Mussorgski: Bilder einer Ausstellung (Klavier solo)
Das Werk, mit dem der Name Mussorgsky wohl am häufigsten in Zusammenhang gebracht wird, ist sein Klavierzyklus „Bilder einer Ausstellung“. Der Anlass zu diesem Werk war ein trauriges Ereignis: Ein enger Freund des Komponisten, der Maler und Architekt Victor Hartmann, war im Vorjahr gestorben. Im Frühling des Jahres 1874 besuchte Mussorgsky eine Gedächtnis-Ausstellung für den Verstorbenen – dieser Inspirationsquelle folgend, versuchte der Komponist, zehn Bilder Hartmanns musikalisch nachzuempfinden. Zwischen den einzelnen Bildern steht meist als bindendes Element die „Promenade“, sie bezeichnet das Schlendern von einem Bild zum anderen.
1. Gnomus: Ein ungelenker Zwerg scheint über die Leinwand zu hüpfen. Mit seinen hinkenden Sprüngen und seinem kläglichen Äußeren macht er sich zum Gespött.
2. Das alte Schloss: Die Vision einer mittelalterlichen Burg, vor deren Mauern ein Troubadour sein wehmütiges und sentimentales Lied singt.
3. Die Tuilerien: In graziöser Weise wird das ausgelassene, teilweise in Streit ausartende Spiel der Kinder in den Tuilerien geschildert.
4. Bydlo: Das ist der alte polnische Ochsenkarren, der über holprige Wege und weite Ebenen langsam dahinfährt. Er kommt aus der Ferne, nähert sich und verklingt mit einem leiser werdenden gleichförmigen Geräusch seiner großen Räder.
5. Ballett der Küken in ihren Eierschalen: Ein Pastellbildchen voll schwebender Leichtigkeit; die Zeichnung war von Hartmann als Entwurf für ein Ballet gedacht.
6. Samuel Goldenberg und Schmuyle: Die musikalische Karikatur zweier polnischer Juden; der eine reich, eitel, sich wichtig fühlend – der andere ein armer Teufel, gerissen, in unterwürfiger Haltung.
7. Der Markt von Limoges: Vulgäres, endloses Schwatzen und Keifen der Marktweiber, erbarmungslos eingefangen in einem Stück, das ähnlich eines Perpetuum mobile keinen Anfang und kein Ende hat. Ohne Promenade geht es weiter zur Nr. 8.
8. Katakomben: Auf diesem Bild hat sich Hartmann selbst dargestellt, mit einer Laterne in der Hand, in den Katakomben von Paris. Es herrscht Grabesatmosphäre. Der Betrachter ist erfüllt von der schaurigen Szene und schreitet weiter. Die Promenade danach klingt anders als zuvor, ist überschrieben mit „Mit den Toten in einer toten Sprache“.
9. Baba-Yaga (Die Hütte auf Hühnerfüßen): Baba-Yaga ist eine alte russische Märchenfigur, ähnlich einer Hexe, die wild durch die Lüfte reitet. Hartmanns Bild scheint die Hütte Baba-Yagas gezeigt zu haben. Sie hat die Form einer riesigen Uhr, die auf schmalen Hühnerkrallen ruht.
10. Das große Tor von Kiew: Schließt sich unmittelbar an die Baba-Yaga an. Hartmann hatte ein gewaltiges Tor für die Stadt Kiew entworfen. In Mussorgskys musikalischer Übersetzung glaubt man nicht nur diesen Triumphbogen zu sehen, sondern zugleich eine riesige Prozession, die mit vollem Pomp und unter betäubenden Glockenklängen in die Stadt einzieht.
Soweit zu dem hochvirtuosen und sehr dichten Klaviersatz, mit dem Mussorgsky sich an Liszt orientierte. Aufnahmen gibt es viele...
Wie ist Eure Meinung zu dem Klavierzyklus? Zieht Ihr die Orchesterfassung vor? Welche Einspielungen favorisiert Ihr?
Gruß, Cosima