Tatort - Das sonntägliche Krimi-Schlachtross

  • Es ist verdammt schwierig, herausragende Folgen zu benennen. Viele sind schon so lange her, da fehlt mir einfach die Erinnerung. Hier aber schon mal ein paar Folgen, die bei mir Eindruck hinterlassen haben:

    Der Pott
    Tatort 217, 1989
    Schimanski/Thanner
    Rio Reiser singt für Stahlarbeiter, denen die Streikkasse gestohlen wird...

    Tod im All
    Tatort 350, 1997
    Odenthal/Kopper
    UFOs im Tatort - tolle Sache!

    Borowski und das Mädchen im Moor
    Tatort 688, 2008
    Borowski/Jung
    Was für eine Performance von Andreas Schmidt als verzweifelter Mörder!

    Manila
    Tatort 383, 1998
    Ballauf/Schenk
    Nach dem Tatort saßen die Kommissare sogar bei Christiansen zum Thema rum...

    Kinder der Gewalt
    Tatort 411, 1999
    Ballauf/Schenk
    Ballauf als Undercover-Sportlehrer...

    Sterben für die Erben
    Tatort 670, 2007
    Odenthal/Kopper
    Nicht wirklich gut, aber aus der Folge stammt der Spitzname, den mir meine Freundin seitdem gibt...

    Der König kehrt zurück
    Tatort 318, 1995
    Stoever/Brockmöller
    mit Gottfried John als König vom Kiez...

    Stoevers Fall
    Tatort 260, 1992
    Stoever/Brockmöller
    mit einem völlig durchgeknallten Gastauftritt von Dieter Thomas Heck!

    Höllenfahrt
    Tatort 727, 2009
    Thiel/Boerne
    Golfspielen unter hängender Leiche...

    LG
    C.

    „Beim Minigolf lernte ich, wie man mit Anstand verliert.“ (Element of Crime)

  • Ich kann mich an die meisten Tatort- Titel nicht erinnern, aber DER Tatort für mich ist " Mörderisches Märchen" ( Batic/ Leitmayr). Hilmar Thate spielt den zerstörten Täter mit einer Intensität, die mich faszieniert hat. Ganz große Schauspielkunst!! :juhu:

    Diesen Tatort habe ich mir insgesamt 4 mal angesehen, bei der nächsten Ausstrahlung wäre ich wieder dabei!


    " Manilaa" war auch sehr stark. In meiner Erinnerung wirkt am stärksten die wiederkehrende Aufnahme der Knabensopranarie " Nur ein Wink von Deinen Händen" aus der 6. Kantate des Weihnachtsoratoriums nach!


    Übrigens - Tatort und Musik - ich fand das Duo Stoever/ Brockmöller stets richtig erfrischend und mehr als eine Reverenz an den großer Jazzer Manne Krug!!

    Man muß natürlich schon mächtig was geraucht haben, um im letzten Tatort dann das Opfer " Weckwörd" ( oder ähnlich geschrieben) zu nennen, um dann Variationen von " Bye, bye, blackbird" bringen zu können . aber die Nummer wat coooooool :beatnik:


    Bye, bye ,Tatört :yes:


    Stefan

    Oh, Mensch bedenke: auch ein Fenghuang Dancong oder ein Da Hong Pao ist kein Huang Zhi xiang Dangcong!

  • Eine schöne Liste, Carsten, erstellt mit den nötigen Infos. "Kinder der Gewalt" ist sogar besser als "Manila". Ganz berückendes Drehbuch. An "Tod im All" kann ich mich gut erinnern, ich habe mich damals gewundert, daß man in den Medien so intensiv über einen blöden Tatort spricht. Ging, glaub ich, gegen Daeniken und Co.

    Das "Mädchen im Moor" ist exzellent, allein der Wolf ist das Eintrittsgeld schon wert. Dieses Thema wurde aber noch intensiver von den Münchnern aufgenommen, "Schwarzer Advent", mit Christian Berkel als verzweifeltem Familienvater.

