Wer nicht lesen will, muss hören!

  • Wer nicht lesen will, muss hören!

    Hier können vorgestellt werden: gelesene Literatur (das klassische Hörbuch), Autorenlesungen, Hörspiele, Hörwerke aus dem Zwischenbereich von Text und Musik,
    Mich interessiert, welche Audiobooks Ihr hört (ob überhaupt?), was Euch gefällt, was Ihr empfehlen könnt.
    Also ran ans Hören und Schreiben. :)

    Ich fange gleich mal mit einem Klassiker an: Gert Westphal, einer der großen Rezitatoren, hatte ja geradezu ein Monopol auf Texte von Thomas Mann. Seine Lesung des "Doktor Faustus" ist ihm, finde ich, kongenial gelungen.

    Die Lesung ist nahezu ungekürzt (22 Cds!) und wer sich mit dem Lesen von Manns Roman schwer tut, der findet in Westphal einen Cicerone, der ihn durch das riesige Werk führt.
    Da der Erzähler Serenus Zeitblom ein recht biederer Charakter ist, entspricht ihm Westphal in seiner altmodischen Erzählweise ganz gut.
    Begleitend empfehle ich die CD Deutsche Hörer mit den BBC-Reden Thomas Manns von 1941-45. Sie sind in der Zeit entstanden, in der er im amerikanischen Exil am „Doktor Faustus“ arbeitete.
    Neben die Reden Manns sind kurze Ausschnitte aus Reden von Himmler, Goebbels, Greiser (Gauleiter des Warthelandes) u.a. montiert.

    :wink: Talestri

    One word is sufficient. But if one cannot find it?

    Virginia Woolf, Jacob's Room

  • Mir kommen Westphals TM-Lesungen teils zu positivistisch, zu wenig vergiftet vor. Sein Fontane gefällt mir besser.

    Mann selbst liest berauschend, die oben genannte CD gibt es auch in einer kompletten, grandiosen Kassette mit Szenen aus Joseph und seine Brüder, Krull, Tonio Kröger etc.

    Sehr gut gelungen sind auch die Hörspieladaptionen der Buddenbrooks und insbesondere des Zauberbergs, auch vom BR, glaube ich.

    Will Quadfliegs Lesung des Tods in Venedig ist exemplarisch.


    Soviel zum Zauberer; LG

    Christian

    "Scheiter', Haufen!"

  • Liebe Talestri,

    nix drum geben! Dieses Mensch, der Petron´, will immer Gift und Galle haben. Der hatse nicht mehr alle. Westphal liest extrem gelungen, besonders wenn er junge Mädchen spricht 8| .

    Thomas Mann ist als Selberleser ´n totaler Klappspaten. Sabbert irgendwo zwischen Betonung und Bedeutung im semantisch-sprechaktigen Niemandsland herum. Übertroffen wird er nur noch vom grenzdebilen Hesse ("Über das Wort...Brrrrot!").

    Hörbücher sind was Feines. Ist ziemlich erwiesen, daß Encodierung ins Gedächtnis über die sog. "phonologische Schleife" (phonological loop) weit bessere Vergessenskurven zeitigt.

    Daher: Immer rin damit. Wer nicht hören will, muß mehrmals lesen.

    Euer Graf

    Zitat

    Will Quadfliegs Lesung des Tods in Venedig ist exemplarisch.


    Das ist allerdings wahr! Am allerexemplarischsten ist der Briefwechselauszug Schiller-Goethe von Quadflieg und Westphal.


    "In the year of our Lord 1314 patriots of Scotland, starving and outnumbered, charged the field of Bannockburn. They fought like warrior poets. They fought like Scotsmen. And won their freedom."

  • Mein absolut liebstes Hörbuch:

    Ich hatte das Glück, ihn damit live mit Klavierbegleitung im Theater zu sehen/hören und er war umwerfend. Er schaffte es tatsächlich, das Stück auf dem Stuhl sitzend zu spielen, so dass man danach das gefühl hatte, in einem Schauspiel und nicht in einer Lesung gewesen zu sein. :faint: :juhu: :faint: :juhu: Wow, man hat direkt Gänsehaut bekommen.....

    Ich habe mir natürlich (als grosser Andre Eisermann Fan) danach ein Autogramm geholt :love:

    LG Mia

    P.S. ich habe ein andere Aufnahme daheim, ohne Will Quadflieg aber mit Autogramm :D

  • Mein Favorit:

    Schon der Roman ist stark. Aber was Ulrich Matthes daraus macht, einfach grandios! Der russische Akzent verleiht dem Protagonisten den ihm gebührenden tragischen "Oberton".

