STRAUS, Oscar: Er komponierte nicht nur "Ein Walzertraum"!

  • Nr.: 1279

    ist Oscar Straus - Hugdietrichs Brautfahrt, im Streifen- Thread Dir lieber Rideamus gewidmet.

    Liebe Grüße sendet Dir Peter. :wink: :wink:

  • Lieber Rideamus,
    genau das, nämlich "Die lustigen Nibelungen", führte ich mir gestern zu Gemüte - in der älteren Aufnahme, die in meinem Lieblings-CD-Geschäft natürlich auf Lager war. Das ist schlicht und einfach grandios! Das Libretto zeigt, dass Operette ein intellektuelles Vergnügen sein kann, und bei der Musik komme ich aus dem Staunen nicht mehr heraus, und zwar vom ersten Moment, dem gravitätischen Beginn, an nicht. Straus steht eine denkbar große Bandbreite des Vokabulars zur Verfügung, er kann offenbachisch flott sein, romantisches Pathos karikierend auf die Spitze treiben, wunderbare Lyrismen formulieren - aber das alles wird auf einen stilistischen Nenner gebracht. Es ist also nicht Stückwerk, sondern das Werk hat einen Bogen, und ich würde es eher als "Komische Oper" bezeichnen.
    Die Aufnahme finde ich leider nicht sehr gelungen - ja, schon gesanglich alles fein, aber das ist allzu merklich eine Hörspielfassung mit Erzähltext, und der geht zumindest mir mitunter gehörig auf die Nerven.
    Straus wird übrigens in Frankreich gerne gespielt - ich kann mir denken, warum. Auf micht macht diese Musik nämlich einen sehr französischen Eindruck, einerseits wegen der funkelnden Instrumentierung und der raffinierten Harmonik, die dennoch simpel klingt, andererseits aber auch wegen des ganz eigenen Charmes, der mich nicht nur an Offenbach erinnert, sondern mitunter auch an meinen geliebten Chabrier von "L'Etoile" und mitunter gar an die heiteren Werke eines Ibert, dessen "Angélique" nicht so wahnsinnig weit weg ist etwa von den "Perlen der Cleopatra".
    Weshalb Straus heute so wenig aufgeführt wird? Ich könnte mir vorstellen, daß der Nationalsozialismus die Aufführungstradition unterbrochen hat, und die Anknüpfung schwer ist, weil die Stücke eben nicht die gängige Operetten-Ware sind, sondern brillante Unterhaltung für intellektuelle Zuhörer. Genau für die also, die über "Operetten" leicht die Nase rümpfen - an der ich mich hiermit selbst reumütig nehme.
    :wink:

    Na sdarowje! (Modest Mussorgskij)

  • Nr.: 1279

    ist Oscar Straus - Hugdietrichs Brautfahrt, im Streifen- Thread Dir lieber Rideamus gewidmet.

    Liebe Grüße sendet Dir Peter. :wink: :wink:

    Lieber Peter,

    diese köstliche Inhaltsangabe habe ich natürlich schon gesehen und belacht. Tut mir Leid, dass ich offenbar vergaß, das gebührend zu würdigen. Hier der direkte Link dazu: Wiener Streif(en)-Lichter – der etwas andere Opernführer

    Lieber Edwin,

    es freut mich, dass Dich auch die NIBELUNGEN so begeistert haben. Schade, dass es die Froschauer-Aufnahme nicht mehr gibt, aber sie wird sicher noch antiquarisch zu finden sein, und das hoffentlich für einen normalen Preis. Gerade, was die stilistische Einheit betrifft, die Du in diesem - von Wagner höchst kreativ beeinflussten - Werk mit Recht so sehr preist, ist die nämlich sehr gelungen, auch wenn leider auch diese Aufnahme ganz auf die Dialoge verzichtet.

    Straus wird ja in Frankreich nicht nur gespielt, sondern hat dort sogar komponiert, worauf Fairy Queen weiter oben in dem Thread bereits verwies:

    Leider gibt es diese Aufnahme derzeit nur im französischen Amazonas, aber sie lohnt sich. Die Operette, die Straus für seine damalige Lieblingssängerin Yvonne Printemps schrieb, zeigt einen ganz anderen, nämlich sehr französischen Straus, der sich mehr an den Operetten eines Messager (und natürlich Johann Strauß, den er hier kongenial zitiert und verarbeitet) als an denen von Offenbach oder unseres gemeinsamen Lieblings Chabrier orientierte, wie man in diesen Clips mit Yvonne Printemps hören kann: "

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    " und "
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    ". Hier bewies Straus, dass Walzerseligkeit nicht per Definition Süßlichkeit bedeuten muss, wenn sie nur richtig gewürzt wird.

    Hoffen wir, dass der eine oder andere Dramaturg oder Intendant unsere Stoßseufzer liest und es wagt, einmal einen der meistverkannten Komponisten deutscher Zunge von internationalem Flair auf die Bühne zu bringen. Wenn die Aufführung gelingt, könnte ich mir gut vorstellen, dass das Schule macht, denn an der Qualität oder auch nur Eingängigkeit der Musik mangelt es wirklich nicht.

