GLASS, Philip: The Fall of the House of Usher

  • GLASS, Philip: The Fall of the House of Usher

    Liebe Musikfreunde,


    da in einigen Wochen in meiner Nähe, nämlich in Mönchengladbach, "Der Untergang des Hauses Usher" nach der Novelle von Edgar Allan Poe gegeben wird, spiele ich mit dem Gedanken, eine Aufführung zu besuchen. Die Musik dieser Oper von Philip Glass habe ich allerdings noch nie gehört.


    Kann mir jemand etwas über die Musik sagen? Vielleicht ist jemand von Euch bereits in einer Aufführung dieser Oper gewesen?


    Danke und Gruß,


    Uwe

    Wenn alle ein klein wenig verrückter wären, dann wäre die Welt nicht so durchgedreht.

  • Am 25. März wird die Oper ein letztes Mal am Staatstheater am Gärtnerplatz in München in der Inszenierung von Carlos Wagner gegeben:

    "http://www.staatstheater-am-gaertnerplatz.de/index.php?m=10…orstellung=3226"

    Vielleicht schaff ich's hin, würde mich schon interessieren.

    DiO :beatnik:

    "Wer Europa in seiner komplizierten Verschränkung von Gemeinsamkeit und Eigenart verstehen will, tut gut daran, die Oper zu studieren." - Ralph Bollmann, Walküre in Detmold

  • Liebe Capricciosi!

    Anlässlich der Aufführung in Innsbruck schrieb ich:

    Liebe Capricciosi!

    Bei Brittens Gothic Opera "The turn of the screw" wird ja häufig bedauert, dass die beiden Geister im Vergleich zu Henry James' Novelle viel zu lebendig und real dargestellt werden, was der Schauergeschichte viel von ihrer Wirkung nehme. Im Fall von Philip Glass' "The Fall of the House of Usher" (uraufgeführt 1988) ist es genau umgekehrt: Während Edgar Allan Poe sich - leider! - nicht scheut, Lady Madeline in seiner Kurzgeschichte als reale Gestalt aus Fleisch und (viel) Blut darzustellen, die aufgrund übernatürlicher Kräfte ihren Sarkophag aufsprengen und ihren Bruder mit in den Tod nehmen kann, und damit jeder psychologisierenden Deutung von vornherein das Wasser abgräbt, lassen Philip Glass und sein Librettist Arthur Yorinks wirklich alles in der Schwebe. Existiert(e) Lady Madeline überhaupt real oder nur in der Imagination ihres Bruders / Williams / des Publikums? Was geschah und geschieht in dem Landgut der Ushers eigentlich?

    [...]
    Ich würde es dieser Oper doch zutrauen, sich aufgrund ihrer unleugbaren dramaturgischen Qualitäten, der leicht zugänglichen Musik und des geringen personellen Aufwands mit der Zeit einen Platz im erweiterten Repertoire zu erkämpfen (sie wird jedenfalls gerade von kleineren Häusern doch immer wieder mal gespielt). Warum es von ihr bis heute weder eine kommerzielle CD-Aufnahme noch einen DVD-Mitschnitt gibt, verstehe ich daher nicht ganz. Nicht einmal auf Youtube ist das Werk vollständig zu finden. [...]


    Einige Ergänzungen: Wie "The turn of the screw" handelt es sich auch bei "The Fall of the House of Usher" formal um einen Zweiakter mit einer Klimax am Ende des ersten Akts (Lady Madeline stirbt), wobei jeder Akt aus manchmal geradezu filmisch ineinander übergehenden Einzelszenen mit Zwischenspielen besteht. Die sich wiederholenden Patterns von Glass' Musik üben einen eigenartigen und oft geradezu bedrohlichen Sog aus, der perfekt zu Handlung und Atmosphäre der Oper passt - die Musik klingt nicht viel anders als etwa in "Akhnaten", aber hier ist dieser Stil m.E. besonders passend und eindrucksvoll.

    Lady Madeline singt in der ganzen Oper keine einzige Zeile Text, sondern nur Vokalisen und ist damit von Anfang an gewissermaßen als nicht-menschliche Akteurin gekennzeichnet. Das lässt der Regie wirklich jeden Interpretationsspielraum des unheimlichen Geschehens. Eine faszinierende Umsetzung der Poe'schen Kurzgeschichte, die mit ihrem behutsamen und überlegten Transfer auf die Opernbühne die Wirkung des Originals eigentlich eher noch steigert.

    Liebe Grüße,
    Areios

    "Wenn [...] mehrere abweichende Forschungsmeinungen angegeben werden, müssen Sie Stellung nehmen, warum Sie A und nicht B folgen („Reichlich spekulativ die Behauptung von Mumpitz, Dinosaurier im alten Rom, S. 11, dass der Brand Roms 64 n. Chr. durch den hyperventilierenden Hausdrachen des Kaisers ausgelöst worden sei. Dieser war – wie der Grabstein AE 2024,234 zeigt – schon im Jahr zuvor verschieden.“)."
    Andreas Hartmann, Tutorium Quercopolitanum, S. 163.

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