Eben geglotzt

  • Heute Abend nun den zweiten der drei Filme, die ich mir von Yasujiro Ozu bestellt habe:



    Später Herbst.

    Und wieder braucht es hohe Konzentration, und wieder bin ich hingerissen. Drei (ziemlich spießige / sehr traditionelle) Japaner möchten für die Tochter eines verstorbenen Freundes einen Heiratskandidaten finden (die Tochter will aber garnicht) und verlieben sich in die Mutter dabei... Sowas kennen wir in unsrer abendländischen Kultur ja en masse, aber wie beiläufig das hier abläuft, ohne überbordende shakespearsche Gefühlsexplosionen, dafür mit einer leisen, hintergründigen Komik, eingefangen in wunderschönen Bildern auch wieder, und diesem Gespür für feinste Nuancen, das ist eine Kunst, die so subtil ist, daß ich wohl viele viele Durchläufe brauchen werde um das einigermaßen angemessen goutieren zu können. Diesmal in Farbe und mit deutschen Untertiteln.

    Ich werd wieder Wochen brauchen bis ich den Dritten dann sehe, es sind kostbare Filme, man muß den Moment haben, sonst langweilt das und es war umsonst.

    Und dann bestelle ich alles was ich bekommen kann. Auf Englisch (UT) gibts teuer mehr... Und ich muß die alle sehen. Und wenn es mich als plumper Westler Jahre kostet das zu durchdringen oder wenigstens die Oberfläche anzukratzen. Ganz ganz groß!

    (und danke an Wim Wenders, ohne dessen Doku ich diesen Schatz wohl nie entdeckt hätte).


    :)

    "Verzicht heißt nicht, die Dinge dieser Welt aufzugeben, sondern zu akzeptieren, daß sie dahingehen."
    (Shunryu Suzuki)

  • Der hier, lieber Garcia,

    liegt bei mir auch noch rum und wartet auf's Anschauen. Danke nochmal für den Hinweis, dass man in der richtigen Stimmung für Ozu sein muss. Von daher wird er wohl noch a bisserl warten müssen. Denn heute, zur Erholung, habe ich diesen hier nochmal gesehen:

    Das ist einfach eine wunderbar leichte, rasante, witzige, charmante Komödie, immer wieder gerne gesehen, aber eben weit entfernt von Ozu. Und so leicht kann ich im hohen Alter nicht mehr umswitchen. :D

    :wink: Wolfram

    "Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern." (Samuel Beckett)

    "Rage, rage against the dying of the light" (Dylan Thomas)

  • Aber doch wunderbar der Is was Doc :cincinsekt:

    Ein Film, der unendlich perlt.
    Immer eine super Wahl!


    :)

    "Verzicht heißt nicht, die Dinge dieser Welt aufzugeben, sondern zu akzeptieren, daß sie dahingehen."
    (Shunryu Suzuki)

  • Ich werd wieder Wochen brauchen bis ich den Dritten dann sehe, es sind kostbare Filme, man muß den Moment haben, sonst langweilt das und es war umsonst.

    Ozu verjährt nicht - deshalb ist das ganz in Ordnung... :D

    Wenn ich mir meine Ozu-Sichtungen vor Augen führe, merke ich, daß ich auch immer diesen Augenblick abgewartet hatte, wo ich Bock auf ihn hatte; dafür bekam ich aber stets das geliefert, was ich mir wünschte. Mich wundert sowieso, wie nahe mir Ozu ist, obwohl er voll und ganz in die japanische Gesellschaft eintaucht. Es hat sicherlich auch damit zu tun, daß Japan ab 1945 eine äußerliche Modernisierung erfuhr, die uns heute vertraut erscheint. Dabei berichtet er ja von den Kräften innerhalb der japanischen Kultur, die so ganz anders ist als die europäische. Und daß es dennoch zu Berührungspunkten kommt, über diese kulturellen Unterschiede hinweg, das macht heute immer noch einen ganz großen Reiz aus.

