Filme über Musikerpersönlichkeiten

  • Der Filmtitel klingt bereits abschreckend, der Trailer motiviert zum Ignorieren....

    :wink:

    „Ein Komponist, der weiß, was er will, will doch nur was er weiß...“ Helmut Lachenmann

  • Mahler auf der Couch

    Vorneweg: man erfährt in diesem Film relativ wenig über Gustav Mahler und sein Werk. Was ein Glück ist, weil sich damit der musikalische Voyeurismus in Grenzen hält. Um so fröhlicher werden andere Formen von Voyeurismus bedient.

    Mahler und Freund treffen sich in Holland: zwei etwas schrullige ältere Herrschaften, die im folgenden für die komische Rahmenhandlung zuständig sind.
    Gustav selber bleibt in diesem Film sehr blass: ein weltfremder und egozentrischer Kauz, der nur seine Musik im Kopf hat. Dazu trägt auch die Darstellung von Johannes Silberschneider bei.

    Die eindeutig positive Identifikationsfigur ist Alma und ihre Entwicklung vom Wiener Boheme-Groupie zur tragischen Schmerzensfrau, die sich ganz für ihren Gustav aufopfert. Der Regisseur hat sich hierzu eine entsetzliche Pieta-Szene einfallen lassen, die ich nicht verstanden habe. Andere optische Ideen sind besser gelungen, etwa ein Beziehungsstreit im alpinen Geröllfeld.

    Nach dem Tod der Tochter (verbunden mit einem nicht ganz plausiblen Schuldkomplex) gelingt ihr endlich die Befreiung aus Gustavs "Unterdrückung".
    Auslöser ist ein verwechselte Brief, der unterlegt wird mit dem Neunfach-Akkord aus der 10. Symphonie. Das ist die einzige Stelle, wo einem die Verbindung von Musik und Biografie aufgedrängt wird. Ansonsten hält sich die Musik erfreulich im Hintergrund. Esa Pekka Salonen hat hierzu das Adagio der 10. in Einzelstimmen zerlegt, die dezent eingesetzt werden.

    Beispielhaft für Mahlers Unverständnis ist das bekannte Komponierverbot, das Alma nie verwinden wird, als Kern des Eheproblems. Ich halte das für irreführend: was diese Ehe tatsächlich zum Scheitern gebracht hat, war nicht Almas Verzicht auf ihre künstlerische Ambitionen, sondern die Aufgabe ihrer sexuellen Freiheit. Sie hat zu früh geheiratet, und den falschen.

    Eingestreute Kommentare sollen dem Film einen dokumentarischen Touch verleihen: etwa Mahlers eifersüchtige Schwester, oder Almas dekadente Sippschaft, die sie zur Ehe drängt.

    Ob die Welt auf diese Rehabilitierung von Alma gewartet hat, darf bezweifelt werden.

    Schöne Grüße,
    Peter

  • Hallo Peter,

    kann das Ganze wenigstens filmisch etwas, oder ist das wieder solch ein österreichisch/deutscher Versuch (Schwachsinn) der versucht etwas zu sagen (was niemand hören mag) ohne Mittel zu haben (billiger Ken Russell)?

    Lieben Gruß,

    Bernhard


    "Alles Syphilis, dachte Des Esseintes, und sein Auge war gebannt, festgehaftet an den entsetzlichen Tigerflecken des Caladiums. Und plötzlich hatte er die Vision einer unablässig vom Gift der vergangenen Zeiten zerfressenen Menschheit."
    Joris-Karl Huysmans

  • Hallo Maldoror,

    der Film ist schon recht gut gemacht. Bei Kamera und Schnitt haben sie sich einiges einfallen lassen.

    Barbarba Romaner liefert eine sehr überzeugende und starke Alma (stärker als in Wirklichkeit ?!).
    Schade ist, dass die Figur von Gustav an den Rand der Lächerlichkeit gebracht wird. Da hätte ich einen differenzierteren Charakter erwartet.

