Schostakowitsch: Sinfonie Nr. 8 c-Moll op. 65

  • PS.: Und jetzt werden wir bitte wirklich wieder seriös.

    Natürlich!

    Dann bringe ich jetzt unkommentiert ein Zitat aus einem Brief Schostakowitschs an einen gewissen Isaak Glikman (kenne ich nicht), gefunden bei wikipedia. Es soll sich Reaktionen der Regierung auf die Achte beziehen, wie DSch sie erwartet hatte.

    „Ich bin sicher, dass es viele kritische Wahrnehmungen geben wird, welche mich zu neuer, zukünftiger, kreativer Arbeit anspornen wird und meinem Inneren ich es ermöglichen, zurückzublicken was ich in der Vergangenheit geleistet habe. Besser als einen Schritt zurück zu machen, werde ich sicher erfolgreich einen Schritt vorwärts tun.“

  • Sinfonie Nr.8 - die wichtigsten Aufnahmen

    Hallo maticus und alle weiteren Schostakowitsch-Freunde,

    der Verlauf dieses Threads, die politischen Hintergründe und Aussagekraft betreffend, wird ganz nach dem Geschmack von maticus sein.

    Aber welche Interpretationen favorisiert ihr bei Schostakowitsch´s Sinfonie Nr.8 ?

    Ich möchte es gleich zu Beginn vorwegnehmen. Die Aufnahmen von Roshdestwensky (Eurodisc) und Kondraschin (Melodiya/AULOS) sind auch hier bei der Nr.8 wiedermal wegweisend und der Maßstab.

    **** Kondraschin erschütternd und hochemotional. Kann es noch besser gehen ? Roshdestwensky diesmal mit ganz anderem Interpretationsansatz als Kondraschin, aber ebenso berührend - er begreift das Werk als großen "Epos der Trauer"(Zitat edwin) und läßt den Hörer erschlagen zurück.

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    Eurodisc, 1988, DDD .............................................Melodiya, ADD


    *** Weitere Aufnahmen, die mir nach Kondraschin (meine Erste damals noch auf LP) den Weg gewiesen haben sind Haitink (Decca), die ich jahrelang als meinen Favorit ansah; nicht zuletzt wegen der TOP-Decca-Klangtechnik. Haitink hatte mit Decca einen Vertrag alle Sinfonien einzuspielen, dazu gehörten dann auch die zahlreichen Sinfonien, die er nicht schätze und das hört man dort deutlich - hier bei der Sinfonie Nr.8 (Decca 1982 DDD) ist er ganz dabei. Erst später fand ich zu Roshdestwensky und durch michael ( ;) AULOS) auch zu Kondraschin zurück.

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    Decca, 1982, DDD


    *** Später kam noch die Aufnahme M.Rostropowitsch / Nation SO Washington (TELDEC, 1992, DDD) mit dazu, die ich mir kaufte um festzustellen in wie weit Roshdestwensky als persönlicher Freund Schostakowitsch´s war. Er müßte sich doch mehr als viele andere in die Gedankenwelt Schostakowitsch´s einfügen können.
    Die Interpretationswertung in der STEREOPLAY 12/1992 war:10 und Klangqualität:10 - das läßt einiges erhoffen !!
    [Blockierte Grafik: http://www.tamino-klassikforum.at/images/smilies/smile.gif] Die Aufnahme zu hören hat mir großen Spaß gemacht, aber auch gemischte Gefühle hinterlassen. Es waren wegen der wirklich sehr guten TOP-Klangqualität Strukturen des Werkes hörbar geworden, die ich bei keiner anderen Aufnahme je gehört habe - alles kommt sehr detalreich rüber. Rostropowitsch steckt ganz in dieser Musik, legt eine TOP-Interpretation hin aber irgendetwas gewohntes ist anders und es fehlt mir die innere Aufgewühltheit , die Kondraschin und Roshdestwensky der Musik zu geben vermögen. Letzendlich ist auch das Washington PO nicht der Klangkörper, der eine Schostakowitsch-Sinfonie autentisch (so wie es die beiden o.g. vormachen) wiedergeben kann !


    *** In der Brillant - GA folgte auch ein weiterer Schostakowitsch - Kenner und Freund - Rudolf Barshai, dessen Aufnahme mit dem Kölner RSO beachtlich ist und nur die Atacke der russischen Blechbläser nicht in diesem Maße erreicht. Aber seine Aufnahme der Nr.8 gehört zu den zahlreichen Highlighs in der Brillant-Box (die eine TOP-Empfehlung für alle Schostakowitsch-Neulinge ist (alle Sinfonien in guten Interpretationen und Spottbillig (20,-€))).

