Bach, J. S.: Matthäus-Passion, BWV 244 - Die Große Passion

  • Als bisher stiller Mitleser, würde gern diese Thread mal wieder aufleben lassen. Corona-bedingt bleibt jetzt doch mehr Zeit zum Musik-hören (statt selber aktiv zu sein) ... Ich habe gerade meine Begeisterung für die Bach'schen Passionen wieder aufleben lassen und möchte mein CD-Sammlung erweitern. Könnt Ihr mir eine neuere Einspielung empfehlen ? (Gardiner, Harnoncourt, Suzuki, Herreweghe, Koopmann, oder ganz andere ?) Was ist momentan die sogenannte Referenzaufnahme ?

    Meine Lieblingsaufnahme kann ich wegen der leider sehr unbefriedigenden Tonqualität nur bedingt empfehlen. Es ist der Mitschnitt vom Bach Fest in Wien 1950 unter Karajan (Wiener Symphoniker, Wiener Singverein; Irmgard Seefried, Kathleen Ferrier, Walther Ludwig, Otto Edelmann, Paul Schöffler, ...). Anno 1950 war von einer historischen Spielweis natürlich keine Rede und Bach war auch nie das wirkliche Metier von Karajan. Auch Edelmann und Schöffler würde der mit heutiger Hörgewohnheit sozialisierte Musikfreund nicht mit Bach verbinden.
    Aber - wenn man bereit ist, sich auf dieses (überspitzt formuliert) Experiment einzulassen und auf gewohnten Musizierstil zu verzichten, erlebt man eine Aufnahme die - zumindest bei mir - Ergriffenheit hervor ruft. Leider ist die Tonqualität (jedenfalls in meiner bei Gala erschienenen CD-Box) unterirdisch. Aber ich liebe diesen Mitschnitt und ziehe ihn nahezu allen offiziellen Einspielungen vor. Und der Studioaufnahme unter Karajan auf alle Fälle.

  • :wink:

    Die solistisch besetzten Aufnahmen sind definitiv interessant. Es lohnt sich ein Werk mal wegen der Transparenz der Stimmen so zu hören. Trotzdem für mich nicht ganz das Wahre.

    Gruß, Frank

    Gruß, Frank

    Eigentlich bin ich ganz anders, aber ich komme so selten dazu.

  • Da ich ab und zu gerne neuere Aufnahmen der Bachkantaten mit dem Thomanerchor oder aus seinem Umfeld höre, würde mich einmal interessieren, woran du das fest machst! :)

    Danke! Nur am konkreten Beispiel kann man die Sache wirklich besprechen. Kantaten mit den Thomanern habe ich nicht auf CD (könnte vielleicht welche streamen), aber die Motetten sind vielleicht ein noch viel besserer Gradmesser chorischer Qualitäten.

     

    Hörbeispiel 1: "Ihr aber seid nicht fleischlich" aus "Jesu, meine Freude" BWV 228

    Schon rein gesangstechnisch bringt diese mittelschwere Fuge die Thomaner an ihre Grenzen. Es wirkt buchstabiert, der Klang "schwebt" nicht, sondern bleibt ganz erdengebunden. Wieviel schöner klingen die Stimmen, wenn sie nicht mit Koloraturen gequält werden ("So anders Gottes Geist"). Die Musik hebt nicht ab, es bleibt spürbar, dass es auch um Zusammenbleiben geht. Die Knabensoprane klingen bei hohen Stellen nicht immer anstrengungsfrei, was sich auf den Hörer unbewusst übertragen kann. Das ist eher ein gespanntes Hören, ob denn auch alles gut wird, als ein Hören mit Fokus auf den Reichtum der Musik.

    Ganz anderes das Bach Collegium Japan, welches die Musik souverän bewältigt. Fein durchsichtig und stets mit einem Klang, der sich von der Erdenschwere schon gelöst zu haben scheint (wie passend bei dem Text - "Ihr aber seid nicht fleischlich, sondern geistlich"). - Schöner Klangfarbenwechsel bei "Wer aber Christi Geist nicht hat", herrlich.