    Ach, ich glaube, ich muß auch mal wieder ins Regal greifen... :love:

    "Interpretation ist mein Gemüse." Hudebux

    "Derjenige, der zum ersten Mal anstatt eines Speeres ein Schimpfwort benutzte, war der Begründer der Zivilisation." Jean Paul

    "Manchmal sind drei Punkte auch nur einfach drei Punkte..." jd

  • Ach Schlöndorff, als Regisseur habe ich einfach Schwierigkeiten mit ihm. Ich kämpfe mich mit großem Abstand durch die Arthaus-Box und bislang fand ich nur 'Törless' und 'Fangschuss' wirklich überzeugend. Und auch 'Die Fälschung' überzeugt mich nicht so richtig. Keine Frage, es ist ein handwerklich exzellent gemachter Film, gerade auch, wenn man bedenkt, unter welchen Umständen er in Beirut entstanden ist. Aber wie er das Thema umsetzt, ist schon ziemlicher Mainstream. Vom 'Neuen deutschen Film' erwarte ich mir da eigentlich mehr. Eigentlich geht Schlöndorff viel zu literarisch an seine Themen heran und so auch hier. Es ist ok, dass das Leben eine Fälschung ist, aber dass man sich daran gewöhnen könnte, das ist das Schlimme. So weit so gut und gar nicht einmal uninteressant für einen Film. Aber warum setzt er es dann nicht nur filmisch um, sondern lässt es Bruno Ganz auch noch als Text (Zitat?) gleich zu Beginn vortragen? Und dann folgt eine Geschichte der Lebensfindung, die durchaus problematisch ist. Einerseits gibt es die spießige, verlogene Eheidylle im Wendland und andererseits das 'wirkliche' Leben im Beiruter Bürgerkrieg. Aber das Leid dort (und der Gegensatz könnte ja kaum extremer sein) als Chance anzusehen, zum 'Leben' zu finden, es quasi dafür zu instrumentalisieren, finde ich, gelinde gesagt, problematisch. Das lag sicherlich nicht in Schlöndorffs Absicht und es gibt natürlich auch noch andere Aspekte (z.B. Medienkritik) in seinem Film. Die treten aber zurück hinter dem zentralen Motiv der 'Fälschung' des eigenen Lebens. Dafür hätte er sich aber genügend andere Sujets suchen können.

    :wink: Wolfram

    "Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern." (Samuel Beckett)

    "Rage, rage against the dying of the light" (Dylan Thomas)

  • Der letzte Schlöndorff hat mich überhaupt nicht angesprochen, ganz anders nun dieser hier:

    Das unsentimentale und doch sehr bewegende Porträt eines Widerstandes. Schlöndorff gibt uns u.a. einen Einblick in die Lebenssituation der schwarzen Bevölkerung im Süden der USA am Ende der 80iger Jahre, aber ich befürchte, bis heute hat sich daran nichts geändert. Er zeichnet sehr treffend, sehr überzeugend das Leben dort, die unfassbare Armut und Rückständigkeit, das von Gewalt geprägte Leben, die Fortführung uralter 'Traditionen', zeigt aber auch eben diesen Aufstand der alten Männer, die zum Ende ihres Lebens endlich einmal nein sagen wollen.

    Und das wirklich, noch einmal gesagt, völlig unsentimental. Ich möchte mir gar nicht vorstellen, was daraus geworden wäre, wenn ein klassischer Hollywoodregisseur sich des Themas angenommen hätte. ;(

    :wink: Wolfram

    "Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern." (Samuel Beckett)

    "Rage, rage against the dying of the light" (Dylan Thomas)

  • Heute dieser.

    Liebe ich sehr...


    :)

    "Verzicht heißt nicht, die Dinge dieser Welt aufzugeben, sondern zu akzeptieren, daß sie dahingehen."
    (Shunryu Suzuki)

  • Tja. Dachte ich. Aber die dvd ist schadhaft und hängt :cursing: . Ich brauche ihn also neu, habe aber jetzt 2 Monate kein Budget für Bild- oder Tonträgeranschaffungen (oder Bücher) da ich mir endlich mal einen angemessenen Verstärker sowie (erstmals im Leben!) einen guten Kopfhörer bestellt hab und finanziell erstmal ausgereizt bin...

    So ein Pech, ich hatte Amadeus viele Jahre nicht mehr gesehen, es wär ein Fest gewesen. Das ich so Juni/Juli dann nachholen werde.

    Da Amazon morgen mein neues Equipment liefert hab ich einen Trost :D Aber auch heute muß einer her.