    "Höllenfahrt" ist nun wirklich kein gehobener Tatort, Bester, da sind selbst bei den Münsteranern zwei, drei Fälle besser und zwar diese: "Der dunkle Fleck", "Sag nichts" und vor allen Dingen "Wolfsstunde". (Dieses Namedropping wird vielleicht lebendiger, wenn man auf der schon mehrfach angeführten Tatortseite rasch nachsieht: "http://www.tatort-fundus.de/web/start.html")

    Ich möchte auch ein paar Folgen ins abgekartete Spiel bringen, zunächst die an guten Fällen reichen Münchner:

    Ein mörderisches Märchen
    Tatort 464, 2001
    Leitmayr/Batic
    Dichte Atmosphäre, banges Warten auf die Lösung und ein Hilmar Thate, der als böser Märchenonkel das Rotkäppchen in uns zum Klappern bringt

    Frau Bu lacht
    Tatort 322, 1995
    Leitmayr/Batic
    Kammerspiel mit abgefahrenen Regieeinfällen, selbstreflexive Dialogtechniken und ein spannender Fall. "Mama schläft an der Decke!" Poetisches Fernsehen

    Außer Gefecht
    Tatort 630, 2006
    Leitmayr/Batic
    Sterbehilfe, Altenpflege und eine Fahrstuhlgeiselnahme. In Echtzeit erzählt. Viele Schicksale, keine Gewinner

    Schwarzer Advent
    Tatort 400, 1998
    Leitmayr/Batic
    Familiendrama um einen verstörten Vater, tatsächlich pechschwarze Atmosphäre, diabolisch Christian Berkel

    Norbert
    Tatort 428, 1999
    Leitmayr/Batic
    Ein Outlaw, der zum Mörder wird. Einsamkeit, Bedeutungslosigkeit sind die Themen. Und Jürgen Tarrach ist genial

    Der oide Depp
    Tatort 696, 2008
    Leitmayr/Batic
    Nostalgietrip in die 60er mit ganz starkem Hauptdarsteller und einer berührenden Geschichte um verpasste Gelegenheiten

    Das Glockenbachgeheimnis
    Tatort 423, 1999
    Leitmayr/Batic
    Vorstadtstory mit viel Lokalkolorit, einem interessanten Kriminalfall und einer erotischen Iris Berben

    Der Fremdwohner
    Tatort 515, 2002
    Leitmayr/Batic
    Liebevolle Geschichte um einen Mann, der sich aus innerer Not in der Gesellschaft unsichtbar machen möchte, aber trotzdem Kontakt mit den Leben anderer Menschen sucht und während deren Abwesenheit heimlich in ihren Wohnungen lebt. Maren Gilzer als Psychologin mag Geschmackssache sein

    Der Gesang der toten Dinge
    Tatort 728, 2009
    Leitmayr/Batic
    Eine abgedrehte, völlig hahnebüchene Story voll skurriler Gestalten und Nonsens. Hat für viel Ärger gesorgt bei den Hardlinern. Ich liebe es, mal soviel Quatsch auf einmal zu sehen. Irm Hermann köstlich übersinnlich

    Dies meine Favoriten aus der bayerischen Landeshauptstadt. Zu den anderen Ermittlerteams i-wann mehr. Abschließendes Ranking noch in weiter Ferne.


    Alex :wink:


    "In the year of our Lord 1314 patriots of Scotland, starving and outnumbered, charged the field of Bannockburn. They fought like warrior poets. They fought like Scotsmen. And won their freedom."

  • Ich kann mich an die meisten Tatort- Titel nicht erinnern, aber DER Tatort für mich ist " Mörderisches Märchen" ( Batic/ Leitmayr).


    Für mich auch, Stefan, oh, für mich auch...

    Da kommt übrigens ein wahnwitziger Goof (Filmfehler) drin vor. Auf der Autofahrt in dieses Kaff, wo Hilmar Thate als kleiner Junge von seinem Vater in ein Erdloch gesperrt worden ist, sagt einer der beiden Kommissare (ich glaube Batic): ...daß der alte Gruber der Sohn vom Ludwig ist" (oder umgekehrt mit "Vater", ich weiß nicht mehr). Sowas sollte man bemerken...

