Beiträge von EinTon

    Zum Thema "Jahreszeiten" möchte ich das hervorragende Album "Winter Songs" (1979) der britisch-deutschen Artrock-Band "Art Bears" (Dagmar Krause, Fred Frith, Chris Cutler) erwähnen. Ungeachtet des Albumtitels werden auch andere Jahreszeiten als der Winter erwähnt (etwa in dem Song "The Summer Wheel") und auf dem Albumcover sieht man unter dem (winterlichen) Hauptbild 4 kleine Bilder, die jeweils eine Jahreszeit darstellen.


    Es geht hier allerdings nicht nur um Jahreszeiten: Viele der Songtexte beziehen sich auf Skulpturen aus mittelalterlicher Kathedralen, (v. a. vom Portal der Kathedrale von Amiens), denen von Schlagzeuger und Textdichter Chris Cutler neue, vom ursprünglichen Künstler so nicht intendierte Bedeutungen unterlegt wurden. Dabei schimmert auch manchmal die damalige marxistische Weltsicht Cutlers durch. Inspiriert wurde Cutler zu diesem Thema durch das Buch "Le Mystère Des Cathédrales" von Fulcanelli. Die Musik schrieb Gitarrist und Multiinstrumentalist Fred Frith.




    Hier das Lied "The Winter Wheel", das Gegenstück zum "Summer Wheel":

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    Wen könnte man denn um Erlaubnis fragen, ob das in Ordnung ist? Angenommen, ich möchte eine Funk-Band gründen: welche Vertretung der afroamerikanischen Gemeinschaft müsste ich kontaktieren und um Zustimmung bitten?

    Es wäre dann auch moderne Rock/Popmusik insgesamt in Frage zu stellen, denn deren Rhythmik mit ihren allgegenwärtigen Akzentverschiebungen, Beat/Offbeat etc. hat letztendlich afroamerikanische Wurzeln. Und diese Rhythmik tritt nicht nur bei Bluesrock auf, sondern zB auch bei Genesis, Kraftwerk oder Depeche Mode.

    Hallo,


    ich wollte auf die jüngste Oper von Kaija Saariaho hinweisen. Sie heisst "Innocence" und handelt sowohl von einer Hochzeit als auch von einem Schulmassaker, an dem der Bruder des Bräutigams beteiligt war... Die Musik ist - dem Thema entsprechend - schroffer und expressiver als ich es von Saariaho bisher gewohnt bin.


    Man kann sie die Uraufführung (Aix-en-Provence, 2021) bei ARTE komplett anhören und anschauen. Insgesamt fand ich das Werk und auch die Inszenierung sehr eindrucksvoll:


    Kaija Saariaho: Innocence - Programm in voller Länge | ARTE Concert
    Das Festival von Aix-en-Provence zeigt jedes Jahr eine Uraufführung: 2021 ist es Kaija Saariahos Oper „Innocence“.
    www.arte.tv

    Aus aktuellem Anlass:

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    Oh, Henry Cow ohne Dagmar Krause! Das war mir nicht bekannt.

    Die war nur auf dem 3. Album "In Praise of Learning" mit dabei (und da auch nur auf drei Songs), alle anderen Alben sind (fast) rein instrumental.


    Stärker involviert war Dagmar Krause dann in den HC-Ableger "Art Bears".

    Feinste Canterbury Musik von 1972.
    Gruß aus Kiel

    Ist ja witzig, dass wir beide hier unabhängig voneinander fast gleichzeitig ein Canterbury-Album posten (bzw. zumindest eines, dass manchmal dieser Stilrichtung zugerechnet wird, wie bei HC.)


    Robert Wyatt hat später auch gelegentlich mit Henry-Cow-Musikern zusammengearbeitet, zB auf dem Benefizalbum "The last Nightingale", (zugunsten eines britischen Minenarbeiterstreiks):


    https://www.youtube.com/watch?…wBsEODeTnFRLkW-wmBUnYqfZR

    Danke für den Tipp - das ist wirklich zeimlich geiles Zeug!

    Der Text von diesem Lied ist übrigens von James Krüss - aus dem Kinderbuch "Sängerkrieg der Heidehasen", das wiederum ironisch auf Richard Wagner anspielt.


    Abgesehen davon: Deutsche Postpunk-Gruppen, auch avantgardistische, gab es auch in der Bundesrepublik noch nach dem Ende der NDW. Das berühmteste Album der "Einstürzenden Neubauten" nämlich "Halber Mensch" erschien sogar erst 1985. Und Foyer des Arts ("Wissenswertes über Erlangen") wurde 1988 sogar zu einer der einschlägigen "John Peel Sessions" im britischen Rundfunk eingeladen.

    Trotzdem finde ich diese Phase der deutschen Popmusik weitaus interessanter als die gesammelten deutschsprachigen Jammer-Säusler (Clueso et al.) der letzten ca. 10 Jahre.

    Dann checke auch mal AG Geige (zB deren Album "Trickbeat" von 1989) aus der späten DDR. Wenn Dir Palais Schaumburg oder die "Neubauten" gefallen, dürfte Dir diese Band auch sehr zusagen.


    Hörbeispiel: https://www.youtube.com/watch?v=BTnzK-VcSfY ;)

    Der Umstand, dass sie bei Stockhausen auftaucht, mag aber als Indiz für die generelle Offenheit der Neuen Musik gegenüber neuem Instrumentarium gewertet werden.

    Wobei Stockhausen vielleicht auch deshalb auf die E-Gitarre zurückgriff, weil sich die akustische Gitarre in einem großen Orchester nur schlecht durchsetzen kann.


    Letztere wiederum wurde ja schon von Stockhausens Einflußgeber Webern (in den 5 Orchesterstücken op. 10) und seinem Mitstreiter Boulez (im "Marteau sans maître") verwendet - beide Male in deutlich kleineren Besetzungen als die der "Gruppen".


    Für diese Offenheit gibt es dann natürlich sehr viel schlagkräftigere Belege, so z. B. die frühe Elektronik, verfremdete herkömmliche Instrumente (z. B. das präparierte Klavier bei Cage) etc.


    Das ist wohl richtig! :)

    Zu neuem Instrumentarium sollte man noch anmerken, dass die sogenannte "Neue Musik" der Nachkriegszeit hierbei geradezu eine Vorreiterrolle gespielt hat.


    Stockhausen hat in "Gruppen" eine E-Gitarre verwendet, lange bevor die Gitarrenkultur in der Rockmusik die bekannten Dimensionen angenommen hat.

    Die E-Gitarre wurde aber schon lange vorher im Jazz verwendet (laut J. E. Berendt als erstes von Charlie Christian, der das Instrument in den späten 30er Jahren zu nutzen begann) und wohl auch im Rhythm&Blues, von dem der Rock'n'Roll dann später eine kommerzialisierte Abzweigung darstellte.


    Auch bei Elvis Presley ist die elektrische Gitarre schon auf "That's allright" von 1954 zu hören, und auch andere frühe Rock'n'Roller verwendeten die E-Gitarre.


    Stockhausens "Gruppen" entstanden demgegenüber erst 1955-57.