Mussorgski: Bilder einer Ausstellung (Klavier solo)

  • Mussorgski: Bilder einer Ausstellung (Klavier solo)

    Das Werk, mit dem der Name Mussorgsky wohl am häufigsten in Zusammenhang gebracht wird, ist sein Klavierzyklus „Bilder einer Ausstellung“. Der Anlass zu diesem Werk war ein trauriges Ereignis: Ein enger Freund des Komponisten, der Maler und Architekt Victor Hartmann, war im Vorjahr gestorben. Im Frühling des Jahres 1874 besuchte Mussorgsky eine Gedächtnis-Ausstellung für den Verstorbenen – dieser Inspirationsquelle folgend, versuchte der Komponist, zehn Bilder Hartmanns musikalisch nachzuempfinden. Zwischen den einzelnen Bildern steht meist als bindendes Element die „Promenade“, sie bezeichnet das Schlendern von einem Bild zum anderen.

    1. Gnomus: Ein ungelenker Zwerg scheint über die Leinwand zu hüpfen. Mit seinen hinkenden Sprüngen und seinem kläglichen Äußeren macht er sich zum Gespött.

    2. Das alte Schloss:
    Die Vision einer mittelalterlichen Burg, vor deren Mauern ein Troubadour sein wehmütiges und sentimentales Lied singt.

    3. Die Tuilerien: In graziöser Weise wird das ausgelassene, teilweise in Streit ausartende Spiel der Kinder in den Tuilerien geschildert.

    4. Bydlo: Das ist der alte polnische Ochsenkarren, der über holprige Wege und weite Ebenen langsam dahinfährt. Er kommt aus der Ferne, nähert sich und verklingt mit einem leiser werdenden gleichförmigen Geräusch seiner großen Räder.

    5. Ballett der Küken in ihren Eierschalen: Ein Pastellbildchen voll schwebender Leichtigkeit; die Zeichnung war von Hartmann als Entwurf für ein Ballet gedacht.

    6. Samuel Goldenberg und Schmuyle: Die musikalische Karikatur zweier polnischer Juden; der eine reich, eitel, sich wichtig fühlend – der andere ein armer Teufel, gerissen, in unterwürfiger Haltung.

    7. Der Markt von Limoges: Vulgäres, endloses Schwatzen und Keifen der Marktweiber, erbarmungslos eingefangen in einem Stück, das ähnlich eines Perpetuum mobile keinen Anfang und kein Ende hat. Ohne Promenade geht es weiter zur Nr. 8.

    8. Katakomben: Auf diesem Bild hat sich Hartmann selbst dargestellt, mit einer Laterne in der Hand, in den Katakomben von Paris. Es herrscht Grabesatmosphäre. Der Betrachter ist erfüllt von der schaurigen Szene und schreitet weiter. Die Promenade danach klingt anders als zuvor, ist überschrieben mit „Mit den Toten in einer toten Sprache“.

    9. Baba-Yaga (Die Hütte auf Hühnerfüßen):
    Baba-Yaga ist eine alte russische Märchenfigur, ähnlich einer Hexe, die wild durch die Lüfte reitet. Hartmanns Bild scheint die Hütte Baba-Yagas gezeigt zu haben. Sie hat die Form einer riesigen Uhr, die auf schmalen Hühnerkrallen ruht.

    10. Das große Tor von Kiew:
    Schließt sich unmittelbar an die Baba-Yaga an. Hartmann hatte ein gewaltiges Tor für die Stadt Kiew entworfen. In Mussorgskys musikalischer Übersetzung glaubt man nicht nur diesen Triumphbogen zu sehen, sondern zugleich eine riesige Prozession, die mit vollem Pomp und unter betäubenden Glockenklängen in die Stadt einzieht.

    Soweit zu dem hochvirtuosen und sehr dichten Klaviersatz, mit dem Mussorgsky sich an Liszt orientierte. Aufnahmen gibt es viele...

    Wie ist Eure Meinung zu dem Klavierzyklus? Zieht Ihr die Orchesterfassung vor? Welche Einspielungen favorisiert Ihr?

    Gruß, Cosima

  • Liebe Cosima,

    ich sah gerade, dass Du den Thread zu den Bildern eröffnet hast und dachte mir, schaust Du halt kurz nochmal vorbei :D

    Nur in aller Kürze: Ich ziehe die Klavierfassung in jedem Fall jeder Orchesterversion vor (außer der Edwins vielleicht, die kenne ich noch nicht ;+) )- weil bestimmte Eigenheiten des Zyklus nur auf dem Klavier sichtbar werden. Man merkt einfach, dass die Bilder für das Klavier komponiert sind. Aufnahmen der Klavierfassung gibt es ja so etliche- zuletzt hat Leif Ove Andsnes (meine ich) seine Version vorgelegt. Zu meinen Lieblingen gehört in jedem Fall die Einspielung Ivo Pogorelichs. Aber dazu ein andernmal mehr- sonst wird´s definitv zu spät :D

    Herzliche Grüße, :wink: :wink:

    Christian

    Rem tene- verba sequentur - Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen

    Cato der Ältere

  • Ich mag die Klavierfassung sehr und auch die Orchestrierungen. Letztere will ich gar nicht zu sehr mit der Klavierfassung vergleichen, das ist etwas völlig Unterschiedliches für mich, etwas, das auch seine Daseinsberechtigung hat. Letzte Woche habe ich zum Beispiel die Stokowski-Fassung kennengelernt und nicht schlecht gestaunt, wie sehr sie sich von Ravel in einigen Nummern unterscheidet. Manches war kaum Wiederzuerkennen.