    Du siehst, den habe auch ich mehrmals angeschaut...


    Alex :wink:


    "In the year of our Lord 1314 patriots of Scotland, starving and outnumbered, charged the field of Bannockburn. They fought like warrior poets. They fought like Scotsmen. And won their freedom."

  • Bin erst in den 1990ern zunächst sporadisch eingestiegen, daher kenne ich von den älteren Sachen nur sehr wenig (außer Reifeprüfung :D).

    Top 10 Ermittler-Teams:

    1 Batic/Leitmayr (München) (nur schade, dass der Carlo Menzinger geerbt hat... und sie sind, meine ich, etwas schlechter geworden)
    2 Stoever/Brockmöller (Hamburg)
    3 Schenk/Ballauf (Köln) (hier habe ich gleich die erste als Hammerfolge in Erinnerung)
    4 Börne/Thiel (Münster)
    5 Odenthal/Kopper (Ludwigshafen)
    6 Ritter/Stark (Berlin)
    7 Ehrlicher/Kain (Leipzig/Dresden)
    8 Dellwo/Sänger (FFM)
    9 Blum (Konstanz)
    10 Bienzle (Stuttgart)

    (Zwar mag ich Klara Blum selbst nicht besonders, aber es waren gute Fälle dabei und der Assistent ist unterhaltsam. Ebenso ging mir Bienzles Hannelore auf den Keks und der Assistent war total blaß, aber von denen mit deutlichem Lokalkolorit, die ich kenne (Bayrhammers kenne ich zB nicht), sind die letzten beiden die überzeugendsten (außer natürlich Batic/Leitmayr).
    Für 9 oder 10 kämen ebenfalls noch die etwas unterschätzten Düsseldorfer Ermittler aus den frühen 90ern Flemming mit Assistentin Miriam Koch und ab und zu K.J. Behrendt als Wachtmeister Ballauf in Frage. Auch den Eisner kann ich inzwischen ganz gut leiden, wenn nicht gerade die Tochter dabei ist. Lokalkolorit kann zwar nach hinten losgehen und albern wirken, aber ein wenig schade finde ich doch, dass es oft gar keine Rolle mehr spielt.

    Einzelne gute Fälle, aber nervende Protagonisten:
    - Lürsen (die Tochter ist zum Glück weg, aber es bleiben genügend Albernheiten)
    - Specht (also Atzorn, wie immer er hieß), der Sohn war noch schlimmer als Lürsens Tochter, auch wenn die Folge mit dem entführten Flugzeug gut war, ebenso Thilo Prückner als Assistent
    - Diese siebengescheite Supergermanin Furtwängler nervt einfach, Jaennicke zwischendurch war auch ganz schlimm; ein paar Fälle aber ganz gut
    - Axel Milbergs Borowski finde ich ja ziemlich gut, aber die Sache mit der Psychologin geht inzwischen gar nicht mehr

    Noch kein rechtes Urteil will ich mir über die neueren in Hamburg (mit dem Undercovertypen), Stuttgart (Richy Müllers Vorgeschichte mit Undercover und gemetzelter Familie war a bit much) Saarbrücken (da habe ich nicht viele gesehen und Stefan ist halt Stefan, kein Kommissar) und Leipzig? erlauben. Wuttke ist ein cooler Typ, aber das gegenseitige Angezicke mit Thomalla übertrieben.
    Von den vergangenen habe ich Palü, Brinkmann (FFM) und das frühere Berliner Team (Roiter/Zorrowski) entweder zu selten gesehen oder doch als eher mäßig in Erinnerung.

    Gastauftritte von Prominenten könnte man noch sammeln. Rio Reiser spielt anscheinend gleich zweimal mit (die oben erwähnte kenne ich nämlich nicht), dann einmal der Modefatzke mit dem Hündchen und Berti Vogts mit einem Kaninchen in einer Szene, die so unsäglich mies ist, dass sie schon wieder gut ist.

