Eben geglotzt

  • Tatsächlich kenne ich Menschen, die die ehemalige ČSSR erlebt haben - und nicht aus "bestimmten politischen Kreisen " - und im Film nichts Besonderes finden.

    Alles, wie immer, IMHO.

  • Kleine Pause von Bergman und deshalb heute dieser:

    Ich 'spoil' jetzt mal: Alilen verführt ein paar Schotten und lässt sie dabei verschwinden. Das ist in kurzen Zügen die Handlung und leider auch in langen, denn mehr kommt bei dem ganzen Film nicht raus. Ca. 130 Minuten fragt man sich, was und warum da eigentlich passiert und dann gibt es ganz zum Schluss als Clou die Auflösung. Sie ist ein Alien oder irgend so etwas. Und das war's. Schade um die Lebenszeit. Ich muss dringend zu Bergman zurück. :D

    :wink: Wolfram

    "Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern." (Samuel Beckett)

    "Rage, rage against the dying of the light" (Dylan Thomas)

  • Der ist schon verdammt gut.

    Freundin K. aus Berlin, geb. in Halle, Schauspielschülerin und in einer Gruppe tätig, dann seinerzeit von der Stasi beobachtet und bedrängelt, drangsaliert, kann nur "abkotzen" ob der verlogenen "Lore Romantik" des Films.
    Ich fand ihn seinerzeit sehr gut, doch sie, neben mir sitzend Szene für Szene Einwände hervorbringend, hat mich davon überzeugt, dass der Film eigentlich romantischer "DDR-Verarbeitungs-Dreck" ist.
    Es gab keine "lieben Stasi Offiziere"! Punkt
    Dagegen ist "Gundermann" in all seiner Ambivalenz ein Meisterwerk.
    Gruß aus Kiel

    "Mann, Mann, Mann, hier ist was los!"

    (Schäffer)

  • Erneut ein Film, der mich ratlos und begeistert zurückgelassen hat. Erneut ein Film, der ein Gefäß und zwar ein riesiges Gefäß für eine Welt von Assoziationen, Interpretationen, Ideen zu sein scheint. Alles dreht sich um dieses Zimmer, im Film, wie auch in meinem Kopf. Aber es dreht sich dabei auch alles um Zeit und Raum, um Wunder und Fantasie, um das Heraustreten aus dieser Welt und um leben in dieser. Eigentlich eine kleine Geschichte, die aber zu einem Füllhorn von Anregungen wird, gefilmt in betörenden und verstörenden Bildern.

    [Stalker] Wahrscheinlich auch mein Tarkowski-Favorit. --- Muss mir aber Nostalghia nach langer Zeit nochmal anschauen.


    maticus

    Social media is the toilet of the internet. --- Lady Gaga

    Ich lieb‘ den Schlaf, doch mehr noch: Stein zu sein.
    Wenn ringsum nur Schande herrscht und nur Zerstören,
    so heißt mein Glück: nicht sehen und nicht hören.
    Drum leise, Freund, lass mich im Schlaf allein.
                       --- Michelangelo Buonarroti (dt. Nachdicht. J. Morgener)

  • Freundin K. aus Berlin, geb. in Halle, Schauspielschülerin und in einer Gruppe tätig, dann seinerzeit von der Stasi beobachtet und bedrängelt, drangsaliert, kann nur "abkotzen" ob der verlogenen "Lore Romantik" des Films.Ich fand ihn seinerzeit sehr gut, doch sie, neben mir sitzend Szene für Szene Einwände hervorbringend, hat mich davon überzeugt, dass der Film eigentlich romantischer "DDR-Verarbeitungs-Dreck" ist.
    Es gab keine "lieben Stasi Offiziere"! Punkt
    Dagegen ist "Gundermann" in all seiner Ambivalenz ein Meisterwerk.
    Gruß aus Kiel

    Das finde ich jetzt wirklich mal interessant. Einerseits fand ich im Film die 'Wandlung' des Stasi Offizier nicht genau genug herausgearbeitet und begründet, andererseits kann ich mir vorstellen, dass, nicht nur in der DDR, Verbindungen zwischen Überwachern und Überwachten, in welcher Form auch immer, entstehen. Und das schildert ja der Film. Inwieweit er den realen Erfahrungen ehemaliger DDR-Bürger entspricht kann ich nicht beurteilen. Von daher ist das ein wichtiges Statement.

    :wink: Wolfram

    "Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern." (Samuel Beckett)

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  • Mal was ganz anderes: Inspector Barneby

    Da läuft seit zig. Jahren auf ZDf-neo Inspector Barneby und ich hielt das für ne Serie für predebile und presenile Zuschauer.