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    Gruß aus Bonn

    Wolfgang

  • Ich habe eine Einspielung der 8., weiss jedoch nicht, ob diese CD - Ausgabe identisch mit der früheren LP - Version ist.


    Es ist eine LIVE Aufnahme. Selten genug bei Solti.

    Sie kam kurz nach dem Tod des Maestros in den Handel.

  • RE: Solti

    Hallo Andantino,

    :) Schostakowitsch mit Solti hätte mich eigendlich immer schon interessiert. Leider ist mir nie eine von den Vorliegenden (aber zur Zeit alle gestrichenen CD´s) "in die Finger gekommen". Gestrichen sind diese, weil gerade Decca mit genug anderer Konkurenz (Haitink, Ashkenazy mit kompletten GA) aufwarten kann und dann auch als Studioaufnahmen.

    *** Mit Solti liegen folgende Schostakowitsch Sinfonien, alle auf Decca, vor:

    - Wiener Philharmoniker... Nr. 5 und 9

    - Chicago SO ... Nr. 8, 10, 13 und 15

    Diese sind zum Beispiel bei den amazon-Anbietern für Teils horente Preise zu bestellen. Laut Kritiken sollen diese auch wirklich gut-sehr gut sein (was mich persönlich als Solti-Fan nicht wundert).

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    Gruß aus Bonn

    Wolfgang


  • 1. Satz: Adagio -- Allegro non troppo.

    [...]

    Vier gewaltige Ausbrüche
    des gesamten Orchersters beenden diesen Abschnitt auf brutale
    Weise. -- Wer die Sinfonie schon einmal im Konzertsaal gehört hat,
    weiss, wie ungeheuer effektvoll und gefühlsmäßig aufwühlend diese
    ganze Steigerungspassage ist.

    Gestern mal wieder die ersten drei Sätze in der großartigen Kondrashin-Aufnahme gehört. Kein neues Remastering, sondern diese ältere, klangtechnisch teils grenzwertige Edition:

    An der oben von Maticus beschriebenen Stelle fiel mir zum erstenmal ein Motiv in die Ohren, das mir bekannt vorkam. Hiermit überprüft:

    Und zwar an meiner heimlichen Lieblingsstelle, der gnadenlos pathetisch-effekthascherischen Coda des ersten Satzes der Manfred-Sinfonie. Tatsächlich, Schostakowitsch zitiert hier ein Thema aus Tschaikowskys Werk. Das haben vor mir wahrscheinlich schon 8000 andere Hörer bemerkt, aber mir geht's um was anderes: Gerade Schostakowitschs Achte (speziell deren Kopfsatz) habe ich immer - wie wohl viele - mehr oder weniger vage als Artikulation des kollektiven Leids ihres historischen Kontextes gehört. Fast ein wenig befremdlich erschien mir jetzt die Bezugnahme auf die Weltschmerzwelt der in der Romantik so beliebten Manfred-Sphäre. Und ist da nicht auch ein Tristan-Nachklang im folgenden Englischhornsolo? In Schostakowitsch, zumindest seit den 30er/40er Jahren, steckt doch sehr viel 19. Jahrhundert drin. Auch rein musikalisch sind manche Züge Schostakowitschs gar nicht so weit weg von Tschaikowsky, das fiel mir gerade jetzt bei diesen beiden Stücken auf: z.B. das Verfahren, eine musikalische Figur durch ständige Verkleinerung der Notenwerte in einen hysterischen Wirbel zu versetzen.


    Viele Grüße

    Bernd

    .

  • Mit der visuellen Unterstützung, habe ich mir die empfehlenswerte Aufnahme

    der Achten angehört. Dabei fiel mir mal wieder verstärkt auf, wie seltsam ich den fünften Satz finde. Obwohl er ohne Pause direkt aus der Passacaglia hervorgeht, empfinde ich ihn gewissermaßen als Fremdkörper. Im Gegensatz zu den emotionalen und naturalistischen ersten vier Sätzen würde ich ihn geradezu als "abstrakt", wenn nicht "akademisch" bezeichnen. Sehr schön die vielen solistischen Passagen (Fagott, Bassklarinette, Violine etc.), dazwischen irgendwie unmotiviert ein Ausbruch. Zwar gibt es solche auch im 1. und im 3. Satz, aber dort ergeben sie sich gleichsam "logisch". Dann endet die Sinfonie "einfach so" in verhaltener und rätselhafter Stimmung.

