Abgenutzt, kaputtgehört, zu Tode geliebt

  • Das ist das Problem mit dem Abo-Publikum, man muß die Hütte ja nun auch vollbekommen.

    Entweder mit einem Reißer oder einem Instrumentenstar.

    Heute abend , morgen und am Sonntag haben wir Sabine Meyer als Solistin.
    Und die Hütte ist voll.

    Das ist leider halt auch wichtig, denn wir müssen auch Geld rein bringen in die Kasse.

  • Du darfst dreimal raten, wer diese Werke zur Diskussion gestellt hat und sich durchgesetzt hat.


    Eben 8+) . In einer traditionserstarrten Stadt wie Wien hättest Du da keine Chance - leider. Es ist schon wahr, man muss das Abopublikum bei der Stange halten, andererseits verliert man ja auch andere Musikfreunde durch das ewig selbe. Es geht auf jeden Fall alles sehr langsam. Jetzt ist mal die Mendelssohnrenaissance über die Bühne gegangen (nach 50-jährigen Geburtswehen) - vielleicht weht dann ein günstigerer Wind für andere Romantiker aus Mitteleuropa. Andererseits würden dann wirkliche Schwergewichte aus anderen Ländern, z.B. Dukas oder Enescu, noch mehr vernachlässigt als das bis jetzt ohnehin der Fall ist...

    Im Zweifelsfall immer Haydn.

  • Reinecke,

    hat selbst im Jahre 1900 noch im Stil von Mendelssohn komponiert.
    Mit eigenem Touch natürlich und sehr gekonnt und meisterhaft.

    Irgendwie scheint es selbstverständlich geworden zu sein, Mendelssohn ein wenig in irgendwelche Schranken zu verweisen, ihm sein Genie irgendwie absprechen zu wollen und seine Epigonen lobzupreisen.

    Nichts dagegen, seine Epigonen lobzupreisen, denn da ist sehr viel gute Musik darunter.
    Aber auf der anderen Seite geht es für mich absolut nicht, Mendelssohn auch nur im entferntesten zu übersehen.

  • Nichts dagegen, seine Epigonen lobzupreisen, denn da ist sehr viel gute Musik darunter.
    Aber auf der anderen Seite geht es für mich absolut nicht, Mendelssohn auch nur im entferntesten zu übersehen.


    Keine Sorge, passiert mir nicht. Ich habe über 500 CDs mit Mendelssohns Musik und beschäftige mich seit fast 15 Jahren auf beinahe pathologische Weise mit meinem Lieblingskomponisten. Reinecke halte ich übrigens für den Schwächsten der von mir genannten. Aber seine dritte Symphonie ist auf jeden Fall gut für einen Konzertabend.

    Im Zweifelsfall immer Haydn.

  • In einer traditionserstarrten Stadt wie Wien hättest Du da keine Chance - leider.

    Es gab mal eine Zeit, so von 1950 bis 1965 ganz grob geschätzt, da war Wien DER Platz für Aufnahmen unbekannter Werke.
    Amerikanische Firmen haben damals billige Schnellschüsse gemacht von einem bis heute recht unbekannten Repertoire.
    Da war alles dabei von abstrus bis lohnend.
    Ich besitze viele dieser LPs, von Busonis Indianischer Fantasie bis zum Violinkonzert von McBride.

    Die großen Wiener Orchester waren dabei ein verlässlicher Partner.
    Damals war Wien also nicht traditionserstarrt, sondern heiß auf Aufträge.
    Es sind durchaus gute bis sehr gute Aufnahmen von auch schweren und ungewohnten Werken wie dem Ginastera-Klavierkonzert-damals hochmodern.

    Das bedeutet für mich, daß Wien-sobald die Zeiten besser waren- in erneute Tradtionsstarre überging.
    Weil dies halt so Tradition und bequem ist.

    Schade eigentlich.

  • Es gab mal eine Zeit, so von 1950 bis 1965 ganz grob geschätzt, da war Wien DER Platz für Aufnahmen unbekannter Werke.

