Komponisten über Komponisten - ein kleines Zitateraten

  • finde das Zitat gar nicht "bekannt".

    Tippe mal A = Reger.

    ---
    Es wäre lächerlich anzunehmen, daß das, was alle, die die Sache kennen, daran sehen, von dem Künstler allein nicht gesehen worden wäre.
    (J. Chr. Lobe, Fliegende Blätter für Musik, 1855, Bd. 1, S. 24).


    Wenn du größer wirst, verkehre mehr mit Partituren als mit Virtuosen.
    (Schumann, Musikalische Haus- und Lebensregeln).

  • Mir kommt das Zitat vage bekannt vor, vielleicht ist es aber auch nur der Duktus, denn ich habe keine Ahnung, wovon die Rede ist...

    Tout le malheur des hommes vient d'une seule chose, qui est de ne pas savoir demeurer en repos dans une chambre.
    (B. Pascal)

  • zabki hat mich durch die Identifizierung von A auf die richtige Spur gebracht: Reger lobt hier Hugo Wolfs "Penthesilea". Die Lösung ist also zabki zuzuschreiben.

    ______________________

    Homo sum, ergo inscius.

  • Reger lobt hier Hugo Wolfs "Penthesilea".

    So ist es! :thumbup:

    Reger scheint erstaunlich viel von Hugo Wolf gehalten zu haben. In dem Zitat (meine Quelle ist Hans Renners Reclam-Konzertführer aus dem Jahr 1976) heißt es weiterhin: " Das alles lässt wieder so recht fühlbar werden, welch unersetzlichen Verlust die Kunstwelt durch den Tod Hugo Wolfs erlitten hat."

    Leider fristet "Penthesilea" heutzutage ein ziemliches Schattendasein. Bei JPC sind gerade mal zwei verschiedene Aufnahmen erhältlich; die mir vorliegende sehr empfehlenswerte Einspielung durch die Staatskapelle Berlin unter Otmar Suitner ist offenbar vergriffen.

    Herzliche Grüße

    Bernd

  • Reger scheint erstaunlich viel von Hugo Wolf gehalten zu haben.

    In der Tat. Eigentlich hätte ich die Lösung sofort finden müssen, denn erst vor wenigen Tagen las ich in der erwähnten Reger-Biographie Susanne Popps von Regers Haltung zu Wolf. Sie berichtet, daß nach Wolfs Tod 1903 sich mehrere Verlage um dessen Nachlaß bemühten. Die Rechte sicherte sich der Verlag Lauterbach & Kuhn in Leipzig, mit dem auch Reger geschäftlich eng verbunden war. Das führte dazu, daß Reger erst Chorwerke Wolfs bearbeitete und sich schließlich in der Rolle des Nachlaß-Herausgebers wiederfand und damit mehrere Monate intensiv beschäftigt war. Er fand zahlreiche Fehler in den Korrekturabzügen der von Joseph Hellmesberger herausgegebenen Partitur der Tondichtung Penthesilea und unterzog das Werk einer umfangreichen Revision. Weitere Revisionen betrafen Wolfs Streichquartett d-Moll, Christnacht für Orchester, Soli und Chor und die Italienische Serenade für kleines Orchester. Ende verfaßte Reger einen Aufsatz Hugo Wolfs künstlerischer Nachlass, der "zu einer einzigen Anklage an die Mitwelt geraten sollte". Seinen Einsatz für Wolf verstand er als "Freundschaftsdienst an dem Kollegen, der ihm zur Identifikationsfigur des verkannten und erst nach seinem Tod geschätzten Künstlers wurde, der unbeirrt seinem unbequemen und von niemandem akzeptierten Weg gefolgt war" (S. Popp).

    :wink:

    Es grüßt Gurnemanz

    ---
    Der Kunstschaffende hat nichts zu sagen - sondern er hat: zu schaffen. Und das Geschaffene wird mehr sagen, als der Schaffende ahnt.
    Helmut Lachenmann

  • Leider fristet "Penthesilea" heutzutage ein ziemliches Schattendasein. Bei JPC sind gerade mal zwei verschiedene Aufnahmen erhältlich; die mir vorliegende sehr empfehlenswerte Einspielung durch die Staatskapelle Berlin unter Otmar Suitner ist offenbar vergriffen.


    stimmt, Penthesiliea fand ich beim ersten Kennenlernen auch sehr interessant und ist dann irgendwie meiner weiteren Beobachtung entschwunden.
    Bei Youtube gibt es die Suitner-Aufnahme ganz, allerdings zu schnell abgespielt:
    https://www.youtube.com/watch?v=D8bVy5ikLbU