    :wink: maticus

    Social media is the toilet of the internet. --- Lady Gaga

    Ich lieb‘ den Schlaf, doch mehr noch: Stein zu sein.
    Wenn ringsum nur Schande herrscht und nur Zerstören,
    so heißt mein Glück: nicht sehen und nicht hören.
    Drum leise, Freund, lass mich im Schlaf allein.
                       --- Michelangelo Buonarroti (dt. Nachdicht. J. Morgener)

  • Mrawinsky als Widmungsträger der Sinfonie Nr.8

    Da Schostakowitsch zu meinen Lieblingskomponisten gehört, ist es mir ein Bedürfnis auch eine Aufnahme der Sinfonie Nr.8 des Widmungsträgers Jewgenij Mrawinsky zu haben.


    Philips, Melodiya-Aufnahme 03/1982, ADD

    :| Leider bin ich total enttäuscht von der Aufnahme/Interpretation. Ich hatte von Mrawinsky erwartet, das er mindestens so aus sich herausgeht, wie bei der Wahnsinnsaufnahme unter Roshdestwensky (Eurodisc, 1984, DDD) (Beitrag 22) oder auch Kondraschin (Melodiya). Ich hatte jedenfalls so etwas Umwerfendes wie seine Interpretationen von Bruckner 9, Schostakowitsch 5, Hindemith-Harmonie der Welt und Honegger 3 erwartet. Mitnichten !
    Mrawinsky bleibt total auf dem Teppich. Der einzig fühlbare Hohepunkt ist dann die zweite Hälfte des 3.Satzes mit dem genialen Übergang zu Satz 4 ... that was ist !

    :angel: Man höre dagegen den Wahnsinn den Roshdestwensky in dieser hochgeschätzten Sinfonie ausbreitet !
    Ich habe mir gestern auch Ashkenszy (Decca) = fabelhaft und zufällig gleiche Spielzeit wie Mrawinsky; und meine erste CD-Aufnahme Haitink (Decca), von der ich nach Kondraschin auf LP für viele Jahre geprägt war und bin. Haitink´s Aufnahme der Sinfonie Nr.8 ist ohnehin aus meiner Sicht die beste Schosta-Aufnahme aus seiner Decca-GA. TOP !


    ?( Das ist jedenfalls das erste Mal, wo Mrawinsky mich enttäuscht hat.

    Die Klangqualität der Aufnahme ist für 1982 akzeptabel, bleibt aber weit hinter den klanglichen Möglichkeiten zurück. Eine räumlich einheitliche Sterobalance sieht anders aus. Da wird viel "rumgedreht". Der sehr bassarme Klang ist mehr als schade !

    Mrawinsky´s Aufnahme der Sinfonie Nr.8 von 1961 war mir zu LP-Zeiten mal über den Weg gelaufen. Weil diese aber von Klang absolut indiskutabel war, habe ich heute keine Erinnerung mehr daran ...

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    Gruß aus Bonn

    Wolfgang

  • RE: Swetlanow

    Zum Glück habe ich bei 2001 doch noch BBC-CDs gekauft.
    Svetlanov und das LSO mit DSch 8 (30.10.79) übertreffen meine Erwartungen, weil es gerade nicht so unbarmherzig knallig ist wie befürchtet.


    Danke Thomas für die INFO zu der Aufnahme, die ich auch schon im Auge hatte.
    Eine TB-Aussage, die man in der Art öfter liest. TB nennt das gleich "knallig", wenn Swetlanow + Co ein Werk auf Siedehitze bringen.

    Leider habe ich die Erfahrung gemacht, dass Swetlanow in vielen Westaufnahmen (also nicht die mit seinem Staatlichen SO der UDSSR) einfach der "Biss von damals" fehlt oder zumindest nicht mehr die packende Durchschlagskraft hat. Das mag natürlich auch am Orchester und dessen Klang liegen .... Das gleiche trifft aber auch für einige andere Dirigentenkollegen zu: Dmitri Kitaenko ist ein krasseres Beispiel - was hatte der noch für tolle Aufnahmen mit der Moskauer PH gemacht ... nachher mit den Franfurtern :| ...