    Kater Murr

    Tout le malheur des hommes vient d'une seule chose, qui est de ne pas savoir demeurer en repos dans une chambre.
    (B. Pascal)

  • Das Problem an Deutschen Krimis ist einfach immer wieder und immer immer wieder folgendes:


    Egal wie, aber alles an den Deutschen Produktionen ist so, als wenn sich alles auf einer Bühne abspielt. Alles zähes, übertriebenes Theater.


    Kein bisschen Lockerheit - wenn da mal SCHEISSE gesagt wird, dann mit einer Wichtigkeit, als wenn es von Shakespeare stammt.


    Selbst die einfachste Amerikanische Krimiserie kommt da lockerer daher.


    Das gilt ganz besonders für Produktionen aus den 1970er bis 1980er Jahren. Man vergleiche mal Magnum, Petrocelli, Detektiv Roquefort mit Derrik, der Alte, TATORT...


    Fällt da nicht was auf?


    Wo bei einer lockeren Serie eine kleine nonverbale Kameraführung ausreicht wird in einer Deutschen Produktion ein Staatsakt draus gemacht. Eine DIN A-4 Seite klein beschrieben Gelaber gegen einen kurzen Augenblick - seltsam.


    Aber dennoch ist TATORT, DERRICK und Co schon irgentwie Kult, vielleicht gerade wegen der hölzernen Gestelztheit.

    ... Alle Menschen werden Brüder.
    ... We need 2 come 2gether, come 2gether as one.
    ... Imagine there is no heaven ... above us only sky

  • :thumbup: Stimmt, ein echter Klassiker!

    Der lief unlängst in einem der dritten Programme wieder :D Überhaupt Manfred Krug und Charles Brauer haben ohnehin Kultstatus :D

    :wink: :wink:

    Christian

    Rem tene- verba sequentur - Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen

    Cato der Ältere

  • Meine Tatort - Favorites sind absolut

    Börne/Thiel

    Es gibt kaum ein sympathischeres A........h als diesen Knochenfiesler!

    Odenthal/Kopper

    Einfach eine Klasse - Frau. Hat jemand seinerzeit die abgefahrene Folge mit Nina Hagen und dem UFO - Forscher gesehen? :mlol:
    Aber meistens bleiben hier die Themen ernst (bewegend eine Folge z. B. über die Situation einer Familie mit einem totkranken Kind)

    Batic/Leitmeier

    Klar, Heimatgefühle und echte Münchner Themen:-)

    Ballauf/Schenk

    M. E. die Sozialkritischsten unter den Gegenwartsfolgen. Hier ist meistens mit den stärksten Themen zu rechnen (Missbrauch an Kindern in Urlaubsländern, Morde an Obdachlosen etc).

    Stöver/Brockmüller

    Cool!!! Die zwei können nicht ohne einander.

    Egal, ob auch mal eine Folge danebengeht: ich liebe meinen Tatort!!!

    :wink:


    @EDIT: ich sehe gerade, dass Tod im All tatsächlich hängeblieb. Hatte wohl auch mit den klasse Details zu tun: Einem g...Nina - Hagen - Auftritt und dem sich wurdesam entferneden Wasserturm - Aufsatz am Schluss..... :D :D

    Wer kämpft, kann verlieren, wer nicht kämpft, hat schon verloren (Bert Brecht)

    ACHTUNG, hier spricht Käpt´n Niveau: WIR SINKEN!! :murg: (Postkartenspruch)

  • Exakt mein Ranking, liebe Ulrica ! :vv:

    natürlich gibt es immer wieder Enttäuschungen. Und doch versuche ich, sonntäglich um 20.15 Uhr vorm TV zu sitzen, selbst dann,

    wenn ein Konzert- oder Opernbesuch angesagt wäre.

    Vergesst mir nicht den Polizeiruf 110, welchen wir - wie das Sandmännchen - dem DDR - Fernsehen verdanken. :troest:

    Große Mimen wie Edgar Selge , der leider ausgestiegen ist, haben uns unvergessliche Augenblicke beschert !

    Auch die allerersten Produktionen des Tatorts mit Darstellern wie Richter, Schwarzkopf. Lamprecht oder Felmy lohnen die Wiederbegegnung, auch und besonders ob ihres nostalgischen Touchs.