    :wink: Rideamus

    Ein Problem ist eine Chance in Arbeitskleidung

  • Die Trois Valse sowie der Rêve de Valse von Straus sind hier asserordentlich beliebt und aucheinzelne Stücke daraus werden sehr gerne bei Konzerten gesungen! Ich persönlich habe Straus erst in Frankreich singenderweise kennengelernt und zuerst gedacht, das sei ein Franzose mit deutschen Vorfahren und aus der Wiener Walzer-Tradition kommend, der er dann die frz. Note gegeben hat. Das zweite s habe er dann als Franzose ad acta gelegt und das c im Oscar statt des K ist ja eh anglo-oder francophon. Von wegen! Grosser Irrtum.
    Aber "C'est la saison d'amour" und "Je t'aime" und "Je ne suis pas ce que l'on pense" sind dermassen französisch, dass kein Mensch glauben kann, dass das ein Deutscher komponiert hat. Vielleicht ist er einfach als Vaterlandsverräter oder vaterlandsloser Geselle verpönt... würde mich nicht wundern! Ein anständiger Strauss schreibt sich gefälligt mit SS.

    Die lustigen Nibelungen sind für mich schon deshalb ein Genuss weil Jung-Siegfried und Lieb-Kriemhild so herrlich karikiert werden und wirklich mit den besagten Schweinshaxen um sich werfen......

    Man sollte dieses Werk mal in Bayreuth aufführen! Das wâre eine echte Gaudi.

    :fee:

    Jede Krankheit ist ein musikalisches Problem und die Heilung eine musikalische Auflösung (Novalis)

  • Meine liebe Fairy! :fee: :fee: :fee:

    "Die lustigen Nibelungen" und "Hugdietrichs Brautfahrt" das wäre was für den"Grünen Hügel" allerweil nur Richardl Nr. 1 zu bringen ist doch langsam fade. Für "Richige Wagnerianer" wie uns, gehört Spass in die Runde. Schweinshaxn hin und her, das ist was den "Ring" lebendig macht.

    Übrigens ist auch die Wiener Fassung der "Lustigen Nibelungen" nicht schlecht, wo Guido Wieland den Wotan bringt, und Hilde Rössl-Majdan singt, sie die ja auch Richardl gesungen hat.

    Liebe Grüße und Handküsse (tmp)_Schreiben_10092022_26822__Steindl Capriccio e. V._313543.pdf(tmp)_Schreiben_10092022_26822__Steindl Capriccio e. V._313543.pdf sendet Dir Peter aus Wien. :wink: :wink: :wink:

  • JA die Wiener Aufnahme ist großartig und Guido Wieland als Siegfried einfach umwerfend. Auch ich bin der Meinung, daß das Stück durchaus in der Tradition der französischen Opéra-bouffe steht, die zu Beginn des 20.Jh. auch in Frankreich eine Renaissance haben sollte, insbesondere in den Hauptwerken von Claude Terrasse, die zwischen 1901 und 1904 entstanden. Was Wunder also, daß auch der französische Rundfunk mindestens 2 Einspielungen der "Merry Nibelungen" produziert hat: einmal eine Gesamtaufnahme vom Radio-Festival Montpellier sowie 2007 eine Kurzfassung unter dem Dirigenten Alain Altinoglu. Beiden Aufnahmen liegt die Übersetzung des Komponisten René Koering zugrunde.


    Die "Drei Walzer" wurden 1935, in deutscher Sprache in Zürich uraufgeführt und für Paris nochmals stark überarbeitet und musikalisch erweitert. Von der deutschsprachigen Ur-Fassung gibt eine in den 1950er Jahren vom ORF Oberösterreich in Linz produzierte Gesamtaufnahme Zeugnis. Die Hauptpartien wurden von Friedl Pöltinger und Peter Minich interpretiert, die musikalische Leitung hatte Fritz Zwerenz. Neben der hervorragenden Aufnahme mit Suzy Delair sei der 1938 produzierte Film von Ludwig Berger empfohlen (mit Yvonne Printemps), den es seinerzeit auf VHS-Kassette zu kaufen gab.


    Das französische Radio-Publikum durfte bereits in den 1950er Jahren Straus' Teresina kennen lernen, die gleich zweimal aufgenommen wurde, später folgten Der Letzte Walzer und Der Tapfere Soldat.

  • Seit gestern bin ich im Besitz der "Trois Valses" in der oben abgebildeten Aufnahme. Hm, ja... Was soll ich sagen...?
    Ich versuch's mal so:
    - Frank Martin: Der Sturm
    - Dominick Argento: Evensong
    - Charpentier: Louise
    - Menotti: The Medium
    Das sind die Stücke, die verschoben wurden, weil ich mir "Trois Valses" unbedingt dreimal anhören mußte. Und ich fürchte, es wird nicht bei diesen drei Mal bleiben...

    Menschenskind, ist das gut komponiert!!!

    Schon die Ausgangsidee des Werks ist einfach grandios: Im Grunde sind es drei Kurzopern, äh: Kurzoperetten wollte ich schreiben, weil der Komponist ja "Operette" draufgeschrieben hat, jede behandelt eine Liebesgeschichte zwischen den Angehörigen der immer gleichen beiden Familien, aber zu unterschiedlichen Zeiten. Der erste Teil spielt 1865, der zweite 1900, der dritte 1935. Die ersten beiden enden bitter, die dritte glücklich.
    Straus hat nun die glänzende Idee, jede der Geschichten im gerade modischen Tonfall ihrer Zeit zu komponieren: Johann Strauß Vater für 1865, Johann Strauß Sohn für 1900, Oscar Straus selbst für 1935.

