Glenn Gould - der Schrecken der connoisseurs?

  • Zitat

    Dafür differenziert Gould, wie Christian bereits schrieb, außerordentlich bei den verschiedenen Graden von Legato über Non-Legato bis Stakkato (mit dem auch noch recht sanglich spielen konnte) und ihrem undogmatischen Einsatz,

    Obwohl ich deutlich früher mit dem Klavier als mit der Oboe angefangen habe, kann ich die interpretatorischen Feinheiten, die Pianisten bieten, sicherlich längst nicht so differenziert und kompetent wahrnehmen wie andere hier im Forum (Christian befindet sich da eh in einer anderen Liga als viele von uns). Also wird es wohl an meinen Ohren liegen - aber bei den Bacheinspielungen Goulds, die mir gerade präsent sind, höre ich keine außerordentlichen Differenzierungen in der Artikulation. Ich höre vielmehr ein nahezu permanentes, "Durchsichtigkeit" gewährleistendes, aber auf der anderen Seite recht stereotyp und abgehackt klingendes Non-Legato, welches ich in dieser einseitigen Form beim Spielen einer Sonate oder eines Solos in einer Kantate von Bach niemals anwenden würde.
    Überhaupt habe ich den Eindruck, daß Gould bei aller Exzentrik doch meistenteils im Rahmen einer sehr zeitgebundenen Barockmusikvorstellung blieb, einer ausgesprochen drögen, in bewußt extremer Abgrenzung zur Klassik und Romantik letztendlich akademischen Sichtweise, von der uns die HIP-Bewegung (bei allen Vorbehalten, die ich gegen HIP als Ersatzreligion :D hege) glücklicherweise erlösen konnte!

    Mit Goulds Beethoven oder Brahms muß ich mich allerdings wirklich noch einmal näher beschäftigen....

    Viele Grüße

    Bernd

  • Ich höre vielmehr ein nahezu permanentes, "Durchsichtigkeit" gewährleistendes, aber auf der anderen Seite recht stereotyyp und abgehackt klingendes Non-Legato, welches ich in dieser einseitigen Form beim Spielen einer Sonate oder eines Solos in einer Kantate von Bach niemals anwenden würde.

    In schnellen Stücken bzw. Passagen hat man dieses gleichmäßige Non-Legato, das dann schon ziemlich mechanisch wirken kann. Dagegen ist das C-dur-Präludium vom WTK 1 wie beschrieben sehr sorgfältig artikuliert.
    Das ist dann vielleicht der zweite große Manierismus von Gould, der auch noch bei klassisch-romantischen und späteren Werken deutlich hervortritt: womöglich im Zeitlupen-Tempo gestaltet und artikuliert er sich einen ab bis der Notarzt kommt. Das kann einen bestimmt ziemlich nerven. Aber mir gefällt's.

    :wink:

    Nur weil etwas viel Arbeit war und Schweiß gekostet hat, ist es nicht besser oder wichtiger als etwas, das Spaß gemacht hat. (Helge Schneider)

  • Wer könnte schon eine Aufnahme als echten Mozart oder Beethoven bezeichnen, eine andere Aufnahme dagegen als völigen interpretatorischen Mißgriff? Wenn ich authentische Wiedergaben bevorzugen würde, wäre ich gehalten mir solche auszusuchenn, bei denen Komponist und Interpret auf einem Tonträger identisch sind. Wenn hier Glenn Herbert Gould vorgeworfen wird, er verfremde Mozart, Beethoven oder wen auch immer, so liegt das vielleicht daran, daß er historisch gewachsenes in Frage - bisweilen radikal in Frage - gestellt hat. Die einen suchen möglicherweise nach Klanglichkeit, andere, wie Gould, nach Strukturen in der Musik. Wenn man vor diesem Hintergrund Goulds "Vorliebe" für JS Bach (manchmal etwas fraglich) bedenkt, weiter bedenkt, daß Bach u.a. für Kontrapunkt, polyphone Klangereignisse steht, ist es meines Erachtens nur konsequent in Kompositionen von Mozart, Beethoven hiernach zu suchen und dies auch darzustellen. Bei Stegemann ist nachzulesen, daß Gould die Grundlagen seines Klavierspiels aus seinem Orgelspiel geschöpft hat. Vielleicht mag auch hierin ein Grund für Goulds Spielweise liegen, die manche als extremistisch bezeichnen, nämlich das Gefühl des Organisten für Baßlinien und Vielstimmigkeit auf das Klavierspiel zu übertragen.