    Bessere Wiedergaben nur vom 1. Satz und 3. Satz:
    1. Satz: Royal Flemish Philharmonic, Ltg. Daniele Callegari (live)
    https://www.youtube.com/watch?v=CGqgIyqgkMA

    3. Satz: L'Orchestre de la Suisse Romande, Ltg. Horst Stein
    https://www.youtube.com/watch?v=kmCbE5GnoYM

    Gruß,
    Khampan

  • Das führte dazu, daß Reger erst Chorwerke Wolfs bearbeitete und sich schließlich in der Rolle des Nachlaß-Herausgebers wiederfand und damit mehrere Monate intensiv beschäftigt war. Er fand zahlreiche Fehler in den Korrekturabzügen der von Joseph Hellmesberger herausgegebenen Partitur der Tondichtung Penthesilea und unterzog das Werk einer umfangreichen Revision. Weitere Revisionen betrafen Wolfs Streichquartett d-Moll, Christnacht für Orchester, Soli und Chor und die Italienische Serenade für kleines Orchester. Ende verfaßte Reger einen Aufsatz Hugo Wolfs künstlerischer Nachlass, der "zu einer einzigen Anklage an die Mitwelt geraten sollte". Seinen Einsatz für Wolf verstand er als "Freundschaftsdienst an dem Kollegen, der ihm zur Identifikationsfigur des verkannten und erst nach seinem Tod geschätzten Künstlers wurde, der unbeirrt seinem unbequemen und von niemandem akzeptierten Weg gefolgt war" (S. Popp).

    Dass sich Reger so intensiv für Hugo Wolfs Werke eingesetzt hat, wusste ich noch nicht. Ich denke, dieses Engagement für einen anderen Komponisten, der zeitnah gelebt hat, verdient auf jeden Fall großen Respekt.

    Ich habe mir jetzt noch fix diese CD-Box, welche auch eine Interpretation der "Penthesilea" enthält, bestellt:

    Etliche der Lieder liegen mir zwar schon in anderen Interpretationen vor, aber angesichts eines Preises von 13 Euro für 7 CDs kann man eigentlich nicht viel falsch machen....

    Herzliche Grüße

    Bernd

  • Dass sich Reger so intensiv für Hugo Wolfs Werke eingesetzt hat, wusste ich noch nicht.

    ich auch nicht, und wäre nie drauf gekommen.

    Auf Reger kam ich der etwas burschikosen Modernität, gekoppelt mit Wertschätzung altmeisterlicher Kompositionstechniken ("Kontrapunkt") wegen.

    Für ein neues Rätsel lasse ich gern Waldi oder wem auch immer Vortritt, habe zur Zt. nichts drauf.

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    Es wäre lächerlich anzunehmen, daß das, was alle, die die Sache kennen, daran sehen, von dem Künstler allein nicht gesehen worden wäre.
    (J. Chr. Lobe, Fliegende Blätter für Musik, 1855, Bd. 1, S. 24).


    Wenn du größer wirst, verkehre mehr mit Partituren als mit Virtuosen.
    (Schumann, Musikalische Haus- und Lebensregeln).

  • Die leicht überbordende Diktion des Zitats ("Stimmungsdusel", "abgedroschene Phrasenmacherei", "unerhörte Kühnheit" usw.) ließ es ziemlich wahrscheinlich erscheinen, daß der Autor nicht weit von der vorigen Jahrhundertwende zu verorten war, sodaß zabkis Vermutung für mich sehr überzeugend anmutete. Mit diesem Wegweiser war es dann nicht mehr so schwer.
    Richard Wagners Schreibstil ist ganz anders (und in seinen theoretischen Werken oft ausgesprochen zähflüssig), also schied er aus, aber in A Liszt zu vermuten, lag anfangs natürlich nahe. Doch derart hymnisch hat sich Wagner über den nicht geäußert.

    zabki, Du bist dran! :wink:

    Ach so, gerade lese ich, daß es an mir hängen bleibt. Also gut:

    A schreibt über B:

