Bernstein, Leonard: Die Sinfonien eines großen Dirigenten

  • Bernstein, Leonard: Die Sinfonien eines großen Dirigenten

    Hallo Bernstein-Freunde,

    Leonard Bernstein (1918 - 1990) ist jüdischer Abstammung und diese Thematik prägt und durchzieht sein gesamtes Schaffen. Seine eindrucksvollen Sinfonien sind geprägt von seinem tiefen Glauben, seiner Verbundenheit zum Judaismus und enthalten zudem die bernsteintypischen Jazzelemente.

    Seine Sinfonie Nr.1 „Jeremiah“ schrieb Bernstein im Jahre 1942 für einen Kompositionswettbewerb des NewEngland Conservatory. Bei der Preisvergabe ging Bernstein zwar leer aus, doch der Leiter seiner Dirigentenklasse Fritz Reiner war überaus angetan von der Sinfonie und wollte diese in Pittsburg uraufführen. Er überließ diese Aufgabe dann am 28.Januar1944 Bernstein selbst. Der Erfolg, auch in Boston im Februar 1944 bestimmte die Sinfonie zur besten Neukomposition des Jahres.
    Die Sinfonie Jeremiah hat kein direktes Programm. Es wird in geringem Maß häbräisches Themenmaterial aus der Lithurgie verwendet.
    Im ersten dramatischen Satz „Weissagung“ geht es um die inständigen Bitten des Propheten an sein Volk.
    Der zweite emotionale Satz „Entweihung“ beschreibt die Zerstörung und das Chaos, die durch die heidnische Verderbtheit der Priester und des Volkes ausgelöst wurde.
    Der dritte Satz „Lamentation“ für Sopran und Orchester enthält die biblischen Klagelieder Jeremias um sein geliebtes Jerusalem, der am Ende dann Trost bringt.

    Die Sinfonie Nr.2 für Klavier und Orchester „The Age of Anxiety“ (Das Zeitalter der Angst) von 1948/49 ist eine Art Programmmusik, die sich eng an das gleichnamige Gedicht von W.H.Auden hält.
    Es wird die Stimmung von 4Menschen in einer Bar geschildert, die dann zusammen in die Wohnung der Frau fahren, weiter feiern und später zu sich selbst finden (absolute Kurzbeschreibung). Das ist von Bernstein sehr gut durchdacht und hat seine kompositorische Berechtigung. Das Ergebnis ist jedenfalls eine höchstinteressante Sinfonie mit vielen Jazzelementen, dramatischen Momenten und ein großes Meisterwerk des 20.Jahrhunderts, das für den Hörer an keiner Stelle uninteressant oder langweilig ist.
    Bernstein widmete die Sinfonie seinem Mentor Serge Kussewitzky, der am 08.April 1949 mit Bernstein am Klavier die Uraufführung leitete.
    Bernstein erstellte 1965 eine revidierte Fassung, die er als die Gültige und Zufriedenstellende bezeichnete, weil der Klaviersolist im Finale nun eine gewichtige Rolle im konzertanten Gesamtzusammenhang hat.

    Die Sinfonie Nr.3 „Kaddish“ für Sprecher und Orchester ist im November 1963 fertig gewesen. Sie basiert auf dem jüdischen Totengebet Kaddish.
    Der Zufall wollte es so, das das John F.Kennedy-Attentat in diesem Jahr am 22.11.1963 stattfand und so hat Bernstein diesem ersten katolischen Präsidenten der USA seine Sinfonie gewidmet.
    Im darauffolgenden Jahr unter dem Eindruck und der Trauer zum Tode Kennedy´s wurde die schwergewichtigste Aufnahme in der Erstfassung mit Bernstein/NewYorker PH und als Sprecher seine Frau Felicia Montealgre. Die New Yorker Musiker und Frau „Bernstein“ standen unter dem Eindruck der Trauer zu dem Ereignis und so ist eine atemberaubende Interpretation seitens aller Beteiligten entstanden, in der sich die tiefe Trauer wiederspiegelt. Die weibliche Sprecherstimme ist absolut herzzerreißend (zum Glück singt sie nicht). Ausgerechnet paßt auch der Inhalt der Sinfonie um diese Trauer auszudrücken.
    Wohlgemerkt --- die Sinfonie wurde 1963 ursprünglich nicht von Bernstein zum Tode Kennedy´s geschrieben.

