Friedrich Gulda - ein Janus unter den Pianisten?
Friedrich Gulda. Heute vor zehn Jahren starb der Pianist Friedrich Gulda in Weißenbach am Attersee. Gulda, der Pianist. Da fängt schon eines der Probleme an: Was war Friedrich Gulda eigentich? Klassischer Pianist mit Hang zum Jazz oder ein verhinderter Jazz-Pianist, der zufällig als klassischer Pianist erfolgreich war? An Gulda scheiden sich die Geister. Wie an Glenn Gould. Wenn auch sicher aus anderen Gründen als bei jenem. Was Gould und Gulda mit Sicherheit verbindet: Beide Künstler passten in keine Schablone, beide verweigerten sich den Regeln, den Konventionen, rebellierten gegen den klassischen Konzertbetrieb. Jeder freilich auf andere Weise: Gould zog sich von der Bühne zurück, veröffentlichte nur noch Studioaufnahmen, Goulda strebte danach als Jazz-Pianist ernstgenommen zu werden. Was ist von Friedrich Gulda geblieben? Wie nehmen wir ihn heute, zehn Jahre nach seinem Tod wahr?
Passenderweise ist kürzlich eine Box erschienen, die Aufnahmen des jungen Friedrich Gulda für RIAS Berlin aus den Jahren 1950 - 1959 enthält:
Neben Beethoven (natürlich Beethoven möchte man meinen ;+) ) enthält die Box folgende Aufnahmen:
Debussy: Pour le Piano;Estampes II "La soiree dans
Granada";Preludes "Des pas sur la neige" & "La serenade
interrompue"
+Ravel: Gaspard de la Nuit
+Chopin: Preludes Nr. 1-24;Nocturne Nr. 13;Barcarolle op. 60
+Prokofieff: Klaviersonate Nr. 7
+Mozart: Klavierkonzert Nr. 24
Gulda als einer der Beethoveninterpreten des 20. Jahrhunderts? Das ist sicher eines der Bilder die von Friedrich Gulda geblieben sind. Aber Gulda "konnte" weitaus mehr als "nur" als Beethoven spielen. Wie das Inhaltsverzeichnis der RIAS-Box erkennen lässt: So ist beispielsweise Chopin sicher keiner der Komponisten, mit denen man den Pianisten Gulda vorrangig in Verbindung bringt. Der Name Debussys überrascht da schon weniger. Das Gulda ein herausragender Debussy-Interpret war, ist keine fundamental neue Erkenntnis:
Aber eines der Wesensmerkmale Guldas (ständig will ich im Moment Goulda schreiben, wenn ich den Namen Gulda tippe ;+) ) ist sicher sein Fähigkeit, seine Zuhörer zu überraschen - etwas was mich an Gulda außerordentlich fasziniert - auch noch aus dem Grab, wie die vor einigen Jahren erschienen Mozart-Tapes belegen:
Aufnahmen aus der Werkstatt des Künstlers:
Was zeichnete eigentlich den Pianisten Gulda aus? Seine unheimlich sichere Technik, sein Gespür für Rythmus? Seine jedem Weihrauch abholde Sachlichkeit?
Was verbindet Ihr mit dem Pianisten Friedrich Gulda? Welche Aufnahmen schätzt Ihr und warum? Bühne frei!
Herzliche Grüße,
Christian