    Gerade entdeckt: sehr erfreulich, wusste gar nicht, dass es auch eine Studioeinspielung von Richter gibt (hört sich jedenfalls nicht live an)

    die wird bei mir wohl demnächst fällig. Die Liveaufnahme aus Sofia habe ich schon. Ist rauschhaft gespielt, ganz toll, gefällt mir besser als meine anderen Aufnahmen, aber tontechnisch halt doch eher schwerverdaulich.

    Um mich zu Horowitz und Berman äussern zu können, muß ich die Scheiben erst nochmal hören. Nur so viel, ganz vage: Horowitz (Studio) habe ich als eher steril und kalt in Erinnerung. Geprägt hat mich aber in der Kindheit eine Schallplatte. Müsste Weissenberg gewesen sein, wenn mich nicht alles täuscht.

    Ins Gebüsch verliert sich sein Pfad, hinter ihm schlagen die Sträuche zusammen.

  • Liebe Cosima,

    ich finde das Dieses Klavierwerk von Mussorgsky geradezu nach einer guten Instrumentierung schreit, da es dann noch weit farbiger und facettenreicher wirkt.

    Ich schätze aber auch die Klavierfassung und habe bereits mehrere hinter mir. Im Gegensatz zu so manchen Orchesterwerken habe ich die Aufnahmen, diemir nicht gefielen nicht "auf Halde gelegt" sondern verkauft. Auf zwei Aufnahmen, die unterschiedlicher nicht sein können, möchte ich hier kurz eingehen.

    :thumbdown: Obwohl ich Alfred Brendel sonst sehr schätze, fand ich zum Beispiel seine Aufnahme (Philips) so etwas von trocken und damit soannungsarm, dass ich kaum glauben konnte, das er es sein soll. Ich hatte die CD extra wegen Brendl gekauft und wurde jäh enttäuscht. Sehr oft ist ja die Orchesterfassung auch auch mit der Klavierfassung gekoppelt - hier war es Previn, der mir auch gar nicht zusagte - verkauft.

    :thumbup: Eine große positive Überraschung war für mich Ashkenazy (Decca). Diese CD habe ich zunächst wegen Ashkenazy´s TOP-Orchesterfassung gekauft. Ich muß sagen alles gut gelungen, aber wo ich dann drauf gewartet habe - Die Hütte der Baba Jaga, ist mir in der Ashkenazy-Fassung zu brav. Insgesamt ziehe ich die Ravel-Fassung dann doch vor (am liebsten mit Solti (Decca)).
    Aber hier geht es um die Klavierfassung und inzwischen ist die Ashkenazy-CD wegen genau dieser ein ganz großer CD-Schatz. Ich hatte seinerzeit, als ich Brendel noch hatte, Satz für Satz mit Ashkenazy verglichen - welch eine wunderbare geschmeidige emotionsreiche Interpretation mir Spannung und Esprit Ashkenazy da hinlegt ist einfach fabelhaft. Sein voller Anschlag und der TOP-Decca-Klang dieser Aufnahme ist ein weiteres Kapitel der für eine TOP-Empfehlung spricht.

    Die Decca-CD, die ich noch in der Originalusgabe habe, ist jetzt auch bei den Originals zu haben:

     
    Decca, 1991, DDD

    ______________

    Gruß aus Bonn

    Wolfgang

  • Hallo Wolfgang,

    :thumbup: Eine große positive Überraschung war für mich Ashkenazy (Decca). Diese CD habe ich zunächst wegen Ashkenazy´s TOP-Orchesterfassung gekauft. Ich muß sagen alles gut gelungen, aber wo ich dann drauf gewartet habe - Die Hütte der Baba Jaga, ist mir in der Ashkenazy-Fassung zu brav. Insgesamt ziehe ich die Ravel-Fassung dann doch vor (am liebsten mit Solti (Decca)).
    Aber hier geht es um die Klavierfassung und inzwischen ist die Ashkenazy-CD wegen genau dieser ein ganz großer CD-Schatz. Ich hatte seinerzeit, als ich Brendel noch hatte, Satz für Satz mit Ashkenazy verglichen - welch eine wunderbare geschmeidige emotionsreiche Interpretation mir Spannung und Esprit Ashkenazy da hinlegt ist einfach fabelhaft. Sein voller Anschlag und der TOP-Decca-Klang dieser Aufnahme ist ein weiteres Kapitel der für eine TOP-Empfehlung spricht.

    die CD habe ich auch und bin beim Klang vollkommen anderer Ansicht: Schon der allererste Ton der Eingangspromenade klingt wie mit einem Meißel auf die Saite geschlagen, brutal, hässlich, forciert. Das setzt sich mehr oder weniger bei allen lauten Stellen, vor allem im Mittel- und Diskantbereich fort. Ich habe die Aufnahme deshalb seit Ewigkeiten nicht mehr gehört und gerade noch einmal aufgelegt. Nach wenigen Minuten habe ich es nicht mehr ertragen. Da ich mir nicht vorstellen kann, dass Ashkenazy hier plötzlich alle Klangkultur verloren hat, nehme ich an, dass sich die Decca-Tontechniker vertan haben. Die Orchesterfassung finde ich hingegen sehr gut, insgesamt rauher, dunkler, weniger "kunstvoll" als die von Ravel, was aber dem Stück m.E. gut entspricht.