    Dann schaue ich vor ca. 3 Monaten mal ne Folge aus Langeweile komplett und bin verblüfft.
    WAS FÜRN GEILER SCH...
    Da werden unter dem Deckmantel des britischen Understatements alle Schrullen des Landes entlarvt, als da wären
    - dünkelhafter Adel und dessen misratene Kinder
    - Großstädter und deren Arroganz
    - beschränkte Landbevölkerung und deren Rassismus
    - Kolonialgeschichte und deren Auswirkungen
    - Angelikanische Kirche
    - besondere (englische=Aua) Sexpraktiken
    - die besondere Leidenschaft der Limies für Esotherik,
    kurz alles, was die Briten so liebenswert schrullig macht.
    Gott sei Dank, ihr Weltreich existiert nicht mehr.
    Nun kann man drüber lachen, doch vor mehr als 100 Jahren war das nicht möglich.
    Jetzt haben wir BoJo, der ist leider auch nicht zum Lachen. Was Barneby dazu sagen wird: Warten wirs ab.
    Gruß aus Kiel

    "Mann, Mann, Mann, hier ist was los!"

    (Schäffer)

  • Muss mir aber Nostalghia nach langer Zeit nochmal anschauen.

    Diesen und 'Opfer' kenne ich gar nicht, weil in der Box nicht enthalten. Beide sind aber auf meiner Bestellliste ganz oben, denn Tarkowski ist für mich durch die Filme, die ich von ihm gesehen habe, immer mehr zu einem Regisseur geworden, den ich mit keinem anderen vergleichen kann. Er erscheint mir ein solcher Solitär unter all den anderen Großen, dass ich einfach alles von hm haben muss.

    :wink: Wolfram

    "Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern." (Samuel Beckett)

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  • @Doc

    BoJo macht jetzt ja Werbung für Urlaub in Großbritannien. Wenn er Deinen Beitrag hier liest, dann ist Dir ein Ministerposten sicher! :D


    maticus

    Social media is the toilet of the internet. --- Lady Gaga

    Ich lieb‘ den Schlaf, doch mehr noch: Stein zu sein.
    Wenn ringsum nur Schande herrscht und nur Zerstören,
    so heißt mein Glück: nicht sehen und nicht hören.
    Drum leise, Freund, lass mich im Schlaf allein.
                       --- Michelangelo Buonarroti (dt. Nachdicht. J. Morgener)

  • Was ist bei uns eigentlich anders??? Das Sexualverhalten! Das wäre das einzige, das mir einfällt.

    Wäre das nicht schon mehr als genügend Argument für einen Urlaub in GB?


    maticus

    Social media is the toilet of the internet. --- Lady Gaga

    Ich lieb‘ den Schlaf, doch mehr noch: Stein zu sein.
    Wenn ringsum nur Schande herrscht und nur Zerstören,
    so heißt mein Glück: nicht sehen und nicht hören.
    Drum leise, Freund, lass mich im Schlaf allein.
                       --- Michelangelo Buonarroti (dt. Nachdicht. J. Morgener)

  • Da läuft seit zig. Jahren auf ZDf-neo Inspector Barneby und ich hielt das für ne Serie für predebile und presenile Zuschauer.

    Völlig falsch. Oder aber ich gehöre auch schon in diese Kategorie. Wer weiß? ;)

    Dann schaue ich vor ca. 3 Monaten mal ne Folge aus Langeweile komplett und bin verblüfft.
    WAS FÜRN GEILER SCH...
    Da werden unter dem Deckmantel des britischen Understatements alle Schrullen des Landes entlarvt,

    Barnaby ist absolut toll. Das ist völlig durchgeknalltes England, wie man es einfach lieben muss. Ein Geniestreich geradezu ist die 1. Folge: Tod in Badgers Drift. Da hast du die Schrullen und da hast du auch das, was die Engländer, jedenfalls bislang, auszeichnete, nämlich, dass sie ihre Schrullen zelebrieren und sich gleichzeitig darüber lustig machen konnten.

    :wink: Wolfram

    "Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern." (Samuel Beckett)

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  • Ich lese gerade meine Beitrag noch einmal:
    Was ist bei uns eigentlich anders??? Das Sexualverhalten! Das wäre das einzige, das mir einfällt.

    Alles ist anders, weil die Engländer sich einerseits ihrer Seltsamkeiten nicht schämen und anderseits diesen selbstironischen Blick darauf haben. Oder hatten. Ich befürchte, in den letzten Jahren ist das Manches den Bach runtergegangen.

    :wink: Wolfram

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  • Freundin K. aus Berlin, geb. in Halle, Schauspielschülerin und in einer Gruppe tätig, dann seinerzeit von der Stasi beobachtet und bedrängelt, drangsaliert, kann nur "abkotzen" ob der verlogenen "Lore Romantik" des Films.

    Danke, ja, so etwas hatte ich vermutet. Ich kenne viele ehemalige Sovjet-Bürger und Polen, und sie würden nach meiner Einschätzung ähnlich reagieren.

