• Moers-Festival

    Seit Jahren nehme ich mir vor, mal wieder über Pfingsten nach Moers zu fahren. Früher, Anfang der 90er, bin ich aus dem Breisgau angereist, um dabei zu sein, jetzt wohn ich umme Ecke und schaff es nicht.
    Aber dieses Jahr soll es hoffentlich mal sein, wenn auch nur für einen Tag, den Montag. Das Programm sagt mir gar nichts; um so neugieriger bin ich:

    Nisennenmondai (JP)
    Tim Isfort Tentett (DE/CH)
    Extra Life (US)
    sOo's cOllage (KR)
    Marc Ribot’s Ceramic Dog feat. Eszter Balint (US)

    Ribot kenne ich natürlich - das finde ich höchst erfreulich, den mal live hören zu können. Aber sonst?

    Wer weiß mehr über diese Künstler? Und wer wird auch in Moers sein?

    Grüße,
    Micha

    PS.: Das komplette Programm unter http://www.moers-festival.de/programm/

  • RE: Moers-Festival 2009


    Und wer wird auch in Moers sein?

    Grüße,
    Micha

    PS.: Das komplette Programm unter http://www.moers-festival.de/programm/


    Mein Sohn ist gerade dort angekommen. Ist extra aus Regensburg angereist und freut sich schon riesig. Kennt einige Bands aus Saalfelden und spielt auch selbst in einer New Jazz Band, aber ist jetzt nur Gast.

    War total überrascht, dass zu diesem Festival hier schon was zu lesen stand :thumbup:

    Hoffe auch, dass Du lieber Micha am Montag tatsächlich dort sein kannst und dann vielleicht berichtest.

    Wünsche jetzt noch allen "Ausflüglern", dass das Wetter freundlich bleibt und nicht wieder solche Kapriolen schlägt wie in den letzten Tagen hier in Bayern.

    :wink: Ingrid

  • Ja, Micha. Bitte berichte doch, sofern du es geschafft haben solltest. Ein Freund von mir fährt seit bestimmt 20 Jahren alljährlich mit Bekannten, sowie Zelt und Schlafsack nach Moers. Bisher habe ich mich irgendwie immer gesträubt, da mitzufahren. (Vielleicht, weil die in den konzertfreien Phasen ununterbrochen Siedler von Catan spielen... :D ) Also: ich bin gespannt auf einen etwaigen Bericht!

    LG
    C.

    „Beim Minigolf lernte ich, wie man mit Anstand verliert.“ (Element of Crime)

  • Moers lockt mich insgesamt dieses Jahr nicht so. Der Anteil "richtiger" Jazz ist mir zu wenig. Bei den eher Post-Rock- Bands ist für mich auch nicht so das gerade wirklich spannende dabei. In die Richtung im weitesten Sinne würde ich auch die ersten drei Bands packen. Aber ich kann mich irren. Kenne nur wenig, sehr ausschnitthaft.

    Für den Montag habe ich dann aber doch mal meine Barschaft und meinen Kalender überschlagen. Wird leider nichts.

    Leider, leider, denn, naklar, Ribot ist immer gut, was der auch macht. Es ist ja das Unterschiedlichste. Eszter Balint gefällt mir als durchaus eigenständige, jazzige Singer/Songwriterin. Und Ribot wird schon für die nötige Schrägheit sorgen. Seine beiden Begleiter kenne ich noch nicht, aber Ribot hat eigentlich immer gute Musiker bei seinen Projekten. Ribot ist live immer ein besonderes Erlebnis.

    Was mich aber ganz besonders reizen würde, ist die koreanische Pianistin sOs-Jung Kae.

    Von der noch relativ jungen koreanischen Szene ist ja international noch kaum etwas bekannt. Zeitverzögert, aber sonst ähnlich wie in Europa und Japan in den 60ern, hat sich da in den letzten Jahren viel getan und eine eigenständige, hochinteressante Szene herausgebildet, die, wie der Jazz insgesamt, ihr Publikum findet. Südkorea hat inzwisschen Japan beim statistischen Prokopfverkauf an Jazz-CDs überholt und ist weltweit Nr. 1.

