Das Booklet zu der Hyperion-CD ist offensichtlich von 1995, die Partitur der NGA bei Henle (herausgegeben von dem im Werkverzeichnis zitierten Herttrich) stammt von 2002, das neue Werkverzeichnis ist von 2014.
Im Werkverzeichnis wird auf Skizzen hingewiesen, die im Staatlichen Zentralen Museum für Musikkultur ("Glinka"-Museum) in Moskau (RUS-Mcm) liegen. Sie sind auf November 1802 datiert. Für die in D-B liegende Partitur wird wie schon erwähnt "vor Frühjahr 1803" angegeben.Für die "Studienzeit" B.s habe ich bei meiner Beethoven-Literatur nur eine Erwähnung gefunden, und zwar in dem Buch von Lewis Lockwood. Er gibt dort die Jahre 1799-1801 an.
Mit diesem Hintergrund würde ich wohl eben annehmen, dass die im Werkverzeichnis angegebene "Vermutung" "nahe liegt", nämlich, dass das Stück unabhängig vom Einfluss Salieris entstand. Aber natürlich kann man das nicht mit Sicherheit nachweisen.
Sehe ich auch so. Solche Fragen kann man oft nicht mit letzter Sicherheit beweisen, was aber die Bewertung von Indizien umso wichtiger macht. Und die kann sich nun mal ändern, wenn neue Quellen auftauchen (wie z.B. die Skizzen in Moskau, die vermutlich 1995 noch nicht zugänglich waren). Ich habe so etwas z.B. bei meinen Brahms-Ausgaben gelegentlich erlebt, oder auch bei unseren Aufnahmen, bei denen wir eine Gruppe Schubert-Ländler in einem vierhändigen Arrangement von Brahms veröffentlicht haben, welches nach neuerer Erkenntnis vermutlich gar nicht von ihm stammt. Die Korrektur wissenschaftlicher Thesen ist ja auch keine Kritik an Personen sondern elementarer Bestandteil jeglicher Wissenschaft, auch der in der Musik.