Harry Kupfer - Die Opernarbeiten auf DVD

  • Harry Kupfer - Die Opernarbeiten auf DVD

    Die Soldaten sind bei 2001 momentan preisgünstiger zu erwerben. Die Regie des Opern-Meisterwerkes von B.A. Zimmermanns ist nicht schlecht, aber mir oft zu sehr gefüllt mit optischen + choreographischen Eindrücken. Sehr gut gefällt mir das Orchester unter der Leitung von Kontarsky.



    :wink:

    „Ein Komponist, der weiß, was er will, will doch nur was er weiß...“ Helmut Lachenmann

  • Den "Ring" gibt's auch alternativ so:

    Barcelona statt Bayreuth, de Billy statt Barenboim, und einige (wie viele eigentlich?) Jahre später entstanden.

    Könnte jemand was zu den Unterschieden zwischen beiden Versionen schreiben?

    Michel

    Es gibt kaum etwas Subversiveres als die Oper. Ich bin demütiger Diener gegenüber diesem Material, das voller Pfeffer steckt. Also: Provokation um der Werktreue willen. (Stefan Herheim)

  • Nicht fehlen darf natürlich Kupfers berühmter "Fliegender Holländer" aus Bayreuth (1985):

    Es gibt kaum etwas Subversiveres als die Oper. Ich bin demütiger Diener gegenüber diesem Material, das voller Pfeffer steckt. Also: Provokation um der Werktreue willen. (Stefan Herheim)

  • Und noch'n Wagner, den es aber derzeit nicht auf DVD gibt:

    Richard Wagner: Parsifal
    Daniel Barenboim dirigiert die Staatskapelle Berlin. Es singen u. a. Poul Elming, John Tomlinson und Waltraud Meier

    Aber Kupfer konnte nicht nur Wagner, sondern auch Strauss:

    Richard Strauss: Elektra
    Claudio Abbado dirigiert Chor und Orchester der Wiener Staatsoper.
    Es singen u.a. Eva Marton, Brigitte Fassbaender, Cheryl Studer, James King und Franz Grundheber.

    Vom anderen Ende des Repertoires (vom Entstehungsdatum aus gesehen) kommt diese Inszenierung:

    Christoph Willibald Gluck: Orfeo ed Euridice
    Helkmut Haenchen dirigiert Chor und Orchester der Royal Opera Covent Garden
    Es singen Jochen Kowalski, Gillian Webster und Jeremy Budd

    Aus dem Jahr 1984 gibt es auch eine Aufzeichnung von Händels Giustino mit Jochen Kowalski, über die ich aber sonst nichts weiß.

    Apropos Orpheus und Jochen Kowalski: eine von Kupfers besten Arbeiten und die beste deutsche Offenbach-Aufführung, die je aufgezeichnet wurde (einschließlich Felsenstein) war seine Inszenierung von ORPHEUS IN DER UNTERWELT (1999) an der Komischen Oper Berlin mit Jochen Kowalski, Gabriele Fontana, Anny Schlemm und Roger Smeets. Die musikalische Leitung hat Tetsuo Ban. Leider ist diese TV-Aufzeichnung nie auf DVD erschienen. Das nachzuholen wäre etwas enorm verdienstvolles.

    Und noch eine halbe Obskurität, die es nie auf den DVD-Markt geschafft hat, aber im Netz als TV-Aufzeichnung kursiert: Nikolai Rimsky-Korsakoffs DAS MÄRCHEN VOM ZAR SALTAN aus dem Jahr 1978. Siegfried Kurz leitete die Staatskapelle Dresden. Es sangen u. a. Lydija Rushizkaja, Barbara Hoehne, Wolf Wollrad und Stephan Spiewok.

    :wink: Rideamus

    Ein Problem ist eine Chance in Arbeitskleidung

  • Meine Frage von weiter oben ist vermutlich schwer zu beantworten, weil kaum jemand beide Kupfer-Ringe im Schrank stehen haben dürfte... Ich versuch's trotzdem nochmal: Gibt es nennenswerte Unterschiede zwischen der Bayreuther Version und der aus Barcelona?

    Viele Grüße
    Michel

    Es gibt kaum etwas Subversiveres als die Oper. Ich bin demütiger Diener gegenüber diesem Material, das voller Pfeffer steckt. Also: Provokation um der Werktreue willen. (Stefan Herheim)

  • Lieber Michel


    Ich habe leider von beiden Ringen nur Ausschnitte gehört und der grosse Unterschied liegt bei den zum Teil anderen Besetzungen (Struckmann anstelle Tommlinsons und Polaski anstelle Evans).

    LG

  • Lieber Leporello

    Danke für Deine Einschätzung. Kannst Du auch etwas über die Inszenierung sagen? Ist die für Barcelona so deutlich überarbeitet worden, dass sich die Anschaffung der DVDs auch für denjenigen lohnen könnte, der die Bayreuth-Aufzeichnung schon besitzt?

