so ganz verstehe ich Deine Argumentation nicht. Du schimpfst, weil man auf historischen Aufnahmen die vielen tollen Klangfarben nicht so richtig hört - das finde ich ok -, aber du schimpfst auch, dass heutige Aufnahmen keinen Solti haben.
Naja, "schimpfen" würde ich es nicht nennen, ich finde es halt schade, weil ich finde, dass besonders bei dieser reich instrumentierten Oper, die vor lauter kleinen Nebenstimmen nur so wimmelt, und die zusammen eben bestimmte Klangfarben und -effekte ergeben, es wichtig ist, dass man das auch so gut wie möglich hört. Das kann ein Livemitschnitt von 1946 in Mono, bei der es nur noch rauscht und kratzt, leider nicht bieten.
Mal abgesehen davon, ob Soltis Salome in dirigentischer Hinsicht das Gelbe vom Ei ist - klangtechnisch lässt diese Aufnahme doch kaum Wünsche offen?
Das ist ein schwieriges Thema. Ich finde den Klang dieser Aufnahme schon sehr gelungen, aber wahrscheinlich kann man diese Oper bei voller Besetzung selbst mit den allerbesten Aufnahmetechniken (ob analog oder digital) nie so transportieren, wie es live geklungen hat. Weder bei Solti noch bei Karajan noch bei Sinopoli habe ich die Orgel oder die große Trommel in der Magengrube gespürt, wie damals live in der Oper, auch wenn ich lauter aufgedreht habe.
Aber ich gebe zu, dass ich zu hohe Erwartungen habe. Anfangs dachte ich, dass die Schönwandt-Aufnahme eine Wucht sei, aber nachdem ich die Oper live gehört habe, kam sie mir völlig harmlos vor.
Und unter den späteren Aufnahmen wären doch Karajan, Sinopoli, von Dohnanyi und Schönwandt zu nennen - haben die die Klangfarben nicht angemessen hervorgebracht?
Sinopoli und Dohnanyi, die ich mir nur ausgeborgt habe, habe ich leider nicht mehr im Ohr, aber Karajan auf jeden Fall (obwohl ich das Judenquintett sowie Herodes fiebrige Raserei kurz vor dem Schleiertanz eher enttäuschend fand), und bei Schönwandt habe ich das Gefühl, dass manche Instrumente deutlicher zu hören sind als andere, so gehen z.B. die Pauken viel zu sehr unter, sogar an den lauten Stellen.
Ich selber mag Behrens als Salome übrigens überhaupt nicht, in erster Linie finde ich ihre Mittellage gräßlich, auch wenn es hier noch halbwegs geht (habe sie als "Mutter" in der 1993er Aufnahme von HUG unter Runnicles kennengelernt, und da ist es echt eigenartig, auch ihre Agathe unter Kubelik, 1980, ging für mich überhaupt nicht, zudem habe ich das Gefühl, dass sie einen S-Fehler hat, aber vielleicht täusche ich mich da auch).