    Das überrascht mich (ohne Deine Aussagen anzweifeln zu wollen), denn ich kenne nur die Geschichte, dass Doráti (irgendwann in dieser Zeit) mit den Wiener Philharmonikern Bartók aufführen wollte, die sich aber so gesperrt und absichtlich mies gespielt haben (das hat in Ö. Tradition), dass ihm schlussendlich der Kragen geplatzt ist.

    Im Zweifelsfall immer Haydn.

  • mit den Wiener Philharmonikern

    Die Wiener Philharmoniker haben niemals Aufnahmen gemacht mit Repertoire, welches Ihnen nicht genehm war.
    Aber ein Teil dieser Musiker hatte als Orchester der Wiener Staatsoper durchaus kein Problem damit gehabt.
    Und unter diesem Namen "Vienna State Opera Orchestra" wurde ein sehr großer Teil dieser Aufnahmen getätigt in den 50er und 60er Jahren.
    Natürlich sind das nicht die Philharmoniker, das ist das Orchester der Oper, aus dem die Philharmoniker sich rektrutieren.
    "http://www.wienerphilharmoniker.at/orchester/tradition"

    Die Wiener Symphoniker hatten auch kein Problem damit, das Orchester der Volksoper auch nicht.

    Und der Rundfunk sowieso nicht.

    Ich denke, die Grenzen waren damals musikalisch wie auch personell durchaus fließend.

    Und natürlich ist das irgendwie dreckig, das ganze, diese ganze sog. erstarrte Tradition.
    Für mich.
    Sorry.

  • enn ich kenne nur die Geschichte, dass Doráti (irgendwann in dieser Zeit) mit den Wiener Philharmonikern Bartók aufführen wollte, die sich aber so gesperrt und absichtlich mies gespielt haben (das hat in Ö. Tradition), dass ihm schlussendlich der Kragen geplatzt ist.

    Schön, eine weitere Tradition, aber..............
    es gibt Werke von Bartok, die sind wirklich sehr schwer.

    z.B. das Konzert für Orchester.

    Vielleicht haben die damals gar nicht absichtlich mies gespielt und konnten es einfach nicht?
    Dies erscheint mir viel logischer.

    Soll in den besten Familien vorkommen.
    Und Dorati ist sehr schnell der Kragen geplatzt!

    Vor Dorati hat niemand jemals extra schlecht gespielt, das ist sicher.

    Aber Wien ist voll mit Legenden und Geschichten, und immer darauf bedacht, diese im Blickwinkel seiner eigenen Bedeutung zu interpretieren.

  • Das Thema oder Problem ist nun aber schon komplexer und solche Sprüche wie oben, dass sich Musik nicht abnutzen kann, helfen, so richtig sie auch prinzipiell sind, nicht weiter.


    Das ist kein Spruch, jedenfalls nicht von mir. ICh habe nur festgestellt, dass sich Musik FÜR MICH nicht abnutzen kann. Das ist gaaaaanz persönlich mein Glück oder Pech, ganz wie'st wuis.
    Tut mir leid, dass Dir das nicht weiterhilft. Würde Dir gerne weiterhelfen. Aber deshalb verzichte ich nicht auf meine geliebten, abgetragenen Hausschuhe.

    wer anderes soll in diesem Zusammenhang MB sein???


    Ja, auf den bin ich auch noch gekommen. Hätte aber auch Max Bruch sein können. Ich möchte einfach lesen, nicht raten, nur darauf zielte mein in der Tat nett gemeinte Bitte ab. Ich finde es persönlich nicht zu viel verlangt, zumindest Nachnamen der betreffenden Komponisten auszuschreiben.

    Lucius Travinius Potellus
    Those who would give up essential Liberty, to purchase a little temporary Safety, deserve neither Liberty nor Safety. (B.Franklin)

  • Ich gehe meistens in Neue-Musik-Konzerte, wo ich froh bin, wenn ich mal ein Stück schon vorher kenne.
    Und ich kaufe zu viele CDs, sodass ich auch zu Hause froh bin, wenn ich ein Stück mal etwas besser kenne als flüchtig.
    Insofern habe ich keine Abnutzungsprobleme.