    Schöne Grüße,
    Peter

  • Heute Abend wurde auf 3sat ein 60minütiges Portrait des Schwans von Pesaro ( Gioachino Rossini ) ausgestrahlt, das ich für informativ und sehr gelungen halte, nicht zuletzt dank der wissenschaftlichen Beratung durch d e n Rossiniexperten im deutschsprachigen Raum, Reto Müller : Fakten, Fakten, Fakten, garniert mit vokalen Highlights sowie Klavierstücken aus den so genannten Alterssünden des Komponisten. Chapeau !


    Ciao. Gioachino :juhu:

    miniminiDIFIDI

  • was diese Ehe tatsächlich zum Scheitern gebracht hat, war nicht Almas Verzicht auf ihre künstlerische Ambitionen, sondern die Aufgabe ihrer sexuellen Freiheit. Sie hat zu früh geheiratet, und den falschen.

    Woher weisst du das, bzw wie kommst du zu diesem statement?
    Mir ist Alma Mahler aus den bisher gelesenen Biographien, einschliesslich ihrer eigenen schöngefärbten um nciht zu sagen zusammengelogenen Memoiren, ziemlich unsympathisch, aber das ändert ncihts daran, dass man ihr Gerechtigkeit widerfahren lassen sollte.
    Es hat für Männer und Frauen immer katastrophale Folgen und es rächt sich früher oder später, wenn sie von ihrem Lebensnerv abgeschnitten werden. Wenn z.B. eine Künstlerin wie Clara Schumann nicht mehr genug inneren und äusseren Freiraum hat, ihrer Berufung zu folgen, hat das schwerwiegende Folgen. (in diesem Falle vor allen Dingen für die Kinder)
    Auch wenn Alma gewiss nicht dieselbe Ausnahme-Begabung hatte wie Clara, bleibt das Phänomen, dass eine in vielerlei Hinsciht begabte Frau durch Heirat und Bedürfnisse des Ehemannes stark beschnitten wird, bestehen.
    Der bewusste oder unbewusste Impuls sich dafür mit sexuellen Eskapaden zu entschädigen, ist ja nicht erst seit Emma Bovary hinreichend bekannt.

    Ich hoffe, der Film läuft noch eine Weile in den deutshcen kinos , denn ich würde ihn bei meinem nâchsten Besuch sehr gerne ansehen, um mir selbst ein Urteil bilden zu kônnen.
    Dass der arme Gustav Mahler, der mit Sicherheit die falsche Frau geheiratet hat, auch hier wieder mal als Filmfigur eher schlecht wegkommt, tut mir sehr leid zu lesen!
    F.Q.

    Jede Krankheit ist ein musikalisches Problem und die Heilung eine musikalische Auflösung (Novalis)

  • Ich dachte, wir hätten einen Gilbert & Sullivan -thread... aber wohl doch nicht... war wohl das andere Forum.

    Nun denn also hier:

    Ein ganz großer Tip für Gilbert&Sullivan-Freunde und die, die es werden wollen: Der Dokumentar-Spielfilm Topsy-Turvy von Mike Leigh (152 min) von 1999.

    Zwischen Gilbert und Sullivan kriselt es, man will sich trennen... doch dann gibt es in London eine japanische Ausstellung und "The Mikado" nimmt Gestalt an.

    Es gibt englische Untertitel, man kommt also einigermaßen mit, auch wenn man nicht so polyglott ist.

    :wink:

    Ins Gebüsch verliert sich sein Pfad, hinter ihm schlagen die Sträuche zusammen.

  • Peter Greenaway: Four American Composers

    Beim Stöbern im Internet bin ich über diese DVD gestolpert:

    - 4 experimentelle Fernsehdokumentationen, die Greenaway 1993 gedreht hat. Es geht um vier amerikanische Komponisten: Robert Ashley, John Cage, Philip Glass und Meredith Monk.

    Die Scheibe wird beim nächsten Einkauf sicher mitkommen. Vielleicht kennt einer hier diese Filme ja schon? Und könnte dann auch die Frage beantworten, ob auf der DVD die deutschen Untertitel ausblendbar sind...


