Friedrich Gulda - ein Janus unter den Pianisten?

  • Gulda: Mozart-Konzerte

    Mit den live-Mitschnitten gibt es anscheinend doch mehr Mozart-Konzerte mit Gulda, als ich gedacht hatte. Ich habe mal zusammengestellt, was ich gefunden habe; Ergänzungen, Korrekturen, Bewertungen, Kommentare sind willkommen!

    9 KV 271 Böhm Orfeo live 1969

    10 KV 365 Corea/Harnoncourt Teldec 1983?

    14 KV 449 Angerer Decca? 1954?, Sawallisch Orfeo live 1958

    17 KV 453 Angerer amadeo/Eloquence 1960)

    20 KV 466: Abbado DG 1975; Gulda NDR live 197?

    21 KV 467: Swarowsky Preiser (ursprgl.?) 1960?, Abbado DG 1975

    23 KV 488: Konwitschny 195? live Orfeo, Gulda NDR, Harnoncourt Teldec 1983

    24 KV 491 live? 195x?

    25 KV 503 Collins Decca 195x, Abbado DG 1976

    26 KV 537 Collins Decca 195x, Harnoncourt Teldec 1983

    27 KV 595 Swarowsky 1960?, Abbado DG 1976

    Tout le malheur des hommes vient d'une seule chose, qui est de ne pas savoir demeurer en repos dans une chambre.
    (B. Pascal)

  • KV 466 NDR gibt es von 1993. Näheres dazu demnächst im KV 466 Thread. Auch KV 488 wurde 1993 in Hamburg live aufgenommen und auf diese CD verewigt.

    Die Liveaufnahme von KV 466 und KV 537 aus München (für Video) entstand 1986. (Habe zu KV 466 dazu schon im entsprechenden Thread geschrieben.)

    Dieses KV 488 sollte man auch nicht vergessen, Details spätestens morgen (falls niemand anderer…):

    KV 491 wurde zweimal für Radioausstrahlungen aufgenommen, beide Male 1988 mit Nikolaus Harnoncourt, einmal in München mit den Münchner Philharmonikern, einmal in Wien mit den Wiener Symphonikern.

    KV 537 gab es 1988 auch live im ORF beim Fest zur Festspieleröffnung mit Harnoncourt aus Salzburg, das war jener Sommer wo Gulda in der Nacht darauf seine offiziellen Auftritte bei den Festspielen absagte und damit für einen Skandal sorgte.

    KV 595 gibt es auch mit Rudolf Kempe. Details kann ich voraussichtlich morgen nachliefern, wenn es niemand anderer tut.

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    Herzliche Grüße
    AlexanderK

  • Friedrich Guldas Aufnahmen von Mozart Klavierkonzerten:

    KV 271
    Böhm SBR 1969

    KV 365
    Corea Harnoncourt COA 1983

    KV 382
    Hager SBR 1969

    KV 386
    Hager SBR 1969

    KV 449
    Collins LSO 1954
    Sawallisch COA 1958

    KV 453
    Angerer KLGUO 1960

    KV 466
    Abbado WPH 1974
    Leinsorf WPH 1981 (Radioaufzeichnung)
    Gulda vom Klavier aus MÜPH 1986 (Fernsehaufzeichnung)
    Gulda vom Klavier aus WPH 1991 (Radioaufzeichnung)
    Gulda vom Klavier aus NDR 1993

    KV 467
    Swarowsky VOP 1962
    Live in Ossiach 3. Satz 1971 (LP)
    Abbado WPH 1974

    KV 488
    Konwitschny STKD 1961
    Rosbaud SWR 1963
    Harnoncourt COA 1983
    Abbado COE 1986 (Fernsehaufzeichnung aus Wien)
    Gulda vom Klavier aus NDR 1993

    KV 491
    Harnoncourt MÜPH 1987 (Radioaufzeichnung)
    Harnoncourt WSY 1987 (Radioaufzeichnung)

    KV 503
    Collins NSO 1955
    Abbado WPH 1975

    KV 537
    Collins NSO 1955
    Harnoncourt COA 1983
    Gulda vom Klavier aus MÜPH 1986 (Fernsehaufzeichnung)
    Harnoncourt COE 1988 (Fernsehaufzeichnung aus Salzburg)

    KV 595
    Swarowsky VOP 1962
    Simon Bukarest 1967 (LP)
    Kempe MÜPH 1972
    Abbado WPH 1975

