Beiträge von Waldi

    NAXOS 2022 (Marco Polo 2000)


    Eine weitere sehr empfehlenswerte Aufnahme Andrew Mogrelias mit dem Queensland Symphony Orchestra (1996). Kann man vielleicht als Konventionsmusik bezeichnen, aber wenn, dann ist das eine auf höchstem NIveau dieser Gattung.

    So wie unsere abendländische Kultur sich aus vielen Quellen speist und entwickelt hat, so sehe ich auch die abendländische Musik als etwas, dessen Wurzeln nicht immer so leicht auszumachen sind, aber nichtsdestoweniger als vielfältig erscheinen. Umgekehrt bleibt sie ja auch nicht auf die "westliche" Sphäre beschränkt, sondern breitet sich aus und wird anderswo angeeignet, woraus sich neue Traditionen entwickeln können. Beispielsweise spielen etwa nicht nur japanische Orchester seit Jahrzehnten "unsere" Musik oft nicht nur gleich gut oder sogar noch besser als die Europäer, es kommt auch zu Vermischungen mit fremden Elementen und mehr oder minder fruchtbaren Kombinationen. Haben viele unserer modernen Kreationen von Jazz bis Pop und Rock und was weiß ich nicht entscheidende Anregungen aus Kulturen empfangen, die man im kolonialen Zeitalter als "primitiv" bezeichnet hätte?! Aber meines Wissens weist schon die Tanzmusik des Mittelalters allerhand auf, was nicht gerade als abendländisch im engeren Sinn zu werten ist.

    Interessant, was Du da sagst - wo kann man denn etwas über die Praktiken der Firma nachschauen? Bisher waren meine Urania-Erfahrungen nicht so brutal. Vor allem die knappen Beitexte (nicht alle Editionen haben freilich einen, diese hier auch nicht) schienen mir deutlich besser als der vergleichbare Durchschnitt im Plattenmarkt. Deswegen hatte ich bis jetzt keinen Verdacht auf Krummes.


    Bemerkenswert ist ja auch das Aufnahmedatum. Beecham wollte mit dieser Oper ein bewußtes Zeichen gegen die Nazis und die Vergewaltigung der Tschechoslowakei setzen und behandelte Hilde Konetzni daher zunächst sehr grob, bis Richard Tauber zu ihren Gunsten intervenierte.

    Urania 2005


    Das Remastering dieser Firma ist im allgemeinen nicht das schlechteste, aber offenbar habe ich seinerzeit ein fehlerhaftes Exemplar erworben. Auf der ersten Scheibe ist von Remastering überhaupt nichts zu merken. Man hört überwiegend verzerrte und fragmentierte Töne, überlagert von Geräuschen, die jedenfalls nicht in der Partitur stehen...

    Schade, sehr schade, denn 1939 war das sichtlich eine hochkarätige BBC-Radiosendung mit anspruchsvoller Besetzung: Thomas Beecham am Dirigentenpult, Richard Tauber als Hans, Hilde Konetzni als Marie. Besonders Konetznis Stimme beeindruckt, aber auch Tauber beweist, daß man ihn nicht nur auf Lehár festnageln darf.

    Als Bonus bekommt man Auszüge einer Berliner Aufführung von 1932 mit Jarmila Novotna und Willi Domgraf-Fassbaender (und besserer Tonqualität als in der jüngeren Aufnahme).

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    Deutsche Grammophon 1994