    Bernstein hat 1976 die Sinfonie bearbeitet um unter anderem die Länge der Sprecherauftritte zu reduzieren. So ist die DG-Aufnahme von 1976 mit dem Israel Philharmonic Orchestra in der zweiten Fassung der Sinfonie Nr.3 mit einem männlichen Sprecher (Micheal Wagner) besetzt. Ich finde eine sehr willkommene Ergänzung zur CBS-Aufnahme von 1965.

    Zu den Bernstein-Aufnahmen bei DG und CBS/SONY:

    Die 3 Sinfonien habe ich in den 70er Jahren aus dem Rundfunk in der NewYorker-Aufnahme kennengelernt und aufgenommen. Später habe ich mir dann die DG-Aufnahmen mit Bernstein / Israel PO incl. andere Sinf.Werke auf LP gekauft und war von der atemberaubenden Klangqualität auf LP begeistert. Die DG-Übernahme auf CD ist nicht so einwandfrei gelungen, wie man es sonst gewohnt ist – aber auch nicht so schlecht, das man diese nicht kaufen könnte oder sollte, denn die Interpretation ist absolut authentisch.

    :thumbup: Erst viel später habe ich die beiden SONY-CD´s mit den drei Bernstein-Sinfonien (Bernstein / NewYorker PH, SONY, 1961-65) gekauft. Das sind die CBS-Aufnahmen, die ich Jahre zuvor im Rundfunk aufgenommen habe und die es auch auf CBS-CD´s gab – sie waren mir damals zu teuer.
    Diese CBS-Aufnahmen mit Bernstein sind perfekt und klangtechnisch auf sehr hohem Niveau (meinen alten Bandaufnahmen natürlich haushoch überlegen).
    Die DG-Aufnahmen geben in kammermusikalischen Passagen machmal hier und da noch mehr Informationen frei und klingen in Schlagzeugpassagen präzisier. Welcher Aufnahme man letztendlich den Vorzug gibt bleibt Geschmackssache – sie sind Beide (SONY und DG) großartig.


    Wenn man die SONY/CBS-Aufnahmen hat braucht man die DG-Aufnahmen nicht unbedingt, aber wenn man, wie ich bisher die DG-LiveAufnahmen hat, dann sind die CBS-Aufnahmen eine wunderbare Ergänzung, besonders wegen der emotionsgeladenen Erstfassung der Sinfonie Nr.3.
    :thumbup: Es ist einfach gut, wenn man beide Bernstein-Aufnahmen DG und SONY/CBS besitzt.


    Die DG-Aufnahmen der Sinf.Nr.1 und 2 sind live in der Berliner Philharmonie 1977 aufgenommen, die Nr.3 live in Mainz (BRD) und haben ebenfalls eine Qualität, die nur durch einen Dirigenten wie Bernstein erreicht wurde. Bernstein bewegt die Musiker des Israel Philharmonic Orchestra zu Höchstleistungen; nicht anders als 16Jahre zuvor in NewYork.

    ;+) Die beim Erscheinen so hochgelobte NAXOS-Aufnahme der Sinfonie Nr.2 mit J.Judd ist sauber und perfekt eingespielt (mehr nicht), doch bei genauem und mehrmaligem Hören stellt man doch fest, das kein anderer als Bernstein seine eigenen Werke besser interpretieren konnte. Da werden Emotionen frei gesetzt, die mit dem Tode Bernsteins verpufft sind.

    :juhu: Wie gut das Bernstein in einer Zeit gelebt hat in der er seine Werke in mustergültiger Qualität aufnehmen konnte.

    Die DG-Aufnahmen mit dem Israel PO:


    DG, 1978, ADD


    Die CBS-Aufnahmen mit den New Yorker PH:


    SONY, 1961 (Nr.1), 1965 (Nr.2 mit P.Entremont, Klavier), 1963 (Nr.3), ADD

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    Gruß aus Bonn

    Wolfgang

  • Die 3 Sinfonien eines großen Dirigenten

    Was haltet ihr heute 2013 von den Bernstein-Sinfonien ? Wer schätze die 3 Sinfonien und hört sie regelmässig ?


