ZitatDafür differenziert Gould, wie Christian bereits schrieb, außerordentlich bei den verschiedenen Graden von Legato über Non-Legato bis Stakkato (mit dem auch noch recht sanglich spielen konnte) und ihrem undogmatischen Einsatz,
Obwohl ich deutlich früher mit dem Klavier als mit der Oboe angefangen habe, kann ich die interpretatorischen Feinheiten, die Pianisten bieten, sicherlich längst nicht so differenziert und kompetent wahrnehmen wie andere hier im Forum (Christian befindet sich da eh in einer anderen Liga als viele von uns). Also wird es wohl an meinen Ohren liegen - aber bei den Bacheinspielungen Goulds, die mir gerade präsent sind, höre ich keine außerordentlichen Differenzierungen in der Artikulation. Ich höre vielmehr ein nahezu permanentes, "Durchsichtigkeit" gewährleistendes, aber auf der anderen Seite recht stereotyp und abgehackt klingendes Non-Legato, welches ich in dieser einseitigen Form beim Spielen einer Sonate oder eines Solos in einer Kantate von Bach niemals anwenden würde.
Überhaupt habe ich den Eindruck, daß Gould bei aller Exzentrik doch meistenteils im Rahmen einer sehr zeitgebundenen Barockmusikvorstellung blieb, einer ausgesprochen drögen, in bewußt extremer Abgrenzung zur Klassik und Romantik letztendlich akademischen Sichtweise, von der uns die HIP-Bewegung (bei allen Vorbehalten, die ich gegen HIP als Ersatzreligion hege) glücklicherweise erlösen konnte!
Mit Goulds Beethoven oder Brahms muß ich mich allerdings wirklich noch einmal näher beschäftigen....
Viele Grüße
Bernd