WAGNER: Der Ring des Nibelungen – Größtes Werk der Operngeschichte?
Sieht man einmal von Stockhausens "Licht"-Zyklus ab, welcher an die 30 Stunden Musik beinhaltet, so dürfte Richard Wagners Bühnenfestspiel für drei Tage und einen Vorabend, "Der Ring des Nibelungen", - zumindest vom schieren Umfang her gesehen - das größte musikdramatische Werk sein, das jemals für die Bühne geschaffen wurde. Ein "Ring-Zyklus" mit den Opern "Das Rheingold", "Die Walküre", "Siegfried" und "Götterdämmerung" benötigt je nach Dirigent um die 15 Stunden zur Aufführung. Wagner arbeitete mit Unterbrechungen insgesamt 25 Jahre am "Ring". Während die beiden ersten Teile bereits mehrere Jahre vor der Fertigstellung des gesamten Zyklus ihre Uraufführung hatten ("Das Rheingold" 1869 in München, "Die Walküre" 1870 ebenfalls in München), so wurden die beiden anderen Teile erstmals 1876 im Rahmen des ersten kompletten "Rings" im Bayreuther Festspielhaus gegeben.
Vom musik- und theaterwissenschaftlichen Standpunkt aus ist Wagners Magnum Opus das Werk, über das in der Geschichte und auch heute noch am meisten geschrieben und diskutiert wurde / wird. Die Gründe dafür sind vielfältig und ins Negative gewendet für so manchen bestimmt auch ein Anlass, den Ring zu meiden (was ja - wie von Erda selbst im "Rheingold" proklamiert wird - gar keine so schlechte Idee ist ... ) : Der bloße Umfang mag ein Grund sein, viel wichtiger aber sind sicherlich die höchst komplexen musikalischen und dramatischen Inhalte, die es erlauben, den "Ring" ein Leben lang zu studieren um am Ende dann doch nicht mit Brünnhilde sagen zu können: "Alles, alles, alles weiß ich!".
Worum geht es im "Ring des Nibelungen"? Ganz einfach: um alles. Der "Ring" wird oft auch als ein "Weltendrama" bezeichnet und das nicht umsonst. Wagner bemächtige sich als Basis der Form und Struktur der griechischen Tragödie, füllte sie mit germanischer und nordischer Mythologie und zeigt uns Ursprung und Niedergang einer Welt, an deren Ende aber gleichzeitig auch ein Neuanfang steht. Große Politik findet sich im "Ring" ebenso wie das ganz persönliche Drama eines Einzelnen. So ziemlich alles, was uns bewegt, wird hier direkt oder indirekt in irgendeiner Art thematisiert.
Dieser Thread soll dazu dienen, das Werk an sich zu diskutieren. Wer den "Ring" kennt: was bedeutet Euch der "Ring"? Was fasziniert Euch? Was stößt Euch ab? Wie seid ihr zum "Ring" gekommen? Und wer ihn nicht kennt: Kein Interesse? Schlechte Erfahrungen? Berührungsängste? Ich werde bald noch weitere "Ring"-Threads folgen lassen, die in der Art der "kommentierten Diskographien" gehalten sein sollen. Jeweils einen für jede einzelne Oper, sowie einen für den Gesamt-"Ring", bei dem Aufnahmen ganz speziell auch daraufhin besprochen werden sollen, wie sie als "Ganzes", als Zyklus wirken. Trotzdem ist es natürlich nicht verboten, sich auch in diesem Thread hier zu speziellen Aufnahmen zu äußern, würde aber gleichzeitig darum bitten, eingehende Besprechungen auf die anderen Threads zu verlegen. Im Übrigen bin ich gerade am Überlegen, ob es vielleicht auch noch sinnvoll wäre, im Unterforum "Aufführungspraxis" einen Extra-Thread zur Aufführungsgeschichte des "Rings" zu machen und ob man das besser in diesem Thread diskutiert. Für Rückmeldungen von Seiten der Admins / Mods und auch den anderen Capriccios zu dieser Überlegung wäre ich dankbar!
Aber nun genug der Worte von meiner Seite: Ring frei!
DiO :beatnik: