Telemann: Sinfonien, Divertimenti, Märsche, Suiten, Ouvertüren (TWV 50 und 55)

  • Der Meeresgöttin folgt im vierten Stück der Meeresgott - Der verliebte Neptunus. Der passende Tanz ist eine Loure, ein langsamer Tanz im 3/4-Takt. Ein verliebter Gott leidet, so findet man vor allem zärtliche Seufzer in dem empfindsamen modulationsreichen zweiteiligen Stück, das die Tiefe des Gefühls ausdrückt. Die Teile werden jeweils wiederholt, der letzte Akkord ist ein wehmütiger in c-moll. Die schreitende Bewegung ist von einem punktierten Rhythmus bestimmt, Neptun ist sich seiner Würde auch als Verliebter bewusst.

    Bei Goebel klingt in diesem zärtlichen Stück immer wieder der Silberklang des Cembalos durch (1.52). Linden ist unmerklich schneller, bei ihm ist das Cembalo mehr in dem Hintergrund, so dass die Oberstimmen nicht durchklingen wie bei Goebel, was der Liebe ein wenig Leichtigkeit und Hoffen auf Erfüllung nimmt. Bei King hört man die Bläser etwas besser, ansonsten ist er schneller (1.44), bleibt aber weitgehend in der Stimmung wie der noch etwas schnellere Helbich (1.40) und Zefiro (1:48), das hier die Verzierungen stimmungsvoll einsetzt. Pickett scheint von der Zeit her deutlich langsamer zu sei, ist es aber nicht, weil er die Teile jeweils dreimal spielt.Die schnellste Aufnahme ist die von Steger (1.37), hier ist aus dem Lustwandeln ein schon bestimmteres Vorwärtsgehen geworden. Es besticht wieder die Balance von Bläsern, Streichern und dem Cembalo. Auch bei Bagliono gefällt mir die Durchsichtigkeit des Satzes (1.47).

    Ein wenig schwer, mich heute zu entscheiden - gut aufgehoben habe ich das Stück bei Goebel empfunden, wegen des angemessenen Tempos zum einen, wegen des Cembalos zum zweiten.

    Liebe Grüße Peter

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    Auch fand er aufgeregte Menschen zwar immer sehr lehrreich, aber er hatte dann die Neigung, ein bloßer Zuschauer zu sein, und es kam ihm seltsam vor, selbst mitzuspielen.
    (Hermann Bahr)

  • Nach dem verliebten Neptun gibt es einen Auftritt von spielenden Najaden, Eigentlich Quell- und Seenymphen scheinen sie hier einen Ausflug aufs Meer unternommen zu haben. Telemann wählt für sie eine Gavotte, einen Tanz, der die damenhafte Zurückhaltung und Grazie der Najaden wiedergibt. Der kompakte Satz (4/4-B) vermi8ttelt Empfindsamkeit, Zärtlichkeit, ein sanfter Reigen, dessen Akteurinnen auf sich bezogen bleiben, distanziert und kühl zu den anderen. Am Ende des Satzes steht ein da capo.

    Goebel weiß den ruhigen Tanz im Wasser überzeugend zu inszenieren (0'56). Linde unterscheidet sich kaum (0'55), bei King wird ein schneller, derber zupackender Tanz daraus (0'41), Helbich ist ein wenig schneller als Goebel, vermittelt aber doch die Zurückhaltung, von der bei King nichts zu hören ist (0'52).

    Neu dazu gekommen ist nun die Aufnahme von Il fondamento (1995)

    Mit 0'46 ist es schon eine beschleunigte Gavotte, die kräftig auftritt - ob so Nymphen tanzen? Englische wohl, denn Pickett setzt sich mit 0'42 an die Spitze. Immerhin nimmt er das Ensemble zurück, so dass nicht so ein derbes Aufstampfen wie bei Il fondamento zu hören ist.

    Zefiro überrascht mit einem neuen Titel, bei ihnen heißt die Gavotte "Die verliebte Amphitrite", hier wird also dem verliebten Neptun seine verliebte Frau gegenübergestellt. Mal vorausgesetzt, dass beide einander lieben, ist hier durch die Hervorhebung der Bläserstimmen das Tanz mehr individualisiert gegenüber den anderen Einspielungen. Woher Zefiro den alternativen Titel hat, wird nicht angegeben. In der handschriftlichen Partitur wie bei meiner Notenausgabe bei Bärenreiter gibt es keinen Hinweis auf einen anderen Titel - auch im Booklet wird dazu nichts erklärt.

    Bei Steger wird die Najadenmusik für mein Gefühl wesentlich zu schnell (0'34) - das ist nun ein aatemloses Huschen. Bagliano trifft es mE besser mit der langsamsten Aufnahme (1'05).

    Am Ende geht mein - natürlich subjektives - Votum zu Goebel.

    Liebe Grüße Peter

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    Auch fand er aufgeregte Menschen zwar immer sehr lehrreich, aber er hatte dann die Neigung, ein bloßer Zuschauer zu sein, und es kam ihm seltsam vor, selbst mitzuspielen.
    (Hermann Bahr)

  • Hallo Peter,

    vielen Dank für Deine ausführlichen Einlassungen zu einer meiner liebsten Barockstücke meines zweitliebsten Barockkomponisten. Nachdem ich erst jetzt auf diesen Faden gestoßen bin, darf ich mich wegen meiner Pickett-Empfehlung ausgerechnet an Dich wohl zur Gilde der Eulenträger zählen :schaem:

    LG

    Andreas

  • Nachdem ich erst jetzt auf diesen Faden gestoßen bin, darf ich mich wegen meiner Pickett-Empfehlung ausgerechnet an Dich wohl zur Gilde der Eulenträger zählen

    Lieber Andreas,

    kein Grund, sich zu schämen. In einem ersten Durchlauf habe ich mir die Wassermusik bei jeder Einspielung komplett angehört. Da gehörte der Pickett durchaus nicht zu den schlechtesten. Vieles ist eben auch Sache des Geschmacks. Mit Noten und im direkten Vergleich untereinander hört man mehr, allerdings passiert es einem leicht.dass man eine Nuance überbewertet.

    Ich habe Pickett mehrfach live erlebt und war begeistert.

    Liebe Grüße Peter

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    Auch fand er aufgeregte Menschen zwar immer sehr lehrreich, aber er hatte dann die Neigung, ein bloßer Zuschauer zu sein, und es kam ihm seltsam vor, selbst mitzuspielen.
    (Hermann Bahr)

  • Die galante Stimmung des Nymphentanzes wird kräftig kontrastiert von dem nächsten Satz: Der schertzende Tritonus. Tritonus, der Sohn Neptuns (und wie die meisten Booklets gleich dazu setzen: ein Meeresgott minderer Bedeutung), ist wohlgelaunt und tritt hier in einer unbeschwerten Harlequinade auf. Es ist ein munterer 3/4-Tanz Für den A-Teil ist eine im Tutti gespielte Figur (Sechzehntel-Sechzehntel-Achtel) bestimmend. Die Bewegung im Takt (3-Grp - 3-Grp - Achtel/Achtel) lässt den Eindruck des schäumenden Meeres aufkommen, in dem sich der Triton vergnügt. Dem kräftigen Eingang folgt ein Concertino, bei dem die wieder von dem rhythmischen Motiv bestimmte Melodie im Solovioloncello liegt. Die anderen Streicherstimmen begleiten die Melodie im Pizzicato. Es folgt wieder der A-Teil, dann ein variierter B-Teil (hier spielt auch das Violoncello Pizzicato, so dass die gebundene Melodie nur noch im Cembalo zu hören ist). Abgeschlossen wird es mit dem zweifach gespielten A-Teil (A-B-A-B'-A-A).

    Goebel betont das vergnüglich Schaumspritzendedes Tritons und seiner Freunde, bei den Zwischenspielen scheint Tritonus seine Späße zu treiben. Bei dem B'-Teil spielt allerdings das Violoncello kein Pizzicato (1'17). Bei Linde hört man es ähnlich, er spielt den B'-Teil wie in der Partitur vorgeschrieben (1'22). Bei King nimmt das Stück Fahrt auf (1'05), was ihm gut bekommt, ansonsten hört. Helbich spielt B' wie Goebel, er lässt die Wiederholung des A-Teils am Schluss weg. Der Rest dauert 1'10, ist also eher behäbig.

    Il Fondamento spielt zügig (1'08) und gut. Der B'-Teil wieder wie bei Goebel. Pickett (1'31) spielt ebenfalls zügig, den B'-Teil wie bei Goebel. Auf die längere Zeit kommt er dadurch, dass er den A-Teil auch am Anfang wiederholt (also A-A-B-A-B'-A-A). Bei den letzten A-Teilen hört man auf den betonten Stellen zusätzlich ein schnarrendes Geräusch (von Cembalo), was die Derbheit dieses Teiles unterstreicht.

    Il Zefiro folgt Pickett im Aufbau des Stückes (1'31). Auch Il Zefiro hat sich für die beiden letzten Durchläufe etwas Besonderes ausgedacht, sie setzen auf die jeweils erste Note des Taktes einen starken Akzent, indem sie ihn mit einer kleinen Verzögerung spielen - mit dem entsprechenden Effekt.

    Bei Steger (1'15) ist es goebel-like angerichtet. Schön die Differenzierung im A-Teil, wo die Flöten deutlich hervortreten. Auch hier wird (durch das ganze Stück im A-Teil) die erste Note des Taktes stark betont, was dem Tanz etwas Rustikales verleiht. Dank der Aufnahmetechnik (die mir immer wieder den Helbich vermiest) ist alles transparent und klangschön zu hören.

    Bagliano (1'19) bietet für mich die überzeugendste Version. Er verzichtet auf den grotesken Akzent, den Il Fondamento, Il Zefiro und Steger in den A-Teil hinein genommen haben. Warum sollte man auch bei einem Göttersohn nicht eine gewisse Grazie unterstellen? Damit bringt ihre Interpretation des A-Teils eben die Gleichzeitigkeit von schäumenden Wellen und einem leichtfüßigen Tanz, der mE diesem Teil angemessen ist. Bei den B-Teilen sind die Pizzicati klingend zu hören und bieten dem herumhüpfenden Violoncello eine angemessene Begleitung. Bei dem Durchgang habe ich bemerkt, dass die Pizzicato-Anweisung für das Violoncello, die in der Bärenreuther-Partitur steht, nur einmal umgesetzt wurde. Mir liegt die handschriftliche Partitur leider nur in einer Kopie vor, wo ich ausgerechnet an dieser Stelle keine Entscheidung treffen kann. Es klingt mE auf jeden Fall besser, wenn das Violoncello dort kein Pizzicato spielt.

    Liebe Grüße Peter

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    Auch fand er aufgeregte Menschen zwar immer sehr lehrreich, aber er hatte dann die Neigung, ein bloßer Zuschauer zu sein, und es kam ihm seltsam vor, selbst mitzuspielen.
    (Hermann Bahr)

  • Lieber Peter,

    sieh mir bitte nach, dass ich mich einmische und meine frischen Eindrücke der Steger-CD poste – denn diese CD habe ich gestern gekauft, soeben das erste Mal gehört und mir läuft der Mund über:

    Vorweg das Wichtigste: Der Dirigent dieser Aufnahme der Akademie für Alte Musik für Berlin ist gem. der Booklet-Angaben nicht Steger, sondern Georg Kallweit. Steger spielt, anders als in den anderen Stücken der CD auch kein Solo. Er ist in diesem Stück schlicht einer der beiden Blockflötenspieler des Orchesters. Für angemessen halte ich es daher, nicht von der Aufnahme von Steger zu sprechen, wie du es bislang tust, sondern entweder von der von Kallweit oder eben von der der Akademie für Alte Musik Berlin. Nichts gegen Steger, wohlgemerkt, aber Ehre, wem Ehre gebührt.

    Mein persönlicher Gesamteindruck der Aufnahme ist nicht so gut, wie ich es nach deiner Besprechung und dem Schnippsel-Hören vor dem Kauf bei Saturn gehofft habee. Am stärksten fehlt mir das für Telemann Allerwichtigste: Spielfreude. Aber der Reihe nach:

    Die Ouvertüre ist in den langsamen Teilen für meinen Geschmack am Rande des zu sehr Grave. Ja, eine Stille ist hier zu hören, die eindrucksvoll mächtig klingt - muss man erst einmal schaffen so einen Klang. Ich werde aber abgelenkt davon, dass ich beständig denke: Wenn die nur noch einen Hauch langsamer spielen, fällt es zusammen. Das ist auf gewisse Weise auch reizvoll, steht dem Genuss der komponierten Stille wohl doch entgegen. Wobei ich dessen eingedenk bin, dass ich nicht umhin kann, die Einspielung an der von Goebel zu messen, die ich über viele Jahre schon im Ohr habe. Gerecht ist das nicht, klar, aber freimachen kann ich mich davon eben auch nicht. Der schnelle Teil ist gegenüber dem Grave sehr, sehr schnell. Mir persönlich sind die Kontraste schon zu extrem, ist aber Geschmacksache. Trotz dieser Schnelligkeit wird hier jederzeit absolut sauber musiziert. Ist schon beeindruckend, was die drauf haben. Beim Grave habe ich bei den tiefen Streichern den Eindruck einer gewissen Mulmigkeit. Wir sind weit weg von Klangmatsch. Aber die von Peter genannte Transparenz höre ich hier nicht, was mich erstaunt hat, weil ich es von diesem Orchester anders kenne.

