,
Christian