    Über gute koreanische Freunde aus meiner Studienzeit - Berlin war so eine Art Exilhauptstadt der südkoreanischen Opposition - , die nach dem Ende der Diktatur, auch wenn es noch viele Nachwirkungen der Diktatur gibt, wieder in ihre Heimat zurückkehren konnten, bin ich ein bischen informiert.

    sOs-Jung Kae ist eine der interessantesten Musikerinnen dieser relativ jungen Szene. Die Dame kommt von der Klassik, hat eine excellente Technik mit fantastischer Anschlagskultur und hat von ganz freier Improvisation über interessante vorgegebene Strukturen und Kompositionen, über expressive Ausbrüche bis zu sehr Meditativem enorm viel drauf und das Ganze klingt wirklich originell - nicht nur für uns durch Einflüsse traditioneller koreanischer Musik. Dabei gibt es, ganz grob betrachtet, zwei Richtungen traditionller "klassischer" Musik in Korea. Die eine Richtung hat sich eher stark von der klassischen chinesischen Musik her entwickelt. Mit ihr kann ich, wie mit chinesischer klassischer Musik,wenig anfangen. Sie läßt sich auch eher schlecht mit Jazz verbinden. Wo es dennoch Versuche in die Richtung gegeben hat, kann mich das weniger überzeugen. Für meine Ohren blieb das ein unvermitteltes Nebeneinander. Die andere Richtung ist originär, kommt eher letztlich aus schamanistischer Tradition, wenn auch historisch vielfach überdeterminiert. Sie läßt sich ausgezeichnet mit Jazz verbinden. International relativ bekannt ist aus dieser Tradition z.B. die Percussion-Gruppe SamulNori, die auch selbst mit Jazzern aus Korea, aber auch aus Östereich und den USA (Wolfgang Puschnig, Linda Sharrock, Jamaaladeen Tacuma) zusammengespielt haben.Kae knüpft, wenn auch in ganz anderer Weise,wohl auch eher an die zweite Richtung an.

    Ihr Bassist und Drummer sind auch sehr gut. Den Electronics-Fritzen kenne ich nicht. Bei Electronics bin ich immer etwas skeptisch, wenn es aber Live-Elektroniker gibt, bei denen selbst ich meinen Widerstand aufgebe, dann kommen diese überwiegendaus Japan oder inzwischen auch Korea. Zu Gefälliges ist hier jedenfalls wohl nicht zu erwarten.

    :wink: Matthias

  • Vielen Dank für die schöne Einführung, Matthias. Ich war mir doch sicher, dass von dir dazu noch was kommt...
    Wollen wir also mal sehen, bzw. hören. Die Kinder sind verkauft, die Gattin kommt mit und ist vorgewarnt, das es lärmig werden kann. Ihr hört von mir.

    Grüße,
    Micha

  • "die Gattin kommt mit und ist vorgewarnt, das es lärmig werden kann"

    Grüße,
    Micha

    Hallo Micha,

    Wow, das ist doppelt mutig: von deiner Frau und von Dir! :) Naja, ich war das letzte Mal vor ca. zwanzig Jahren dort, hatte aber immer Spaß gemacht. Bis auf den komischen Kauz, der uns morgens von der Bretterbühne auf dem Zeltplatz mit seinem Lied "Texas" geweckt hat. Umso interessanter zu lesen, wie es jetzt ist... ;)

    Gruß, Beryllo

    Gruß, Frank

    Eigentlich bin ich ganz anders, aber ich komme so selten dazu.

  • Liebe Jazzfreunde,

    Musik des Festivals in Moers?
    Gibt es im Radio, hör's, hör's!
    In Concert, am 2.9. um 20 Uhr,
    Sender: DeutschlandRadio Kultur!

    Gruß, Beryllo

    Gruß, Frank

    Eigentlich bin ich ganz anders, aber ich komme so selten dazu.

  • Ich bin Pfingstmontag wieder in Moers, mal schauen, was Arto Lindsay und Fred Frith heute so machen.

    Außerdem musizieren
    Matthias Schriefl Shreefpunk plus Big Band
    Mari Kvien Brunvoll
    Tyshawn Sorey with Ingrid Laubrock & Kris Davis.

    Ich verspreche nichts, aber wenn es was Interessantes zu berichten gibt, werde ich wohl ein paar Worte darüber fallen lassen.

