Ein paar lose Gedanken zum Werk:
Faszinierend finde ich, dass man gleich wie in eine Tschechowsche Kurzgeschichte in die Handlung geworfen wird. So, als würde man in einen Raum kommen, in dem die Musik schon lange spielt. Kann man beim 1. Satz von einer Sonatenform sprechen? Ich finde ja. Exposition, Durchführung sind deutlich erkennbar, sowie ein Reprise, in der das Anfangsthema nur noch sehr fragmentiert aufgegriffen wird. Das erste Thema wird auch im 2. Satz wieder reminiszent aufgegriffen, bevor die Musik in eine teuflisch-schnelle, wütende Passage übergeht, die dann leise wie in Zeitlupe nochmal quasi wiederholt wird. Nach ruhigen Varianten klingt der Satz dann ruhig aus.
Der Beginn des 3. Satz klingt wie aus einer anderen Welt, aus dem Nebel entwickelt sich ein Thema. Der Satz enthällt viel groteskes. Immer wieder kommt ein überdrehter, irrer, verzerrter Walzer mit sarkastischer Romantik vor, danach ein kleines "Potpourri", mir scheint, eine Variante des Beginns des Satzes. (?)
Der 4. Satz scheint mir das emotionale Zentrum zu sein, in dem Sinne, dass es hier zu sehr intimen, besinnlichen, melancholischen Passagen kommt. Er ist auch der mit Abstand längste Satz. Das negativ-fanfarenartige Hauptthema klingt anklagend, teilweise auch trauermarschartig, wird später zu einer traurigen, gesanglichen Melodie (ab [2:40] im Cello und Violine), die dann fast verstummt. Eine längere Kadenz des Klaviers (kam ähnliches Material schon im 1. oder 2. Satz vor?), die erst rufend, dann aber auch immer mehr die Hoffnung zu verlieren scheint, ehe das Cello mit der traurigen Melodie einsetzt, die in ein Crescendo übergeht in einen ergreifenden Höhepunkt. Die traurige Verzweiflung geht in eine betont-motorische über, bis scheinbar die Kraft fehlt und nur eine Traurigkeit (Violine) bleibt. Das Klavierthema aus der Kadenz setzt wieder ein, diesmal fast roboterhaft, ein Roboter, dem immer mehr der Saft ausgeht bis nichts mehr da ist.
Der Finalsatz setzt gleich mit einem maschinenhaften, teuflischen Rhythmus ein. (Erinnert mich ein wenig an die Toccata in der 8. Sinfonie von Schostakowitsch; aber auch entfernt an dessen Finale des 2. Trios?) Irgendwann wird dieser Tanz unterbrochen von einer "irischen Fiddlemelodie". Dann erscheint reminiszent das Hauptthema aus dem 1. Satz, bevor dann Kraftvoll rhythmisch das Fiddlethema wieder einsetzt und immer mitreißender wird. Plötzlich setzt das Toccatathema vom Beginn des Satzes ein. Irgendwie erschreckend. Das ganze wirkt wie ein teuflischer oder ein Totentanz, der es dann irgendwie schafft, wieder und energisch in das Hauptthema des 1. Satzes überzugehen. Aber auch dem geht die Kraft aus, und es bleibt nur noch eine kraftlose, betrübte Variante von ihm übrig. Zum Schluss macht das Toccatathema nochmal zaghaft Anstalten, wieder aufzukeimen. Aber auch ihm fehlt die Kraft, und wie am Ende des 4. Satzes scheint hier einem "Roboter" die Batterie zu versagen, begleitet von Flageolett-Tönen.
maticus