Kurt Böhme - Einer der Wiener Bässe

  • Kurt Böhme - Einer der Wiener Bässe

    Wir hatten., damals im Theater an der Wien gleich drei neue Hausbassisten (Kurt Böhme - GottlobFrick und Josef Greindl) und jeder für sich schöpften das Repertoire von Mozart bis zur Moderne in einer Vollkommenheit aus, von der man heute in unserer fast baßlosen Zeit nur träumen kann.

    Aber zu Kurt Böhme:

    Kurt Böhme war vielleicht der variantenreichste von ihnen, denn sein Repertoire beinhaltete auch sämtliche Buffopartien seines Faches:

    so war er etwa ein kauziger Haremswächter Osmin, ein gütiger Waffenschmied und vor allem ein stimmlich überwältigender Lerchenauer im "Rosenkavalier", eine Partie die er weit mehr als 500 Mal gesungen hat.

    Sein Stammhaus war die Bayrische Staatsoper München, doch auch Wien und Salzburg wahren jährliche längere Stützpunkte auf seiner künstlerischen Weltreise.


    gibt es natürlich auch als Gesamtaufnahme.

    Speziell in Wien sang Böhme auch noch den Komtur im "Don Giovanni", die Riesen im "Ring des Nibelungen" und einen orakelhaften Geisterboten in der "Frau ohne Schatten".

    Dank seines komödiantischen Talents wurde er aber auch im Zusammenhang mit seinem Plattenengagement bei der Firma EMI ein populärer Operettenkomiker.
    So etwa sein praller Schweinzüchter Zsupan im Zigeunerbaron, den er bei den Seefestspielen in Mörbisch sang, sein alternder Fürst Basil im "Graf von Luxemnurg" und sein wahrhaft liebeskranker Populescu in der "Gräfin Mariza".

  • Ich kenne Kurt Böhme natürlich nur aus einigen seiner Aufnahmen, er ist gestorben als ich erst ein paar Monate alt war. Auf der "Klangbühne" hat er bei mir allerdings einen sehr unterschiedlichen Eindruck hinterlassen.
    Ich schätze Kurt Böhme außerordentlich als einen der besten Bassbuffo-Sänger überhaupt. Sein Zsupan im "Zigeunerbaron" ist eine einmalige Glanzleistung, als Baculus ist er sehr gut. In "seriösen" Rollen, als Sarastro, Komtur oder Fafner finde ich ihn untadelig bis uninteressant. Heikel wird es aber, wenn Böhme an verzierte Musik gerät. Als Osmin (neben Fritz Wunderlich) versucht der damals immerhin schon 58-jährige Sänger sich mit der vis comica des erfahrenen Buffos über die Klippen der Musik zu retten, kann aber nicht verbergen, dass er der Rolle musikalisch eigentlich nicht (mehr?) gewachsen ist.
    Kurz gesagt: Böhme ist ein eindrucksvoller Sänger, der ein ehrendes Gedenken verdient hat, es kommt aber sehr darauf an, in welchen Rollen man ihn hört. Von Glanzleistungen bis zu Unter-Mittelmäßigem kann man mit ihm alles erleben.

    Ich liebe Wagners Musik mehr als irgendeine andre. Sie ist so laut, daß man sich die ganze Zeit unterhalten kann, ohne daß andre Menschen hören, was man sagt. - Oscar Wilde

  • ein wirklich ungemein farbenreicher, charakteristischer Bass, der nicht nur in den Bufforollen glänzt, sondern für mich auch der tollste, dämonischste, unerreichte Kaspar im Freischütz ist. Diese Rolle hat er fabelhaft gemeistert.
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    „Orchester haben keinen eigenen Klang,den macht der Dirigent"
    Herbert von Karajan

    „nicht zehn Prozent meiner Musikleute verstehen so viel von Musik wie diese beiden Buben“.
    Karajan nach einem Gespräch mit den Beatles George Harrison und Ringo Starr.

  • Für mich war Kurt Böhme einer der Garanten, dass wenn er den Sarastro in Wien sang, nichts schief gehen konnte. Er war, vielleicht, nicht ein Gottlob Frick oder Walter Kreppel aber, doch er sang und spielte ihn wundervoll.

    Lieeb Grüße sendet Euch Euer Peter aus Wien. :wink: :wink:

  • Nicht zu vergessen: Sein Großinquisitor in Verdis DON CARLOS! Ein von Dämonie geprägter, überaus beeindruckender Gegenspieler zu Gottlob Fricks Philipp.

    Diese Partie mit ihrer relativ hohen Tessitura kam Böhmes eher hell ausgeprägten Timbre entgegen.

    Die GA aus dem Jahr 1965 (in deutsch gesungen), auf die ich mich beziehe, ist ein Münchner Live-Mitschnitt mit u.a. James King (Carlos), Thomas Tipton (Posa), Claire Watson (Elisabeth) u. Dagmar Naaf (Eboli). Heinrich Bender dirigiert das Bayerische Staatsorchester.
    Zu erhalten beim Hamburger Archiv für Gesangskunst.

    :wink: lysiart

  • Ich habe Kurt Böhme nie als Großinquisitor gehört, aber ich bin beim Lesen über diesen Satz hier gestolpert und will noch einmal nachfragen:

    Diese Partie mit ihrer relativ hohen Tessitura kam Böhmes eher hell ausgeprägten Timbre entgegen.


    Stimmt das wirklich so? Oder ist es nicht eher umgekehrt: Die Partie des Großinquisitors liegt relativ tief, man braucht dafür einen Sänger mit sicheren und kräftigen tiefen Tönen. Und damit käme diese Rolle Böhmes meinem Eindruck nach eher kräftigem, schwarzem Timbre mit ausgeprägter Tiefe entgegen.

    Ich liebe Wagners Musik mehr als irgendeine andre. Sie ist so laut, daß man sich die ganze Zeit unterhalten kann, ohne daß andre Menschen hören, was man sagt. - Oscar Wilde

  • ein wirklich ungemein farbenreicher, charakteristischer Bass, der nicht nur in den Bufforollen glänzt, sondern für mich auch der tollste, dämonischste, unerreichte Kaspar im Freischütz ist. Diese Rolle hat er fabelhaft gemeistert.

    Gerade in der Partie habe ich ihn vor Kurzem noch einmal gehört und es ist wirklich eine seiner Glanzpartien. Vom Ausdruck her absolut passend, aber rein stimmlich gesehen, schummelt er sich schon immer wieder a bisserl durch. Die kleinen Notenwerte, manche Verzierungen - die konnte er schon sehr großzügig handhaben. ;) Trotzdem ein Ereignis.

    Irgendwie habe ich aber das Gefühl, dass er aber v.a. mit Buffo-Partien in Verbindung gebracht wird, oftmals auch als ein ein wenig polternder Komödiant. Das mag späteren Abnutzungen der Stimme geschuldet sein, wird ihm sicherlich aber auch nicht gerecht.

    Großartig der noch junge Böhme in dieser Aufnahme von 1944:

    Da kommt der schwarze Bass schon voll zum Tragen, kommt mit der Tessitura wunderbar zurecht und ist entsprechend bedrohlich.

    :wink: Wolfram

    "Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern." (Samuel Beckett)

    "Rage, rage against the dying of the light" (Dylan Thomas)

  • Kurt Böhme war mein "erster" Sarastro (an der Seite von Rudolf Schock, Walter Berry, Anny Felbermayer), an den ich mich noch immer gern erinnere. Die Rolle war bei ihm in sicheren Händen - dem Diktat dieses Priesterfürsten beugte man sich gerne...

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    Homo sum, ergo inscius.

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