    Hörbeispiel 2: "Singet dem Herrn ein neues Lied", erster Satz der gleichnamigen Motette BWV 225

    Hier ein ähnliches Bild. Biller muss der halsbrecherischen Koloraturen ("Die Kinder Zion") wegen das Tempo eher gesetzt nehmen. Manches klingt einfach massiv ("Israel freue sich"), fast wie Brahms' Fest- und Gedenksprüche. Der zweite Chor, der zur "Die Kinder Zion"-Fuge bei "Singet" bleibt, geht fast unter - so sehr strengen die Koloraturen den ersten Chor an.

    Locker, duftig, transparent hingegen der Klang in Japan. Völlig anstregungsfrei kann ich den Verläufen des zweimal vierstimmigen Satzes folgen, auch an den komplexeren Stellen ("Israel freue sich"). Und die Koloraturen in "Die Kinder Zion" sind einfach eine Freude, sogar in den Bässen. Und das bei deutlich höherem Tempo (4:28 statt 5:28 in Leipzig). Es ist einfach mehr Hörspaß, ganz platt gesagt, wenn man nicht deswegen mitfiebert, weil die wackeren Thomaner an jeder zweiten Ecke aus der Kurve zu fliegen drohen, sondern deswegen, wenn man hört, wie toll das komponiert ist, wie Bach mit den Mitteln zweier Chöre Architekturen zaubert und wenn der spiritus rector seine Interpretation nicht daran ausrichten muss, was sein Ensemble gerade noch unfallfrei bewältigt.

    Es ist auch egal, in welcher Reihenfolge ich die Chöre höre. Da gab es nicht nur den Begeisterungseffekt, nach den Thomanern das Bach Collegium Japan zu hören, sondern auch umgekehrt die Enttäuschung über den (nur vergleichsweise) fast ungeschlachten Zugriff der Leipziger auf diese Musik.

    Ja, klar, es ist unfair - in Japan handverlesene studierte Sänger in einem Chor mit drei Sopranen und doppelter Besetzung in den anderen Stimmen, ein Leipzig ein nach Dutzenden pro Stimme zählender Chor mit jungen Sängern, welche die Singerei neben ihrer schulischen Ausbildung betreiben - freilich mit Einzelunterricht und etlichen Stimm- wie Gesamtproben.

    Bach hat in seiner Eingabe an den Leipziger Magistrat übrigens acht Sänger gefordert, damit man auch doppelchörige Motetten aufführen könne ... heute folgen die Leipziger besetzungstechnisch eher den Idealen des 19. Jhds. Nachvollziehbar, warum sie das tun, trotzdem fraglich, ob man sich das so antun will.

    Aber Du hast gefragt, woran ich das festmache ... davon schrieb ich nun. Die Motetten-(SA-)CD empfehle ich allen Japan-Skeptikern herzlichst.

    Gruß
    MB

    :wink:

    "Den Geschmack kann man nicht am Mittelgut bilden, sondern nur am Allervorzüglichsten." - Johann Wolfgang von Goethe

  • (P) 1969 EMI Electrola "Die Stimme seines Herrn" SMA 91 744/747 (4 LPs) [196:39]

    rec. 25. Mai - 02. Juni & 16.-18. Juni 1968 (Evangelische Stadtkirche "Johanneskirche" Schwaigern/Baden-Württemberg)

    Theo Altmeyer (Evangelist)

    Franz Crass (Jesus)

    Arien:

    Teresa Zylis-Gara (s)

    Julia Hamari (a)

    Nicolai Gedda (t)

    Hermann Prey (b)

    -

    Hans Sotin (Petrus, Hohepriester, Pontius Pilatus)

    Siegfried Haertel (Judas)

    Noor Leertouwer (Pilati Weib)

    Liselotte Renner (1. Magd)

    Susanne Dürr (2. Magd)

    Vera Scherr (1. Zeuge)

    Theo Altmeyer (2. Zeuge)

    Süddeutscher Madrigalchor

    Ein Knabenchor

    Consortium musicum

    Dirigent: Wolfgang Gönnenwein


    Der Name des Dirigenten Wolfgang Gönnenwein war mir bereits geläufig gewesen, obwohl ich mich nie näher mit ihn beschäftigt hatte. Vermutlich fiel er mir beim wiederholten Durchscrollen der bachcantatas-Diskographien zum ersten Mal auf und blieb im Hinterkopf hängen. Er war seit 1959 Chorleiter des Süddeutschen Madrigalchores und nahm im Laufe der 1960er Jahre eine hübsche Reihe an Bachwerken auf: gut zwanzig Kantaten, einige Motetten und das Magnificat BWV 243a sowie beide Passionen entstanden für Labels wie Cantate und EMI Electrola.