    Dieser:

    Daraus der zweite, "Nach dem dünnen Mann".
    (Den ersten hatte ich neulich schon) , das perlt, übe ich mich halt in wunderbarer Nostalgie (Alkoholismusverherrlichung eingeschlossen - die Aufhebung der Prohibition war ja erst wenige Jahre her seinerzeit).

    "Verzicht heißt nicht, die Dinge dieser Welt aufzugeben, sondern zu akzeptieren, daß sie dahingehen."
    (Shunryu Suzuki)

  • Auf ZDFneo, die britische Miniserie "PURE".

    https://www.zdf.de/serien/pure

    Marnie ist eine Mitzwanzigerin, die eine Zwangsstörung in Form von sexuellen Zwangsgedanken hat. Nein, sie ist nicht dauergeil o. ä., sondern leidet an OCD. Sehr frisch, einfühlsam und undramatisch inszeniert, sehr gute Schauspieler:innen, besonders Charly Clive in der Hauptrolle, die man hoffentlich demnächst noch öfter sehen wird. M. E. wird die OCD sehr gut dargestellt. Aber ich bin ja kein Experte...

    Im englischen Original (mit MediathekView bekommt man beides) klingt natürlich alles viel schöner, "Marnie" mit ihrem schottischen Akzent, vielen indischen und anderen Akzenten. Anfangs kam ich gut klar, später brauchte ich dann doch Untertitel. Wohl auch, weil die Sprache zeitweise sehr "informell" (Jugendsprech) ist.

    Leider wird trotz guter Kritiken die 1. Staffel nicht fortgeführt... Sehr schade.

    https://taz.de/Serie-Pure-bei-ZDFneo/!5761585/
    https://www.faz.net/aktuell/feuill…o-17263362.html
    https://de.wikipedia.org/wiki/Pure_(britische_Fernsehserie)


    maticus

    Social media is the toilet of the internet. --- Lady Gaga

    Ich lieb‘ den Schlaf, doch mehr noch: Stein zu sein.
    Wenn ringsum nur Schande herrscht und nur Zerstören,
    so heißt mein Glück: nicht sehen und nicht hören.
    Drum leise, Freund, lass mich im Schlaf allein.
                       --- Michelangelo Buonarroti (dt. Nachdicht. J. Morgener)

  • Wohl dem, der ihn zuhause stehen hat und ihn nicht in einer von Werbeblöcken gnadenlos zerschossenen TV-Ausstrahlung sehen muß :D

    Ein großer Film, nicht allzuweit hinter dem Gillian-Meisterwerk "Brazil" (ich hatte allerdings lange Schwierigkeiten mit den 12 Affen, bis es irgendwann, spät, dann gefunkt hat - da allerdings sehr).


    :)

    "Verzicht heißt nicht, die Dinge dieser Welt aufzugeben, sondern zu akzeptieren, daß sie dahingehen."
    (Shunryu Suzuki)

  • Die Werbung ist geschenkt.
    Der Satz, „es fängt alles wie eine harmlose Grippe an“, der hat ne komplett neue Bedeutung erhalten.
    Gruß aus Kiel

    "Mann, Mann, Mann, hier ist was los!"

    (Schäffer)

  • Ein verstörendes Psychodrama, das der Michael Haneke da aus dem Roman von Elfriede Jelinek gemacht hat:

    Emotionale Abgründe in eiskalter Präzision. Allerdings fand ich die erste Hålfte des Films, die Phase, in der die titelgebende Klavierlehrerin noch ihre kühl-professionelle Fassade aufrechterhalten hat, überzeugender und auch filmisch besser als die eher exzessive zweite Hälfte des Films, in dem sie von ihrer masochistischen Ader getrieben wird. Wieso ihr Schüler sich auf diese Abgründigkeiten überhaupt eingelassen hat blieb mir am Ende rätselhaft, diese Figur erschien mir irgendwie inkonsequent, unfertig... Isabelle Huppert spielt unvergeßlich. Kein locker-flockiger Filmabend heute, aber ein lohnender.


    :)

    "Verzicht heißt nicht, die Dinge dieser Welt aufzugeben, sondern zu akzeptieren, daß sie dahingehen."
    (Shunryu Suzuki)

  • Je mehr mein Interesse an Jelinek und Haneke im Moment gerade ansteigt, je mehr interessiert mich dieser Film und demnächst werde ich ihn mir sicherlich anschauen. Was mir nur auffällt, ist dieser Hinweis 'Obszön, Skandalös, Pervers'. Sind wir gesellschaftlich eigentlich immer noch nicht weiter???? Braucht es solch eine Werbemaßnahme für diesen Film???? Weder wird mich persönlich dieser Hinweis dazu bringen, den Film zu schauen, noch wird er mich dazu anreizen, was sicherlich eher gewollt ist. Aber wie spießig ist das denn???