    :-OOOO- Leider ist dieser Thread bis heute ohne Resonanz geblieben !

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    Gruß aus Bonn

    Wolfgang

  • Hallo teleton,

    ein später, aber umso herzlicherer Dank für den Thread.
    Ich werde sicher mal dazu etwas schreiben. Derzeit tausend andere "Baustellen". Habe die Sony und DGG Aufnahmen, möchte sie mal in Ruhe vergleichen. Von der 1. Symphonie "Jeremiah" kenne ich auch eine Radioaufnahme aus Salzburg 1987 mit den Wiener Philharmonikern und Christa Ludwig, von der Zweiten (ist ja ein "verkapptes Klavierkonzert") eine neulich in Ö1 aufgenommene Interpretation mit Hamelin, von der 3. Symphonie eine Fernsehaufnahme mit August Zirner als Sprecher (Fassung auf Deutsch). Die gibt´s auch bei youtube, vielleicht hilft das denjenigen, die zur Originalversion weniger Zugang finden:
    "

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    "

    Die Zweite gibt es übrigens in der Century Edition sowohl mit Foss als auch mit Entremont.

    Ich bin ein Fan des Komponisten Leonard Bernstein in allen Bereichen (Klaviermusik, Kammermusik, Orchesterwerke, Bühnenwerke) und setze mich gerne für ihn ein. Plane auch einen Thread zu "Mass" und ev. zu einem meiner absoluten Lieblingswerke, "Halil" für Flöte und Kammerorchester.

    Aber gerne demnächst mal mehr zu den Symphonien. Ist vorgemerkt...

    Herzliche Grüße
    AlexanderK

  • Die Zweite gibt es übrigens in der Century Edition sowohl mit Foss als auch mit Entremont.

    Und dann auch noch bei Orfeo als Live-Mitschnitt von den Salzburger Festspielen (rec. 16. August 1959) mit Seymour Lipkin

    «Denn Du bist, was Du isst»
    (Rammstein)

  • Ja natürlich lieber music lover, und die hab ich auch, danke für die Ergänzung! Wird ein umfangreicheres Vergleichshören...

    Ich überlege auch, "Coverversionen" (mit anderen Dirigenten) zu sammeln, etwa die hier

    oder die CD Aufnahme mit Hamelin,

    auch aus Neugier den Judd, den teleton oben auch erwähnt hat.

    Herzliche Grüße
    AlexanderK

  • Die Zweite gibt es übrigens in der Century Edition sowohl mit Foss als auch mit Entremont.

    Ja, aber es handelt sich um zwei verschiedene Zweite - jedenfalls um zwei verschiedene Fassungen. Bei der hier:

    gezeigten CD mit Lukas Foss ist die Erstfassung der Symphonie aus dem Jahr 1949 eingespielt.

    Auf dieser CD:

    mit Entremont ist die Zweitfassung aus dem Jahr 1965 gespielt worden (die gibt's auch auf der DGG-CD mit Foss zu hören).

    Die beiden Fassungen unterscheiden sich sehr grundlegend hinsichtlich der Konzeption des Finalsatzes, wobei in der Erstfassung das Soloklavier schweigt (für mich eine sehr überzeugende Lösung nach der vorausgehenden, infernalisch-orgiastischen Masque), während Bernstein in der Zweitfassung den Solokonzert-Aspekt der Symphonie betont und das Klavier im Finale dialogisieren lässt und ihm sogar eine Art Kadenz zugesteht. Ist sicher Geschmacksache , was man überzeugender findet. Durchgesetzt hat sich die Zweitfassung. Ich mag naklar beide ...

    Adieu,
    Algabal

    Keine Angst vor der Kultur - es ist nur noch ein Gramm da.

  • RE: Erst- oder Zweitfassung des Finalsatzes der Sinfonie Nr.2

    Ich hatte vor langer Zeit die Fassungen in den Bernstein-Aufnahmen - Erstfassung (mit Foss) und die Zweitfassung (mit Entremont) miteinander verglichen. Ich fand, auch im Hinblick auf Bernsteins Gründe seine Zweitfassung die Gültige und Zufriedenstellende zu betrachten, die Zweitfassung stimmiger. Hier weist er dem Klavier eine gewichtige Rolle zu, genau wie Albabal es im Vorbeitrag beschreibt.