    Für die beiden Johann Sträuße verwendet Straus deren Melodien und arrangiert bzw. verarbeitet sie, wobei er eine fabelhafte Gratwanderung wagt: Einserseits beschwört er den älteren Stil, andererseits bringt er aber auch seinen eigenen Ton hinein. Dadurch erreicht er ein einheitliches Klangbild. Kann es sein, daß Straus "Die Schlafwandler" von Hermann Broch kannte? - Auch dieser wirklich bedeutende Schriftsteller versucht in dieser Trilogie im Stil der jeweiligen Zeit zu schreiben. Egal - für mich hat Straus mit "Trois Valses" eines der intelligentesten Bühnenwerke geschrieben, das ich aus dieser Zeit kenne.

    Und die Musik? - Ein schieres Wunder. Nicht kitschig, nicht sentimental, aber färbig glitzernd, nobel und durchzogen von einem Hauch edler Süße. Wieder erstaunt mich das harmonische Raffinement. Da gibt es eine Nummer "Je t'aime quand même", Fairy hat sie oben genannt, die ist gar nicht weit weg von Poulenc. Mir fiel sofort "Envolez-vous, oiseaux de ma faiblesse" aus "Les mamelles de Tirésias" ein - absolut der gleiche Tonfall zwischen Nostalgie und Belächeln der Nostalgie.

    Ich empfehle wirklich jedem, der etwas übrig hat für die Bühnenwerke des 20. Jahrhunderts, "Trois Valses" kennenzulernen - das ist ein Meisterwerk, das ebenbürtig wenn nicht sogar etwas höher steht als manch eine ausgewiesene Oper dieser Jahre.
    :wink:

    Na sdarowje! (Modest Mussorgskij)

  • Lieber Edwin!

    Ich kann mir denken, dass die CD wundervoll ist - nur ist sie mir zu teuer, Qualität hat seinen Preis. Leider. :cry: :cry:

    Liebe Grüße sendet Dir Peter. :wink: :wink:

  • Lieber Peter,
    dann schau mal, was sie bei amazon.fr kostet... ;+)
    (Okay, auch kein Schnäppchen, aber immerhin...)
    :wink:

    Na sdarowje! (Modest Mussorgskij)

  • Lieber Edwin!

    Danke für den Tipp!

    Werde ich machen, muss nur jetzt in die UNI und komme erst spät am Nachmittag heim.

    Liebe Grüße sendet Dir Peter. :wink: :wink:


  • Diese hier mit sehr guten Sängern ist noch unter 10 Euro zu haben, Les trois valses kosten um die 20 euro bei amazon.fr.
    Ich habe auch (noch) keine Cd , aber live schon sehr oft Ausschnitte gesungen und gehört- die drei Hauptstücke aus den Trois valses sogar mit Akkordeon-Begleitung, die laufen auch als klassische Chansons!
    Ich freue mich, dass auch Edwin so begeistert von den Qualitâten des Straus ohne SS ist
    Oscar Straus war für mich so etwas wie ein Vorläufer der Postmoderne und da man ihn in keine Ideologie oder Schule einreihen konnte, ist er wahrscheinlich durch alle Raster gefallen und in Vergessenheit geraten (zusätzlich zur politischen "Unliebsamkeit") Ein klein wenig ernnert er auch an die Operetten von Reynaldo Hahn und die Belle Epoque. leider gibt es von denen noch weniger aufnahmen auf dem Markt. die Hahn-Operette Mozart ist für mich ein âhnliches Kleinod wie dei Trois valses. Hahn bedient sich auch Mozarts Stil (wie Straus es mit Strauss tut) und baut serh intelligente Verflechtungen verschiedener Epochen ein. Kein Wunder, dass ich Oscar Straus so lange fûr einen Franzosen gehalten habe.... gut , dass man in Capriccio allerhand lernen kann. :rolleyes:

    :fee:

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  • Der tapfere Soldat

    Der Teufel soll Sie und alle Operettenkomponisten holen. Nehmen Sie (das Stück) und schreiben Sie (Ihre Musik). Ich gestatte es unter der Bedingung dass ich nichts mehr mit der ganzen Sache zu tun habe. Bernard Shaw.

    Man möchte nicht glauben, dass diese unfreundlichen Worte Ausdruck einer selten guten Stimmung ihres Autors waren, denn es war das einzige Mal, dass Shaw zu Lebzeiten eine Vertonung eines seiner Stücke, in dem Fall „Arms and the Man“, das in Deutschland unter dem harmlosen Titel „Helden“ bekannt wurde, genehmigte. Das Resultat nahm er trotzdem zur Kenntnis, und er war darüber so empört, dass er zeitlebens eine weitere Adaption seiner Stücke verbot. Deshalb gaben bekanntlich erst Shaws Erben den größten musikalischen Welterfolg nach einem seiner Stücke, MY FAIR LADY, frei. Offensichtlich wusste der alte Brummbär nicht zu schätzen, dass es schon einer gewissen tollkühnen Verrücktheit bedurfte um in den säbelrasselnden Jahren Deutschlands vor dem Ersten Weltkrieg überhaupt ein derart pazifistisches Stück auf die Musikbühne zu bringen. Dabei hätten ihn die folgenden Verse weigentlich freuen müssen:

    POPOFF:
    Nur kein Krieg und kein Gefecht,
    Denk ich dran, so wird mir schlecht.
    Sowas macht doch nur Beschwerden.
    Ja, man kann erschossen werden,
    Kommt nach Hause krumm und lahm
    Es ist infam.