    Michel :wink:

    Es gibt kaum etwas Subversiveres als die Oper. Ich bin demütiger Diener gegenüber diesem Material, das voller Pfeffer steckt. Also: Provokation um der Werktreue willen. (Stefan Herheim)

  • Endlich auf deutsch : Leben und Werk Richard Wagners, von Tony Palmer, mit Richard Burton als Wagner ! Die Box mit 3 DVDs ( ca. 8 Stunden ) gibt es jetzt preiswert bei amazon ( 32.99 € ).

    Ciao. Gioachino :klatsch:

    miniminiDIFIDI

  • Nachdem dieser Film vor etlichen Jahren in einem anderen Forum mal vergleichsweise positiv kommentiert wurde, habe ich mir gestern die DVD von "Copying Beethoven" (dt. "Der Klang der Stille") angesehen.
    Ich verlinke absichtlich nichts, denn ich würde den Film keineswegs empfehlen. Zwar habe ich durchgehalten, aber gefallen hat er mir nicht. Historisch ähnlich unzuverlässig wie Amadeus, aber der ist abgesehen davon ein ziemlich guter Film. Dieser Beethoven-Film wirkt auf mich episodisch, wenig stringent und die Charaktere sind größtenteils dämliche Klischees.

    Tout le malheur des hommes vient d'une seule chose, qui est de ne pas savoir demeurer en repos dans une chambre.
    (B. Pascal)

  • Sibelius, "Musikgigant aus dem Norden" von Erkki Toivanen, 2000:

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    Zitat

    Die Musikdokumentation basiert auf Archivmaterial und authentischen Tagebucheintragungen, Notizen und Briefwechsel zwischen Jean Sibelius und seiner Frau Aino, Interviews mit internationalen Sibelius-Experten wie Sir Colin Davis, Ruth-Maria Gleissner, Glenda Goss, Esa-Pekka Salonen, Yan-Pascal Tortelier und Marc Vignal. Zahlreiche Kompositionen von Sibelius aus verschiedenen Zeitperioden werden von den besten finnischen Orchestern und Dirigenten interpretiert.

  • "Meisterdirigenten - Die Pultstars unseres Jahrhunderts" von Sue Knussen, zweiteilige Dokumentation aus dem Jahr 1994, hier zusammengefasst:

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  • "Der verlorene Sohn - Sergej Prokofjew" - Dokumentation:

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  • Jüngst startete der Dokumentarfilm Hello I Am David! Eine Reise mit David Helfgott von Cosima Lange in den deutschen Kinos. Anlass für uns mal wieder ein Lichtspielhaus aufzusuchen.

  • Ich habe mir gestern mal diesen "Mahler auf der Couch" angesehen. Der kommt hier ja nicht so gut weg.
    Nun ja, richtig ist sicherlich, dass man über Mahlers Werk wenig erfährt, aber den Anspruch hat der Film sicher auch nie gehabt (ich frage mich sowieso, ob Spielfilme sowas leisten könnten). Ich fand ihn jetzt gar nicht sooo schlecht. Der nimmt sich selbst nicht so ernst, ein bisschen lakonisch, was angesichts des Sujets (die Momente, wo direkt zum Zuschauer gesprochen wird unterstreichen das gossipige doch noch wunderbar) recht passend ist und mir definitiv lieber als diese irgendwie prätentiöse erratische Langeweile bei Russell.
    Was das Alma-Bild des Films angeht, am besten gefällt mir da der Satz, den man sie sagen lässt als es um die Aufgabe ihrer musikalischen Ambitionen geht: "Ich weiß, dass ich kein Genie bin, aber ich hätte es gern selbst herausgefunden." Das bricht die vermeintliche Aufopferung etwas auf angenehmes Niveau herunter, was ich gut finde.
    Letztlich fand ich den Film für das was er sein wollte, sehr unterhaltsam.

    "Allwissende! Urweltweise!
    Erda! Erda! Ewiges Weib!"

  • Werner Herzog: Gesualdo

    Hat jemand von Euch schon einmal diesen Film hier gesehen?

    Da ich über das Leben Gesualdos eigentlich gar nichts weiß, würde mich diese DVD grundsätzlich schon interessieren. Lohnt es sich?

    «Denn Du bist, was Du isst»
    (Rammstein)

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