    Die Aufführung der Salzburger Festspiele 1969 folgt nicht in allem dem "Rosenkavalier"-Mainstream des 20.Jahrhunderts, sondern setzt eine eigene Note oder besser eigene Noten. Ein Mezzo als Marschallin - fast ein Wagnis, denkt man sich vielleicht. Aber Christa Ludwig ist in jeder Hinsicht eine großartige Marschallin. Man begreift kaum, wieso Octavian sie verläßt. Der Quinquin war eine Paraderolle der viel zu früh verstorbenen und leider viel zu wenig mehr in unserem Gedächtnis präsenten Tatjana Troyanos, auch sie eine Jahrhundertstimme. Beiden ebenbürtig Theo Adam als Ochs. Entgegen der oft geübten Bühnenpraxis, die den Lerchenauer als eher schon auf dem absteigenden Ast befindlichen Rüpel mit Resten adeligen Verhaltens auffaßt, gibt ihn Adam eindeutig als Edelmann in Vollkraft, der nur etwas verbauert ist - und das ist bekanntlich ganz im Sinn von Hofmannsthal und Strauss (gegenwärtig folgt ja auch Groissböck dieser Linie). Auch Sophie erscheint in der Interpretation durch Edith Mathis nicht als zartes Pflänzchen, das schüchtern in die Welt tritt, sondern als eine selbstbewußte junge Dame. Liest man das Textbuch genau, dann weiß man, daß das authentisch ist (sie pocht auf ihr adeliges Vorrecht (und ist sogar bereit, bei Mißachtung Ohrfeigen auszuteilen). Die wird ihrem Octavian einmal eine Partnerin sein, keine Untergebene. Man könnte die Reihe der Spitzenleistungen jetzt bis zum Ende der Besetzungsliste fortführen. Kein Wunder, wenn man einen Otto Wiener als Faninal hat, Gerhard Unger als Valzacchi, Anton de Ridder als Sänger und die hervorragende "alte Garde" der Comprimarii. Und natürlich Karl Böhm mit den Wiener Philharmonikern, oft mit eher ruhigen Tempi, aber dem betörenden Silberklang. Insgesamt eine wahre Sternstunde der Salzburger Festspiele.

    NAXOS 2006


    Aufgenommen 2004. Die Fingerfertigkeit von Frau Bannister ist zu bewundern, und natürlich kann sie mehr als das, aber irgendwie kommt bei ihr nach meinem Eindruck das Virtuose oft an erster Stelle. Könnte es sein, daß sie zu denen gehört, die Mozarts Kritik für allzu bare Münze nehmen?

    Ich kann auch nur von außen urteilen, aber es dürften wohl mehrere Gründe sein, warum Kusej nicht verlängert wurde. Nicht der geringste sicher, daß unter ihm - ungeachtet der Pandemie, die natürlich die Probleme irrwitzig vermehrt hat - das Burgtheater kein Publikumsmagnet war/ist/sein würde. Der Wiener Geschmack ist eben anders. Übrigens hat sich gezeigt, daß die seinerzeitige Besetzung von Direktorenstellen von Wiener Kulturinstitutionen nicht nur in punkto Burgtheater wenig Fingerspitzengefühl bzw. Kenntnis verriet. Viele unserer Politiker haben leider keine wirkliche Ader für Kunst und Kultur und ihre diesbezüglichen Entscheidungen rufen nicht umsonst immer wieder Diskussionen hervor. Früher war das freilich auch nicht immer anders. Vor allem um die Hof- und spätere Staatsoper entwickelten sich ja bekanntlich wiederholt richtige Staatsaffären.

    1. Verdi: La Traviata

    2. Weber: Der Freischütz

    3. Donizetti: L'Elisir d'amore

    4. Mozart: Die Zauberflöte

    5. Flotow: Martha

    6. R.Strauss: Der Rosenkavalier

    7. Rossini: Il Barbiere di Siviglia

    8. Offenbach: Les Contes d'Hoffmann

    9. Mozart: Cosi fan tutte

    10. Puccini: La Bohème

    11. Puccini: Turandot

    12. Verdi: Un Ballo in Maschera

    13. Puccini: Tosca

    14. R.Wagner: Die Meistersinger von Nürnberg

    15. Verdi: Rigoletto


    Wie immer frage ich mich jetzt, ob ich den Verstand verloren habe: Kein Meyerbeer, Lortzing, Beethoven, Bizet, Smetana usw. - ist wohl eher der Zeitmangel, der sie momentan etwas nach hinten rückt...