    Oder an anderer Stelle:

    BUMERLI:
    Weil’s Leben süß und herzlich ist
    Und weil das Leben schmerzlich ist,
    Ich kann, das muss ich sagen
    Dergleichen nicht vertragen.
    Ja, ich gesteh’ es ehrlich zu,
    Dass ich sehr gerne leben tu.
    Ich hatte für das Sterben nie
    Besonders große Sympathie

    Diese Worte stammen nicht etwa von einem sarkastischen Kabarettisten der 50er Jahre wie Georg Kreisler, sondern aus dem Jahr 1909, einer Zeit also des extremen Hurrapatriotismus, der man solche Zeilen kaum zutraut, Es gibt wohl kaum einen Komponisten, der mit ein Werk dermaßen quer zur allgemeinen Volksstimmung verfasst und daraus ein Meisterwerk gemacht hat. Ich spreche natürlich von Oscar Straus und seiner Operette DER TAPFERE SOLDAT, deren Librettisten Rudolf Bernauer und Leopold Jacobson, der schon EIN WALZERTRAUM getextet hatte, man keineswegs außer Acht lassen sollte.

    Wer den Weltbürger Oscar Straus kennen lernen will, kann hier überraschende Verbindungen entdecken, denn nicht nur beruht das Werk auf der Vorlage des großen irischen Satirikers Shaw, Volker Klotz weist in seinem Standardwerk „Operette“ zu Recht darauf hin, dass es hier nicht nur eine ironische, aber nichtsdestoweniger lückenlose Kette von Vergils erstem Satz der „Aeneis“, „Arma virumque cano“ über Shaws Titel „Arms and the Man“ zu entdecken gibt, sondern auch musikalisch zwischen der heldenhaften Vertonung eines Berlioz und dem lässigen Kontrast des Schokoladensoldaten Bumerli zu dem hehren Aeneas enge Verbindungen bestehen, obwohl Straus Berlioz’ TROYENS kaum kennen konnte oder im Kopf gehabt haben dürfte, als er seine Partitur schrieb. Berlioz’ subtile Gewichtsverschiebungen auf engstem Raum waren ihm aber sehr wohl vertraut, und man muss sich nur einmaldie Ensembles dieses Werkes anhören um so verstehen, was ich meine.

    Leider gibt es auch von dieser Meisteroperette Oscar Straus’ keine adäquate Aufnahme am Markt, nicht einmal eine Aufzeichnung der aufgeweichten Version, die in den USA unter dem Titel THE CHOCOLATE SOLDIER populär wurde, sieht man von der dümmlichen Verfilmung mit Nelson Eddie und Rise Stevens ab, deren Handlung mit dem Original überhaupt nichts mehr zu tun hat.


    So haben wir nur eine Wiener Rundfunkaufnahme von 1952, die zwar etwas geschwätzig ist, aber immerhin einen guten Eindruck von der außerordentlich variablen Einfallskraft gibt, die diese satirische Operette prägt. Anlässlich der hier ausgebrochenen, erfreulichen Straus-Euphorie höre sie gerade wieder und bin erneut entzückt. Hier die Besetzung:

    Popoff - Erich Doerner
    Aurelia - Hilde Roessel-Majdan
    Nadina - Erika Forsell-Feichtinger
    Mascha - Friedl Loor
    Alexius - Fritz Sperlbauer
    Massakroff - Emil Mochar
    Bumerli - Fred Liewehr
    Leitung des Wiener Rundfunkorchesters: Max Schoenherr

    Hoffen wir, dass auch diese Aufnahme bald herausgebracht wird.

    :wink: Rideamus

    Ein Problem ist eine Chance in Arbeitskleidung

  • Lieber Rideamus!

    Die Aufnahme vom "Tapferen Soldaten" habe ich - nur gibt es, aus angeblich unerlaubten Gründen, keinen Verkauf mehr durch den ORF, von rein gar nichts mehr.

    Friedl Loor, die Schwester von meiner Emmy Loose, war eine besonders bezaubernde Diva [hier die Mascha] und Fred Liewehr der Operettentenor, und jahrelang der Eisenstein und der Petruccio der Volksoper.

    Liebe Grüße sendet Dir Peter aus dem schwülem Wien. :wink: :wink:

  • Lieber Peter,

    dank Deiner Parodie hier Wiener Streif(en)-Lichter – der etwas andere Opernführer, dachte ich mir schon, dass Du die Aufnahme kennst. Wie ich höre, kann man sie in spezialisierten Geschäften sogar erwerben. Was den ORF angeht, so glaube ich eher, dass man dort jedem möglichen Ärger und einer wenig einträglichen Arbeit aus dem Weg gehen will. Schade eigentlich, aber nicht wirklich überraschend.