    Einiges ist vielleicht noch etwas unrein gedacht. Ich bitte insoweit um Nachsicht.

    Beste Grüße

  • Wer könnte schon eine Aufnahme als echten Mozart oder Beethoven bezeichnen, eine andere Aufnahme dagegen als völigen interpretatorischen Mißgriff? Wenn ich authentische Wiedergaben bevorzugen würde, wäre ich gehalten mir solche auszusuchenn, bei denen Komponist und Interpret auf einem Tonträger identisch sind. Wenn hier Glenn Herbert Gould vorgeworfen wird, er verfremde Mozart, Beethoven oder wen auch immer, so liegt das vielleicht daran, daß er historisch gewachsenes in Frage - bisweilen radikal in Frage - gestellt hat. Die einen suchen möglicherweise nach Klanglichkeit, andere, wie Gould, nach Strukturen in der Musik. Wenn man vor diesem Hintergrund Goulds "Vorliebe" für JS Bach (manchmal etwas fraglich) bedenkt, weiter bedenkt, daß Bach u.a. für Kontrapunkt, polyphone Klangereignisse steht, ist es meines Erachtens nur konsequent in Kompositionen von Mozart, Beethoven hiernach zu suchen und dies auch darzustellen. Bei Stegemann ist nachzulesen, daß Gould die Grundlagen seines Klavierspiels aus seinem Orgelspiel geschöpft hat. Vielleicht mag auch hierin ein Grund für Goulds Spielweise liegen, die manche als extremistisch bezeichnen, nämlich das Gefühl des Organisten für Baßlinien und Vielstimmigkeit auf das Klavierspiel zu übertragen.

    Einiges ist vielleicht noch etwas unrein gedacht. Ich bitte insoweit um Nachsicht.

    Beste Grüße

    GENAU :thumbup:


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    Immer noch da ... ab und an.

  • Kann das leider momentan nicht nachhören, aber ein Beispiel für durchaus differenzierte Artikulation ist m.E. die Toccata aus der e-moll-Partita. Hier geht es in der Fuge irgendwann länger in eine Durtonart und Gould arbeitet diesen Kontrast mit großer emotionaler Wirkung heraus. Dagegen wirken andere Aufnahmen des Stücks (u.a. der o.g. und von mir ebenfalls sehr geschätze Anderszewski) deutlich distanzierter und trockener. Es mag aber auch einiges an Goulds sehr breitem Tempo liegen.
    Was an Mozarts Alla Turca alla Gould so schlimm sein soll, habe ich nie ganz verstanden. Zum einen ist das ein eher leichtes, vielleicht von Mozart schon parodistisch gemeintes Stück. Zum andern ist es allegretto und nicht presto überschrieben, insofern liegt der Geschmähte vielleicht richtiger im Tempo als viele andere...
    Provokanter mag der Variationensatz dieses Werks ausfallen. Allerdings halte ich das für einen exzentrischen, aber erfolgreichen Fall einer alternativen Beleuchtung: Gould spielt, u.a. durch das zunächst sehr langsame Tempo und das fehlende legato das Stück nicht, als ob ein gegebenes Thema variiert würde, sondern als ob sich die Musik erst nach und nach "zusammensetzen" würde, bis dann das eigentliche ungefähr mit der schnellen Variation erreicht ist. Sicher eine nicht unproblematische Lesart, aber sehr faszinierend (was bei solch zu Tode gedudelter Musik schon ein Vorteil ist).

    Andere Dinge finde ich freilich ebenfalls sehr seltsam. So spielt er eines der Cis-Dur-Stücke aus dem WTK, das ich immer als exaltiert und tänzerisch empfunden habe, sehr langsam, was erst einmal verwirrt. Dafür sind meiner Erinnerung nach die beiden h-moll-Stücke am Ende von Band I sehr zügig genommen, was den pathetischen Effekt erheblich schmälert usw.
    KV 545 und die Appassionata sind dagegen nur furchtbar...

    Kater Murr

    Tout le malheur des hommes vient d'une seule chose, qui est de ne pas savoir demeurer en repos dans une chambre.
    (B. Pascal)

  • Aus Anlass eines anderen Threads: https://www.capriccio-kulturforum.de/was-bedeutet-w…o-%C3%A4hnlich/

    Meiner Meinung nach ist Gould - jedenfalls was seine Goldbergvariationen anbelangt (die anderen Sachen interessieren mich nicht) - einer der am meisten überschätzten Interpreten.