    Viele Grüße,

    Christian

  • Hallo,

    zu diesem großartigen Werk fallen mir sofort zwei prägnante Sätze des Pianisten S. Richter ein:
    "Dies ist das schönste russische Klavierwerk. Amen."
    und
    "Ich hasse dieses Werk in seiner Orchesterfassung"
    Die Zeichnungen Hartmanns selber sind ja, bis auf zwei oder drei, kaum bekannt (und wären ohne MUSSORGSKYs Zyklus wohl auch nicht unbedingt außerordentlich bedeutend). Nach längerer Suche (vor einer Weile) wurde ich schließlich hier fündig:
    "http://images.google.com/imgres?imgurl=…sa%3DN%26um%3D1"

    Das Werk gehört sicher zu demn am häufigsteneingespielten Klavierwerken.Natürlich besitze ich einige Aufnahmen des Werkes , z.B. Richter (3mal), Horowitz, Brendel, Rösel oder Kapell. Aus meiner Erinnerung heraus hatte mich bisher am meisten die Einspielung des Neuhaus-Schülers Vladimir Krainev beeindruckt. Doch zu verschiedenen Aufnahmen vielleicht ein anderesmal mehr...

    Gruß pt_concours

    W o h n z i m m e r w e t t b e w e r b:
    Petit concours à la maison... (S. Richter, 1976)

  • RE: Ashkenazy auf Decca

    die CD habe ich auch und bin beim Klang vollkommen anderer Ansicht: Schon der allererste Ton der Eingangspromenade klingt wie mit einem Meißel auf die Saite geschlagen, brutal, hässlich, forciert. Das setzt sich mehr oder weniger bei allen lauten Stellen, vor allem im Mittel- und Diskantbereich fort. Ich habe die Aufnahme deshalb seit Ewigkeiten nicht mehr gehört und gerade noch einmal aufgelegt. Nach wenigen Minuten habe ich es nicht mehr ertragen. Da ich mir nicht vorstellen kann, dass Ashkenazy hier plötzlich alle Klangkultur verloren hat, nehme ich an, dass sich die Decca-Tontechniker vertan haben. Die Orchesterfassung finde ich hingegen sehr gut, insgesamt rauher, dunkler, weniger "kunstvoll" als die von Ravel, was aber dem Stück m.E. gut entspricht.

    Hallo Christian,

    offenbar haben wir von Klangkultur unterschiedliche Auffassungen. Ich habe die CD gerade raus geholt und aufgelegt - Klangtechnisch IMO vorbildlich mit einem direkten und prägnanten Klavierklang (Decca wieder hervorragend) und Ashkenazy ist von den ersten Takten an spannend und zupackend, das man einfach hinhören muß und gefesselt ist - Gänsehaut pur und mit absolut großem Einfühlungsvermögen für das Werk und in klaviertechnisch großer Meisterschaft. Meinen Lieblingssatz Die Hütte der Baba Jaga (der bestimmt Deiner nicht ist) meistert Ashkenazy genau so, wie ich ihn selber auch spielen würde - einfach genial zupackend mit Megaspannung und vollem Anschlag.

    :angel: Der Decca-Klavierklang ist von den tiefsten Bässen bis in den obersten Diskant vorbildlich und IMO als audiophil zu bezeichnen. Eine meiner besten Klavier-SOLO-Aufnahmen !

    Ich habe wie gesagt alle anderen Klavierfassungen abgesetzt, weil die anderen mich mehr langweilten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man zum Beispiel so eine so trockene akademisch gefühlslose Aufnahme, wie die mit Brendel vorziehen könnte .....

    ______________

    Gruß aus Bonn

    Wolfgang

  • Hallo Wolfgang,

    offenbar haben wir von Klangkultur unterschiedliche Auffassungen. Ich habe die CD gerade raus geholt und aufgelegt - Klangtechnisch IMO vorbildlich mit einem direkten und prägnanten Klavierklang (Decca wieder hervorragend) und Ashkenazy ist von den ersten Takten an spannend und zupackend, das man einfach hinhören muß und gefesselt ist - Gänsehaut pur und mit absolut großem Einfühlungsvermögen für das Werk und in klaviertechnisch großer Meisterschaft. Meinen Lieblingssatz Die Hütte der Baba Jaga (der bestimmt Deiner nicht ist) meistert Ashkenazy genau so, wie ich ihn selber auch spielen würde - einfach genial zupackend mit Megaspannung und vollem Anschlag.

    :angel: Der Decca-Klavierklang ist von den tiefsten Bässen bis in den obersten Diskant vorbildlich und IMO als audiophil zu bezeichnen. Eine meiner besten Klavier-SOLO-Aufnahmen !

