Ennio Morricone - Größen der Filmmusik

  • Ennio Morricone - Größen der Filmmusik

    Dieser etablierte Filmkomponist besticht durch lupenreine Motiv- und Themenarbeit.


    Als Diskussionsgrundlage möchte ich hier drei seiner - mir ganz besonders ans Herz gewachsenen - Arbeiten unterschiedlicher Schaffensperioden erwähnen:


    1) Spiel mir das Lied vom Tod: Wer kennt es nicht, das durch eine der schönsten Vocalisen überhaupt getragene Jill-Thema oder aber auch das Mundharmonika-Motiv. Auch der äusserst dramatische Einsatz der E-Gitarre sucht seines Gleichen, genau wie die eine unglaubliche Spannung akustisch unterstützenden Schlagwerk-"Dialoge".


    2) Es war einmal in Amerika: Je häufiger ich dieses filmische Meisterwerk sehe, desto mehr schätze ich die erhebliche Aufwertung dieses schon allein durch die schauspielerischen Leistungen überragenden Epos durch die - auch wieder durch fast schon wagnerianisch grossartige Motiv- und Themenarbeit von Morricone. Immer dann, wenn ganz besonders spannende Szenen ablaufen ertönt beispielsweise Cockeyes Song - in der Regel auf der Panflöte vorgetragen. Dieses Thema gewinnt dann sogar fast sakralen Charakter, wenn es später dann im zu Ehren der toten Freunde Noodles errichteten Mausoleum feierlich auf der Orgel gespielt erklingt. Taucht dann die schöne aber leider eher unnahbare Deborah auf erklingt ihr Thema - dieses gehört aus meiner Sicht zu den schönsten serenadenhaften Melodien überhaupt. Man kann sie regelrecht greifen - die unerwiderte Sehnsucht welche Noodles zu Deborah hat. Auch hier wird wieder zur Verstärkung der emotional dramatischen Wirkung auf das Stilmittel der Vocalise zurückgegriffen.


    Eine kompositorisch sehr reizvolle Stelle erklingt, wenn die Hauptperson Noodles nach 30 Jahren auf Deborah trifft: Da wird dann das Deborah-Thema sehr künstlerisch mit dem fremdkomponierten Amapola-Thema verwoben - dies verstärkt natürlich den Erinnerungswert beider Charaktere ungemein - hat doch in der Kindheit Noodles sehr oft Deborah beim Tanzen zu Amapola heimlich beobachtet... . Es ist eben die Musik Morricones, die mittels solcher subtiler Stilmittel diese Szene zu einer der Schlüsselszenen des ganzen Filmes veredelt.


    3) Mission to Mars: Hierbei handelt es sich um eine recht aktuelle Arbeit des Meisters. Vom Sound her unverkennbar Morricone betritt der Meister hierbei unverkennbar minimalistische Klangwelten. Diese irgendwie abgehoben klingende Bachtrompete eingebettet in nie kitschig wirkenden Sphärenklängen - Klasse!


    Von Morricone gibt es auch einige wenige freie Kompositionen. Diese sind im Gegensatz zur Filmmusik alle meines Wissens eher atonal komponiert. Muss ich mich mal näher mit auseinandersetzen.

    ... Alle Menschen werden Brüder.
    ... We need 2 come 2gether, come 2gether as one.
    ... Imagine there is no heaven ... above us only sky

  • und nicht vergessen den Soundtrack zur TV-Krimi-Serie "Allein gegen die Mafia " (La Piovra)

    :wink:

    „Ein Komponist, der weiß, was er will, will doch nur was er weiß...“ Helmut Lachenmann

  • Auch nicht zu vergessen die Filmmusik zu "Der Profi" mit Belmondo und dem wunderschönen

    Chi Mai

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    :wink:

    Roger

    "Ich brauche keine Musikkritiker"
    (Gennadi Roshdestwenskij)

  • Auch nicht zu vergessen, die Musik zu "Mission", wo offensichtlicht versucht hat, an Erfolge wie "Spiel mir das Lied vom Tod" anzuknüpfen.

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    Il mare, il mare! Quale in rimirarlo
    Di glorie e di sublimi rapimenti
    Mi si affaccian ricordi! Il mare, il mare!
    Percè in suo grembo non trovai la tomba?

  • Na, ich wusste ja gar nicht, wo Morricione überall seine Finger im Spiel hatte.

    Ich finde auch, wie Teresa Cellini, dass der Komponist in "Mission" etwas ganz Besonderes schaffen wollte. Es hat vielleicht nicht die Qualität von "Spiel mir das Lied vom Tod" erreicht, was ja auch sehr schwierig ist, aber fast. Das wunderbare Nebeneinander und - vielleicht - Verschmelzen von christlichem Choral und trommelbegleitetem Gesang der Südamerikaner ist m.E. vortrefflich gelungen und gibt dem Film eine intensive und eigene Würze.

    Uwe

    Wenn alle ein klein wenig verrückter wären, dann wäre die Welt nicht so durchgedreht.

  • Vor kurzem habe ich mir dieses Album zugelegt:

    Ein schöner Überblick über das Schaffen von Morricone.

    Lucius Travinius Potellus
    Those who would give up essential Liberty, to purchase a little temporary Safety, deserve neither Liberty nor Safety. (B.Franklin)

  • Morricone tingelt übrigens noch als Dirigent seiner Werke durch die Welt. Am 30.3.2015 wird er in der Festhalle Frankfurt erwartet.

    Ins Gebüsch verliert sich sein Pfad, hinter ihm schlagen die Sträuche zusammen.

  • Seit Wochen dudele ich seine Western-Filmmusiken rauf und runter, "The Good, the Bad and the Ugly" zum Beispiel oder die Dollar-Trilogie. Auf yt gibt's ja reichlich Auswahl an Compilationen :D .
    Hat eigentlich jemand mal in diesem Forum etwas über Tiomkin geschrieben (Alamo)? Den spiele ich nämlich wenn ich mich von Morricones Ohrwürmern erholen muss. :thumbup: :versteck1:

  • Hat eigentlich jemand mal in diesem Forum etwas über Tiomkin geschrieben (Alamo)

    Oder Zwei rechnen ab (Gunfight at the O. K. Corral, mein Lieblingswestern). Großartig.

    Aber Morricone ist natürlich auch sensationell. Kennt Ihr "Ein Fressen für die Geier" (Two Mules for Sister Sarah)?

  • Ich hab ein Problem damit mehr als eine Musik in der Endlosschleife gleichzeitig zu hören. Und natürlich höre ich sie nicht in der ironisierten Form, sondern mit maximalem Pathos. :D Ok Corral ist allerdings auch sehr gut.

  • In der politischen Wochenzeitung Jungle.World gibt es einen Nachruf auf Morricone, den zumindest ich recht informativ finde.

    Der Maestro und die Rocker.

    So war mir nicht bewusst, dass ihn die Darmstädter Ferienkurse für neue Musik wesentlich beeinflussten, dass seine Filmmusik den Schauspieler_innen vor dem Dreh vorgespielt wurde, damit sie diese in ihr Spiel einfließen lassen konnten, und auch sein Einfluss auf die italienische Rockmusik war mir nicht bekannt.

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