Beides, lieber Garcia, großartige Western, wobei kaum miteinander vergleichbar. Der Corbucci ist ja geradezu noch ein klassischer Western, halt im Italo-Stil und sehr politisch, während der Eastwood eigentlich wirklich das Ende aller Western bedeutet. Nicht für mein Empfinden, weil er so großartig ist, sondern weil er rücksichtslos mit allen Legenden und Mystifikationen des klassischen US-Western aufräumt und sie zerstört. Danach fragt man sich, was eigentlich vom Western noch bleibt. (Der endgültige 'Todesstoß' kam dann vielleicht mit 'Brokeback Mountain, als die Cowboys auch noch schwul wurden. )
'Erbarmungslos' steht damit in der Reihe von Endzeitwestern wie 'Liberty Valance' und 'Cheyenne Autumn' von Ford oder auch Leones 'Nobody', wenn er denn so gelungen wäre, wie angedacht.
Interessant, dass Ford und Leone wie auch Eastwood in gewisser Weise, nämlich als Schauspieler, an der künstlerischen Neubelebung des Genres maßgebend beteiligt waren und alle drei dann auch zu dessen Totengräber wurden.
Aber vielleicht schafft es ein Regisseur noch einmal eine völlig andere Sichtweise auf den Western zustande zu bringen. Ich befürchte aber, die Zeit dafür ist vorbei, weil auch das große Publikum nicht mehr vorhanden ist. Da hat sich ein Genre wirklich totgelaufen und Eastwood hat es nur mit aller Vehemenz deutlich gemacht, war derjenige, der eine Wahrheit klar ausgesprochen hat.
Wolfram