    Der Anfang der schlafenden Thetis ist mir zu langsam. Ja, sie schläft, muss das aber derart schnarchnasig gespielt werden? Hier stellte ich mir zum ersten Mal die Frage, ob die Interpretation die Musik erdrückt, das Korsett der Tempodramaturgie die Lebendigkeit zerstört. Im nächsten Satz („Erwachen“) wird das Crescendo stark ausgereizt (bzgl. Lautstärke, Tempo, Artikulation). Schon wieder ein Extrem. Kann man machen, muss man aber nicht. Interessant, sicher, aber wird mir das beim dritten Hören noch gefallen? Neptunus zeigt seine Liebe sodann nur zurückhaltend. Auch das Spiel der Najaden ist mir viel zu schwerfällig. Hier sollte ein quirliger Reigen zu hören sein. Ist er aber nicht. Ältliche Tanten fahren Rhönrad. Sehr starke Akzente höre ich im folgenden Satz. Der stürmende Aeolus ist in Ordnung, habe ich notiert. Ganz wunderbar gefällt mir der angenehme Zephir, in dem die für diesen Satz aufgesparte Flauto dolce piccolo sehr, sehr gut zur Geltung kommt. Das hier zu hörende hauchige Spiel symbolisiert den Zephir ausgezeichnet. Bei der Gigue nichts Neues. Hohes spieltechnisches Niveau, alles in Ordnung, in den tiefen Streichern bei Ebbe etwas grummelig. Nicht gelungen finde ich den abschließenden Satz. Die Bots-Leut sind hier nicht lustig, die Fröhlichkeit klingt wie verordnet.

    Insgesamt ist das eine gute Aufnahme, keine Frage. Aber, ich sagte es schon, das für mich Wichtigste, die Spielfreude (die mich bei Goebel geradezu anspringt), sie fehlt.

    Viele Grüße
    Thomas

  • Lieber Peter,

    sieh mir bitte nach, dass ich mich einmische und meine frischen Eindrücke der Steger-CD poste – denn diese CD habe ich gestern gekauft, soeben das erste Mal gehört und mir läuft der Mund über:

    Vorweg das Wichtigste: Der Dirigent dieser Aufnahme der Akademie für Alte Musik für Berlin ist gem. der Booklet-Angaben nicht Steger, sondern Georg Kallweit. Steger spielt, anders als in den anderen Stücken der CD auch kein Solo. Er ist in diesem Stück schlicht einer der beiden Blockflötenspieler des Orchesters. Für angemessen halte ich es daher, nicht von der Aufnahme von Steger zu sprechen, wie du es bislang tust, sondern entweder von der von Kallweit oder eben von der der Akademie für Alte Musik Berlin. Nichts gegen Steger, wohlgemerkt, aber Ehre, wem Ehre gebührt.

    Vielen Dank für den Hinweis, peinlich, peinlich. Aber wenn ich mir das Cover ansehe - auf der Titelseite wird nur Steger genannt und die Akademie für Alte Musik Berlin, auch auf der Rückseite wird nach den Stücken Maurice Steger ausgeworfen, diesmal mit Angabe der Instrumente, danach wieder das Ensemble. Erst im Booklet findet man 1ers violons et direction [...] Georg Kallweit ... wenn ich es nun gesucht hätte.

    Zitat


    Insgesamt ist das eine gute Aufnahme, keine Frage. Aber, ich sagte es schon, das für mich Wichtigste, die Spielfreude (die mich bei Goebel geradezu anspringt), sie fehlt.