    :juhu: :juhu: :juhu:

    Viele Grüße
    JdlT

    "You speak treason" - "Fluently"
    "You've come to Nottingham once too often!" - "When this is over my friend, there'll be no need for me to come again!"

  • Ulrich Matthes ist ein großartiger Sprecher/Erzähler.
    Ich habe vor langer Zeit diese hier im Radio gehört:

    Fand ich sehr gut damals.

    :wink: Talestri

    One word is sufficient. But if one cannot find it?

    Virginia Woolf, Jacob's Room

  • Quatsch, Graph.
    Allein wenn der Augensterne und Sternenaugen sagt. Da bleibt keines von allen trocken.


    Hach, da schmeiß' ich mich doch gleich mal an die Administration ran,
    großartig, unterstreichen, verdoppeln und -dreifachen, sycophantic
    laughter...

    Aber lieber Herr Graf, beim Fontane schätze ich ja, wie ich ausführte,
    die subtile Altherrenatmosphäre des Herrn Westphal mit der Traumstimme;
    die Exalthiertheiten einen Thomas Mann kannst doch selbst Du nicht
    überlesen, da bleibt der Westphal a bissl bieder.

    Aber Halbheiten - hören und staunen!

    "Scheiter', Haufen!"

  • Liebe Talestri, seit ich im Besitz eiens IPODS bin und den regelmässig neu mit lauter Überraschungen beladen bekomme, bin ich ein ganz grosser Fan von Hörbüchern geworden. Absoluter Favorit: der Tristan des Gottfried von Strassburg- gelesen udn kommentiert von Peter Wapnewski.

    Das ist Zauberwerk! :juhu: :juhu: :juhu:


    Danach kommen Goerthes Wahlverwandtschaften und seine Italienische Reise, letztere wunderschön mit Musik unterlegt. Ein besonderes Schmankerl war auch Dumas "Kapitän Pamphile"

    Wer das noch nciht kennt: amûsanteste Unterhaltung in Form eines grossen Abenteuerromans- spannend von der ersten bis zur letzten Sekunde und mit denkwûrdigen tierischen Romanfiguren bestückt.


    Derzeit höre ich gerade "Der Tod des Barmekiden" mir bis dato vollkommen unbekannte Lektüre.


    Hörbücher sind eine phantastische Erfindung, denn so kann man lange Wege und Leerlaufzeiten in Metros und anderen Verkehrsmittel optimal nutzen. :klatsch: :klatsch: :klatsch:


    F.Q.

    Jede Krankheit ist ein musikalisches Problem und die Heilung eine musikalische Auflösung (Novalis)

  • Zitat

    von Heary Queen

    Absoluter Favorit: der Tristan des Gottfried von Strassburg- gelesen udn kommentiert von Peter Wapnewski.

    Das ist Zauberwerk!


    Der ist auch toll. Und dieser ssssüße kleine Sprachfehler vom Wapnewski...

    Dann wäre das hier auch für Dich von Interesse (?):


    Zitat

    Hörbücher sind eine phantastische Erfindung, denn so kann man lange Wege und Leerlaufzeiten in Metros und anderen Verkehrsmittel optimal nutzen.


    Das seh ich aber mal genauso :D !

    Liebe Grüße,

    Der Bio-Graf


    "In the year of our Lord 1314 patriots of Scotland, starving and outnumbered, charged the field of Bannockburn. They fought like warrior poets. They fought like Scotsmen. And won their freedom."

  • Tristan des Gottfried von Strassburg

    doch hoffentlich auf Mittelhochdeutsch? ;+)

    ernsthaft: mhd Literatur auf mhd gelesen (und wenn's nur "normalisiertes" wäre) würde ich mir schon wünschen... Und der Peter Wapnewski sollte dessen als Professor der mediävistischen Germanistik mächtig sein...

    viele Grüße

    Bustopher


    Wenn ein Kopf und ein Buch zusammenstoßen und es klingt hohl, ist denn das allemal im Buche?
    Georg Christoph Lichtenberg, Sudelbücher, Heft D (399)

  • Hallo liebe "Capricciosi",


    als absoluter Neuling hier riskiere ich mal ein "outing" :

    Ich liebe Hörbücher, ganz besonders auf langen Bahnfahren und beim Bügeln :D

    womit ich mich natürlich schon deutlich aus dem (Zug-)Fenster gelehnt habe... ;+)


    Besonders Spass macht mir immer wieder die Serie "Starke Stimmen", und zur Zeit (mal wieder) Leonie Swann's "Schafskrimi" GLENN KILL, gelesen von Andrea Sawatzki.

    Wunderbar, wie sie die verschiedenen Charaktere stimmlich zum Leben erweckt

    und wunderbar diese "Sicht der Dinge" aus einem "wolligen" Blickwinkel auf vier Beinen ...