    Seine frühe Aufnahme ist reiner Pfusch. Gould weiss nicht, was er mit den Wiederholungen anfangen soll, also läßt er sie schlicht und ergreifen weg. Interpretatorisch ist sein Spiel eher fade und langweilig. Sicherlich, technisch ist er durchaus auf der Höhe, er versteht auch, die Stimmen zu artikulieren und herauszustellen, aber das ganz wirkt doch völlig mechanisch, ohne Verständnis für die Möglichkeiten der Interpretation, die Bach vermutlich gerade auch durch seine Wiederholungen eröffnen wollte. Hier hätte sich die Möglichkeit geboten, mit den einzelnen Stimmen "zu spielen", sie auszuloten und auch dem Hörer durch die Wiederholung ein besseres Verständnis der Stimmführung zu geben. Möglichkeiten zur Verzierung, zur Improvisation, wie sie im Barock völlig üblich waren, nutzt er - wahrscheinlich, weil ihm die Fantasie dazu fehlte - nicht. Für mich erklärt sich der überragende Erfolg dieser Aufnahme schlicht aus der Tatsache, dass er einem damaligen Massenbedürfnis entgegenkam: Bach light im Schnelldurchgang, denn wer mag sich schon über eine Stunde Barockmusik anhören ? Diese Missachtung des Komponisten und der Komposition kreide ich ihm an. Da stellt sich jemand hin und sagt: ich weiss es aber viel besser als der Komponist. Und dabei weiss er es gar nicht besser, er meint es nur.

    Und die spätere Aufnahme ? Nun, immerhin scheint er jetzt den Notentext ernst genommen zu haben, deshalb ist sie auch bedeutend länger. Aber besser wird es auch nicht. Es bleibt das mechanische, introvertierte ja fast autistische Spiel. Mal ganz davon abgesehen, dass seine Marotte, immer mit zu grunzen schlicht unerträglich ist. Das hat schon etwas Exhibitionistisches, wie er seine "Versunkenheit" und quasi "Entrücktheit" zelebriert. Der Hörer wird nicht zum Adressaten der Musik, sondern zum Voyeur einer überspannten Spielweise.

    Nein, ich mag so etwas nicht.

    Ich erkenne an, dass der um ihn getriebene Geniekult der klassischen Musik insbesondere der Barockmusik unschätzbare Dienste geleistet hat. Er hat sehr viele Menschen für die klassische Musik interessiert, das ist ihm zu danken. Ob seine Interpretation bleibenden Wert haben wird, würde ich persönlich bezweifeln.

    Viele Grüße,

    Bernd

  • Zitat

    Es bleibt das mechanische, introvertierte ja fast autistische Spiel.

    Puh, endlich mal jemand, der das genauso hört wie ich! Neulich schaltete ich das Radio ein und gelangte mitten in ein Tastenstück von Bach, das aber für Rundfunkverhältnisse erstaunlich lausig, da geradezu musikschülermäßig heruntergeklappert wirkte. "Was für ein Anfänger ist denn da am Werke?" war mein erster Gedanke, aber nach einigen Takten kam dann schon die Frage "Das wird doch nicht etwa Glenn Gould sein?" in mir hoch. Und natürlich war er es! Ich wusste es anfangs nicht, hatte also keinerlei Vorurteile...

    Zitat

    Mal ganz davon abgesehen, dass seine Marotte, immer mit zu grunzen schlicht unerträglich ist. Das hat schon etwas Exhibitionistisches, wie er seine "Versunkenheit" und quasi "Entrücktheit" zelebriert.

    Auch da stimme ich gerne zu, wobei mich dann auch die Diskrepanz zwischen der affektierten Entrücktheit und dem monoton abgehackten Geklimpere immer aufs Neue frappiert.

    Christian Köhn wird mir jetzt gleich wieder die Leviten lesen, aber damit kann ich inzwischen leben... :D

  • Hallo Bernd

    Puh, endlich mal jemand, der das genauso hört wie ich!

    :prost:

    Ich habe mit Glenn Goulds Aufnahmen der Goldbergvariationen (sowohl die frühe, wie auch die Aufnahme aus dem Jahr seines Todes) vor bestimmt dreißig Jahren meine ersten Erfahrungen in klassischer Musik überhaupt gemacht. Was haben wir ihn nicht verehrt ! Endlich mal jemand, der sich was traute. REVOLUTION ! Und dazu noch die versponnenen Eigenheiten, die er bei seinen Auftritten - solange er noch öffentlich auftrat - zelebrierte. EIN GENIE !