    Mitte 1968 entstand diese Einspielung, die mit seinen vertrauten musikalischen Kräften realisiert wurde - hinzu traten ein nicht näher benannter Knabenchor sowie das Consortium musicum, vermutlich ein projektbedingtes Ensemble, welches sich aus Mitgliedern anderer Orchester rekrutierte. Die Solisten für die Hauptrollen waren namhafte Künstler, die zum Teil bereits mit Gönnenwein an anderen Aufnahmen zusammengearbeitet hatten.

    Theo Altmeyer positioniert sich als Evangelist mit ausdrucksvollen Gesang und einer klaren Linie, Franz Crass überzeugt als würdiger Jesus. Die Arien werden von den Solisten Zylis-Gara, Hamari, Gedda und Prey mit Sinn für Empathie interpretiert, und die Nebendarsteller bringen ebenso eine gute Leistung; besonders hervorzuheben ist Hans Sotin, der mit seinem tiefschwarzen Baß eine besondere klangliche Note gegen Franz Crass setzen kann.

    Der Madrigalchor ist gemischt und sehr groß besetzt, dennoch sind die Stimmen gut zu verfolgen; Intonation und Zusammenklang sind sehr gut. Das Orchester ist ebenso nicht gerade klein, hat aber neben seinen Instrumentalsolisten ein recht großes Continuo mit Violoncello, Kontrabaß, Fagott und Orgelpositiv. Obwohl das Consortium wohl mit modernem Instrumentarium spielt, sind bei den Soloinstrumenten doch period instruments eingesetzt worden.

    Die MP ist ungekürzt und enthält alle 78 Nummern. Das Tempo ist eher traditionell, wird aber stetig realisiert, wodurch es nicht durchhängt. Gönnenwein setzt aber keine besonderen Akzente durch Temporückungen oder speziellen Affekte, sondern beschränkt sich darauf, das Werk in fähiger Weise zu realisieren. Er setzt eher auf Ausgleich der Kräfte, läßt die Musik für sich selber sprechen. Das mag zur Folge haben, daß diese Einspielung wenig herausragt im Vergleich zu anderen, doch andererseits merkt man doch, daß alle Beteiligten ihr Bestes gegeben haben. Ich empfand das sehr angenehm zu hören - die Mischung aus Pietät und Würde funktioniert durch die ganze Aufnahme hindurch.

    Die Klangqualität ist schon gut gelungen: die Klangbühne ist breit und offen, die Details lassen sich immer gut erfassen. Abstimmung von Chor und Orchester sind klasse, die Solisten sind vielleicht ein Tick zu sehr im Gesamtklang gebettet, lassen sich aber noch mühelos verstehen. Im Tutti verschmiert nichts, obwohl es imposant wuchtig wird.

    Fazit: beste Kapellmeister-Tradition mit sehr guten Solisten - sehr gut... :thumbup: :thumbup: :thumbup: :thumbup:

    "Interpretation ist mein Gemüse." Hudebux

    "Derjenige, der zum ersten Mal anstatt eines Speeres ein Schimpfwort benutzte, war der Begründer der Zivilisation." Jean Paul

    "Manchmal sind drei Punkte auch nur einfach drei Punkte..." jd

    Einmal editiert, zuletzt von Josquin Dufay (13. April 2022 um 15:20)

  • Gönnenweins Johannes-Passion ist unter meinen beliebtesten. Als Gedda-Allergiker bin ich - leider - von dieser MP ferngeblieben.

    Alles, wie immer, IMHO.

