Das Wahre und das Schöne, oh ich armer Tropf, wie wage ich es nur solch ewig gestrige Dinge vorzubringen....
Wem der Wille zur Schönheit und Wahrheit der Kunst fehlt, diesen gar verneint, wird in seinem Schaffen nicht Kunst sondern Ware erzeugen! Und so gesehen sind ausufernde Preise für "Kunst" ein Menetekel für deren Weggang.
Vorbringen kannst Du viel, nur solltest Du dann halt mit entsprechenden Antworten rechnen.
Die großen Hüter des Wahren und Schönen sind mir suspekt, und zwar deswegen, weil sie etwas beanspruchen, das Ihnen nicht zusteht. Sie behaupten nämlich, ganz genau zu wissen, was das Wahre und Schöne ist. Woher aber wollen sie das wissen? Ich würde nicht behaupten wollen zu wissen, wie eine "wahre" oder "schöne" Tristan-Inszenierung aussieht, oder wie man eine möglichst "wahre" Darbietung von Schuberts B-Dur-Sonate hinbekommt.
In der Kunst spielen doch gerade auch die Suche und die Neugier eine große Rolle, und häufig auch die Konfrontation mit dem Unerwarteten. Wenn man genau zu wissen glaubt, was "wahr" und "schön" ist, dann wird man für diese Erfahrungen unempfänglich.
Und damit haben wir noch nicht einmal den Punkt berührt, dass "Wahrheit" und "Schönheit" sich mitunter ausschließen.
Es macht m. E. keinen Sinn, klassische Musik in vollkommener Abwesenheit derartiger Überlegungen aufzuführen - damit erzeugt man nur Dinge auf dem Niveau von André Rieu. Dann soll man lieber hinnehmen, dass die nächste Generation von Klassikhörern zahlenmäßig dezimiert sein könnte (wenn das denn zutrifft, was aufgrund der Datenlage durchaus bezweifelt werden kann).
LG