  • Heute wieder Bergman bei mir:

    Erneut ein Film von Bergman, der mich nicht sonderlich anspricht. Das ist eine komische Mischung von Philosophie und Künstlertum, von Horror und Burleske, von Anklängen an den deutschen Filmexpressionismus, von Oper und manch anderem mehr. Aber es bleibt eben ein großer Mischmasch, es fehlt das Entschiedene, das Thema vielleicht sogar. Ein Kunstwerk muss ja nun wahrlich nicht klar und eindeutig sein, aber hier habe ich eher das Gefühl, dass Bergman sich selber nicht entscheiden konnte, was er eigentlich wollte. Und so fällt der Film auch formal für mich zu sehr auseinander.

    :wink: Wolfram

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  • Danach:

    Eigentlich wollte ich nur hineinschauen, um einen kurzen Eindruck zu erhalten und dann konnte ich mich nicht mehr davon lösen.

    Erneut ein fürchterlicher Bergman-Film, fürchterlich, weil er so tief ins Innere geht, dass es richtig schmerzt.
    Erneut ein meisterlicher Bergman-Film, meisterlich, weil er in scheinbar einfachen Bilder, v.a. in Nahaufnahmen, die kaputte bürgerliche Welt dieser drei Schwestern erzählt und dabei eben diese qualvolle Intensität erreicht.

    Hier ist nichts zu viel oder zu wenig, hier gibt es keine Einstellung oder Szene, die fehl am Platze wäre. Der Film ist von einer beeindruckenden Geschlossenheit, zu der die Kamera genauso wie die Ausstattung mit dem dominierenden Rottönen beitragen, ebenso wie die überragenden schauspielerischen Leistungen und die Dialoge.

    Die Kraft einer Nahaufnahme. Hier kann man sie studieren. Wenn man aber ein Gesicht aus der Nähe zeigt, funktioniert die Nahaufnahme natürlich nur, wenn das gefilmte Gesicht auch etwas ausdrücken kann. Und darin sind die Schwestern und die Dienerin überragend. Es ist eine Wonne und Lust und auch eine Qual, in diese Gesichter zu schauen, sie in ihrer Physiognomie und Emotionalität genauestens betrachten und beobachten zu können. Für Hitchcock fing Film mit dem Blick an, für Bergman mit der Nahaufnahme eines Gesichtes. Man kann es so oder so sehen, beide waren Meister darin, ihre These filmisch zu belegen. Was Bergman angeht, ist 'Schreie und Flüstern' ein Paradebeispiel für seine Art, Film zu sehen.

    Wie schon bei 'Schande' gibt es auch hier diese Szenen, diese Einstellungen, die sich einbrennen, die man nicht mehr loswird. Und wie vielleicht grundsätzlich, sind das keine Dialogszenen, sondern Bilder. Bilder, die aufgeladen sind mit Querverweisen, Assoziationen, Emotionen, mit Hilflosigkeiten, Hoffnungen, Verzweiflungen, Unfähigkeiten, aber auch mit Liebe und mit Glück.

    Ich hatte, 'Bergman-geschädigt' seit meiner Jugendzeit, immer große Probleme mit diesem Regisseur. Aber die Liste der Filme, für die ich geradezu auf die Knie gehe, wird immer länger. Und ich habe noch Einiges vor mir. ;)

    :wink: Wolfram

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  • Kurzes Durchatmen nach 'Schreie und Flüstern':

    Naja, alles ganz nett. Angesehen habe ich ihn mir nur, weil ich 'was Leichtes brauchte und mal wieder John Gielgud sehen wollte. Und seinetwegen hat es sich (fast) gelohnt. Er ist einfach großartig in diesem Film, ein großer Komödiant, aber eben auch ein begnadeter Menschendarsteller.

    :wink: Wolfram

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  • Danach weiter mit Bergman, auch wenn er hier v.a. 'nur' das Drehbuch lieferte.

    1944 gedreht, 1946 in Cannes neben anderen Filmen mit dem 'Grand Prix' ausgezeichnet, ist es ein Film, der die sadistischen Handlungen eines wie Heinrich Himmler aussehenden Lateinlehrers zum Mittelpunkt hat.

    Ich bin mir nicht ganz sicher, was ich von dem Film halten soll. Die Handlung selber ist geradlinig und relativ überraschungsfrei, die Inszenierung zunächst interessant und ansprechend, dann aber mit ihren Raum-Effekten, mit dem betonten Einsatz von Licht und Schatten überbetont und eher gewollt, als angemessen. Trotzdem habe ich mich nicht gelangweilt. Immerhin ist es der Beginn Bergmans im Filmgeschäft und von daher eine wichtige Ergänzung zu seiner Filmographie.

    :wink: Wolfram

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