  • Gedda-Allergiker

    Ups - wie kommt's? Schlecht1

    "Interpretation ist mein Gemüse." Hudebux

    "Derjenige, der zum ersten Mal anstatt eines Speeres ein Schimpfwort benutzte, war der Begründer der Zivilisation." Jean Paul

    "Manchmal sind drei Punkte auch nur einfach drei Punkte..." jd

  • Ich finde seine Stimme unattraktiv und seinen Stil selbstverliebt und manieriert. Was nichts mit seinem Können zu tun hat.

    Ein Geschmack, der bekanntlich überhaupt nicht mehrheitsfähig ist, der aber immer wieder bestätigt wird.

    Gönnenweins JP finde ich ergreifend und elegant zugleich. Das kann ich nicht mit Gedda in Verbindung setzen, deshalb habe ich mich nicht an die MP getraut. Mein Verlust.

    Alles, wie immer, IMHO.

  • Gönnenweins JP finde ich ergreifend und elegant zugleich. Das kann ich nicht mit Gedda in Verbindung setzen, deshalb habe ich mich nicht an die MP getraut. Mein Verlust.

    Inzwischen kann ich sowas auch gut nachvollziehen. Wenn es nicht paßt, läßt man es sein (denn es passend zu machen bringt leider gar nichts). Ich kann auch nicht alles ab.

    "Interpretation ist mein Gemüse." Hudebux

    "Derjenige, der zum ersten Mal anstatt eines Speeres ein Schimpfwort benutzte, war der Begründer der Zivilisation." Jean Paul

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  • Gönnenweins Johannes-Passion ist unter meinen beliebtesten. Als Gedda-Allergiker bin ich - leider - von dieser MP ferngeblieben.

    Ja, die Aufnahme JoPa ist m.E. wesentlich besser (beide waren auch in diversen, teils sehr preiswerten EMI-Boxsets zu haben), wobei man die besten Sachen der JoPa auf einer Fassbaender-Anthologie bekommt ;)

    Tout le malheur des hommes vient d'une seule chose, qui est de ne pas savoir demeurer en repos dans une chambre.
    (B. Pascal)

  • (beide waren auch in diversen, teils sehr preiswerten EMI-Boxsets zu haben)

    Richtig - z.B. in diesen:

    "Interpretation ist mein Gemüse." Hudebux

    "Derjenige, der zum ersten Mal anstatt eines Speeres ein Schimpfwort benutzte, war der Begründer der Zivilisation." Jean Paul

    "Manchmal sind drei Punkte auch nur einfach drei Punkte..." jd

  • Ein ganz heißer Tipp für nächste Woche - 8. April in Lev, Erholungshaus; 10. April in Wuppertal, Historische Stadthalle.

    Die "MP 2727" unter der musikalischen Leitung von Werner Ehrhardt - getanzt von der israelischen Kamea Dance Company!

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    Matthäus-Passion-2727 // mit l'arte del mondo, Kamea Dance Company, Kantorei Barmen-Gemarke
    Matthäus-Passion 2727 atemberaubend · international Eine Performance inspiriert durch die Matthäus-Passion (BWV 244) von Johann Sebastian Bach Nach der…
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    Kantorei Barmen-Gemarke · Kamea Dance Company · L'arte del mondo | Matthäus-Passion MP 2727 - 10.04.22, Historische Stadthalle Wuppertal, Wuppertal - wuppertal-live.de
    Chormusik | Tanz- und Konzertprojekt 9.–14. April 2022 Ein internationaler Tanzabend, inspiriert durch die Matthäus-Passion BWV 244 von Johann Sebastian…
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    Cheers,

    Lavine :wink:

    “I think God, in creating man, somewhat overestimated his ability."
    Oscar Wilde

  • Danke für den Tipp! Szenisch ist der youtube Ausschnitt sehr ansprechend gemacht, aber was da an Musik zu hören war überzeugt mich so gar nicht ..... Schlecht2

    Je niedriger der Betroffenheitsgrad, desto höher der Unterhaltungswert!

