Draeseke, Felix (1835-1913)
Leben:
Felix Draeseke wurde 1835 geboren. Er absolvierte ein Musik-Studium am Leipziger Konservatorium. Ab 1957 gehört er in Weimar dem Liszt-Kreis an. Hier schrieb er sein opus 1, die ausgedehnte Ballade Helges Treue. Die Kleist-Kantate Germania an ihre Kinder und die großangelegte sinfonische Dichtung Julius Cäsar brachten ihm den Ruf eines radikalen Neutöners ein. Die Aufführung seines Germania-Marsches im Jahr 1861wurde zu einem deutschlandweit beachteten Skandal.
Daraufhin zog Draeseke in die Schweiz - Liszt hatte Weimar kurz zuvor verlassen -, wo er bis 1876 als Klavierlehrer arbeitete. Draeseke spricht von “verlorenen Jahren”. Hier wendet er sich von der “Zukunftsmusik” ab und orientiert sich zunehmend an klassischen Formen. In seinen Schweizer Jahren komponierte Draeseke nicht viel. Sein bekanntestes Werk aus dieser Zeit ist die Klaviersonate op. 6.
1976 zog Draeseke nach Dresden. Hier wurde er zu einem produktiven und erfolgreichen Komponisten. Es entstehen Opern, Chorwerke, Solokonzerte, Kammermusik und Lieder. 1886 vollendete er sein (neben der Klaviersonate) bekanntestes Wert: die 3. Sinfonie in C-Dur op. 40, die Symphonia tragica. Zwischen 1864 und 1899 komponierte er sein umfangreichstes Werk, die Oratorien-Tetralogie Christus.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts bezog Draeseke publizistisch gegen die junge Komponistengeneration Stellung und galt von da an als Reaktionär. 1912 komponierte er seine 4. Sinfonie (ohne Opuszahl), die Symphonia Comica. Im selben Jahr erlebte er die erste Gesamtaufführung der Christus-Tetralogie. Draeseke starb 1913.
Verschiedenes:
Aufgrund einer Mittelohrentzündung in Kinderjahren hatte Draeseke starke Gehörprobleme, die ihn in reifen Jahren beinahe ertauben ließen.
Draeseke war mit Hans von Bülow befreundet. Dieser führte ihn im Liszt-Kreis ein. Aufgrund dieser Verbundenheit brach Draeseke mit der “Affäre Cosima” den Kontakt zu Wagner ab.
Die radikalen Frühwerke aus Weimarer Zeit, Germania und ihre Kinder und Julius Cäsar scheinen (nach jpc- und amazon-Recherche) nicht auf CD vorzuliegen. Schade!
Über die Klaviersonate op. 6 sagte Liszt, sie sei die Beste seit Schumanns fis-moll Sonate (seine eigene h-moll-Sonate verschweigend). Alfred Brendel nennt sie die wichtigste “vergessene Sonate” des späten 19. Jahrhunderts; originell; voll von überreizter Harmonik. Die Sonate ist Bülow gewidmet, der sie nicht gespielt hat.
Quellen: cpo-Booklets; der Film "Ein Schicksal zwischen Brahms und Liszt" (auf youtube einsehbar)