    Liebe Fairy,

    es gibt tatsächlich eine Gemeinsamkeit zwischen Reynaldo Hahn und Oscar Straus, und das ist die Zusammenarbeit bei einer Operette. Im Falle von Oscar Straus war das Mariette ou Comment on écrit l'histoire, die 1928 in Paris und ein Jahr später mit einem Libretto von Alfred Grünwald, der u. a. auch DER LETZTE WALZER und DIE PERLEN DER CLEOPATRA getextet hatte, auf deutsch in Berlin uraufgeführt wurde. Auf dieser cd kann man zwei Lieder daraus mit dr herrlichen Yvonne Printemps hören, die darin einen ihrer größten Erfolge feierte:

    Es gibt auch eine französische Rundfunkaufnahme mit folgender Besetzung, die vorzüglich klingt, die ich aber erst noch sorgfältiger hören müsste um mehr über dieses Stück zu schreiben. Leider reicht nämlich mein Französisch nicht aus um beim einfachen Hören auch nur das Wesentliche mitzubekommen.

    Hier aber schon mal die Besetzung für alle, die wissen, wo im Netz sie danach suchen können:

    Mariette Fleury ............................ Christiane HARBELL
    Colette Gilbert ............................. Lina DACHARY
    Clémentine Sibal ......................... Huguette HENNETIER
    Le Prince Louis-Napoléon ........... Roger GAILLARD
    Le Roi Jérôme ............................. Gilbert MORYN
    Mr de Persigny ............................ René LENOTY
    Gabriel ......................................... Hubert GUIRAUD
    René Gilbert ................................ Michel CARON
    Isidore ......................................... Georges FOY

    Choeurs de la RTF, Orchestre radio-lyrique
    Marcel CARIVEN

    Bei Oscar Straus, von dem man leider kaum die bekanntesten Stücke kennt, gibt es wirklich noch viele Überraschungen zu entdecken, und das, obwohl von seinen weit über 50 Bühnenwerken gerade mal ungefähr ein Dutzend überhaupt irgendwo greifbar ist.

    :wink: Rideamus

    Ein Problem ist eine Chance in Arbeitskleidung

  • Lieber Rideamus, das ist eine tolle Nachricht! Reynaldo Hahn und Oscar Straus haben zusammengearbeitet- was für ein dream-Team. :klatsch:
    Ich hab's wohl irgendwie geahnt, wenn auch trotz intensiver Beschäftigung mit Hahn nicht gewusst. Wenn wir hier so weiterschreiben, wird es vielleicht irgendwann einen schlauen oder mutigen oder begeisterten oder alles zusammen Produzenten geben, der eine Marktlücke erkennt und Werke von Hahn und Straus wieder aufnimmt.
    Ich würde mir besonders auch den "Mozart" von Reynaldo Hahn wünschen. M.E. besser bzw überzeugender als Massenets "Cherubino" der mit ähnlichem Thema spielt und dazu Hahns Professor am Conservatoire war. Hahn trifft mit seiner grossen Liebe zu Mozart den Nerv und den Ton besser als Massenet und ich ziehe in diesem Fall die Operette der Oper ausnahmsweise mal vor.
    Aber wir sind ja hier bei Oscar Straus, also :stumm:
    :fee:


    Liebes Streiferl, mit wem hast du eigentlich noch nciht beim Café gesessen???? Was für ein Erinnerungsschatz!

    Jede Krankheit ist ein musikalisches Problem und die Heilung eine musikalische Auflösung (Novalis)

  • Liebe Fairy,

    ich fürchte, da habe ich missverständlich formuliert. Nicht Hahn und Straus haben (direkt) zusammen gearbeitet, obwohl sie sich höchstwahrscheinlich in Straus' Pariser Zeit kennen gelernt und vielleicht auch geschätzt haben, sondern Hahn und Sacha Guitry (z. B. bei MON BEL INCONNU und eben MOZART) bzw. Straus und Guitry bei MARIETTE. In beiden Fällen war Guitry Frau Yvonne Printemps sicher eine starke Verbindung zwischen Texter und Komponisten. Der Vergleich dieser Stücke, zu dem man auch noch "J'ai deux amants" aus Messagers, ebenfalls von Guitry getextetem L*AMOUR MASQUÉ hinzu nehmen könnte, zeigt übrigens, wie stark der Einfluss dieses Autors auf alle drei Komponisten war, denn ihre Stücke klingen überraschend verwandt - etwa in der Wahl des musikalisch begleiteten Dialogs, der in allen drei Werken erstaunlich umfangreich ausfällt.

    Es ist wirklich erstaunlich, wie gut Straus das französische Idiom beherrschte, denn ich könnte, abgesehen von einer auffälligen Vorliebe für Walzerrhythmen bei Straus, auf Anhieb und rein vom Hören nicht sagen, welches Stück von wem komponiert wurde. Auch Straus' Musiken für LA RONDE und MADAME DE..., diese erzfranzösischen Filme des deutschen (!) Regisseurs Max Ophüls, für den er unmittelbar vor dem Krieg auch das französische Melodram DE MAYERLING A SARAJEVO mit unverkennbar Wiener Klängen versehen hatte, entsprechen wenig den normalen Erwartungen an die Musik eines Wiener Straus.