  • (P) 1977 Acanta FA 23076 (3 LPs)

    (C) 1991 Preiser Records 90099 (2 CDs) [145:49] mono

    [mx. 23851/87] 78er (30cm) 37 Seiten

    rec. 19. April 1935 (Gewandhaus Leipzig) Radio-Mitschnitt

    Elisabeth Feuge (s)

    Margarete Klose (a)

    Koloman von Pataky (Evangelist, t)

    Paul Schöffler (Jesus, b-bt)

    Kurt Böhme (b)

    Karl Hoyer (Orgel)

    Friedbert Sammler (Cembalo)

    Leipziger Universitäts-Kantorei und Madrigalkreis

    Knabenchor der Petri-Schule Leipzig

    Leipziger Sinfonie-Orchester

    Dirigent: GMD Hans Weisbach


    Dies ist die älteste deutschsprachige Einspielung der MP, die sich bis dato erhalten hat: die Aufzeichnung einer Aufführung, die am Karfreitag des Jahres 1935 in Leipzig stattfand. Sie wurde im Radio übertragen und auch auf Schellacks gesichert, um sie vermutlich später nochmals senden zu können.

    Da das Werk am Stück aufgeführt wurde, wurden damals übliche Kürzungen vorgenommen: es fehlen die Nummern 23, 29, 38, 41, 48, 51, 55, 61, 65, 66, 70 und 75 ganz (von 78). Darüber hinaus sind mir zwei Stellen in den Rezitativen aufgefallen, die nicht auftauchen: wenn es um den Blutacker geht (Nr. 50) sowie das Finale in Nr. 76, wenn die Priester von Pilatus verlangen, das Grab bewachen zu lassen.

    Hans Weisbach (1885-1961) griff als Generalmusikdirektor des Leipziger Sinfonie-Orchesters auf die bewährten örtlichen Kräfte zurück, um die Passion gebührend aufzuführen: es wurden fünf Solisten verpflichtet, die sämtliche Rollen singen. Tenor Koloman von Pataky macht seine Evangelistenrolle alle Ehre: er klingt hell, ein wenig artifiziell, aber gut verständlich. Paul Schöffler hat einen feinen Ton, wenn es um die Jesusworte geht: würdig, empathisch, treffend. Kurt Böhme gefällt mir sehr mit seiner guten Schwärze, mit der er u.a. Pilatus, Kaiphas oder die Arien singt. Elisabeth Feuge wirkt immer wieder recht lieblich, Margarete Klose kann sich solide positionieren - ihr Timbre ist mir zu kehlig, und sie hat ein ausgeprägtes Vibrato, wenn auch sehr präzise realisiert.

    Der Chor ist mächtig und gemischt besetzt. Die Worte bleiben dennoch gut verständlich, die Intonation recht sauber. Das Orchester spielt gut auf mit einer ordentlichen Kraft, wobei die Instrumentalsolisten sehr akkurat spielen. Die Rezitative werden grundsätzlich mit dem Cembalo begleitet.

    Das Tempo der Passion bleibt in einem guten Mittel, wobei die Rezitative recht zügig absolviert werden, während die Chöre und Arien ein Tick besonnener ablaufen. (Wenn man die fehlenden Nummern dazurechnet, würde die Gesamtlaufzeit der Matthäus-Passion auf ca. 185 Minuten steigen.) Weisbach neigt gerne dazu, die Endnoten der Stücke auszuwalzen, ohne daß es durchhängt; an manchen Stellen läßt er das Orchester ein Crescendo ausführen, um z.B. den Jesusworten mehr Kraft zu verleihen. Insgesamt hinterläßt die Aufführung eine würdige Atmosphäre der Besinnung - nichts ist extrem ausgelotet, alles ist handwerklich sauber ausgeführt. Eine Interpretation in bewährter Kapellmeisterqualität.

    Zur Klangqualität verweise ich auf die parallele Besprechung im Schellack-Thread.

    Fazit: gut... :thumbup: :thumbup: :thumbup:

    "Interpretation ist mein Gemüse." Hudebux

    "Derjenige, der zum ersten Mal anstatt eines Speeres ein Schimpfwort benutzte, war der Begründer der Zivilisation." Jean Paul

    "Manchmal sind drei Punkte auch nur einfach drei Punkte..." jd

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