    Ich habe wie gesagt alle anderen Klavierfassungen abgesetzt, weil die anderen mich mehr langweilten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man zum Beispiel so eine so trockene akademisch gefühlslose Aufnahme, wie die mit Brendel vorziehen könnte .....

    ich habe weder etwas gegen Ashkenazys Spiel hier noch gegen packenden Zugriff allgemein. Und die Hütte der Baba Yaga habe ich als Kind bis zur Verzweiflung meiner Eltern und Geschwister mit Begeisterung gespielt und mag sie immer noch sehr. Nein, was mich stört, ist allein der allzu direkt aufgenommene Klavierklang. Es klingt, als sei man als Hörer im Klavier, nicht in einem Raum mit Klavier. Man hört primär die Anschläge (hier passt das Wort tatsächlich) der Hammerköpfe auf die Saiten, sicherlich sehr klar, aber auch spitz und unnatürlich. Eins weiß ich sicher: So klingt ein Klavier im Raum normalerweise nicht. Und sonst bei Ashkenazy auch nicht: Ich habe z.B. im Vergleich eine wenige Jahre später enstandene Decca-Aufnahme von Rachmaninows "Etudes tableaux" und den Corelli-Variationen gehört, bei der er sicherlich nicht weniger entschlossen zupackt. Die ist zwar immer noch grenzwertig direkt aufgenommen, hat aber einen größeren, dadurch natürlicheren Raumanteil und klingt deshalb runder, voller, größer und weniger brutal.

    Viele Grüße,

    Christian

  • RE: Decca-Klavierklang

    Hallo Christian,

    ich finde den direkten Klavierklang sehr gut. Das Instrument scheint auf meiner Dolby-Surround-Anlage (4Standboxen Höhe 115cm) ganz natürlich im nach vorne verlängerten Raum vor einem zu stehen. Das diese im Diskant spitz klingen kann ich nicht nachvollziehen.
    :huh: Dein Einwand das sich die Decca-Toningenieure "geirrt" haben kann nicht sein, denn dann würde diese Aufnahmen nicht so lange auf dem Markt sein und jetzt auch verkauftsfördernd in der ORIGINALS-Reihe wiederaufgelegt werden.

    :thumbup: Ich habe auch die GA mit den Beethoven-Sonaten mit Ashkenazy (Decca), die ich wegen seiner zupackenden Interpretation und des astreinen Klavierklanges ebenfalls sehr schätze. Die klingt in Prinzip ähnlich präsent und voll.

    ______________

    Gruß aus Bonn

    Wolfgang

  • Zitat

    Dein Einwand das sich die Decca-Toningenieure "geirrt" haben kann nicht sein, denn dann würde diese Aufnahmen nicht so lange auf dem Markt sein und jetzt auch verkauftsfördernd in der ORIGINALS-Reihe wiederaufgelegt werden.

    Naja, das ist ja wohl etwas zu idealistisch gedacht.

    Ich habe die CD auch (bin so ca. Ende der 80er durch einen Fernsehfilm über Ashkenazys Orchesterversion und Klavierinterpretation darauf aufmerksam geworden; die Orchesterversion fand ich immer interessanter als meine Ravel-Version mit Karajan). Ich habe die CD bestimmt 10 Jahre nicht gehört, bilde mir aber ein, noch die ersten Töne der Klavierfassung im Kopf zu haben, und ich denke, ich kann Christian da verstehen. Werde mir das nochmal anhören.

    Ich habe sehr viele Klavier-CDs mit Ashkenazy und muss sagen, dass ich ihn etwas müde geworden bin, höre ihn praktisch nicht mehr. Es hat wohl tatsächlich mit dem Klang zu tun (ob das nun an ihm oder an den Decca-Technikern liegt), zuletzt vor einigen Jahren die 24 Präludien und Fugen von Schostakowitsch. Oft finde ich den Klang (bzw. sein Spiel) als relativ kühl, technisch routiniert und etwas aufdringlich. (Jetzt mal ganz pauschal gesagt; es ist natürlich dennoch auf sehr hohem Niveau.) Das gilt auch für einige Beethoven- und Prokofiew-Sonaten, die ich von ihm habe.

    :wink: maticus

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    Ich lieb‘ den Schlaf, doch mehr noch: Stein zu sein.
    Wenn ringsum nur Schande herrscht und nur Zerstören,
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                       --- Michelangelo Buonarroti (dt. Nachdicht. J. Morgener)

  • Hallo Wolfgang,

    Das Instrument scheint auf meiner Dolby-Surround-Anlage (4Standboxen Höhe 115cm) ganz natürlich im nach vorne verlängerten Raum vor einem zu stehen. Das diese im Diskant spitz klingen kann ich nicht nachvollziehen.
    :huh: Dein Einwand das sich die Decca-Toningenieure "geirrt" haben kann nicht sein, denn dann würde diese Aufnahmen nicht so lange auf dem Markt sein und jetzt auch verkauftsfördernd in der ORIGINALS-Reihe wiederaufgelegt werden.

    ich meinte mit dem fehlenden Raumeindruck nicht die Ortung des Instrumentes, die ist schon ok, sondern den Klang selbst: Wenn man bei einem Flügel direkt unter dem geöffneten Deckel in unmittelbarer Nähe der anschlagenden Hammerköpfe zuhört, klingt es ähnlich perkussiv-hart wie in dieser Aufnahme. Diese Hörposition ist in der Realität aber eher die Ausnahme ;+) . In normaler Hörentfernung verliert sich das, in einem Raum mit guter Akustik erst recht. Der Decca-Klavierklang ist fast immer etwas direkter und härter als z.B. der von Philips gewesen, aber hier haben es die Toningenieure m.E. eindeutig übertrieben, denn - wie gesagt - so klingt ein Flügel in normaler Hörposition definitiv nicht. Und dass eine solche Übertreibung für einen internationalen Musikkonzern Grund genug wäre, eine Platte vom Markt zu nehmen, die sich dennoch gut verkauft, bzw. dass umgekehrt die Marktpräsenz Beweis für Qualität ist, glaubst Du nicht wirklich, oder?