    Warum nur wissen wir heute noch so wenig über ihn? Deine Aussage zur Marktlücke stimmt ja. Ob aber genügend Markt in der Lücke ist?

    Dein Lob für Hahns MOZART kann ich nur bestätigen, auch was den Vergleich mit Massenets CHERUBIN angeht, der sicher nicht zu Massenets Hauptwerken gehört. Allerdings wollte der wohl auch bewusst auf Beaumarchais zurück greifen und ihn nicht noch einmal im Klang und Geiste Mozarts vertonen, während Hahn dezidiert MOzartsche Musik schreiben wollte, was ihm erstaunlich gut gelang, gerade weil er nicht imitierte. Straus hätte das wohl auch gekonnt. Ob er das je gewagt hätte, steht allerdings auf einem anderen Blatt.

    :wink: Rideamus

    Ein Problem ist eine Chance in Arbeitskleidung

  • Oh doch, oh doch, die Lücke wäre da! Gerade das Operettenrepertoire ist denkbar schmal. Immer wieder werden dieselben werke über die Bühnen gejagt. Verständlich, denn "Fledermaus", "Lustige Witwe" etc. sind ja auch wirklich gut. Aber sie sind nicht die einzigen Operetten. Schon bei Lehár, und das ist nun einer der wirklich Gespielten, ist die Auswahl des Gespielten zu klein.
    Außerdem machen wenige Bühnen ein Operettenprogramm. Die Wiener Volksoper tut's und das sehr tüchtige Stadttheater Baden ebenfalls. Und sonst? Das Wiener Operettentheater, das sich der Raritäten annahm (etwa Nedbals "Winzerbraut") soll jetzt kaputtgespart werden - weil man zuwenig zeitgenössische Musik spielt. (Toll, nicht wahr? Ich bin ja ein Verfechter des Zeitgenössischen, aber die Tradition mit solchen Argumenten umbringen?) Ja, in Dresden müßte man sein, weil dort Ernst Theis an der Staatsoperette arbeitet und wirklich fabelhafte Aufführungen zuwege bringt.

    Und nun Oscar Straus: Meiner Meinung nach ist er im "normalen" Operettenbetrieb fehl am Platz. Zu intelligent, zu satirisch, zu feinschmeckerisch die Musik. Ideal zu Hause wäre er etwa im Theater an der Wien, oder im Gärtnerplatztheater, denke ich, und bei einem Publikum, das ein offenes Ohr für die Musik der ersten 30 Jahre des 20. Jahrhunderts hat, denn weniger "operettig" als Straus ist wohl keiner der - deutschsprachigen - Operettenkomponisten.

    Übrigens möchte ich noch auf ein kleines Mißverständnis hinweisen: "Drei Walzer" hatten wohl in Frankreich den großen Erfolg, uraufgeführt wurde das Werk aber 1935 in deutscher Sprache in Zürich. Auch der Text von Paul Knepler und Armin Robinson ist im Original in Deutsch. Die Verwirrung entsteht wahrscheinlich, weil der Durchbruch des Werks mit der französischsprachigen Verfilmung kam.
    :wink:

    Na sdarowje! (Modest Mussorgskij)

  • Kurzbiografie

    Nach so vielen Elogen über einzelne Werke von Oscar Straus, denen sicher noch einige hinzuzfügen sind, wenn man sie nur mal zu hören und sehen bekäme, ist es vielleicht ganz hilfreich, diese Werke mal in die Gesamtschau einer Biografie einzuordnen - schon um Edwins Aussage, dass seine Werke gewichtiger sind als manche Opern der Periode, einen konkreten Bezug zu geben. Hier also der Versuch einer Kurzbiografie, die naturgemäß viel Wesentliches aussparen muss, die Diskussion also nicht abrunden, sondern eher neu in Gang bringen will.

    Oscar Nathan Strauss wurde am 6. März 1870 als Sohn des jüdischen Bankiers Leopold Strauss in Wien geboren. Mit der Strauss-Dynastie war er nicht verwandt, weshalb er bald, nachdem er als Komponist und, u. a. in Pressburg, Brünn und Hamburg, als Dirigent erste Erfolge feierte, des zweite ‚s’ in seinem Namen strich. Sein Musikstudium absolvierte er u. a. zusammen mit Eduard Künneke bei Max Bruch und anderem an der Preußischen Akademie der Künste in Berlin. Straus' interessierte sich allerdings weniger für das Dirigieren der Werke von anderen als für die Komposition eigener Stücke, und so ließ er sich nach einem erfolglosen Versuchen mit dem, für die Oper in Pressburg geschriebenen, Einakter DER WEISE VON CORDOVA (1896) 1901 von Ernst von Wolzogen, der ihn zwar wenig schätzte, sich aber keinen anderen Hauskomponisten leisten konnte, an dessen neues Kabarett mit dem Namen „Überbrettl“, eine Sottise auf Nietzsches „Übermenschen“, verpflichten. Zu dieser Zeit schrieb Straus seinen ersten „Evergreen“, eine Vertonung von Detlev von Liliencrons Gedicht „Die Musik kommt“ (s."