    Viele Grüße
    Michel

    Es gibt kaum etwas Subversiveres als die Oper. Ich bin demütiger Diener gegenüber diesem Material, das voller Pfeffer steckt. Also: Provokation um der Werktreue willen. (Stefan Herheim)

  • hm... Anhand der wenigen Ausschnitte welche ich gesehen habe, würde ich sagen, dass die Inszenierung sich nicht gross gewandelt hat. Aber ich muss mir dann so oder so mal beide ganz zu Gemüte führen, schaue mal in den Videotheken nach.

  • Und noch'n Wagner, den es aber derzeit nicht auf DVD gibt:

    [Blockierte Grafik: http://ecx.images-amazon.com/images/I/518qPEuQePL._SL500_AA300_.jpg]

    Richard Wagner: Parsifal
    Daniel Barenboim dirigiert die Staatskapelle Berlin. Es singen u. a. Poul Elming, John Tomlinson und Waltraud Meier


    Und inzwischen gibt es den Kupfer-"Parsifal" auf DVD:


    :wink:
    Renate

    Unsre Freuden, unsre Leiden, alles eines Irrlichts Spiel... (Wilhelm Müller)

  • Sicher nicht ganz der richtige Faden, aber ich habe in der letzten Woche dieses Buch gelesen :

    Wenn man das so liest, macht einen das ja scho neugierig, vor allem, wenn es dann um Aufführungen geht, die NICHT auf DVD erschienen sind.
    Ganz besonders seine Berliner Salome von 1980 und die Uraufführung von Matthus' genialer "Judith".
    Gibt es hier eigentlich Capriccios, die der einen oder anderen ältere Kupfer-Arbeit beigewohnt haben und davon erzählen könnten?

    "Allwissende! Urweltweise!
    Erda! Erda! Ewiges Weib!"

  • Sicher nicht ganz der richtige Faden, aber ich habe in der letzten Woche dieses Buch gelesen :

    Wenn man das so liest, macht einen das ja scho neugierig, vor allem, wenn es dann um Aufführungen geht, die NICHT auf DVD erschienen sind.
    Ganz besonders seine Berliner Salome von 1980 und die Uraufführung von Matthus' genialer "Judith".
    Gibt es hier eigentlich Capriccios, die der einen oder anderen ältere Kupfer-Arbeit beigewohnt haben und davon erzählen könnten?

    Hallo Succubus,

    leider bin ich noch nicht in den Genuss gekommen, mal eine Arbeit von Kupfer auf der Bühne zu sehen. Was hätte ich heute dafür gegeben, seinen Bayreuther Ring im Festspielhaus zu sehen ... :faint: Na ja, zu der Zeit interessierte ich mich noch nicht die Bohne für Oper ... :D Anyway, was ich eigentlich sagen wollte: Das Buch von Dieter Kranz habe ich vor längerer Zeit auch gelesen. Es macht tatsächlich Appetit auf die Arbeiten von Kupfer. Allerdings bekam ich irgendwann das Gefühl, dass es Kranz manchmal etwas mit der Lobhudelei übertreibt, ich hätte mir zwischendrin auch mal ein paar kritische Töne gewünscht. Man bekommt fast den Eindruck - und jetzt übertreibe ich natürlich maßlos -, jede Arbeit von Kupfer sei eine Jahrhundertinszenierung. Ich fand das Buch durchaus interessant, es blieb aber ein etwas fader Beigeschmack.

    DiO :beatnik:

    "Wer Europa in seiner komplizierten Verschränkung von Gemeinsamkeit und Eigenart verstehen will, tut gut daran, die Oper zu studieren." - Ralph Bollmann, Walküre in Detmold

  • Hat die Berliner Staatsoper die Kupfer-Salome nicht noch im Repertoire? Vor drei oder vier Jahren lief die jedenfalls noch (allerdings wohl nicht jetzt im Schillertheater).

    Ich war ja nie der große Kupfer-Fan, gerade in den 90er Jahren, als er in Berlin und anderswo wie am Fließband inszeniert hat, waren das - soweit ich sie miterlebt habe - meist öde Aufgüsse aus dem immergleichen Bewegungsrepertoire in den immergleichen technoiden Bühnenbildern von Schavernoch. Wirkt heute irgendwie historisch, auch der Laser-Ring in Bayreuth... Was findet Ihr denn an dem so toll?

    Vor ein paar Jahren ist Kupfer ja wieder aus der Versenkung aufgetaucht und hat z.B. in Frankfurt neue (zum Teil recycelte) Inszenierungen auf die Bühne gebracht: La damnation de Faust, Palestrina und kürzlich noch Prokoffiefs Spieler. Berichte zu den erstgenannten Produktionen gibt's auch hier im Forum.


    Viele Grüße

    Bernd

    .