    Eine Swetlanow-CD-Aufnahme der Sinfonie Nr.8 mit dem Staatlichen SO der UDSSR gibt es leider nicht. ;+) Die hätte ich !

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    Gruß aus Bonn

    Wolfgang

  • und die ist sogar in stereo :D

    ich finde das ja auch klasse, wenn svetlanov seinen Hochofen anwirft und Hochspannungsmusik macht. Finde ich in 80% der Svetlanov-Aufnahmen klasse, halte ich aber für manche Stücke/Komponisten für die falsche Herangehensweise (seinen Tschaikowski finde ich in dieser Hinsicht manchmal etwas eindimensional, weil zu viel power). Ich hatte auch bei DSchs Achter die Befürchtung, dass die einen einfach überrollt, ohne Rücksicht auf zarte Stellen. Bin aber voll zufrieden damit gewesen.

    :wink: :prost:

    p.s.: dass er mit dem Londoner Orchester etwas softer zu Werke geht als mit seinen Moskauer Orchestern kann sehr gut sein. Ich habe keine Vergleichsaufnahme (Warner) diesbezüglich.

    Ins Gebüsch verliert sich sein Pfad, hinter ihm schlagen die Sträuche zusammen.

  • 5. Satz

    Erst mal danke und Gratulation für Deine Werkbeschreibung, maticus,

    ich bin seit gut 2 Wochen an dieser Symphonie und kann Deine Bilder sehr gut mitvollziehen. Mir geht es so, dass ich nicht im Stande bin, Abstand zu den flutenden Emotionen zu halten, was meine Höranalyse blockiert, denn da muss man ja auch mal Struktur hörmässig begleiten. So gebe ich jetzt mal meine Bilder zum letzten Satz dem Forum zur Diskussion. Ich sehe da nämlich die erschütternde Situation nach der Schlacht, wie sie in dem Film "Der Zug der Kraniche" gezeigt wird:
    Die junge Frau stolpert über das Schlachtfeld und sucht ihren geliebten Freund oder Mann und findet ihn schliesslich, tot, seine blicklosen Augen starren zum Himmel, wo der Zug der Kraniche über die Walstatt hinweg fliegt. Dieses Schwanken zwischen Furcht und Hoffnung (Fagottsolo am Anfang), das Stolpern in den trockenen Stützakkorden von Fag. 2 und Kontrafagott, ein Vogel singt,(Flöte)- ein Hoffnungszeichen?- aber immer diese stockenden Begleitakkorde! Die Suche nimmt immer mehr einen frenetischen, rasenden Zug an, da passt dann auch die moderate Steigerung des Bleches. Schliesslich die Gewissheit in Form des finalen Schocks, totale Verzweiflung! Alle Ängste sind aufs Schlimmste wahr geworden! Dann kommt dieser merkwürdige Ausklang des Satzes mit den Soloinstrumenten, der Wiederholung der Fagottmelodie am Anfang, aber wie chon diese Melodie, so führen auch alle anderen melodiösen Stränge ins Nichts, keine Auf- oder besser Erlösung, nur in den verlöschenden Schlussakkorden die vage Hoffnung, dass irgendwann mal Erlösung kommen möge, mehr bange Frage als Antwort.

    Für mich ist die ganze Symphonie, besonders sogar mit diesem letzten Satz, Dimitri Schostakowitschs grosses Requiem, nicht ganz ohne Gott.

    holgerdent

  • Also zur Mravinsky - Aufnahme : Er hat die Uraufführung dirigiert (Widmungsträger), und es gibt eine alte Melodya Aufnahme aus 1947 , die aber wegen der klanglichen Schwächen kaum zu bewerten ist. Dann gibt es einen Konzertmitschnitt aus dem Jahr 1960 aus London, BBC, Stereo. Das Orchester ist etwas überfordert bei
    den Tempi die Mravinsky vorgibt - ich habe nur die Bonus-Disc (Mozart Sin.33 ) behalten. Und dann ist da noch die Live-Aufnahme aus 1982 mit den Leningradern. Und da gibt es ein Problem . Die auf Philips erschienene Aufnahme ist mit falscher Geschwindigkeit überspielt worden, was zur Folge hat, daß
    die Tonhöhe und die Tempi nicht stimmen. Spätere Überspielungen, z.B.Russian Disc, Alto, Regis - haben die korrekte Überspielung. Und ich schätze die Aufnahme , auch wenn sie sehr "russisch" klingt und man merkt, daß gerade Holz und Blech absolut an ihre Grenzen kommen : gerade hier passt es. Also, vielleicht nochmal eine andere Überspielung probieren, und wenn es immer noch nicht gefällt, gibt es ja noch viele andere Aufnahmen.( Nachtrag : Die beiden 61er Aufnahmen und die 1976er von Mravinsky kenne ich nicht.)