    Amüsant, spritzig und leichtfüssig - aber keinesfalls flach ...


    LG Malagueña

  • Tristan des Gottfried von Strassburg

    doch hoffentlich auf Mittelhochdeutsch? ;+)

    ernsthaft: mhd Literatur auf mhd gelesen (und wenn's nur "normalisiertes" wäre) würde ich mir schon wünschen... Und der Peter Wapnewski sollte dessen als Professor der mediävistischen Germanistik mächtig sein...


    Das ist er gewiß. Er hat eher Probleme mit dem Neuhochdeutschen...

    Wapnewski bietet mhd. Leseproben (mit besonderer Hervorhebung der klingenden Kadenz), aber, lieber Bustopher, Dein fachlich vorgebildeter Wunsch in allen windgepeitschten Ähren, Du glaubst doch nicht, daß mehr als 100 Leute ein Hörbuch kauften, in dem der Lesetext (Wapnewski bietet daneben auch ungewöhnlich viel Erläuterungs- und Einführungstext) komplett mhdt. tönt.

    Aber Wapnewski skandiert mitunter, daß man sich an seinen knochenharten Prof zurückerinnert. Einer von meinen (Wegéra oder Singer, ich weiß nicht mehr, wer) hat immer gesagt: "Althochdeutsch ist keine Fremdsprache. Das ist Ihr Deutsch!"

    Naja, glücklich sahen die Gesichter der z. T. fließend Englisch oder Französisch sprechenden Studentenschaft da nicht aus...

    Der Graf von Kleve


    Liebe Malaguena (ich bin zu blöd, um Dich mit dem nötigen diakritischen Zeichen anzuschreiben),

    ich begrüße Dich herzlich und freue mich, daß Frau Sawatzki (die Jörg Schüttauf immer Led Zeppelin im Auto abdreht :wut2: !) gehört wird. Von der Reihe "Starke Stimmen" habe ich ganz unterschiedliches vernommen. Die Qualität soll seeeehr schwanken. Irgendein Jane-Austen-Roman muß fürchterlich zugrund´ gegangen sein durch inadäquate Lesung...

    Alex.


    "In the year of our Lord 1314 patriots of Scotland, starving and outnumbered, charged the field of Bannockburn. They fought like warrior poets. They fought like Scotsmen. And won their freedom."

  • Zitat

    Du glaubst doch nicht, daß mehr als 100 Leute ein Hörbuch kauften, in dem der Lesetext (Wapnewski bietet daneben auch ungewöhnlich viel Erläuterungs- und Einführungstext) komplett mhdt. tönt.

    caro conte,

    nee, nicht wirklich... :cry:


    Zitat

    Aber Wapnewski skandiert mitunter, daß man sich an seinen knochenharten Prof zurückerinnert. Einer von meinen (Wegéra oder Singer, ich weiß nicht mehr, wer) hat immer gesagt: "Althochdeutsch ist keine Fremdsprache. Das ist Ihr Deutsch!"


    Eben...

    Die berüchtiget Rechtschreibkommission (recht schreib Kommission? recht schreibe Kommission?) hat sich ja auch redlich Mühe gegeben, in einigen ihrer recht schreibe Regeln 600 Jahre deutsche Sprachentwicklung wieder rückgängig zu machen...

    und es klingt wie Dialekt... Zöpfl verkauft sich doch auch ganz gut. Als Hörbuch. Oder die Bernauerin von Orff auf CD. Und es soll sogar Leute geben, die Gorch Focks "Seefahrt tut not" als Hörbuch kaufen... Ja die gibt's...

    OK, zugegeben: es liegt an der staubtrockenen Art, wie die meisten, wenn überaupt, damit in Berührung kommen...

    ich habe jedenfalls die Erfahrung gemacht, daß die nhd Übertragungen/Nachdichtungen mit der Kraft des Originals nicht mithalten können. Und um's zu lernen muß man's nur laut lesen, mit "Dialekt" im Hinterkopf... Je nach regionaler Herkunft durchaus auch unter Vernachlässigung normalisierter Ausspracheregeln. Ein Süddeutscher hat mit "ih" und "niht" überhaupt keine Probleme das genau soo auszusprechen ;+)

    edit: (und ich behaupte mal, daß das die süddeutschen mhd Lyriker auch genau sooo ausgesprochen haben)

    viele Grüße

    Bustopher


    Wenn ein Kopf und ein Buch zusammenstoßen und es klingt hohl, ist denn das allemal im Buche?
    Georg Christoph Lichtenberg, Sudelbücher, Heft D (399)

  • Bester Buster,

    Du bist ja schwer in Fahrt :D .

    Zitat

    Und um's zu lernen muß man's nur laut lesen, mit "Dialekt" im Hinterkopf...


    Nunja, das allein wird noch nicht gaaanz fruchten, aber der Ansatz stimmt, da bin ich völlig bei Dir.

    Zitat

    Je nach regionaler Herkunft durchaus auch unter Vernachlässigung normalisierter Ausspracheregeln. Ein Süddeutscher hat mit "ih" und "niht" überhaupt keine Probleme das genau soo auszusprechen


    Genau. Je depravierter der heutige Sprachmatsch, desto näher an altem Glanz und hoher Bedeutung :rolleyes: .

    Zitat

    und ich behaupte mal, daß das die süddeutschen mhd Lyriker auch genau sooo ausgesprochen haben


    Warum auch nicht? Das Schöne ist, Du wirst kaum wiederlegt werden können. Ich kämpfe schon seit vielen Jahren aktiv für bestimmte (mir korrekt erscheinende) altgriechische Lautlichkeiten. Da bilden sich beim Erstsemester schonmal tiefe Falten auf der künft´gen Denkerstirne...

    Ich hebe mein Glas und trinke: Auf die Benrather Linie! (Fährt alle halbe Stund´ nach Mettmann)

    Beste Grüße (Grü[lang aushalten]-sse!]

    Alexander von Schmachtendorf


    "In the year of our Lord 1314 patriots of Scotland, starving and outnumbered, charged the field of Bannockburn. They fought like warrior poets. They fought like Scotsmen. And won their freedom."

  • ich bin zu blöd, um Dich mit dem nötigen diakritischen Zeichen anzuschreiben

    Wäre dem Grafen die Option des Kopierens und Einfügens eine genehme Lösung, die ihn davon Abstand nehmen ließe, herumzuschwadronieren?

    Ein Bauerntölpel

    "...es ist fabelhaft schwer, die überflüssigen Noten unter den Tisch fallen zu lassen." - Johannes Brahms

  • Wäre dem Grafen die Option des Kopierens und Einfügens eine genehme Lösung, die ihn davon Abstand nehmen ließe, herumzuschwadronieren?

    Ein Bauerntölpel


    Ja gut, da muß man natürlich auch drauf kommen. So viel gesunden Menschenverstand habe ich schon längst nicht mehr.

    Aber kann die verehrte hohe Frau sich nicht einfach in "Malaga" umnennen? Das klingt lecker und macht nicht soviel Arbeit... :D

    Einer der Freunde von Salamanca


    "In the year of our Lord 1314 patriots of Scotland, starving and outnumbered, charged the field of Bannockburn. They fought like warrior poets. They fought like Scotsmen. And won their freedom."


  • Buenas tardes, Señor Alejandro - Seien Sie gegrüßt werter Herr Graf W.v.S - Hi Alex ;+)

    Herzlichen Dank für Deinen Willkommensgruß !!!

    Gerade den von Dir angesprochenen Titel "Sinn und Sinnlichkeit", gelesen von Eva Mattes, kannte ich nicht - muss mich aber nach einem Probehören Deinem Urteil anschließen. Absolut nicht mein Geschmack. Da bevorzuge ich in diesem "alt-englischen" Genre doch eine der filmischen Versionen (BBC oder Keira Knightley) ...

    Ganz ausgezeichnet für meinen Geschmack liest Corinna Harfouch Christa Wolf's KASSANDRA - diese "herbe" Stimme steht diesem Werk .Auch bei Iris Berben mit Françoise Sagan's BONJOUR TRISTESSE passen Stimme und Interpretation hervorragend zum "œuvre".


    Liebe Grüße, Malagueña
    der man den "Firlefanz" alla Tilde, Cédille, Ligatur etc. nachsehen möge ...


  • Zitat

    Ja gut, da muß man natürlich auch drauf kommen. So viel gesunden Menschenverstand habe ich schon längst nicht mehr.

    Könnte die Unkenntnis der Tastenkombination ALT-0241 auf dem Ziffernblock (Die Tastenkombination Strg-C Strg-V setzt ja voraus, daß IRGENWER dieses Zeichen schon mal IRGENWIE auf den Monitor gebracht hat...) vom zu vielen Schreiben mit stilvollem, doch antiquiertem Schreibgerät kommt?

    (ich versuche auch immer im Automobil den Motor anzuschirren!) :yes:

    (nix für ungut! das MUSSTE jetzt einfach raus...! :wink: )


    LG

    viele Grüße

    Bustopher


    Wenn ein Kopf und ein Buch zusammenstoßen und es klingt hohl, ist denn das allemal im Buche?
    Georg Christoph Lichtenberg, Sudelbücher, Heft D (399)

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