    Vielleicht sind einige weitere Konzertaufführungen mitgeschnitten worden und werden irgendwann veröffentlicht, wie etwa KV 449 mit Sawallisch 1958 oder KV 488 mit Rosbaud 1963, die erst nach Erscheinen unten genannter Bücher auf den Markt kamen.
    Alle anderen Mozart Konzerte hat Friedrich Gulda offenbar nicht öffentlich gespielt oder aufgenommen.
    Quellen: Thomas Kanehl, Friedrich Gulda Wanderer zwischen Welten (eine Diskografie); Friedhelm Flamme: Der Pianist und Komponist Friedrich Gulda (listet penibel alle Aufführungen und Aufnahmen auf, vor allem ausgehend von Guldas und seiner Mutter geführten Konzertlisten, allerdings eigenartigerweise nicht KV 466 1981 mit Leinsdorf in Wien berücksichtigend, lief zuletzt 2005 in Ö1)

    Ergänzung: Natürlich auch KV 488 Konwitschny Staatskapelle Dresden 4.8.1961, oben nun auch korrigiert, man lese Kater Murrs Beiträge genau bevor man andernorts zu recherchieren beginnt, ich schreib mir´s hinter die Ohren...

    Herzliche Grüße
    AlexanderK

  • Vielleicht sind einige weitere Konzertaufführungen mitgeschnitten worden und werden irgendwann veröffentlicht, wie etwa KV 449 mit Sawallisch 1958 oder KV 488 mit Rosbaud 1963, die erst nach Erscheinen unten genannter Bücher auf den Markt kamen. (...) Ergänzung: Natürlich auch KV 488 Konwitschny Staatskapelle Dresden 4.8.1961, oben nun auch korrigiert, man lese Kater Murrs Beiträge genau bevor man andernorts zu recherchieren beginnt, ich schreib mir´s hinter die Ohren...


    Nach meinem Kenntnisstand gibt es außer den von Dir gelisteten Aufnahmen noch:
    KV 449 mit Hans Rosbaud (rec. SWF-Studio Baden-Baden 16.1.1962)
    KV 488 mit Joseph Keilberth (rec. live München 1962)
    KV 491 mit Igor Markevitch (Studioaufnahme Jesus-Christus-Kirche in Berlin-Dahlem 7.2. und 2.3.1953)
    KV 491 mit Joseph Keilberth (rec. live Ludwigsburg 1959)
    KV 503 mit Georg Solti (rec. live Paris 1956)

    «Denn Du bist, was Du isst»
    (Rammstein)

  • Ich bildete mir ein, es gäbe ein frühes KV 491 (vermutl. Konzert/Radiomitschnitt)? Ist denn KV 491 mit Harnoncourt in irgendeiner Weise erhältlich?

    Tout le malheur des hommes vient d'une seule chose, qui est de ne pas savoir demeurer en repos dans une chambre.
    (B. Pascal)


  • KV 491 mit Igor Markevitch und dem RIAS-Sinfonieorchester Berlin in einer Studioaufnahme von 1953 (siehe mein obiges Posting) ist in dieser Box erhältlich

    Vielen Dank für alle Ergänzungen, das sind offenbar vielfach Neuerscheinungen, die in den Buchvorlagen noch nicht berücksichtigt waren.

    Herzliche Grüße
    AlexanderK

  • Die von Caesar73 ganz oben vorgestellte und auch von music_lover hervorgehobene Audite Box ist eine schöne posthume Reverenz an den Künstler, deutlich aufwendiger und liebevoller sowie faktenreich bemühter als diverse andere seit einigen Jahren erscheinende Sampler. Einziges Manko: Der sich besonders informiert geben wollende Text im Begleitheft wurde offenbar vor Drucklegung nicht auf die darin angeführten Jahreszahlen hin überprüft, denn die stimmen fast nie, insofern auffallend, als sie (so dort auch angegeben) im Quellenverzeichnis stimmen und auch angesichts der dort aufgeführten Quellen eigentlich stimmen müssten.

    Herzliche Grüße
    AlexanderK

  • Und hier bitte aufpassen:

     

    Die linke CD enthält Aufnahmen aus dem Münchner Herkulessaal von 1978, die rechte ist ein Billigsampler mit Ausschnitten aus den Mozart Tapes 1982. Offenbar war dieses Coverfoto kostenlos verfügbar und den Rest (Verwechselbarkeit und was drauf ist) interessiert sowieo niemanden. Zu bewußt für den Thread der gleichen Coverbilder, aber hier vielleicht als Hinweis nützlich, falls jemand die rechte CD vor oder in einem Buchladen in der Billig CD Kiste findet und nicht alle Sekundärprodukte zu den Mozart Tapes kaufen möchte. Für jemanden der in die Mozart Tapes auf CD nur reinhören möchte und nicht wert legt auf alle Boxen und weniger als 7 Euro hat ist das aber eventuell eine Möglichkeit, Guldas Mozartspiel kostengünstig kennenzulernen.