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    Good taste is timeless "Ach, ewig währt so lang " "But I am good. What the hell has gone wrong?" A thing of beauty is a joy forever.

  • RE: Mrawinsky

    Hallo b-major,

    von Mrawinsky´s letzter Aufnahme der Schostakowitsch 8 auf Philips von 03/1982 war ich das erste mal in Mrawinsky´s Dicographie enttäuscht -> siehe Beitrag 28 hier !

    Das die Aufnahme bei Philips in falscher Geschwindigkeit überspielt worden sein soll, habe ich auch in der amazon-Kritik gelesen. Diese Kritik war dann nach meiner eingestellten Rezension dort plötzlich verschwunden. !?! Jedenfalls hört sich das mit dem Tempo krasser an, als es ist -- davon ist nichts zu merken - es stört den Hörablauf für das Werk gar nicht ! :S Aber Mrawinsky´s leichtgewichtige Interpretation ist es, die mich dieses mal schwer verwundert. So "zieht" die 8te bei mir nicht !

    ______________

    Gruß aus Bonn

    Wolfgang

  • Aber teleton, das ist doch kein Problem. Jeder hat sein Schostakowitsch - Hörbild. Und für mich klingt Mravinsky überhaupt nicht leichtgewichtig . Ich mag auch Roshdestvensky und Kondrashin sowie Järvi , aber für mich ist es nun mal diese Live -Aufnahme. Das kann sich jederzeit ändern !

    Good taste is timeless "Ach, ewig währt so lang " "But I am good. What the hell has gone wrong?" A thing of beauty is a joy forever.

  • Wir spielen die 8. übrigens nächste Saison. ;+)

    Und heute abend war das 2. von 3 Konzerten mit der 10.Sinfonie.
    Immer wieder toll, warum nur bin ich sooo müde?

    Christian und Tanja Tetzlaff spielten vorher das Doppelkonzert von Brahms und waren sehr begeistert von unserer Aufführung vom Schosta gestern.
    Wie wir und das Publikum von Ihrer Darbietung vom Brahms.

    Ganz große Klasse, die Tetzlaffs!!!!!!!

    Leider waren wir heute nicht so gut wie gestern.
    Könnte es daran liegen, daß irgendwann Tosca, Salome, Musical, ständige Proberei für alles mögliche und Sinfoniekonzerte innerhalb einer Woche einen dann doch mal müde machen?
    Ich würde das mit "Ja" beantworten.
    Das ganze Orchester war heute einfach nur müde.
    Schade.

  • RE Dann gibt es einen Konzertmitschnitt aus dem Jahr 1960 aus London, BBC, Stereo, Mravinsky

    Vor allem ist die Tonqualität der 1960iger Aufnahme so miserabel, dass man die Aufnahme nie hätte publizieren dürfen. aber beim großen Evgeni wird leider so manches veröffentlicht, was besser in den Archiven geblieben wäre, weil die Tontechnik unterirdisch schlecht war. Wolfgang (Teleton) sang so manches Lied davon!

    Das ist umso mehr schade, als seine 1947er Aufnahme wie auch die 1982iger sehr wahrscheinlich im Konzert alles plattgemacht haben. Man muss den Sound quasi extrapolieren. Mit der 1982iger Aufnahme fällt es dabei recht einfach; Mravinksy war kein "Haudrauf", sondern auch an den lyrischen Aspekten der Musik interessiert und vor allem am Herstellen einer Atmosphäre, die den Krieg maßgeblich bestimmt: Verzweiflung! Pure Verzweiflung.
    Dagegen wirkt Roshdestwensky manchmal wie der Gestalter eines Heldenepos! So sehe ich die 8. nicht. Sie ist ein Requiem! (Volkow) Daher ist Mravinsky meines Erachtens "dead right" in seiner Interpretation.