    Ich habe auch die GA mit den Beethoven-Sonaten mit Ashkenazy (Decca), die ich wegen seiner zupackenden Interpretation und des astreinen Klavierklanges ebenfalls sehr schätze. Die klingt in Prinzip ähnlich präsent und voll.

    "Voll" klingt diese (Mussorgsky-)Aufnahme für mich gerade nicht, weil sie von dem Klangspektrum des Klaviers einen Ausschnitt, nämlich den perkussiven Beginn der Töne, einseitig bevorzugt. Aber ich werde mal die Spezialisten von unserem Tonmeisterinstitut nach ihrer Meinung fragen. Die Beethoven-Sonaten kenne ich mit Ashkenazy nicht, kann deshalb nichts dazu sagen.

    Viele Grüße,

    Christian

  • RE: Klavierklang bei Decca

    Hallo Christian,

    lassen wir es jetzt mal bei dem "Decca-Klang hin und her" auf einen Punkt bringen.

    Ich schätze diesen etwas härteren direkten Klavierklang allgemein, weil ich dadurch mehr Spannung für das jeweilige Werk empfinde. Das vorliegende Beispiel Mussorgsky BEA mit Ashkenazy finde ich in jeder Hinsicht vorbildlich, sadass eine andere Aufnahme es schwierig haben wir bei mir zu Punkten. Auf meiner Anlage klingt das nicht übermäßig hart (oder zu spitz im Diskant), sondern mit einem präzisen und saftigen Anschlag, so wie ich es mag.
    Das sich solch vorbildliche Toningenieure wie bei Decca, sich irren; Christian mit Verlaub - das glaubst Du doch auch nicht wirklich: Decca bietet IMO vom Klang her die besten CD´s. Natürlich ist die Marktpräsens kein Beweis für Qualität (den Satz hätte ich mir auch sparen können, da hast Du und Maticus Recht).
    :angel: Mir persönlich gefallen meine Klavieraufnahmen, die ich von Decca habe von allen am Besten.

    Ich bevorzuge bei Klavieraufnahmen den präsenten Klang eines Steinway-Flügels. Erst jüngst habe ich die neue Aufnahme der Mendelssohn KK mit Thibaudet (obwohl auch Decca) verkauft, weil mir der Klavierklang zu nichtssagend weich war. Da bleibe ich in diesem Falle lieber bei meinen alten Serkin-Aufnahmen (CBS-CD und auf Steinway).

    Noch eins: Ich spiele selber zu Hause ein Klavier der Marke Hyundai. Ein ziemlich schickes aber hohes Teil mit einem Klang ähnlich einem Flügel, aber kein "Weichhopser".

    ______________

    Gruß aus Bonn

    Wolfgang

  • Hallo Wolfgang,

    ich bevorzuge auch einen direkten, vor allem transparenten Klavierklang, vor allem aber einen natürlichen: am besten so, wie ich einen Flügel in einem hervorragenden Saal, aber aus nicht zu großer Entfernung höre. Und zum Klang des Instruments selbst: Ich spiele fast nur Steinway, zu Hause und in in der Hochschule sowieso, auswärts, wenn möglich.

    Das sich solch vorbildliche Toningenieure wie bei Decca, sich irren; Christian mit Verlaub - das glaubst Du doch auch nicht wirklich: Decca bietet IMO vom Klang her die besten CD´s.

    Wenn ich böse wäre (was ich selbstredend nie bin :pfeif: ) würde ich Dich auf den Zirkelschluss hinweisen: Decca-Toningenieure machen die besten Aufnahmen, sind also vorbildlich. Weil sie vorbildlich sind, können sie sich nicht irren, denn sie machen ja die besten Aufnahmen. Ob geirrt oder nicht, der Toningenieur Colin Moorfoot hat sich jedenfalls korrigiert: Die Aufnahme der Rachmaninow-Klavierkonzerte 2 und 4 aus dem Jahre 1986, ebenfalls mit Ashkenazy und ebenfalls von Moorfoot aufgenommen, klingt wesentlich natürlicher, ohne dass es ihr im Geringsten an Brillanz fehlte. Ich glaube einfach, was ich höre: Auf der Mussorgsky-Aufnahme klingt der Flügel weitaus härter und perkussiver als ich es live jemals gehört habe. Ein "Vorbild" ist diese Aufnahme - ich finde: glücklicherweise - nicht geworden, denn wie gesagt sind ja auch andere Decca-Aufnahmen aus den 80er Jahren bei aller Präsenz und Brillanz nicht so extrem hart, von Philips und anderen ganz zu schweigen. Aus den Anfangsjahren der Digitaltechnik (die Aufnahme stammt von Juni 1982) sind ja manche klanglich fragwürdigen Übertreibungen bekannt. Außerdem scheint Colin Moorfoot nicht gerade ein Spezialist in Sachen Klavieraufnahmen zu sein, wenn man der Liste auf "http://www.discogs.com/artist/Colin+Moorfoot" Glauben schenken darf. Jeder Tonmeister wird Dir bestätigen, dass Klavieraufnahmen zum Schwierigsten gehören, was es gibt und dass sie reichlich Erfahrung erfordern. Ich will Dir - natürlich - den Spaß an der Aufnahme nicht verderben, und wenn Du sagst, genauso gefällt Dir Klavier am besten, kann man natürlich nicht widersprechen. Ich meine nur, dass andere, die sich für diese CD interessieren, wissen sollten, was sie erwartet und vielleicht vorsichtshalber vorher erst einmal reinhören sollten.

    Viele Grüße,

    Christian

  • RE:

    Hallo Christian,

    ich denke mal es ist einfach so, dass unsere Geschmäcker verschieden ausfallen. Selbstverständlich ist nichts böse gemeint - wir sind nur halt was den Klang anbetrifft unterschiedlicher Auffassung.

    Du hast Recht das Ashkeanzy´s Klavier bei Mussorgky´s BEA weit härter klingt als in vielen seinen anderen Aufnahmen (die Rach KK mit Ashkenazy schätze ich u.a. auch). Ich denke mal das er ein sehr hart klingendes Instrument verwendet hat, das aber IMO gut zu dem Werk paßt und meinem Geschmack sehr entgegen kommt ..... und nicht nur meinem. Und dieses harte Instrument hat Colin Moorfoot von Decca eben sehr direkt und auf seine Art natürlich eingefangen.

    :wink: Du bist wirklich der Erste der Gegenteiliges über den Klang dieser Aufnahme schreibt. Ich habe mal im Netz und in HIFI-Zeitschriften alle möglichen Kritiken durchgesucht und kann nichts negatives über diese Mussorgsky-Aufnahme finden.

    Ich habe in diesem Zusammenhang auch gelesen, dass man nach Ashkenazy´s Orchesterfassung die Ravel-Fassung gar nicht mehr hören mag. Das finde ich allerdings übertrieben ..... ich favorisiere nach wie vor die Ravel-Fassung.
    8+) Für mich ist die wichtigste Aufnahme dieser Decca-CD die astreine Original-Klavierfassung und nicht die Ashkenazy-Orchesterfassung.

    ______________

    Gruß aus Bonn

    Wolfgang

  • Hallo allerseits,

    ich ziehe die Originalversion auf dem Klavier den orchestrierten Fassungen vor. Die Klavierfassung wirkt auf mich mit all ihrem Klangfarbenreichtum intensiver und berührender. Auch empfinde ich sie mit ihrer größeren Intimität und Suggestionskraft als realistischer, bedenkt man, dass der Komponist die Bilder der Ausstellung in Tonsymbolen zu spiegeln suchte, man also mit dem Komponisten zusammen diese Ausstellung quasi durchwandert.

    Die legendäre Richter-Aufnahme, Sofia 1958, ist nach wie vor mein Favorit. Richter findet jeweils genau den richtigen Ausdruck für die unterschiedlichen Stimmungen der Bilder. Ohne Effekthascherei, dafür mit großer Intensität. Auch wenn Richter die Klangqualität lausig ist: Diese Aufnahme ist mein Maßstab.

    Eine weitere Richter-Aufnahme, Moskau 1958 (Melodiya), würde ich als fast ebenbürtig bezeichnen. Dagegen fällt die ältere Einspielung aus 1952 (Andromeda) schon sehr deutlich ab. Dennoch ist die Richtung erkennbar, in die Richter mit den späteren Aufnahmen gehen sollte. Insofern ist sie für mich wieder interessant, da sie wie die Rohfassung der 58-er Aufnahmen klingt.

    In die Ashkenazy-Aufnahme (Decca) habe ich eben nochmals rein gehört. Ich meine auch, dass der Klavierklang tatsächlich nicht zufriedenstellend eingefangen worden ist. So hart, fast brutal klingt Ashkenazy auf anderen Aufnahmen nicht.

    An Christian: Mich würde sehr interessieren, welche Interpretation ein Profi wie Du gerne hört bzw. als gelungen bezeichnen würde. Magst Du etwas dazu schreiben?

    (Natürlich interessieren mich auch nach wie vor die Meinungen aller Nicht-Profis. :) )

    Gruß, Cosima

  • Hallo Cosima,

    An Christian: Mich würde sehr interessieren, welche Interpretation ein Profi wie Du gerne hört bzw. als gelungen bezeichnen würde. Magst Du etwas dazu schreiben?

    ich würde gern etwas dazu schreiben, aber ich besitze nur diese eine Aufnahme (wenn ich CDs kaufe, dann tatsächlich wesentlich häufiger Streichquartette, Klaviertrios, Symphonien usw. als Klavierwerke) und kenne noch ein oder zwei. Darunter ist auch die von Dir empfohlene Richter-Aufnahme, die ich ebenfalls großartig fand. Horowitz habe ich mal gehört und fand ihn in seiner Weise sehr faszinierend, allerdings spielt er ja seine eigene, teilweise sehr stark bearbeitete Fassung. Ich ziehe übrigens wie Du die originale Klavierfassung den Orchestrierungen vor. Sie erscheint mir direkter, in gewisser Hinsicht weniger "kunstvoll" als - vor allem - die Ravel-Fassung, dadurch aber unvergleichlich intensiv und kraftvoll. Wenn ich es mir recht überlege: Wer könnte da eigentlich besser sein als Richter?