    Noch jemand da am Montag?

    Grüße,
    der Don

  • Mattias Schrieffl ist auf jeden Fall ein Wahnsinnstrompeter. Inzwischen habe ich ihn mehrmals, aber mit anderen Projekten live erleben können, aber das war immer hervorragend.

    Tyshawn Sorey schreibt vor allem interessante Stücke, relativ typisch für die neuste New Yorker Szene. Ingrid Laubrock ist auch ziemlich gut und inzwischen in dieser Szene angesiedelt.

    Am meisten hätte mich aber an den Vortagen das Steve Lehman Octet, auch mit Sorey und aus der selben Szene, interessiert - und natürlich Peter Brötzmanns Chicago Tentet.

    Scheint ja insgesamt wieder deutlich mehr Jazz dabei zu sein.

    :wink: Matthias

  • Am meisten hätte mich aber an den Vortagen das Steve Lehman Octet, auch mit Sorey und aus der selben Szene, interessiert - und natürlich Peter Brötzmanns Chicago Tentet.

    Scheint ja insgesamt wieder deutlich mehr Jazz dabei zu sein.

    Dass ich den Brötzmann verpasse, finde ich wirklich jammerschade. Aber morgen wird das jüngste Großnichtlein zur Taufe getragen, und das ist denn doch wichtiger. Heute hatte ich noch zu arbeiten und wäre erst relativ spät losgekommen. Und so spannend kam mir dann das Drumherum um Herrn Lehmann (Bill Frisell einerseits, andererseits eine afrikanische Popsängerin) auch nicht vor.

    Freut mich, Ingrid, dass ich Dir auf die Sprünge helfen konnte, was den Verbleib der Nachkommenschaft angeht. Aber hat der Jung kein Handy?

    Grüße,
    der Don

  • Und so spannend kam mir dann das Drumherum um Herrn Lehmann (Bill Frisell einerseits, andererseits eine afrikanische Popsängerin) auch nicht vor.

    Ja, das scheint mir auch so und Lehman wird seinen Weg machen, so dass sich sicherlich neue Gelegenheiten ergeben werden.

    :wink: Matthias

  • Habe eben die WDR-Sendung von heute gehört; leider habe ich für den Lehman etwas zu spät zugeschaltet; was ich noch gehört habe, gefiel mir, war aber nix neues unter der Sonne (ziemlich zappaesk, fand ich). Frisells neues Trio (mit Geige und Schlagzeug) war aber überaus spannend (ich find' den Frisell allerdings meist spannend). Und die afrikanische Popsängerin war von dem, was man unter "Pop" heutzutage üblicherweise versteht, weiter weg als von, sagen wir, Peter Brötzmann :D (Keine Ahnung, was der heute so macht. Kannst Du bitte berichten, Don?) Und sie hatte einen herausragend guten Drummer! Terje Rypdals Big Band (Aufzeichunung von Freitag) war so 'ne Art Bitches Brew lau wiederaufgewärmt; gut gefiel mir aber Sanne van Heeks Septett; Parallelimprovisation von fünf Musikern und zwei Elektronikern.

    Weitere Aufzeichnungen gibt es lt. Moderator in WDR 3 nach dem Festivalprogramm, also etwa Mitte September.

    Bernd

    Fluctuat nec mergitur

  • Peter Brötzmann (Keine Ahnung, was der heute so macht.

    Das ist heute gerade mit seinem hervorragend besetzten Chicago Tentet wesentlich konzeptioneller als früher - weit entfernt von dem Schneller, Lauter, Höher, Extremer , das man ihm immer nachsagt. Natürlich kommt deswegen auch heute die äußerst intensive freie Improvisation auch nicht zu kurz. Ich habe sein Tentet damals auf dem von John Corbett konzeptionalisierten Berliner Jazz-Fest live erleben können. Leider hat John Corbett nur ein Festival machen dürfen, denn damals drohten danach die Radio- und Fersehsender mit dem Ausstieg und das wäre das Ende der bisherigen Mischfinanzierung gewesen. Besonders MIchael Naura sprang völlig im Dreieck damals. Aber für mich war es das beste Festival in Berlin überhaupt. Ich habe auch alle CDs mit dem Tentet und die gehören zu meinen absolut besten CDs. Ebenso herausragend sind auch seine Duo-CD mit dem schwedischen Cellisten Lonberg-Holm und seine Sonore-Trio-CDs mit Ken Vandermark und Mats Gustafsson, die alle auch dem Tentet angehören. Da hat sich inzwischen ein richtig fester Zirkel aus einigen der interessantesten Musikern aus Chicago-Berlin-Stockholm-Wuppertal gebildet, die in immer neuen wechselnden Kombinationen und diversen Projekten seit Jahren zusammenarbeiten. Und zum ersten mal in seinem Leben verdient Brötzmann dabei sogar mal etwas mehr, weil er heute in den USA und Skandinavien sehr gefragt ist. So sind auch seine sämtlichen alten Aufnahmen heute wieder greiffbar, auf Labels in den USA und Canada von John Corbett wiederveröffentlicht.