    Die SONY-CD mit Foss mit Aufnahmedatum 1949 war zudem klanglich recht gewöhnungsbedürftig und natürlich in Mono. Aus den beschreibenen Gründen und wegen des Klanges habe ich die CD wieder abgesetzt. Aber Foss ist auch mit der Zweitfassung in der DG-Aufnahme mit Bernstein erstklassig !

    ______________

    Gruß aus Bonn

    Wolfgang

  • Hi Wolfgang,

    gerade das:

    Ich fand, auch im Hinblick auf Bernsteins Gründe seine Zweitfassung die Gültige und Zufriedenstellende zu betrachten, die Zweitfassung stimmiger.

    finde ich nicht - und zwar deshalb nicht, weil mir die Präsenz des Soloklaviers im Epilog die Konzeption des Werks zu unterminieren bzw. ad absurdum zu führen scheint.

    Warum? Bernsteins Symphonie The Age of Anxiety bezieht sich bekanntlich auf das gleichnamige Langgedicht von W. H. Auden, dem es auch in der Anlage folgt; die Satzbezeichnungen der Symphonie [The Prologue - The Seven Ages - The Seven Stages - The Dirge - The Masque - The Epilogue] entsprechen den "Kapitel-" oder "Abschnittüberschriften" des Audenschen Gedichts. Allerdings zieht Bernstein eine weitere Strukturebene ein, indem er die sechs Abschnitte zu zwei Gruppen zusammenfasst (er fasst die Symphonie in zwei Teile, deren erster aus den unmittelbar ineinander übergehenden Abschnitten The Prologue - The Seven Ages - The Seven Stages besteht, während der zweite entsprechend die ebenfalls ineinander übergehenden Abschnitte The Dirge - The Masque - The Epilogue umfasst). Durch diese Zusammenfassung der sechs Abschnitte in zwei Teile, wird die bei Auden angelegte, symmetrische Struktur stark akzentuiert und geradezu ein spiegelbildliches Verhältnis der beiden Teile suggeriert - wobei bei Bernstein (wie bei Auden) das eigentliche "Geschehen" in die vier Binnenabschnitte gelegt wird, in denen das Solo-Klavier als Protagonist (eine Entsprechung der Figur Malin im Gedichts?) fungiert. Prologue und Epilogue bilden gewissermaßen den kommentieren Rahmen des Geschehens, in dem die Ausgangssituation/-Stimmung und die Endsituation/-stimmung gezeichnet werden.

    In der Erstfassung wird dies sehr schlüssig entwickelt, indem Prologue und Epilogue dem Orchester vorbehalten sind (erst ganz am Ende des Epilogues stimmt das Klavier wieder mit einem abschließenden Akkordschlag verhalten ein) während die Binnenabschnitte stark vom Klavier-Protagonisten dominiert sind. Das ist großartig durchdacht!

    In der Überarbeitung wird das durch die Integration des dominanten Klavier-Protagonisten in den Epilogue vollkommen aufgebrochen und die gesamte Anlage des Werks - wenn nicht widersinnig, so doch mindestens - fragwürdig.

    Ich kannte zuerst die Zweitfassung in der DGG-gelabelten Einspielung mit Foss - und fand den Schluss immer irgendwie unpassend (die Musik ist tatsächlich tendenziell kitschig) - so kann doch diese Szenerie der Verlorenheit nicht aufgelöst werden?! Erst als ich die Erstfassung gehört habe, hab ich begriffen, dass das gar nicht mehr zum Geschehen gehört, dass das gar keine "Lösung" ist, sondern eine kommentierende Reflexion der übereuphorisierten Stimmung nach der Masque, die gerade nicht einen Weg aus der Einsamkeit des Protagonisten und der anderen Figuren bedeutet.

    So schön es ist: das Klavier gehört hier nicht in den Epilogue, das macht gar keinen Sinn.