    Ich gebe allerdings zu, dass mir die neuere Aufnahme von Petrenko zusätzliche Eindrücke verschafft, nämlich das es hinter dem ganzen Kriegs"gedöns" noch absolute Musik gibt, die auch nicht von "Pappe" ist.
    Will sagen, dass wenn "kein Aas" sich mehr an WKII und seine Schrecken erinnert, die Sinfonie immer noch in ihrer Qualität bestehen wird.
    Gruß aus Kiel

    "Mann, Mann, Mann, hier ist was los!"

    (Schäffer)

  • Über Wolfgangs (Teletons) Enttäuschung über Mrawinskis 1982er Aufnahme war ich schon immer erstaunt. Die Rezensionen damals bei Amazon waren von mir. Die habe ich aber aus anderen Gründen gelöscht. Ich sehe es übrigens wie Wolfgang, dass der Halbton am Gesamteindruck nicht viel ändert. Man weiß halt nur, dass es sich um die "korrekte" Aufnahme handelt. Mich überzeugt Mrawisnki auch hier wieder einmal, mag er als Orchesterleiter auch ein Diktator (so Michael) gewesen sein.

    Zwei neuere Aufnahmen, die mir sehr zusagen und ganz unterschiedlich an das Werk heranführen:

    Diese stammt aus der GA von Kitajenko mit dem Gürzenich-Orchester. Kitajenko baut in vergleichsweise langsamen Tempi eine wenigstens mich geradezu soghaft packende Spannung auf, die durch die sehr gute Aufnahmetechnik noch dazu in allen Details erfasst wird. Freunde des Schlagwerks kommen beim Übergang vom dritten zum vierten Satz bei dieser Aufnahme voll auf ihre Kosten, das sei versprochen. Es ist bei aller Macht und Wucht keine äußerliche Sicht, finde ich, wie ich das etwa in Järvis Aufnahme für Chandos höre. Die Achte ist eine der wenigen Einzel-Auskopplungen aus der Kitajenko-GA und wird derzeit recht günstig angeboten. Ich habe mir danach die GA angeschafft und bin nicht enttäuscht worden, auch wenn manche Tempi in manchen Sätzen mir zu langsam sind.


    Caetanis Zyklus klingt auch hervorragend. Weitaus direkter, roher als Kitajenkos Aufnahmen aus dem Gürzenich. Irgendein amerikanischer Amazon-Rezensent meint, jedes US-amerikanische Hochschulorchester habe mehr Routine als die Mailänder. Das finde ich überhaupt nicht. "Spiel an der vordersten Stuhlkante" kommt bei mir bei dieser Aufnahme an. Den ersten Satz habe ich noch nie so schnell gehört. Für meinen Geschmack fegt Caetani trotzdem nicht über Details hinweg, aber das mögen viele anders sehen. Auch eine Aufnahme mit Sogkraft, aber eher aus dem Tempo und der Dynamik heraus, nicht so sehr aus der Detailliertheit, mit der Kitajenko erfreut.

    Wenn man Kondraschin hat und nach einer perfekt aufgenommenen Einspielung mit einer noch anderen Sicht sucht, könnte man bei einer dieser beiden fündig werden. Kennt die sonst noch jemand hier?

  • Ich würde hier eher die Barschai-GE ins Auge fassen. Caetanis GE soll sehr gut sein,aber eben durch das doch schwache Orchester wäre mir HIER diese Aufnahme keine Geldausgabe wert. Da gibts mit Haitink,Rostropowitsch (die nicht ausgewogen,aber dafür sehr persönlich ist) oder auch Maris Jansonss GE mit jener von Kitajenkos wirklich genug Alternativen.

    VG,Maurice

    Viele Grüße sendet Maurice

    Musik bedeutet, jemandem seine Geschichte zu erzählen und ist etwas ganz Persönliches. Daher ist es auch so schwierig, sie zu reproduzieren. Niemand kann ihr am Ende näher stehen als derjenige, der/die sie komponiert hat. Alle, die nach dem Komponisten kommen, können sie nur noch in verfälschter Form darbieten, denn sie erzählen am Ende wiederum ihre eigene Geschichte der Geschichte. (ist von mir)

  • durch das doch schwache Orchester

    Das Orchester ist nicht schwach. Die spielen nicht nur gut, sondern sind mit Herz und Seele bei der Sache. Dass es bei DSCH hinreichend Alternativen gibt, ist natürlich klar. Rostropowitsch würde ich auch hervorheben.

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