Beiträge von Tyras

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    Jakob Ullmann (geb. 1958), besonders kompromisslos.

    In meiner Sammlung befindet sich die Komposition für Streichquartett 2 von Ullmann (zusammen mit John Cages 30 Stücken für Streichquartett) mit dem Arditti Quartet (hr-Musik).

    Vor kurzem habe ich es mal wieder damit probiert, aber ich muss es noch häufiger hören, um mehr dazu sagen zu können. Auf jeden Fall ist es sehr ruhige Musik, so grob die Richtung John Cage und Morton Feldmann. Der Reigen seliger Geister von Helmut Lachenmann ist zwar auch sehr ruhig, aber scheint mir irgendwie mehr herzumachen oder "dramaturgischer" zu sein. Das Booklet der hr-CD enthält ein Interview mit Ullmann, das die Verbindung zu Cage besonders herausstreicht.

    Bei Schenker staune ich nicht nur über die außergewöhnliche Qualität der Musik, sondern auch darüber, dass er mit diesen Werken keine massiven Probleme mit dem DDR Staatsapparat bekommen hat. (Ich bin allerdings kein DDR Experte.) Die Musik klingt für mich nicht nach real existierendem Sozialismus, sondern nach Avantgarde - die vertonten Texte auch nicht besonders angepasst.

    Nach Stalins Tod gab es wohl schon ein paar Veränderungen im Ostblock, nicht zuletzt kulturell. Dass Avantgarde dort verboten, gar verfolgt wurde oder jedenfalls eine besonders dissidente Angelegenheit war, ist wohl spätestens ab den 70ern ein Klischee. Als ob im Westen Avantgarde ganz unumstritten gewesen wäre. Aber immerhin bescherte dieses Klischee dem westdeutschen Fernsehzuschauer den markanten Ausschnitt aus Witold Lutosławskis Konzert für Orchester als Intro von Gerhard Löwenthals "ZDF Magazin", der im Intro von Jan Böhmermanns "ZDF Magazin Royale" immer noch anklingt.

    Ich habe nicht viel DDR-Avantgarde in meiner Sammlung. Aber die Box "Herbert Kegel - Legendary Recordings" (edel Classics, 2001) mit Aufnahmen der VEB Deutsche Schallplatten von 1960 - 1989 gibt schon einen ersten Eindruck:

    Neben Werken der Schönberg-Schule findet sich da eine Aufnahme von Krzysztof Pendereckis Threnos von 1978. Von Friedrich Schenker gibt es die Landschaften für großes Orchester. Subtil dissident oder systemkritisch war vielleicht die vierte und letzte: "Wolken, aus einem Flugzeug gesehen".
    Friedrich Goldmann, der mit Marcus Creed und Claudio Abbado Karlheinz Stockhausens Gruppen für die Deutsche Grammophon dirigierte,

    ist in der Kegel-Box mit seiner ersten Sinfonie (1972 / 73) vertreten.
    Und Paul Dessaus darin enthaltene Orchestermusik Nr. 2 - Meer der Stürme darf man wohl auch zur Avantgarde zählen. Diese findet man noch auf dieser Dessau-Scheibe bei Berlin Classics:

    Volume 9 der Michael-Gielen-Edition, die sich Beethoven widmet, ist ab August zu bekommen:

    Mich wundert ein bisschen, dass die Missa solemnis, das Violinkonzert (mit Christian Tetzlaff) und das 2. Klavierkonzert (mit Elisabeth Leonskaja) fehlen. Immerhin alles SWR-/SWF-Aufnahmen, soweit ich weiß. Gut, wahrscheinlich sind die genannten nicht bei Hännsler (gehört Naxos) erschienen, sondern z.B. bei EMI. Aber dann ist immer noch die Frage, warum das 3. Klavierkonzert (mit Stefan Litwin) fehlt. Ausnahmsweise wurden wohl Lizenzgebühren bezahlt, jedenfalls bei der Eroica aus Cincinnati (1980).
    In Volume 1 gab's bereits ein bisschen Beethoven: Ouvertüren & das Tripelkonzert.