    Das seltsame war nur: ich hörte seine CDs gar nicht soooo gerne. Irgendwie gefiel mir das nicht, ich fand es in ehrlichen Momenten, fade und langweilig. "Muss an der Musik liegen", dachte ich damals. Am Interpreten kann es nicht liegen, weil siehe oben (REVOLUTION, GENIE).

    Eines war mir indes klar: als Musik für unter Schlaflosigkeit leidende Menschen war sie ausgezeichnet geeignet (jedenfalls die Aufnahme aus 1981; die aus den bekannte fünfzigern ist zu kurz ...); ich glaube, ich habe sie damals sehr, sehr selten komplett durchgehört.

    Etliche Jahre später hörte ich eine andere Aufnahme - von wem weiss ich jetzt gar nicht mehr (ich habe mittlerweile so um die vierzig verschiedene Einspielungen) und war hin und weg. Wunderschön gespielt, abwechslungsreich, voller Spannung und Dramatik. Da wurde in den Wiederholungen nicht nur wiederholt, sondern sie wurden variantenreich vorgeführt, luden ein, die polyphone Struktur auszuloten, dem Hörer die einzelnen Stimmen vorzustellen und gelegentlich wurde auch improvisiert, kleine, kaum merkliche Verzierungen, die ich sonst noch nie gehört hatte. Bei der Wiederholung der Aria war ich völlig fertig, mir stand mit das Pipi in den Augen und ich drückt die "Repeat"-Taste. Seit dem vergeht keine Woche, in der ich nicht wenigstens einmal die Variationen hören muss, wobei ich jedoch Aufnahmen auf dem Cembalo denen auf dem Klavier vorziehe (Bach selber schreibt ja ein zweimanualiges Clavecin vor).

    Viele Grüße,

    Bernd

  • Christian Köhn wird mir jetzt gleich wieder die Leviten lesen, aber damit kann ich inzwischen leben... :D

    Und ich kann damit leben, dass Du offenbar nicht willens oder in der Lage bist, genau hinzuhören. Sonst wäre es schlicht unmöglich, z.B. die schier unendliche Skala von klanglichen und agogischen Nuancierungen zu überhören, mit der Gould die 13. Goldberg-Variation spielte. Wer ein derart vollendetes Klavierspiel allen Enstes als "mechanisch runtergeklappert" diffamiert, ist nicht ernst zu nehmen. Da Zatopek außer den weggelassenen Wiederholungen (eine völlig legitime Interpretenentscheidung) offenbar ebenfalls nichts Wesentliches gehört hat, wundert mich Euer Einverständnis nicht. Es ist das Einverständnis von Ignoranten. Glenn Gould hat wahrlich bessere Kritiker verdient.

    Prosit,

    Christian

  • Lieber Christian, ich beschäftige mich jetzt seit etwa 40 Jahren intensiv mit dem Wahrnehmen und Hervorbringen von sogenannter klassischer Musik. Das, was ich höre, höre ich, das, was ich nicht höre, höre ich nicht, und ob du mir dabei Ignoranz bescheinigst, ist mir offengestanden herzlich wurscht :pfeif:

    Zitat

    Ich habe mit Glenn Goulds Aufnahmen der Goldbergvariationen (sowohl die frühe, wie auch die Aufnahme aus dem Jahr seines Todes) vor bestimmt dreißig Jahren meine ersten Erfahrungen in klassischer Musik überhaupt gemacht. Was haben wir ihn nicht verehrt ! Endlich mal jemand, der sich was traute. REVOLUTION ! Und dazu noch die versponnenen Eigenheiten, die er bei seinen Auftritten - solange er noch öffentlich auftrat - zelebrierte. EIN GENIE !

    Bernd, Gould stand zwar bei mir nicht an der Eingangspforte, aber der von dir beschriebene Verehrungsmechanismus kommt mir unglaublich bekannt vor. Nachdem sich der Geniekult einmal etabliert hatte, war er ein Selbstläufer, meine Freunde und ich kauften Gould-Platten wie die Wilden. Gehört habe ich sie dann letztendlich mit der gleichen Langeweile wie du, aber natürlich wollte man sich erst einmal nicht eingestehen, dass dieses Klavierspiel einfach nur grottenöde war. Es konnte nicht sein, was nicht sein durfte. Erst später, während meiner professionellen Ausildung, als sich meine eigenen Vorstellungen von musikalischer Gestaltung etwas gefestigt hatten, wagte ich, das Gould-Bild in meinem Kopf entsprechend zurechtzurücken.....

