Hey, dann möchte ich auch mal ganz kurz auch meinen Eindruck vom Symphoniker Pettersson zu Besten geben, wobei ich weit davon entfernt bin, ein Petterson-„Experte“ zu sein. Ich kenne überhaupt nur die Symphonien 6, 8, 10 und 11. Die 7. kenne ich bisher also gar nicht.
Unter den vier mir bekannten Pettersson-Symphonien ist die 8. (UA 1972) diejenige, die den tiefsten Eindruck bei mir hinterlassen hat - und es ist die einzige, die ich regelmäßig in den Player schiebe. Es handelt sich um ein Werk, das an Suggestionskraft, Trauer und Verzweiflung kaum zu überbieten ist. Sie ist großdimensioniert (meine Einspielung dauert knapp 52 Minuten), schroff und herb, fordert den Hörer, ja greift ihn förmlich an. Dabei ist die Klangsprache dennoch immer ansprechend, nie hermetisch oder explizit abweisend. Strukturell folgt die Symphonie keineswegs einem klassischen mehrsätzigen Schema sondern ist zweiteilig angelegt, wobei beide Teile auf demselben motivischen Material basieren. Ich besitze diese Einspielung des Werks:
Philharmonisches Staatsorchester Hamburg, Gerd Albrecht (Orfeo)
Wenn schon die 8. Symphonie dem Hörer einiges abverlangt, so geht die 6. (UA 1967) IMO noch deutlich über die Anforderungen der 8. hinaus: ein einsätziger Koloss von über 60 Minuten, bedrohlich die Grundstimmung, die Klangsprache zerklüftet, disparat, das thematisch-motivische Material wird - so mein Eindruck - eigentlich nicht verarbeitet, sondern bis zur Unkenntlichkeit zerarbeitet. Man sitzt gebannt und bestürzt da, Klangmassen ausgesetzt, die sich nie zu einem Ganzen fügen lassen wollen. Am Ende der Symphonie ist auch der Hörer sprichwörtlich am Ende. Die 6. ist - positiv formuliert - eine Prüfung für den Zuhörer; negativ ausgedrückt: eine Zumutung. Aber ganz gleich, wie man dieses Werk einschätzt: es läßt einen nicht kalt und es hinterläßt Eindrücke, die man sicherlich nicht leicht vergessen wird.
Von der 6. habe ich die hier schon gezeigte, bei CPO-gelabelte Aufnahme mit dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin unter Manfred Trojahn.
Verglichen mit den Symphonien 6 und 8 sind die Nummern 10 (1970/72) und 11 (1973) rein äußerlich geradezu Leichtgewichte (hier habe die CPO Aufnahme mit der Radio-Philharmonie Hannover unter Alun Francis): beide dauern knapp unter einer halben Stunde. In ihrer Ausdrucksintensität stehen sie den beiden größeren hier angesprochenen Symphonien aber nicht unbedingt nach, wobei dennoch die Haltung der beiden Werke unterschiedlich ist: die 10. ist schroff, aggressiv, unerbittlich - ähnlich zerfahren wie die 6., allerdings konzentrierter. Die 11. ist nun keineswegs eine Kuschelsymphonie, doch wirkt sie IMO geschlossener, formal homogener und ist insgesamt deutlich zugänglicher. Insgesamt haben diese beiden Symphonien bei mir keinen so tiefen Eindruck hinterlassen wie die unglaublich ergreifende 8. und die verstörende 6.
Adieu,
Algabal