    Hier gibt es weitere Details: https://www.gielen-edition.de/deutsch/die-ed…me-9-beethoven/

    :cincinbier:

    Soeben den neuen Jarmusch genossen, "The Dead Don't Die". Und die Erkenntnis gewonnen, daß es tatsächlich möglich ist, einen tiefenentspannten Zombie Film zu machen, der eine auf eher sanfte Art dunkle Atmosphäre, aber auch viel hintergründigen Humor hat. Ich fand ihn wunderbar. Bill Murray wieder ein Genuß, alles in allem weder ein Splatterfilm noch eine Genrepersiflage. Die DVD erscheint am 30.12. :D


    LG :)

    Bill Murray fand ich auch phänomenal, ebenso Tilda Swinton. Aber sonst muss ich dir widersprechen. Vor allem handelt es sich sehr wohl um eine Genrepersiflage, die sich über die typischen Erwartungen lustig macht. Nicht zuletzt in dem Tempo und Spannung ziemlich vollständig rausgenommen werden.

    Also lieber Gurnemanz, bei Rattle ist auch noch die Arie der Roxana mit Konzertende als Appendix drauf mit 4.50 Min. = ca.3Min!

    Zugegeben habe ich mich noch nicht ausgiebig mit der Aufnahme befasst. Daher habe ich den Appendix übersehen. Der ist in meiner Ausgabe jedenfalls sogar am Schluss von CD Nr. 1, so dass mein kurzer Blick ins Booklet das übersehen hat.

    Also nix für ungut. Solche Zeitdifferenzen können ja verschiedene Gründe haben (z.B. Alternativ-Fassungen). Keinesfalls wollte ich deine Glaubwürdigkeit infragestellen.

    Da wir gerade dabei sind: Wie sieht's denn hier mit dem Libretto aus? Alles dabei, polnisch, deutsch?

    Ich erwäge nämlich einen Erwerb, zumal ich das Werk noch nicht kenne, aber bereits eine Karte für eine Aufführung im Juni in Frankfurt habe.
    :wink:

    Bei beiden Werbepartnern ist bezüglich der Kaspszyk-Aufnahme (Accord / Universal) nur von einer CD die Rede, während Rattle (EMI, jetzt Warner) ~ 87 Minuten braucht und daher ne zweite CD anfangen muss. Mit der von Maurice ins Spiel gebrachten Stryja-Aufnahme (Naxos) ist es nicht anders.

    Ist die Kaspszyk-Aufnahme also gekürzt? Laut Youtube (v=k3SGLFTEelY) dauert sie jedenfalls 79 Minuten. Das Booklet umfasst laut Discogs 138 Seiten.

    Hier ist das Libretto viersprachig abgedruckt, wenn auch in Minilettern.
    Tyras, wie sieht das in deiner Ausgabe aus?

    Bei mir ist es ein Doppel-CD-Jewelcase im Schuber. Als Filler gibt's noch die konzertante Sinfonie Nr. 4 op. 60 mit Leif Ove Andsnes am Klavier. Das Booklet umfasst 142 Seiten. Das Libretto viersprachig deutsch, polnisch, englisch, französisch. Die anderen Texte (Handlungsübersicht, Ausführende usw.) dreisprachig ohne das Polnische.

    Lange hatte ich den Namen nur abgespeichert als "der Komponist, der im Regal oft Arnold Schönberg vorangeht". Dann hatte ich mal die Gelegenheit Schoecks Sonate für Bassklarinette & Klavier op. 41 (1927 / 28) zu hören. Gefiel mir spontan. Sollte ich mal wieder hören.



    Robert Di Domenica (1927 - 2013): Sinfonie (1961)

    Münchner Philharmoniker, James Levine (Oehms, 2002/03).

    Das dreisätzige Werk macht auf mich einen gemäßigt-modernen bzw. postmodernen Eindruck. Ist das bei ~3:30 nicht ein kurzes Zitat vom Anfang der Großen Fuge von Beethoven? Könnte mir vorstellen, dass es noch mehr Zitate gibt, die ich aber noch nicht erkannt habe.

    Wo spielt Gould und wo spielt Bernstein? Dem Rückencover beim Partner traue ich nicht, weil die Satzzuordnungen zumindest unlogisch sind. Hörtechnisch klingt das Quartett eher nach Glenn aus Kanada als das Quintett.

    Aber Hallo! Gleich am Anfang nach den Akkorden werden die Läufe mit einem schrägen Non-Legato gespielt. Überhaupt ist der Klavierpart, der aufnahmetechnisch auch ein wenig runtergedreht wirkt, recht unromantisch gehalten, während die drei Streicher umso mehr schwelgen.
    Gibt es nicht die Anekdote, dass die Juilliards wegen dieser Aufnahme [edit: Gould] gehasst haben und deshalb dann Bernstein beim Quintett einsprang?