    Beste Grüße

    Bernd

  • Hallo Christian

    ...Da Zatopek außer den weggelassenen Wiederholungen (eine völlig legitime Interpretenentscheidung) offenbar ebenfalls nichts Wesentliches gehört hat, wundert mich Euer Einverständnis nicht. Es ist das Einverständnis von Ignoranten. Glenn Gould hat wahrlich bessere Kritiker verdient.

    Eine solche Entscheidung deutet für mich - zumal, wenn sie so ohne jede Begründung erfolgt und mir ist nicht bekannt, dass Gould sich jemals dazu geäußert hat, warum er die Wiederholungen wegliess - auf eine gewisse Ignoranz gegenüber dem Komponisten und dem Werk hin.

    Im übrigen stehe ich mit meiner Meinung nicht gänzlich alleine. Ich zitiere mal Sviatoslav Richter aus seinem Tagebuch 1976 über sein Erlebnis mit einer Schallplattenaufnahme von Glenn Gould:

    Zitat

    "Glenn Gould: Äußerst brilliant, ganz eigener Ton. Das pianistische Element ist die Hauptsache (er spielt keine Wiederholungen, und das ist schlecht)"

    Viele Grüße,

    Bernd

    P.S.: Ich finde, du solltest noch ein wenig an deinem Ton anderen Forenmitgliedern gegenüber arbeiten.

  • Zitat

    P.S.: Ich finde, du solltest noch ein wenig an deinem Ton anderen Forenmitgliedern gegenüber arbeiten.

    Wieso denn, Bernd? Er ist der anerkannte Profi und Experte, wir sind die Nullen. Als Koryphäe und als Befürworter autoritärer Strukturen :D kann man sich schon einen anderen Umgangston erlauben....

    Beste Grüße

    Bernd

  • als sich meine eigenen Vorstellungen von musikalischer Gestaltung etwas gefestigt hatten, wagte ich, das Gould-Bild in meinem Kopf entsprechend zurechtzurücken.....

    Und um die alte Schmach zu kompensieren, hörst du jetzt das unsägliche Geklapper des Glenn Goulds. Bernd scheint dem gleichen Mechanismus zu unterliegen. Wenn da der Herr Dr Freud nicht eine wahre Freude dran hätte.

    EDIT: :D


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    Immer noch da ... ab und an.

  • Wieso denn, Bernd? Er ist der anerkannte Profi und Experte, wir sind die Nullen. Als Koryphäe und als Befürworter autoritärer Strukturen :D kann man sich schon einen anderen Umgangston erlauben....

    Bernd, hast wahrscheinlich recht: so neigen wir nichtswürdigen Ignoranten in demütiger Bescheidenheit unser Haupt ... und schleichen geprügelt in unsere Ecke zurück, um über unsere Verfehlungen nachzusinnen :hide: :hide:
    Möge Christian Nachsicht üben mit unserer Vermessenheit, eine eigene - und noch dazu eine andere - Meinung zu haben :hide: :hide: :hide:

    Viele Grüße,

    Bernd

  • Und um die alte Schmach zu kompensieren, hörst du jetzt das unsägliche Geklapper des Glenn Goulds. Bernd scheint dem gleichen Mechanismus zu unterliegen. Wenn da der Herr Dr Freud nicht eine wahre Freude dran hätte.

    Florian, du verkennst Ursache und Folge.

    Viele Grüße,

    Bernd

    P.S.: Geh mir weg mit Freud; wie sagte schon Karl Kraus so schön. "Die Psychoanalyse ist die Geisteskrankheit, für deren Therapie sie sich hält !"

  • Lieber Christian!

    Ich kann mich auf alle Fälle als Null bezeichen - und gebe offen zu - Du verstehst als Ausübender bedeutend mehr als ich, ich bin Hörer und Du eben Könner und Kenner. :juhu: :juhu:

    Ich schätze Deine Interpretation und bin immer wieder begeistert davon, was weiß denn ich, vielleicht ein wenig von Oper, Operette und Musical, aber es ist seit 45 Jahren meine Musik, und vorher war es eben meine Ausübung, und ich machte es gerne, ob ich es gut machte, das müssen andere entscheiden.

    Nur würde ich mich nie zu einer Kritik, Deiner Quaitäten, hergeben, den davon verstehe ich zu wenig.