    Kubelíks 1979 aufgenommener und 1980 von DECCA veröffentlichter "Freischütz" wurde in diesem Thread nur kurz und am Rand erwähnt. Eigentlich unbegreiflich, daß diese Opernperle derzeit nur in der Sammelbox erhältlich ist, denn das ist in jeder Hinsicht eine Spitzenaufnahme nahe an absoluter Perfektion.

    Höchstnote für Rafael Kubelík und das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, Höchstnote für Hildegard Behrens als Agathe, die Reinheit, vokale Eleganz und innige Gefühlsseligkeit wirklich vollkommen vereinigt, Höchstnote für René Kollo als Max, der hundertprozentig rollendeckend ist. So könnte man weiter schwelgen. Helen Donath ist als Ännchen kongenial und beweist, daß man die Rolle nicht unbedingt nur soubrettisch-neckisch interpretieren muß. Ausgezeichnet Wolfgang Brendels Fürst und Kurt Molls Eremit, ebenso Peter Meven als Kaspar. Die kleineren Rollen sind weniger profiliert, aber werden sehr sauber gesungen. Ohne Pathos, wie Zauberton richtig bemerkt hat, aber überzeugend. Eine Gänsehaut der Glückseligkeit folgt der anderen.

    In dem Gespräch mit René Rumpold - danke vielmals für den Hinweis! - hat Gabriele Lechner ein bißchen durchblicken lassen, warum sie nicht die ganz große Karriere gemacht hat. Offenbar mußte sie sich sehr um ihre Mutter kümmern und nahm deshalb mit 42 die Chance wahr, als Professorin in Wien in die Pädagogik einzusteigen und die Bühne sein zu lassen, wo ihr die Regisseure zunehmend auch nicht mehr behagten.

    Mit Gabriele Lechner ist wieder ein Stück wertvolle Vergangenheit dahin. Ich erinnere mich an den legendären "Ballo", mit dem sie berühmt wurde. Ich hatte den Eindruck, sie, Pavarotti und Cappuccilli trieben sich damals gegenseitig zu Höchstleistungen. R.I.P.

    DECCA/Eloquence 2018 (aufgenommen zwischen 1964 und 1996)


    Bonynge und Ballett (die Ouvertüren natürlich ebenso) - die Kombination garantiert immer höchsten Hörgenuß.

    DECCA/Australian Eloquence 2021


    Bisher konnte ich mit den Brahmsschen Symphonien nicht viel anfangen, aber Kubelík (stets einer meiner Lieblingsdirigenten) mit den Wiener Philharmonikern (1957) hat es zumindest geschafft, mir die 1.Symphonie näher zu bringen (nur den ersten Satz mag ich nach wie vor nicht, der ist mir recht lärmig). An Beethoven komm mir eigentlich kein Vergleichsgedanke, aber die - von mir subjektiv recht deutlich empfundene - Suche nach einem eigenen Stil finde ich trotz einiger zu gewollter Effekte letztlich doch ansprechend.

    Wenn ich beim Lesen Musik höre, dann geht das nur mit rein instrumentalen Stücken, die mir bekannt und außerdem möglichst einfach sind. Trotzdem bleibt das letztlich Hintergrund, und ich merke immer wieder, daß das Hirn diese Berieselung zwar nicht ganz ausschaltet, aber ziemlich unterdrückt. Im allgemeinen vermeide ich es daher, bei der Lektüre auch noch zu lauschen, es sei denn, es geht um irgendwelche Kurzinformation oder dergleichen. Und ja, wenn ich genauer hören will, setze ich Kopfhörer auf, um sonstige Umwelteinflüsse einigermaßen auszuschalten. Und auch, um niemanden zu stören, der vielleicht gerade keine Lust auf Opern- und Konzertschall hat.

    TUDOR 2005


    Franz Anton HOFFMEISTER: Notturnos

    Simon Fuchs u.a.


    Ich bin sehr angetan - unsere Oboisten müßten viel mehr über Hoffmeister schreiben!