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    ") Dieses Lied sollte ihn zeitlebens verfolgen, und noch im Jahr 1948 schrieb er seine vorletzte Operette, DIE MUSIK KOMMT, um diesen Erfolgstitel herum.

    Im Überbrettl, an dem auch ein gewisser Arnold Schönberg seine ersten musikalischen Sporen verdiente, lernte Straus auch den Textdichter Fritz Oliven kennen, der unter dem Namen Rideamus veröffentlichte und ihm kurze Zeit später auch die brillianten Verse seiner satirischen Operetten DIE LUSTIGEN NIBELUNGEN (1904) und HUGDIETRICHS BRAUTFAHRT (1906) lieferte. Die Respektlosigkeit der NIBELUNGEN im verehrten Schatten des großen Richard Wagner verärgerte übrigens Straus’ offenbar sehr humorlosen Musikprofessor Max Bruch dermaßen, dass er sich von seinem, inzwischen immerhin schon 34-jährigen, Meisterschüler lossagte. Diese satirischen Operetten, die von der Wiener wie der Berliner Kritik zu Recht als geniale Fortführung der satirischen historischen Operetten Jacques Offenbachs gefeiert wurden, dessen hohen musikalischen Standard sie gerecht zu werden vermochten, waren allerdings bei der Kritik erfolgreicher als beim Publikum, und so entschloss sich Straus, seinem Publikum stärker entgegen zu kommen. Mit dem, keineswegs flachen, aber doch weit konventioneller walzerseligen, EIN WALZERTRAUM (1907) gelang ihm sein zeitlebens größter Erfolg, dem er insgesamt über fünfzig Bühnenwerke folgen ließ, aus denen einige auf Dauer herausragen. Die wohl besten wurden in diesem Thread schon besprochen und seien deshalb nur mit ihrem Titel in Erinnerung gerufen:

    DER TAPFERE SOLDAT (1908), wurde in den USA unter dem Titel THE CHOCOLATE SOLDIER schon 1909 noch weit erfolgreicher als das Original, das 1908 unter der Stabführung von Robert Stolz in Wien uraufgeführt wurde. Und das, obwohl der Autor der Vorlage, George Bernard Shaw, der die Vertonung nur unter der Bedingung genehmigt hatte, dass keiner seiner Dialoge und Rollennamen verwandt und das Ganze als Parodie angekündigt werden würde, das Stück als „eine widerliche Opera bouffe im schlimmsten Geschmack von 1860“ bezeichnet und danach jegliche Vertonung seiner Stücke verboten hatte. Das dürfte allerdings nicht der Grund dafür gewesen sein, dass man bei der Verfilmung der Operette mit Nelson Eddy und Rise Stevens im Jahr 1941 zwar einige Musiknummern behielt, aber ansonsten die Geschichte von Ferenc Molnars TESTOR nacherzählen ließ. Vielmehr scheute sich der MGM-Boss Louis B. Mayer wohl, angesichts der offiziellen Neutralität der USA im beginnenden Ersten Weltkrieg überhaupt eine Kriegsgeschichte zu erzählen.

    Weitere, in den 20er Jahren berühmt und beliebt gewordene Operetten waren DER LETZTE WALZER (1920), DIE PERLEN DER CLEOPATRA und DIE TERESINA (1925).und DIE KÖNIGIN (1927), denen er 1932 noch die populäre und zwei Jahre später mit Lil Dagover erfolgreich verfilmte Operette EINE FRAU, DIE WEISS, WAS SIE WILL folgen ließ, bevor er endgültig aus dem sogenannten Großdeutschland fliehen musste.

    Dass sich ein satirisches Genie wie der jüdische Bankierssohn Straus, der es gewagt hatte, Wagner zu belächeln, im Umfeld des Ersten Weltkriegs pazifistisches Gedankengut zu propagieren, sich im feindlichen Ausland feiern zu lassen, und zu alledem auch noch Jude war, bei den Nazis schon sehr früh auf der Liste der sogenannten Volksfeinde stand, kann nicht weiter verwundern. 1927 zog er von Berlin nach Wien und bald darauf nach Paris, wo er seine erfolgreichsten Operetten für das anspruchsvolle Pariser Publikum einstudierte. Keinen geringen Anteil an seinen französischen Erfolgen hatte die Sängerin Yvonne Printemps, die damalige Ehefrau des Dramatikers Sacha Guitry, dessen, von Reynaldo Hahn komponierte, Operette MOZART sie zu internationalen Erfolgen geführt hatte, und den sie mit Straus bekannt machte. Gemeinsam erarbeiteten sie 1928 Straus’ erste französische Operette, MARIETTE OU COMMENT ON ÉCRIT L’HISTOIRE (Mariette oder Wie man Geschichte schreibt) über eine Episode aus dem frühen Leben des künftigen Kaisers Napoleon III. Damit war Straus in Deutschland endgültig Persona non grata. So konnte schon seine letzte deutschsprachige Erfolgsoperette, DREI WALZER, 1935 nur in Zürich uraufgeführt werden, bevor sie in England und schließlich in Frankreich als TROIS VALSES heimisch wurde. Edwins gerade parallel veröffentlichter Hinweis ist natürlich völlig berechtigt.