    Wie ich schon schrieb: Ich mag beide Fassungen - aber die erste ist einfach schlüssiger. Da kann Berstein selbst meinen, was er will ... ;+)

    Die Aufnahmequalität der Erstfassung mit Berstein/Foss finde ich übrigens gar nicht schlecht. Ist halt eine Mono-Aufnahme aus 1950 - aber eine ziemlich sehr gute.

    Adieu,
    Algabal

    Keine Angst vor der Kultur - es ist nur noch ein Gramm da.

  • Ich habe eben meine Neuerwerbung gehört, die 1994er Aufnahme der 2. Sinfonie mit dem US-Dirigenten und Pianisten Jeffrey Kahane als Solisten, Andrew Litton leitet das Bournemouth SO. Mehrere amerikanische Rezensenten bezeichneten diese Aufnahme als mustergültig und mindestens genau so gut wie LBs eigene Aufnahmen - mir fehlt da bisher leider der Vergleich, es klingt jedenfalls ziemlich gut :rolleyes: Da im Epilogue ein Klaviersolo vorkommt, dürfte es sich hier wohl um die überarbeitete Fassung handeln. Sehr schöne Musik, die jedem gefallen dürfte, der Edward Hoppers "Nighthawks" mag ;+)

    Toll ist auch die Koppelung mit dem sehr jazzigen "Fancy Free" von 1944, das ein akustisches Spiegelbild des quirligen Manhattan der Entstehungszeit und seiner bunten Mischung von Bewohnern ist. Dagegen habe ich von der Candide-Ouverture schon weitaus prickelndere Aufnahmen gehört.

    Andrew Litton ist übrigens nicht Brite, sondern gebürtiger New Yorker. Nach dem Besuch eines der Young Peoples Concerts von Leonard Bernstein entschied der 11-jährige, dass er Dirigent werden will. Zehn Jahre später hatte er den Bachelor of Music der Juilliard School in der Tasche; ein weiteres Jahr später war er bereits Assistant Conductor an der Mailänder Scala :thumbup:


    Cheers,

    Lavine :wink:

    “I think God, in creating man, somewhat overestimated his ability."
    Oscar Wilde

  • Einspielungen von Bernsteins Symphonien sind immer eine heikle Sache – das macht ja schon der Eröffnungsbeitrag zu diesem Thread deutlich -, hat doch der Komponist selbst gleich zwei Gesamteinspielungen seiner Symphonien vorgelegt. Und an denen wird jede andere Interpretation sich messen lassen müssen und gemessen werden. Wenn dann jemand etwas anders macht als Bernstein, kann es eigentlich nur „falsch“ sein; und wenn jemand alles genauso macht wie Bernstein – wozu braucht man dann diese neue Einspielung? Naja, jedenfalls hat Naxos nach der Judd/Schwarz-Einspielung bereits die zweite Gesamteinspielung der drei Bernstein-Symphonien vorgelegt und zwar mit dem Baltimore Symphony Orchestra unter Marin Alsop:

    Die „Kaddish“-Symphonie war bereits 2015 auf den Markt gekommen. Die CD mit „Jeremiah“ und „The Age of Anxiety“ ist jetzt im Januar erschienen. Interessant ist, dass Jean-Yves Thibaudet den Klavierpart in „The Age of Anxiety“ übernommen hat.

    Hab mir die beiden CDs letzthin gekauft, bisher aber nur „Jeremiah“ zwei mal gehört. Davon bin ich einigermaßen enttäuscht. Alsop nimmt insgesamt zügige Tempi, unterspielt aber den dramatischen Charakter der Symphonie auf eklatante Weise. Der zweite Satz („Profanation“) etwa bleibt – anders als bei Bernstein selbst oder auch bei Judd (dessen Interpretation der „Jeremiah“-Symphonie ich ganz außerordentlich gut finde – ebenso das gekoppelte Konzert für Orchester „Jubilee Games“) völlig unorgiastisch und brav. Wo da die "Entweihung" sein soll, wird einem von Alsop nicht wirklich vermittelt. Muss ich nochmal nachhören und schreibe dann hier vielleicht nochmal was dazu.

    Hier auch mal das Bildchen zu der erwähnten CD mit den IMO außerordentlich guten James Judd-Interpretationen von "Jeremiah" und "Jubilee Games", die in diesem Thread noch gar nicht verlinkt war:

    Adieu,
    Algabal

    Keine Angst vor der Kultur - es ist nur noch ein Gramm da.