    Früher war das anders, aber ich kann inzwischen sogar Holsts Planeten wieder mit Begeisterung hören.

    This play can only function if performed strictly as written and in accordance with its stage instructions, nothing added and nothing removed. (Samuel Beckett)
    playing in good Taste doth not confit of frequent Passages, but in expressing with Strength and Delicacy the Intention of the Composer (F. Geminiani)


  • Das ist kein Spruch, jedenfalls nicht von mir. ICh habe nur festgestellt, dass sich Musik FÜR MICH nicht abnutzen kann. Das ist gaaaaanz persönlich mein Glück oder Pech, ganz wie'st wuis.
    Tut mir leid, dass Dir das nicht weiterhilft. Würde Dir gerne weiterhelfen. Aber deshalb verzichte ich nicht auf meine geliebten, abgetragenen Hausschuhe.

    So war das nicht gemeint! :wink: Ich weiß schon, was du ausdrücken wolltest und gab dir prinzipiell Recht. Ich brauche halt keine Hausschuhe, weil ich meist barfuß laufe ... :D


    Ja, auf den bin ich auch noch gekommen. Hätte aber auch Max Bruch sein können. Ich möchte einfach lesen, nicht raten, nur darauf zielte mein in der Tat nett gemeinte Bitte ab. Ich finde es persönlich nicht zu viel verlangt, zumindest Nachnamen der betreffenden Komponisten auszuschreiben.

    Ich bemühe mich; aber ich schreibe halt sehr viel pro Tag; beruflich und in einigen Foren. Da sind Abbreviaturen schon hilfreich, zumal man den Leser zum Mitdenken zwingt. ;+) Und ich ärgere mich jedesmal über Doppelnamen, der arme F M-B kann ja gar nichts dafür ... 8+)

  • Ja, oben habe ich auch vom Violinkonzert von AB geselesen... aber soweit ich weiß, haben weder Antoine Busnois, noch Antonio Bertali und Anton Bruckner keines geschrieben... :|

    Was ich bis heute bedaure; DAS wäre was geworden; genau wie eine Oper von Bach ...

    P.S. Wäre doch glatt einen Thread wert; Sachen, die Komponisten leider nicht geschrieben haben ...

  • P.S. Wäre doch glatt einen Thread wert; Sachen, die Komponisten leider nicht geschrieben haben ...

    Ich wünsche mir was postmodern-Minimalistisches von Adorno.
    :hide:

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  • Ab hier spalten sich nicht nur Meinungen, sondern auch Threads.
    Einmal nach dort betreffend Unkomponiertes,
    und einmal nach da zum Thema Kürzelitis.

    "...es ist fabelhaft schwer, die überflüssigen Noten unter den Tisch fallen zu lassen." - Johannes Brahms

  • Interessanterweise gibt es aber auch Stücke, die allem Hörwahnsinn standhalten - während ich Schuberts Impromptus lange nicht mehr hören konnte; wurden mir Bachs Goldbergvariationen nie über, die kann ich täglich hören und das mache ich seit Jahrzehnten ...

  • Interessanterweise gibt es aber auch Stücke, die allem Hörwahnsinn standhalten


    Stimmt, das wundert mich eher immer wieder. Es gibt einige Werke, die ich wirklich sehr häufig und intensiv gehört habe bzw. immer noch höre (immer und immer wieder), aber selbst, wenn ich mal etwas pause mache, todgeliebt, habe ich noch keines von ihnen (zum Glück!)

    "Allwissende! Urweltweise!
    Erda! Erda! Ewiges Weib!"

  • Wie ich weiter oben sagte:
    Es liegt immer am Hörer, nicht am Stück - ist also rein subjektiv.

    Auch die für Berieselung oder "Classics" gequälten Werke können nichts dafür. Es gibt genügend Leute, die das mögen - bzw. die dran vorbei hören. Mich stört's, natürlich auch, weil ich die Originale kenne - und viele eben nicht.
    Aber auch hier ehrlicherweise: es liegt am Hörer.

    Klemperer: "Wo ist die vierte Oboe?" 2. Oboist: "Er ist leider krank geworden." Klemperer: "Der Arme."

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