    Im September 1939 nahm Straus die französische Staatsbürgerschaft an, aber schon im folgenden Jahr musste er vor den anrückenden Nazis in die USA emigrieren, wo er dank der Popularität seines CHOCOLATE SOLDIER von seinen Tantiemen und Auftritten als Dirigent leben konnte und gelegentlich auch Beschäftigung in Hollywood fand, wo er zuvor schon für Filme von Ernst Lubitsch (THE SMILING LIEUTENANT, 1931, und ONE HOUR WITH YOU, 1932) gearbeitet hatte. Ansonsten gab man ihm beim Film aber fast nur Bearbeitungen seiner Operetten für den Film in Auftrag. Seine besten Filmmusiken schrieb er in Frankreich, für den Regisseur Max Ophüls, nämlich DE MAYERLING À SARAJEVO (1940), LA RONDE (1950) und MADAME DE... (1953).

    Bald nach dem Krieg kehrte er über Paris und Zürich nach Deutschland zurück, wo er mit der Neufassung der bereits erwähnten Operette DIE MUSIK KOMMT unter dem Titel IHR ERSTER WALZER sowie mit der Volksoper BOZENA noch einmal Erfolge in seinem angestammten Sprachraum erleben konnte, bevor er am 11. Januar 1954 in Bad Ischl starb, wo er auch begraben liegt.

    PS nach der Lektüre von Edwins parallel geschriebenen Beitrag: dass seine beiden letzten Werke im Münchener Gärtnerplatztheater uraufgeführt wurden und dort in der Tat besonders gut aufgehoben waren und wieder wären, mag man ruhig als Bestätigung von Edwins Einordnung werten, der ich mich gerne anschließe. Ich würde sogar noch einen Schritt weiter gehen und laut fragen, wo eigentlich der längst überfällige Beitrag der Berliner Komischen Oper zur Renaissance dieses vrkannten Komponisten bleibt. Warum einen Offenbach verhunzen, wenn man einem Straus eine Ehrenrettung bescheren könnte?

    :wink: Rideamus

    Ein Problem ist eine Chance in Arbeitskleidung

  • Meine liebe Fairy! :fee: :fee: :fee:

    Mit wem ich nicht im Kaffehaus war, ich weiß es nicht, das war fast immer in der Volksoper, oder Staatsoper, im damals netten Café im Haus. Breschniew war nicht dabei und Eisenhauer oder Kennedy auch nicht. Nur mit der Herzogin von Kent und ihrem Gatten kam ich in "British Week in Vienna" in der Botschaft zusammen, die beiden sangen aber nicht, weder der Herzog noch sie.

    Beim Wiener Operettentheater hat Edwin leider nur zu Recht, das ehamlige Raimundtheater brachte doch die Operette, die die Volksoper nicht brachte, auch Oscar Straus. Direktor Mogg hatte eine glückliche Hand gerade die Stücke zu bringen die ankamen und nicht so oft gespielt wurden. Dazu noch seine bildschöne Gattin Nana Goutos als Diva mit ihrem etwas dünklerem Sopran mit der strahlenden Höhe.

    Liebe Grüße sendet Euch Euer Peter aus dem sommerlichen Wien, hoaß is, fast schon. :wink: :wink:

  • La Ronde

    Ich habe mir heute nach längerer Zeit wieder mal das Vergnügen bereitet, diesen Film anzusehen um einmal besonders auf die Musik von Oscar Straus zu achten. Die ist wirklich bemerkenswert in ihrer Modulation im Kleinsten, auch wenn die Tontechnik leider der Nachvollziehbarkeit Grenzen setzt.

    Bemerkenswert ist auch, wie oft der Anklang an das beliebte Volkslied vom lieben Augustin das "alles ist hin" aufgreift und damit auch die Grundstimmung des Flms charakterisiert. Tatsächlich ist der Film nämlich zwar einerseits wunderschön anzusehen und von hinreißenden SchauspielerInnen wie Simone Signoret, Danielle Darrieux, Adolf Wohlbrück, Jean-Louis Barrault und Gérard Philippe (um nur einige zu nennen) optimal verkörpert wird (wie ärmlich wirken dagegen die Filmversionen von Roger Vadim, obwohl die noch geht, und Otto Schenk). Andererseits aber schimmert er aus einer tiefen Melancholie, die zeigt, wie gut Straus und Max Ophüls Schnitzler begriffen und umgesetzt haben, obwohl sein ihr Wien unverwechselbar in Paris liegt. Darüber hinaus ist er auch noch außerordentlich erotisch, obwohl er ohne jede Spur von Nacktheit oder anzüglichen Dialogen auskommt. Hier könnten eine Menge Leute sehr viel über die Möglichkeiten der (Bild-)Sprache lernen - wenn sie es denn könnten.

    Kurz gesagt: man sollte den Film unbedingt kennen, auch wenn es ihn derzeit nur in der französischen Originalfassung (die man unbedingt hören sollte) mit englischen Untertiteln gibt. Die immerhin kann man auch in ordentlicher Bildqualität ab hier auf YouTube sehen: "

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    Am besten wäre es aber, sich den Film ohne Unterbrechungen auf DVD anzusehen, solange er noch zu haben ist.

    :wink: Rideamus

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