    Herzliche Grüße
    AlexanderK

  • Soeben diesen großartigen Mitschnitt Gulda/Szell/WPh mit LvB KK 5 aus dem Jahr 1966 entdeckt.


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    :juhu: :juhu: :juhu: :juhu: :juhu: :juhu: :juhu:

  • Zu Guldas Beethoven war in einem anderen Thread zu lesen:

    Zitat

    Er spielte neben Chopin die Waldstein-Sonate. Vom Tempo her ein Mittelding zwischen Dieter Zechlin (meine Lieblingsaufnahme) und Gulda, dessen Einspielung ich unerträglich finde, das reinste Nähmaschinen-Geratter, vor allem im 1.Satz. Schlimmer hätte das vermutlich nur Glenn Gould hinbekommen.

    Eine Frage Martin: um welche Aufnahme Guldas handelt es sich?

    :wink: :wink:

    Christian

    Rem tene- verba sequentur - Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen

    Cato der Ältere

  • Guldas Aufnahme ist von 1968

    Bei der von mir erwähnten Waldsteinsonate handelt es sich um die Aufnahme von 1968, die Gulda für das Label Amadeo eingespielt hat. Spätere Aufnahmen der Waldsteinsonate von ihm kenne ich nicht, könnte mir aber vorstellen, dass er gegen Ende seines Lebens von den Tempi her gemäßigter geworden ist. 1968 war er ja noch ein "junger Wilder"...

    LG Martin

  • Hier mal etwas zum Komponisten Friedrich Gulda:

    Ein eher unbekanntes Frühwerk Guldas ist sein (einziges) Streichquartett (in fis-Moll). Es entstand 1950.
    Stilistisch eindeutig mehr Joseph Marx (sein Lehrer auf der Musikakademie) als die großen Jazzer (seine damals erst "anlaufenden" Lehrer fürs Leben).
    Möglicherweise ein Werk, das bei einem Blindtest niemand mit Friedrich Gulda in Zusammenhang bringen wird. (Insofern ev. gut für Blindtests, wo man den Preis eigentlich doch nicht abgeben möchte.)
    Das Werk ist morgen Freitag 7.9.2012 zwischen 18 und 20 Uhr in BR-Klassik in einer Konzertaufzeichnung aus Traunstein mit dem Acies Quartett zu hören.
    "http://www.br.de/radio/br-klass…dung386528.html"

    Mit dem Acies Quartett liegt auch die CD Veröffentlichung des Werks vor, erschienen 2009:

    Zu Lebzeiten Guldas hat sich so ziemlich niemand für das Werk interessiert.
    Auch Guldas Violinkonzert "Wings" (uraufgeführt 1974) erschien erst posthum eingespielt auf CD:

    Herzliche Grüße
    AlexanderK

  • Radiohinweis BR-Klassik: In der heute (Samstag 29.12.2012) bald beginnenden Sendung "Zum 50. Todestag des Dirigenten Hans Rosbaud" (ab 19:05 Uhr) gibt es nach Franz Schuberts Symphonie Nr. 4 c-Moll (Concertgebouw-Orchester Amsterdam) und György Ligetis "Atmosphères" (Sinfonieorchester des Südwestfunks Baden-Baden und Freiburg) Wolfgang Amadeus Mozarts Klavierkonzert Es-Dur, KV 449 (Friedrich Gulda, Klavier; SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg). Von Gulda sind derzeit Aufnahmen dieses Konzerts auf CD mit Collins und Sawallisch im Handel verfügbar. Mit Rosbaud KV 488 (Hänssler). Insofern dürfte dies eine Rundfunk-Rarität sein.

    Herzliche Grüße
    AlexanderK

  • Ein Kuriosum in Friedrich Guldas Aufnahmegeschichte stellen Wolfgang Amadeus Mozarts Rondos für Klavier und Orchester D-Dur KV 382 und A-Dur KV 386 dar, finden sie sich doch lediglich als Rundfunkaufnahmen des Bayerischen Rundfunks von 1969 mit Leopold Hager und dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, hin und wieder in BR-Klassik gesendet, so KV 382 am 27.10.2012 in „Pour le Piano – Tastenspiele“ und KV 386 am 20.11.2007 im Morgenprogramm des Senders.