  • Ich war ja nie der große Kupfer-Fan, gerade in den 90er Jahren, als er in Berlin und anderswo wie am Fließband inszeniert hat, waren das - soweit ich sie miterlebt habe - meist öde Aufgüsse aus dem immergleichen Bewegungsrepertoire in den immergleichen technoiden Bühnenbildern von Schavernoch. Wirkt heute irgendwie historisch, auch der Laser-Ring in Bayreuth... Was findet Ihr denn an dem so toll?

    Meinst Du mit "an dem" Kupfer oder den "Laser-Ring"?

    DiO :beatnik:

    "Wer Europa in seiner komplizierten Verschränkung von Gemeinsamkeit und Eigenart verstehen will, tut gut daran, die Oper zu studieren." - Ralph Bollmann, Walküre in Detmold

  • Meinst Du mit "an dem" Kupfer oder den "Laser-Ring"?

    Den Laser-Ring. Neulich sah ich in diesem 3sat-Ring für Anfänger wieder Ausschnitte und dachte: ja mei, das war halt der Stand der Technik damals... Und natürlich der cool-energetische Lederhagen usw.

    Bei Kupfer allgemein kann ich durchaus verstehen, dass man verschiedene seiner Inszenierungen schätzt.


    Viele Grüße

    Bernd

    .

  • in den immergleichen technoiden Bühnenbildern von Schavernoch


    Die Inszenierungen über die ich las, hatten allerdings nicht Schavernoch als Szenograf, sondern jemand anderen, dessen Namen ich jetzt natürlich nicht mehr erinnere.

    Allerdings bekam ich irgendwann das Gefühl, dass es Kranz manchmal etwas mit der Lobhudelei übertreibt


    Das mag sein, aber zumindest neugierig macht es ja, wenn man's sieht, kann man sich ja immer noch eine eigene Meinung bilden, das ist ja kein Problem.

    Das Bernd nicht viel an Kupfer findet, sei ihm zugestanden, ich will Kupfer auch nicht zum Regie-Gott stilisieren, aber interessant lasen sich einige der Deutungen schon und der Laser-Ring gefällt mir auch sehr (wenn auch der Cherau-Ring immer noch mein Favorit für dieses Werk ist).

    "Allwissende! Urweltweise!
    Erda! Erda! Ewiges Weib!"

  • Frisch von den Salzburger Festspielen diesen Jahres ins Weihnachtsgeschäft:

    Richard STRAUSS - Der Rosenkavalier

    Inszenierung: Harry Kupfer
    Dirigent: Franz Welser-Möst

    C.

  • Ich muss sagen, an der Einschätzung ist, wenn ich all die Arbeiten Revue passieren lasse, die ich gesehen habe, schon etwas dran. Man konnte ihn sich überschauen, weil er, gerade was das erwähnte Bewegungsrepertoire, auch die Ausstattung oder diese immer wieder auftauchende Botschaft anging, sich schon wiederholte. Mit Zadek ging es mir übrigens genauso.

    Wir sahen einmal innerhalb zweier Wochen den Ring in Berlin, Chowantschina in Hamburg und dann den Lohengrin wieder in Berlin. Danach reichte es auch erstmal.

    Und ich habe auch Inszenierungen von ihm gesehen, die für mich völlig missglückt waren, so z.B. sein Werther oder ganz spät die Lustige Witwe in Hamburg. Aber so etwas bleibt bei der Vielzahl der Inszenierungen wohl auch nicht aus.

    Und trotzdem, wenn er gut war, dann kam da auch etwas heraus, dass wagemutig, sinnig und völlig neue Sichtweisen eröffnend war. Und diese holte er aus dem Werk, waren dann nicht aufgestülpt und man konnte sich dieser anderen Sicht kaum entziehen. Und er hatte Ahnung von Stimmen. er konnte Chöre inszenieren und bewegen, er verstand wirklich sein Handwerk.

    Neben dem hier schon erwähnten Holländer, den ich wirklich für einen ganz großen Wurf halte, fasziniert mich immer noch sein Hamburger Tannhäuser (den es leider nicht auf DVD gibt) und der Händelsche Belsazar, der wenigsten auf YouTube zu sehen ist.

    https://www.youtube.com/watch?v=3nVLXrk_MPW

    Gerade diese Inszenierung, seine erste in Hamburg, sorgte zwangsläufig zu heftigsten Reaktionen und Diskussionen. Das war schon hart zu ertragen, in der Zeit für Hamburg sehr ungewohnt und sehr gewagt, war aber stimmig und klar durchdacht. Natürlich sind da auch Passagen drin, die ich heute eher plakativ finde, aber damals....

    Stellt sich die Frage, ob sein Inszenierungsstil und seine Ausstattung nicht doch veraltet sind. Teilweise sicherlich, aber das mag für viele der ehemaligen Großen gelten, die aber nicht immer unbedingt auf Zelluloid verewigt sind und sich somit einer Überprüfbarkeit entziehen. Letztlich hat er Theater für seine Zeit gemacht und da passte es halt.

    :wink: Wolfram

    "Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern." (Samuel Beckett)

    "Rage, rage against the dying of the light" (Dylan Thomas)

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