    Ich werde auf Deine Eindrücke eingehen, wenn ich "durch" bin. Dann werde ich den Kallweit gleich gegen den Goebel hören. Mein Vergleich ist im Moment die Partitur, die Aufnahmen höre ich in der angegebenen Reihenfolge. So sind Goebel und Kallweit einiges voneinander entfernt- Was die Transparenz angeht, so ist bei für mich die Bläsergruppe bei Goebel häufig mehr hinter den Streichern verschwindet, das Cembalo besser bei Kallweit zu hören ist.

    Also: Ich werde gerne meine Eindrücke überprüfen.

    Vielen Dank für Deine Mühe - und Deine Richtigstellung in Sachen Kallweit

    Liebe Grüße Peter

    .
    Auch fand er aufgeregte Menschen zwar immer sehr lehrreich, aber er hatte dann die Neigung, ein bloßer Zuschauer zu sein, und es kam ihm seltsam vor, selbst mitzuspielen.
    (Hermann Bahr)

  • Dem scher(t)zenden Tritonus folgt Der stürmische Aeolus, eine Tempesta-Musik. Der Satz ist zweiteilig, der zweite Teil ist eine Variation des ersten, die Teile werden jeweils wiederholt. Es beginnt mit einem Achtelmotiv in der ersten Violine (6mal das c), die zweite tritt hinzu, dann die Viola im dritten Takt, im vierten das Continuo, das bis dahin ausgespart blieb, dann treten die beiden Oboen dazu. Dieses Prinzip der Steigerung wird von den Einspielungen durch ein mehr oder weniger deutliches Crescendo bis zum Ende des jeweiligen Teils aufgenommen.Mit dem vorhandenden Instrumentarium stellt Telemann einen Sturm vor, der das Meer aufwühlt, über das sich der Himmel mit Hagel und Blitzen ausschüttet.

    Eine sehr effektive Musik, die mit der entsprechenden Wucht von Goebel dem Hörer vors Auge geführt wird. Linde ist langsamer, ohne dass sie wesentlich an Effektivität verlöre.

    Haenchen (dessen Einspielung inzwischen bei mir eingetroffen ist) scheint mit 1:42 Goebel (2:08) und Linde (2:19) den Schneid abzukaufen - allerdings erweist es sich, dass er die Wiederholung des zweiten Teils weglässt. Auch wenn mir der erste Teil mit seinem kraftvollen Spiel bis dato am besten gefallen hat, verändert dieser Eingriff die Architektur des Satzes. Haenchen spielt den zweiten Teil verhaltener, so dass sich der Sturm ein wenig abzuschwächen scheint. Wie immer auch, ich werde Haenchens Vorstellung der vorherigen Sätze nachliefern, so wie bei den anderen "Nachzüglern" auch.

    Robert Kings Einspielung bietet exakt dasselbe Tempo wie Goebel, wirkt wie immer überzeugend, es fehlt für mich der Cembaloklang, wie man ihn bei Goebelhören kann, der doch als perkussives Element gerade bei diesem Satz doch sehr effektiv ist. Für Helbig (2:13) gilt das gleiche wie für King.

    Il fondamento (2:03) gefällt mir wegen der herberen Klangfarbe der Streicher und dem gut durchhörbaren schönen Klang der Oboen, das Cembalo verhält sich durchaus diskret. Pickett (2:22) ist gerade mit Il fondamento im Ohr einfach zu langsam, der rechte Schwung im Sturm scheint nicht aufzukommen, dafür ist aber das Perkussive gut hörbar, deutlicher als in allen anderen Aufnahmen bislang.Bei Bernardini bricht dr Sturm so los, wie ich es mir vorstelle, hier höre ich auch das Geräuschhafte, das ich bei den braveren Aufnahmen vermisste. Dazu an den richtigen Stellen noch Triller angesetzt, die den Eindruck verstärken, das scheint meine Aufnahme zu sein

    Dagegen fällt die engagierte Aufnahme von Bagliano, der hier effektvoll auch die Blockflöte einsetzt, zurück (2:09). Sehr gut gefällt mir wieder die Aufnahme der Akademie für Alte Musik Berlin unter Georg Kallweit. Tempo (2:06), Durchhörbarkeit und Musikalität machen die Qualität dieser Einspielung aus.

    Liebe Grüße Peter

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    Auch fand er aufgeregte Menschen zwar immer sehr lehrreich, aber er hatte dann die Neigung, ein bloßer Zuschauer zu sein, und es kam ihm seltsam vor, selbst mitzuspielen.
    (Hermann Bahr)

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