    Viele Grüße,

    Christian

  • Ich habe mal einen Vortrag über die Bilder gehalten und im Zuge dessen viele verschiedene Aufnahmen verglichen. Horowitz hatte mir dabei überhaupt nicht gefallen, ich finde nicht, dass er dem Stück in seiner Strenge gerecht wird. Seine Rubati dort scheinen mir eher zu Chopin als zu Mussorgsky zu passen. Richter in Sofia ist natürlich extrem beeindruckend, wenngleich manche tempi mir schlicht überrissen schienen.
    Zu meinen Favoriten gehörte zum einen diese Aufnahme:

    Natürlich gibt es wie immer bei Pogorelich sehr exzentrische Sachen und vieles ist einfach zu langsam zelebriert, dennoch gibt es genug "Gänsehautstellen" für mich um diese Aufnahme zu empfehlen.
    Mein absoluter Favorit war letztendlich:

    Plethnev trifft für mich in jedem der Bilder den Charakter genau, und klaviertechnisch ist es in seiner Klarheit auch einfach exzellent. Nebenbei gesagt ist die Aufnahmequalität auch hervorragend.
    Gruss
    :wink: Syrinx

    Wenn ihr's nicht fühlt, ihr werdet's nicht erjagen, Wenn es nicht aus der Seele dringt Und mit urkräftigem Behagen Die Herzen aller Hörer zwingt.
    Goethe, Faust 1

  • Richter und Pogorelich habe ich verglichen, einige kurze Eindrücke:

    Bydlo: Pogorelich nimmt das Bild sehr kraftvoll, braucht auch deutlich mehr Zeit als alle anderen, die ich kenne. So ein Ochsenkarren ist groß, die Fahrt über den holprigen Untergrund mühsam - aber ein Bydlo ist auch kein Schlachtschiff. Richter ist mit seinem Karren vielleicht zu flott und leichtfüßig unterwegs (in 2:16 ist er schon vorüber, wahrscheinlich ist er unbeladen :D ), aber Pogorelich dehnt dieses Bild m.E. zu sehr aus. Es wäre für mich realistischer und zwingender, wenn er weniger dick aufgetragen hätte. Ich sehe keinen Sinn darin, das Bild auf 4:19 auszudehnen, dadurch wirkt es auf mich eher zähflüssig als kompakt.

    Baba-Yaga: Pogorelich 4:10 – Richter 2:52. Pogorelich setzt besondere Akzente, die man durchaus als interessant empfinden kann, die auch irgendwie einen bedrohlichen Charakter heraufbeschwören. Wenn man sich jedoch „Die Hütte der Baba Yaga“ anschaut (unter: "http://www.russisches-musikarchiv.de/bilder.htm" – da sind auch die anderen Bilder zu sehen), fällt es mir zumindest schwer, das Gehörte und den visuellen Eindruck in Einklang zu bringen: Dieses Bild einer riesigen Uhr auf den kleinen Hühnerkrallen ist doch eher grotesk und skurril. Baba-Yaga ist weniger eine bedrohliche Hexe als eine absonderliche, verrückte Märchenfigur. Diese Skurrilität und Verrücktheit höre ich exakt bei Richter.

    „Mit den Toten in einer toten Sprache“: Pianistisch meistert Pogerelich dies auch wieder großartig, keine Frage. Und zum Frösteln bringt er mich auch. Aber gerade durch die Kürze und Strenge bei Richter wirkt die ganze Szene auf mich weitaus realistischer. Ich stelle mir vor, dieses Bild der „Katakomben“ zu sehen, eine düstere Szenerie: Der Mann mit der Laterne, rechts die Totenschädel. Ich bin erschrocken, und im Nachhall folgt diese Zwiesprache mit den Toten. Aber ich befinde mich in einer Ausstellung, d.h. ich bin schnell wechselnden Eindrücken und Stimmungen ausgesetzt. Statt in die Kommunikation mit den Toten komplett zu versinken (wie Pogorelich), werde ich sie mehr als bedrohliches, aber unbestimmtes Gefühl wahrnehmen. Das nächste Bild wartet ja bereits. Konsequenterweise wäre es Pogorelich gar nicht möglich, nach der langen und intensiven emotionalen Vertiefung in die Totensprache so einfach zum nächsten Bild überzugehen. Das ist übrigens vielleicht der Grund, warum er die darauf folgende Baba-Yaga als bedrohlich charakterisieren muss.

    Pletnev hat mir gar nicht zugesagt. Zuviel Pletnev für meinen Geschmack, wie auch oben IMO zuviel Pogorelich und zuwenig Mussorgsky. Ich meine, die „Bilder“ brauchen einen phantasiebegabten Interpreten, der die wechselnden Eindrücke intensiv ausloten und ausdrücken, sich selbst dabei aber zurücknehmen kann.