    :wink: Matthias

  • [quote='Don Fatale',index.php?page=Thread&postID=75410#post75410][quote=' Aber hat der Jung kein Handy?
    [/quote]

    Doch, doch :D Ich hab es halt erst mal über Festnetz probiert und jetzt dann über SMS. Will ja nicht in ein Konzert platzen. Er ist auf jeden Fall begeistert, wie auch die Jahre davor. Wenn er dafür sogar von Regensburg bis Moers fährt, dann muss es ja wirklich was sein.

    :wink: Ingrid

  • Weil's so schön war, fahre ich dieses Jahr wieder nach Moers. Allerdings wieder nur einen Tag, den Samstag:

    The Ambush Party (nl)
    Natalio Sued_sax, Harald Austbø_cello, Oscar Jan Hoogland_p, Marcos Baggiani_dr

    Little Red Big Bang (de, dk)
    Elena Setién_voc, Johanna Borchert_p, Jimmy Nyborg_tp, Kevin Christensen_tb, Jakob Munck_tuba, Jesper Løvdal_sax, Jeppe Højgaard_sax, Jonas Westergaard_b, Peter Bruun_dr

    Jon Irabagon Trio featuring Barry Altschul (us)
    Jon Irabagon_sax, Peter Brendler_b, Barry Altschul_dr

    Orthrelm (us)
    Mick Barr_g, Josh Blair_dr

    Igmar Thomas & The Cypher (us)
    Igmar Thomas_tp, Marcus Strickland_sax, David Bryant_keys, Earl Travis_b, Dana Hawkins_dr

    Encryption (us)
    Ronald Shannon Jackson_dr, Vernon Reid_g, Melvin Gibbs_b

    La - 33 (co)
    Guillermo Celis_voc, David Cantillo_voc, Pablo Martinez_voc, Roland Nieto_tp, Vladimir Romero_tb, Jose Miguel Vega_tb, Felipe Cardenas_sax, Santiago Mejia_keys, Sergio Mejia_b, Cipriano Rojas_congas, Juan David Fernandez_timbales, Diego Sanchez_bongos

    Wird ein richtig jazziger Tag, scheint mir. Gut so. Ronald Shannon Jackson kenne ich noch von ganz alten Platten - großartig. Hoffentlich ist er noch so grandios wie damals.

    Kommt noch jemand?

    Grüße
    vom Don

  • Das Moers-Festival hat eine Riesenüberraschung bekanntgegeben: zusätzlich zum bisher bekannten Programm spielt HEUTE am Sonntagabend ORNETTE COLEMAN mit seinem Sohn Denardo am Schlagzeug und den Bassisten Al MacDowell und Tony Falanga im Festivalzelt! :faint:

    Und ich muss arbeiten... :cursing: :cry:

    Das Programm am Samstag war übrigens hervorragend. Vor allem der Saxophonist Jon Irabagon, im Trio mit dem Bassisten Peter Brendler und dem großartigen Schlagzeuger Barry Altschul war einfach überwältigend. Überhaupt war es ein Tag der großen Schlagzeuger: der 71-jährige Ronald Shannon Jackson, dessen Auftritt noch kurz vorher aus gesundheitlichen Gründen auf der Kippe stand, wirkte frisch wie eh und je. Fantastisch. Darüber und über die Entdeckung dieses Tages, das Amsterdamer Quartett "The Ambush Party", demnächst mehr.

    Grüße
    vom Don

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