Erst einmal ein herzlicher Dank an Edwin für den tollen und differenzierten Einführungsbeitrag! Edwin, wenn Du jetzt noch lobende Worte für Richard Strauss, Otto Schenk und Anna Netrebko findest, könnte dies bei einigen evtl. einen Glauben an die bevorstehende Apokalypse auslösen!
Ich denke, daß das Problem mit dem späteren Karajan in der Tat sein unbeirrtes Festhalten an der Schönklang-Ästhetik zum einen und an einem unangenehm werdenden Personenkult zum anderen war. Sicherlich, Karajan war auch der Dirigent des HiFi-Zeitalters, als guter und runder Klang große Wertschätzung fand, aber seine Umgebung derartig konsequent auszublenden war sicherlich keine gute Idee. Kulminieren tut dies für mich in der 1987er Aufnahme der "Vier Jahreszeiten" mit Anne-Sophie Mutter und HvK am Cembalo. Das klingt eher nach James Last als nach Vivaldi! Und daß die Zeiten des diktatorisch agierenden Maestros vorbei waren, hätte Karajan spätestens seit dem Ärger in der Angelegenheit Sabine Meyer merken müssen. Von diversem Zirkus wie dem genauen Ausleuchten des Meisters für die Filme zu den Beethoven-Symphonien ganz zu schweigen.
Trotzdem: Karajans bereits erwähnte Aufnahme des "Te Deum" finde ich auch fabelhaft, auch sein Verdi-Requiem gefällt mir sehr. Etwas böse könnte man sagen, daß er immer dann gut war, wenn es dick, pathetisch und pompös wurde. Der frühe Karajan ist sicherlich ein interessanter Tip, den man sich merken sollte.
LG