  • Bernsteins "Jeremiah" mit Bernstein

    Bernstein hat die "Jeremiah"-Symphonie übrigens dreimal eingespielt. Die CBS- und DGG-Aufnahme hat teleton oben ja gezeigt. Es gibt aber noch eine sehr frühe (Mono)Einspielung mit dem St. Louis Symphony Orchestra und Nan Merriman (Mezzo), die am 1. Dezember 1945 für das Label Victor aufgenommen wurde. Die Einspielung (klanglich gar nicht schlecht und interpretatorisch mit ziemlich viel Drive und Drama, wie ich finde) ist u.a. in dieser Kompilation enthalten (allerdings mit falscher Angabe zum Aufnahmedatum [ca. 1950]) :

    Die Kompilation enthält übrigens auch die Monoeinspielung der Erstfassung von "The Age of Anxiety" mit Lukas Foss.

    Adieu,
    Algabal

    Keine Angst vor der Kultur - es ist nur noch ein Gramm da.

  • Bernsteins "Jeremiah" gibt es noch in dieser Aufnahme, die aber nur als Download zur Verfügung steht:

    [Blockierte Grafik: https://images-eu.ssl-images-amazon.com/images/I/61pYPcNtpOL._SS500.jpg]
    (AD: Januar 2011, Walt Disney Concert Hall, Los Angeles, live)

    Kelley O'Connor, Mezzo-Sopran
    Los Angeles Philharmonic
    Gustavo Dudamel

    "Musik ist für mich ein schönes Mosaik, das Gott zusammengestellt hat. Er nimmt alle Stücke in die Hand, wirft sie auf die Welt, und wir müssen das Bild zusammensetzen." (Jean Sibelius)

  • Diese Aufnahme gibt es auch als CD:

    (AD: Mai 1989, Musis Sacrum - Musis & Stadstheater, Arnhem)

    "Musik ist für mich ein schönes Mosaik, das Gott zusammengestellt hat. Er nimmt alle Stücke in die Hand, wirft sie auf die Welt, und wir müssen das Bild zusammensetzen." (Jean Sibelius)

  • Wo wir grade am sammeln sind: Es gibt auch noch eine weitere Aufnahme von "The Age of Anxiety":

    Adieu,
    Algabal

    Keine Angst vor der Kultur - es ist nur noch ein Gramm da.

  • Zitat von Algabal

    Bernstein hat die "Jeremiah"-Symphonie übrigens dreimal eingespielt. Die CBS- und DGG-Aufnahme hat teleton oben ja gezeigt. Es gibt aber noch eine sehr frühe (Mono)Einspielung mit dem St. Louis Symphony Orchestra und Nan Merriman (Mezzo), die am 1. Dezember 1945 für das Label Victor aufgenommen wurde.


    Auf einer RCA-Ausgabe dieser Aufnahme habe ich eben das Aufnahmedatum 14.02.1945 gefunden ....

    Adieu,
    Algabal

    Keine Angst vor der Kultur - es ist nur noch ein Gramm da.

  • Auf einer RCA-Ausgabe dieser Aufnahme habe ich eben das Aufnahmedatum 14.02.1945 gefunden ....

    Adieu,
    Algabal

    Das müsste diese Aufnahme sein:
    [Blockierte Grafik: https://images-na.ssl-images-amazon.com/images/I/41Nk-1ibrcL.jpg]

    Auf dieser CD befinden sich das "Songfest"* und "In memoriam: Nathalie Koussevitzky"**. Aufgenommen am 20./21. April 1992* und am 17. September 1992** jeweils in der Powell Symphony Hall in St. Louis. Die Sinfonie Nr. 1 "Jeremiah" wurde am 14. Februar 1945 im Kiel Opera House in St. Louis aufgenommen. Dieses Aufnahmedatum wird hier bestätigt.

    "Musik ist für mich ein schönes Mosaik, das Gott zusammengestellt hat. Er nimmt alle Stücke in die Hand, wirft sie auf die Welt, und wir müssen das Bild zusammensetzen." (Jean Sibelius)

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