    Liebe Grüße sendet Dir, mit der mir angeborenen Hochachtung, Peter aus Wien. :wink: :wink:

  • Geh mir weg mit Freud

    Jaja, schon klar, auch Freud war ein Pfuscher. Mechanisch spielte er auf den Saiten der Seele (oder messianisch?)...


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    Immer noch da ... ab und an.

  • Zur Sache kommt ja offenbar von Euch nichts mehr.

    Ich hoffe doch, dass da noch etwas kommt ;+)

    Das Gould in der Vergangenheit polarisierte, ist ein alter Hut. Spannend finde ich, dass sich bis heute die Geister an ihm scheiden. Christian Köhn ist ja einem anderen Thread auf die spezifischen Eigenheiten des Pianisten Gould eingegangen. Dazu gehört, wenn ich mich richtig erinnere, Gould außerordentliche Fähgkeit zum polyphonen Spiel. Ein andereres Thema ist der charakteristische Klang Goulds, sein Ton. Es gibt Kompositionen zu denen fassen dieser "trockene" Ton und Goulds polyphones Spiel ganz außerordentlich gut passen. Ein Paradebeispiel ist meiner Meinung nach die folgende Aufnahme von Brahms´ späten Klavierstücken, Gould spielt eine Auswahl von zehn der Intermezzi:

    Ein Beispiel: Gould nimmt den Auftakt von op. 117,1 recht langsam, tupft die aufsteigendenTöne des Hauptthemas regelrecht dahin, ganz sacht, ohne große Emphase, sehr zurückhaltend. Wie Gould einzelne Akkorde abtönt, dass fasziniert mich jedesmal auf´s neue, oder Mittelstimmen zum Klingen bringt, fasziniert mich - immer.. Das ist ungeheuer sensibel interpretiert. Gould trifft einfach den "richtigen" Ton für diese Musik - finde ich. Und wie er die Meldie am Schluss regelrecht verhauchen lässt, da schmelze ich dahin. Jedes Mal.

    Eine andere Offenbarung ist das Scherzo der Hammerklaviersonate, in Goulds Interpretation So rasant, dabei aber immer gestochen scharf artikulierend spielt das kaum jemand. Wie ein irrlichternder Spuk.

    :wink: :wink:

    Christian


    :wink: :wink:

    Christian

    Rem tene- verba sequentur - Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen

    Cato der Ältere

  • Lieber Peter,

    vielen Dank für Deine wie immer überaus freundlichen Worte! Nur um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Selbstverständlich akzeptiere ich abweichende Meinungen und Geschmäcker. Ich habe wahrlich kein Problem damit, wenn jemandem Goulds Klavierspiel (oder auch meines) nicht gefällt. Nur berechtigt das nicht dazu, die Unwahrheit zu sagen. Wer behauptet, Gould sei ein "Pfuscher" (was ja wie gesagt laut Duden bedeutet, dass er liederlich und nachlässig arbeitet), äußert keine akzeptable "Meinung" sondern eine Verleumdung. Gould spielte bekanntlich auch deshalb keine öffentlichen Konzerte mehr, weil die mit seinem Anspruch absoluter Perfektion nicht zu vereinbaren waren. Unabhängig von der geschmacklichen Bewertung seines Spiels ist sein großartiges, beinahe einzigartiges Können unbezweifelbar. Ich kenne bis heute keinen Pianisten, der ihm an Klarheit der Artikulation und der polyphonen Strukturen gleichgekommen wäre. Sein Einfluss auf ganze Generationen von Musikern reicht bis heute, ob man sich dabei nun mehr an ihm reibt oder orientiert. Einem solchen künstlerischen Riesen mal eben im Vorbeigehen "Pfusch" vorzuwerfen oder zu behaupten, er würde nicht über das Niveau von Musikschülern hinauskommen, ist eine Unverschämtheit und eine Dummheit obendrein. Auch die sonstige "Argumentation" verdient die Bezeichnung nicht: Er hat die Wiederholungen in den Goldberg-Variationen weggelassen, ohne sich über seine Gründe zu äußern, na und? Würde ein Interpret alle seine interpretatorischen Entscheidungen verbal begründen, er käme nicht mehr zum Üben. Aber hier wird natürlich geschlossen, Gould wisse nicht, "was er mit den Wiederholungen anfangen soll" - angesichts eines Interpreten, der nach Auskunft seiner Produzenten mal eben vier oder fünf in Tempo, Klang und Charakter grundverschiedene Varianten ein und derselben Fuge aus dem Ärmel schüttelte, eine lächerliche Schlussfolgerung.

    Viele Grüße nach Wien,

    Christian

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