    Persönliche Höreindrücke:

    Gulda spielt das Thema von KV 382 wie kindlich-naiv, er gibt dem Thema „weise Unschuld“, und er bleibt in der Folge charmant-dezent, aber auch subtil verführerisch, im Mollteil dann geheimnisvoll poetisch. Das Orchester zeigt sich routiniert und kongenial auf den Pianisten abgestimmt.
    KV 386 kommt direkter, linear-zielstrebiger als das andere Rondo, kühler, konzertant vordergründiger, im Ansatz ähnlich motorisch wie Guldas Beethoven-Interpretationen. Auch hier passt sich das Orchester Gulda punktgenau an.

    Herzliche Grüße
    AlexanderK

  • Das ist eine zwielichtige CD Veröffentlichung aus dem Jahr 2002. 3 CDs, eine slowenische Pressung, Golden Melodram GM 4.0066, wirklich seltene Aufnahmen verheißend. Mozarts Konzerte KV 491 und KV 488 mit Joseph Keilberth, KV 503 mit Georg Solti, dazu Joseph Haydns Andante e Variazioni f-Moll Hob. XVII/6 und Beethovens Sonate op. 110, beide laut den beigefügten Angaben aufgenommen in Wien 1959. Mozarts Konzert KV 271 (Karl Böhm, Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, zuvor bereits auf Orfeo veröffentlicht) wurde definitiv 1969 und nicht wie angegeben 1967 aufgenommen, das macht schon einmal stutzig. Im Beiheft sieht man Fotos der Komponisten und Interpreten und findet aber keine weiteren Details gegenüber der Außenhülle. Immerhin: Die Mozart Konzerte KV 491 (Radio-Sinfonieorchester Stuttgart, Joseph Keilberth, Ludwigsburger Festspiele 1959), KV 503 (Orchestre National de France, Georg Solti, Paris 1956) und KV 488 (Symphonieorchester des BR, Joseph Keilberth, München 1962) wären was Friedrich Gulda betrifft diskographische Raritäten sondergleichen und versprechen reizvolle Vergleichsmöglichkeiten zu anderen Gulda Aufführungen dieser Werke. (Die sie dann teilweise auch bestätigen, was Guldas Interpretationsansatz über die Jahre hinweg betrifft, dies vorab.)

    Die Zwielichtigkeit offenbart brutal die dritte CD. Die ist zwar als dritte am Labelaufdruck mit den genannten Werken deklariert (KV 488 mit Keilberth und Beethovens Sonate op. 110, live Wien 1959), man hört aber noch einmal die zweite CD mit KV 503 und KV 271. Also hat man quasi eine Doppel CD mit einer CD davon zweimal gekauft, davon eine falsch bedruckt. Wer weiß, vielleicht erhält man wenn man das Produkt noch einmal bestellt diesmal die dritte CD doppelt und dafür die erste gar nicht. Die Recherche bei Friedhelm Flamme weist auch kein KV 488 Guldas mit Keilberth in München 1962 auf – Flamme betont, dass bei ihm Termine fehlen könnten, doch es ist unwahrscheinlich, dass dies eine so exzeptionelle Besetzung betrifft.

    Bleiben als echte Entdeckungen die Konzertaufnahmen von KV 491 und KV 503 sowie der Haydn. Zu den Mozart Konzerten schreibe ich etwas in die Werkthreads.

    Persönlicher Höreindruck Haydn:

    Die fast 15 Minuten langen Haydn Variationen, als Füller der ersten CD beigegeben, führt Friedhelm Flamme in seinem Gulda Buch nicht als 1959 in Wien gespielt auf, das muss aber (wie schon erwähnt) nichts heißen (obwohl Flamme ziemlich genau recherchiert hat). Das Werk passt gut nach Mozarts c-Moll Konzert, zwischen „Moll-Geheimnis“ und „Dur-Unschuld“. Gulda spielt auch hier linear-zielstrebig und lässt dabei die Haydn Klaviermusik zu zeitloser Größe aufblühen. Es dürfte kein Umschnitt der Schwetzinger SWR Aufnahme von 1959 sein, die auf CD verfügbar ist. Die ist in Stereo und „hustet anders“. Guldas Interpretation freilich wirkt „fast wie eine perfekte Kopie“, hört man Wien und dann in Schwetzingen hinein.

    Herzliche Grüße
    AlexanderK

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