Zu der o.g. Winterreise mit Bauer / Immerseel....
Das ist eine großartige Aufnahme! In jeder Hinsicht. Ich gebe gerne zu, dass ich sehr durch die diversen FiDi-Winterreisen geprägt bin. Andere Aufnahmen – z. B. von Pregardien oder Güra – fand ich ganz gut, aber nicht annähernd so überwältigend. Die Aufnahme von Thomas E. Bauer und Jos van Immerseel (am Hammerflügel Christopher Clarke, 1988) ist einfach nur begeisternd, ich würde sie ohne Zögern den FiDi-Interpretationen zur Seite stellen. Gerade der wunderbare Klang das verwendeten Instruments trägt zur Stimmung bei.
Ein Rezensent auf der NDR-Kultur-Seite schrieb sehr richtig:
Der Ton tiefer Traurigkeit
Eine ungewohnte Farbe: Nicht so brillant und klar wie der moderne Steinway, sondern beinahe milchig verschwommen und ein bisschen heiser - dieser Hammerflügel lässt uns aufhorchen. Er sorgt für eine zerbrechliche, dunkle Stimmung.
Diese fragile Grundierung durch das Instrument gibt dem Sänger alle Freiheiten. Und die nutzt Bauer für eine eindringliche Interpretation. Mit seinem edlen Baritontimbre erzählt Bauer die Geschichte des einsamen, enttäuschten und lebensmüden Winterreisenden. Dabei trifft er den typisch Schubertschen Ton tiefer Traurigkeit geradezu erschütternd genau: Es ist kein schreiender Schmerz, der den Hörer anspringt, sondern meist eine leise, nach innen gekehrte Wehmut.
Bauer hat ein betörendes Timbre, er singt in der Tat sehr eindringlich und ausdrucksstark, alles fließt dabei ganz natürlich. Die Stimmfärbung und der Klang des Instrumentes harmonieren perfekt miteinander.
Meine Lieblingsaufnahme der Winterreise.