    Viele Seiten ließen sich mit Daten und Ereignissen, Triumphen und Mißerfolgen Bs füllen. Er ist Hans Dampf in allen Gassen, komponiert in manchem Jahr vier Opern für verschiedene Theater, dirigiert, spielt Klavier, muß an Texten mitarbeiten, weil die "Dichter" nichts von Bühnenwirkung verstehen, macht Reisen, wird auch als Sänger bejubelt, heiratet, wird reich.....In Wien siegt er mühelos über B e e t h o v e n und W e b e r...Ein Bild des Romantikers war damals ausgestellt mit eigenhändiger Widmung "Wie Gott will". Die Wiener sagten: " Der Weber komponiert halt so, wie Gott will, der B schreibt so, wie wir's wollen"..... Das Tempo seiner Arbeiten hat ihn oft zu Flüchtigkeiten verleitet, seine theatralische Begabung zu witzigen Spiegelfechtereien...Sein hinreißendes Musikantentum verhilft ihm ganz leicht zu großem Erfolg. Nun beginnt er ernster zu arbeiten, lernt von Klassikern Ausdrucksformen...scheidet mit seinem größten Meisterwerk aus dem bezaubernden Kreis des Theaters.....In der zeitgenössischen Musik begegnen uns des öfteren...Suiten, Ballettmusiken, sogar Öperchen nach seinem Rezept etwas lose hergestellt, orchestral wirkungsvoll appretiert. Einige Jungitaliener haben auf sein Brio zurückgegriffen, darin den echten italienischen Stil gefunden, und diese Entdeckung gleich zu einem Angriff gegen Verdis und Puccinis Gefühlspathos benützt, ohne zu bedenken, wieviel gerade diese beiden Meister im kantabeln Aufbau B verdanken. Sein praktischer Grundsatz sachlicher Vereinfachung entspricht den Bestrebungen einer modernen Gruppe wie seine motorischen Freuden und sein rhythmisches Brio; und die unpathetische, unromantische Art seiner Melodie zu gewissen Zeiten seines Schaffens erst recht. B ist also recht zeitgemäß, wenn er auch nur mit zwei Werken immer wieder auf unserem Spielplan erscheint. Die Grundelemente unserer Musik, Harmonie, Melodie, Kontrapunkt, Wohlklang treten in verschiedenen Stilepochen abwechselnd in den Vordergrund, werden betont, zurückgestellt, geliebt, getadelt und je nach Bedarf ausgewechselt. Warum sollte die Entwicklung nicht einen Weg nehmen, wo die schöne, schlanke, mit lieblichen Arabesken verzierte Gesangsmelodie hervorgeholt wird und zu Ehren kommt? Sie hätte nach den instrumentalen melodischen (oder wie die Sänger behaupten: unmelodischen) Führungen der Gesangslinie viel Aussicht auf Erfolg...

    A war, wie leicht zu erraten ist, kein Zeitgenosse Bs, einige Zeit recht umstritten, hat in unserem Forum aber interessierte Anhänger. Er benützt das Vorwort, dem die zitierten Stellen entnommen sind, um sein eigenes künstlerisches Credo ein wenig durchschimmern zu lassen.

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    Homo sum, ergo inscius.

  • Bei B spricht mE vieles für Rossini - der war ja auch Sänger, "wurde reich", auch und gerade in Wien viel umjubelt. Seltsam mutet allerdings die Aussage an, er stehe nur noch mit zwei Werken auf dem Spielplan; das könnte aber zu Beginn des 20. Jh., wo ich A mal vorsichtig einordnen würde, der Fall gewesen sein.

    Also: B = Rossini?

    Zu A habe ich noch nicht so recht eine Idee.

    Bernd

    Fluctuat nec mergitur

  • Bei A könnte ich mir Pfitzner denken; auch er schätzte wohl die "Grundelemente unserer Musik, Harmonie, Melodie, Kontrapunkt, Wohlklang". Oder?

    :wink:

    Es grüßt Gurnemanz

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    Der Kunstschaffende hat nichts zu sagen - sondern er hat: zu schaffen. Und das Geschaffene wird mehr sagen, als der Schaffende ahnt.
    Helmut Lachenmann

  • Auch nicht, A war jünger als Lehar. Ein Hinweis: Er hat denselben Familiennamen wie ein berühmter Mann, dessen Lehre große Kontroversen auslöste.

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    Homo sum, ergo inscius.

  • Waldi, nach deinem den Familiennamen betreffenden Fingerzeig war kein großer Mut erforderlich, um es mal mit Marx zu versuchen. Die zugegebenermaßen wenige Musik, die ich von diesem Komponisten via Youtube gehört habe, klingt für meine Ohren allerdings nicht unbedingt so, als ob sich ihr Schöpfer ästhetisch an Rossini (der ja zu den von mir besonders gehassten Tonsetzern zählt :D :versteck1: ) orientiert hätte....

    .... aber auf jeden Fall werde ich deine Rätselaufgabe zum Anlass nehmen, mich noch einmal näher mit ein paar Werken von Joseph Marx zu befassen! Grundsätzlich habe ich ja schon eine große Schwäche für verspätet romantische Musik.

    Quasimodo, der Rossini richtig erraten hat, wird uns jetzt hoffentlich in nicht allzu ferner Zukunft die nächste Nuss zu knacken geben!

    Herzliche Grüße

    Bernd

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