In all dem ist dieses Stück purer Ausdruck extremer menschlicher Erfahrungen und Seelenzustände, rücksichtslos gegenüber Spielern und Zuhörern
Ja, wenn man sich auf diese Betrachtungsweise konzentriert. Allerdings nehme ich diese Ballade gleichzeitig als geschlossener wahr als beispielsweise über weite Strecken die Fantaisie-Polonaise mit ihrer bisweilen umherirrend-suchenden Charakteristik. Letztere ist, wie ich es höre, schwerer zugänglich, löst sich aber wohlgefälliger auf. Die Ballade hat durchaus auch vornehme, empfindsame Züge, aber eingebettet in eine sehr komplexe, z.T. polyphone Struktur und in der Ausarbeitung mit durchaus auch radikalen Mittel sehr fordernde Klangsprache. Eine Herausforderung für den Interpreten, eine überzeugende Balance zu finden, die die empfindsame Seite der Menschlichkeit Chopins genausowenig leugnet wie die verstörend kompromisslose kompositorische Kunst.