    :wink: Wolfram

    "Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern." (Samuel Beckett)

    "Rage, rage against the dying of the light" (Dylan Thomas)

  • Ja, ein sehr merkwürdiger Aufkleber, den man eher auf einer 70er-Jahre Billigzombie-VHS-Kassette erwarten würde.

    Jelinek selbst finde ich, nebenbei, mehr oder weniger unlesbar (kenne aber den hier zugrundeliegenden Roman nicht). Dies hier ist glücklicherweise Haneke, und der Film ist schon beklemmend groß, die erste Hälfte vor allem. Fand jedenfalls ich. "Viel Spaß" zu wünschen paßt hier nicht recht, lieber Wolfram, aber er lohnt sich!


    :)

    "Verzicht heißt nicht, die Dinge dieser Welt aufzugeben, sondern zu akzeptieren, daß sie dahingehen."
    (Shunryu Suzuki)

  • 'The Shooting' und 'Two Lane Blacktop' waren noch nicht wieder dran , also wurde es die 3.Wahl : 'Road To Nowhere' . Kommt mit Abstand hinter den erstgenannten Filmen . Aber ein richtiger Monty Hellman , in meinen Augen seine dritte Arbeit , die bei mir einen Status hat , und ich kenne ihn noch nicht so gut wie die anderen beiden . Wird eigentlich auch mit jedem Sehen besser .

    Oder https://www.youtube.com/watch?v=F7amxcs69yM

    Good taste is timeless "Ach, ewig währt so lang " "But I am good. What the hell has gone wrong?" A thing of beauty is a joy forever.

  • Alle außer mir (und meinen Söhnen) mögen die letzten Alien-Teile Prometheus und Covenant nicht, schon klar. Ich dagegen finde sie heute gar interessanter und gelungener als jedenfalls Alien 2,3 und gar 4.

    Daher wenig Österliches (obwohl, Blut fließt zuhauf) an meinem einzigen freien Feiertag:


    :)

    "Verzicht heißt nicht, die Dinge dieser Welt aufzugeben, sondern zu akzeptieren, daß sie dahingehen."
    (Shunryu Suzuki)

  • Hier


    Kurosawas "Ein Schloß im Spinnwebwald".


    :)

    "Verzicht heißt nicht, die Dinge dieser Welt aufzugeben, sondern zu akzeptieren, daß sie dahingehen."
    (Shunryu Suzuki)

  • Aus aktuellem Anlass habe ich gestern noch diesen hier gesehen:

    Queen Victoria findet nach dem Tode ihres Ehemannes einen gewissen Trost und auch Lebensmut bei John Brown, einem Angestellten ihres Haushaltes. Die Geschichte ist historisch belegt und was die Verfilmung solcher historischer Stoffe angeht, macht es den Briten wohl niemand nach. So wie die Beerdigung von Prinz Philipp bis auf's I-Tüpfchelchen perfekt inszeniert war, so ist auch diese Geschichte aus einem Guss. Die Briten haben ja eine lange Tradition des Erzählens, in der Literatur wie auch im Film. Von daher ist auch dieser Film zunächst einmal nicht überraschend, was das schiere Handwerk angeht. Es stimmt alles, ist wunderbar fließend erzählt, dramaturgisch hervorragend gemacht und atmet überall eine Authentizität, die man erst einmal erreichen muss.

    Das ist alles kein Meilenstein der Filmgeschichte, aber er ist unterhaltsam, berührend, sehr gut gemacht. Wunderbare Unterhaltung auf höchstem Niveau.

    Und er hat Judi Dench als Queen Victoria. Die Briten und ihr Reservoir an herausragenden Schauspielern und Schauspielerinnen! Judi Dench nimmt in dort ja sowieso eine Queen-ähnliche Stellung ein und beim Anschauen dieses Films weiß man auch warum.

    :wink: Wolfram

    "Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern." (Samuel Beckett)

    "Rage, rage against the dying of the light" (Dylan Thomas)

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