    Gruß, Cosima

  • Auf o.g. Internet-Seite habe ich eben eine Liste der Bearbeitungen gefunden. Ich stelle sie hier mal mit ein, vielleicht ergeben sich weitere Threads daraus (hier soll es ja nur um die Originalversion für Klavier solo gehen):

    Bearbeitungen für Orchester:
    Tuschmalow (1886, nur 7 Bilder)
    Henry Wood (1915, nur eine „Promenade")
    Maurice Ravel (1922)
    Leo Funtek (1922)
    Guiseppe Becce (1922, für Salonorchester)
    Leonidas Leonardi (1924)
    Lucien Cailliet (1937)
    Leopold Stokowski (1938, ohne „Tuileries" und „Der Marktplatz von Limoges")
    Walter Goehr (1942)
    Sergej Gortschakow (1955)
    Lawrence Leonard (1977, für Klavier und Orchester)
    Wladimir Ashkenazy (1982)
    Thomas Wilbrandt (1992)

    Weitere Bearbeitungen:
    Guiseppe Becce (Klaviertrio, 1930)
    Keith Emerson, Greg Lake und Carl Palmer (Rockgruppe, 1971)
    Isao Tomita (Synthesizer, 1975)
    Oskar Gottfried Blarr (Orgel, 1976)
    Wallisch (2 Gitarren, 1970er Jahre)
    Arthur Willis (Orgel, 1970er Jahre)
    Elgar Howarth (Blasorchester, 1978)
    Kazuhito Yamashita (Gitarre, 1981)
    Reginald Haché (2 Klaviere, 1982)
    Jean Guillou (Orgel, 1980er Jahre)
    Wilhelm Plate (44 Pianisten an 44 Flügeln und einem präpariertem Klavier, 1993)
    Elmar Rothe (3 Gitarren, 1995)
    und weitere Bearbeitungen für Jazzband, Akkordeonorchester, traditionelle chinesische Instrumente ...

    Mir sind nur die Ravel-, Ashkenazy- und Stokowski-Bearbeitungen bekannt. Aber das Werk ist anscheinend nicht tot zu kriegen. 44 Klaviere, Blasorchester... au weia... :rolleyes:

  • Hallo Cosima,
    Ich habe jetzt die beschriebenen Bilder kurz nachgehört bei Richter, Pogorelich und Pletnev. Ich finde nach wie vor, dass sich die drei durchaus auf musikalischer Augenhöhe befinden, insofern habe ich vor allen Dingen Mühe mit Deinem letzten Satz, wobei es mich ja nun nicht weiter verwundert dass Du Richter den eindeutigen Vorzug gibst... :pfeif:
    Was mir an Pletnev vor allen Dingen gefällt sind die absolut durchdachten grossen Linien, verbunden trotzdem mit einer tiefen Emotionalität, die Betonung der Modernität des Stückes, und die gelungenen Übergänge zwischen den Bildern. Wenn Du schreibst "zu wenig Mussorgsky" dann soll das wohl bedeuten zuviel persöhnliche Note, die von der eigentlichen Struktur des Stückes ablenkt- das ist mitnichten bei Pletnev so, da könnte man eher Richter kritisieren, der seine unglaublichen pianistischen Fähigkeiten in den schnellen Sätzen schon auch arg in den Vordergrund stellt (ist allerdings auch live). Bei Pogorelich kann man z.Teil diesen Vorwurf machen, allerdings zugunsten einer fantastischen Emotionalität und Spannung.

    So ein Ochsenkarren ist groß, die Fahrt über den holprigen Untergrund mühsam

    Es geht bei den "Bildern einer Ausstellung" ja nicht um die Darstellung des Bildes sondern um die Empfindung bzw. die Gedanken, die die Bilder auslösen- da gibts auch irgendwo einen Satz von Mussorgsky selber zu. Und in diesem Fall schwingt sicher auch das Leiden der russischen Landbevölkerung mit. Das tolle an Bydlo bei Pogorelich ist ja, dass er trotz des Tempos die Spannung halten kann und es nicht zerfällt. Bei Pletnev ist es eben die Linie, die ganz bis zum schluss führt und man stetig das Gefühl hat der Karren kommt immer näher.

    Pogorelich setzt besondere Akzente, die man durchaus als interessant empfinden kann, die auch irgendwie einen bedrohlichen Charakter heraufbeschwören. Wenn man sich jedoch „Die Hütte der Baba Yaga“ anschaut (unter: "http://www.russisches-musikarchiv.de/bilder.htm" – da sind auch die anderen Bilder zu sehen), fällt es mir zumindest schwer, das Gehörte und den visuellen Eindruck in Einklang zu bringen


    Wie schon gesagt es geht Mussorgsky um das Bild im Kopf des Betrachters und da kann so eine Hexe durchaus bedrohlich sein- es ist jedenfalls ein Aspekt dieser Musik, ob man nun die Wildheit (Richter) oder die Bedrohlichkeit (Pogorelich) in den Vordergrund stellt oder eben eine Synthese aus beidem macht wie Pletnev ist dann wirklich dem Interpreten überlassen.


    Aber ich befinde mich in einer Ausstellung, d.h. ich bin schnell wechselnden Eindrücken und Stimmungen ausgesetzt. Statt in die Kommunikation mit den Toten komplett zu versinken (wie Pogorelich), werde ich sie mehr als bedrohliches, aber unbestimmtes Gefühl wahrnehmen.


    Gut, aber es ist eine austellung eines plötzlich verstorbenen guten Freundes, da dürfte ein Bild, dass sich mit dem Tod beschäftigt und den Verstorbenen auch noch im Bild hat, so einiges auslösen.

    Gruss :wink:
    Syrinx

    Wenn ihr's nicht fühlt, ihr werdet's nicht erjagen, Wenn es nicht aus der Seele dringt Und mit urkräftigem Behagen Die Herzen aller Hörer zwingt.
    Goethe, Faust 1

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