    Ciao. Gioachino

    miniminiDIFIDI

  • über solche Paarungen wie Sevi mit Don Fatale kann man als Hardcore Fan auch nachdenken.

    Das wäre in der Tat Hardcore. Zum Glück würden wir auf zwei verschiedenen Sendern ermitteln.

    Im übrigen kann ich hier echt nicht mitreden. Ich erinnere mich an Ben Becker, der in "Tod im Häcksler" ganz gegen sein sonstiges Image richtig niedlich war (warum taucht er bei euren Ermittlerlisten nicht auf? War der zu selten dran?) und daran, dass Manfred Krug mit seinem Büromitbewohner immer nett sang. Sonst weiß ich eigentlich nichts. Diese Dinger, wo Ulli Mühe einen Leichenschnippler und Jörg Gudzuhn den verknautschten Ermittler gab, war das nicht auch Tatort? Davon habe ich ein paar Folgen gesehen, wegen Mühe, den ich als Theaterschauspieler immer sehr groß fand. Die Blondine hat genervt, sonst war das ganz okay.

  • Egal wie, aber alles an den Deutschen Produktionen ist so, als wenn sich alles auf einer Bühne abspielt. Alles zähes, übertriebenes Theater.

    Lieber Aquarius,

    deine Vorbehalte in allen Ehren. Ich kann's nachvollziehen, denn mich nervt es auch, wenn man das Medium Film bedienen kann und dann auf die Mittel des Theaters zurückgreift. Und was deine Einschätzung bis in die achtziger Jahre angeht: Bin ich zum großen Teil auch mit einverstanden. Da gab es viel abgefilmte Bühne.

    Aber: Es hat sich doch was getan in den letzten Jahren. Das gute an der Tatort-Reihe ist, dass sie zwar unter einem Label läuft, dass darunter aber ganz viele Spielarten möglich sind. Jüngere, ideenreiche Regisseure bekommen immer wieder eine Chance, ihre Qualitäten zu zeigen. Das ergibt dann manchmal zwar ein sehr heterogenes Bild, letztendlich bleibt's aber immer der Tatort. (wegen Doldinger, Fadenkreuz und so... ;+) )

    Allein die letzen Wochen: Der letzte Batic/Leitmayr-Fall war psychedelischer Kram, die letzte Blum-Folge fast schon Action-Kino à la Jason Bourne. Na ja, fast... Was die lässige Verbindung aus Suspense und Humor angeht: Münster bemüht sich ja darum. Aber letztlich sind wir - und auch du - irgendwie, nun ja, deutsch. Otto Waalkes war nicht John Cleese, Harald Schmidt ist nicht David Letterman, Oliver Welke nicht Jon Stewart und Mario Barth nicht Ricky Gervais. Wir kriegen das, was uns entspricht... :D

    Und gerade wegen dieses Elends finde ich den Tatort hinsichtlich seiner Vielseitigkeit, seines Muts zum Wandel und seiner erfolgreichen Langlebigkeit schon besonders.

    LG
    C.

    „Beim Minigolf lernte ich, wie man mit Anstand verliert.“ (Element of Crime)

  • Hallo Don Fatale,


    Ben Becker unnd Otto Sander haben vor Jahren einen Polizeiruf 110 sehr sehenswert gemacht, allerdings nicht als Ermittler.

    Und Ulrich Mühe war Gerichtsmediziner in allen Folgen von " Der letzte Zeuge ", Dauer jeweils 45 Minuten. Seinetwegen hat das Zuschauen gelohnt - fürwahr !


    Ciao. Gioachino

    miniminiDIFIDI

  • Ben Becker war nie ein wirklicher Tatort-Ermittler; Ermittlerin bei "Tod im Häcksler" (zu recht ein Klassiker!) ist Lena Odenthal, Becker ein gewöhnlicher Polizist. Ich glaube, er kommt dann ein paar Folgen später noch einmal vor, aber er erhält nie den Rang eines regulären Mitarbeiters oder so.

    Tout le malheur des hommes vient d'une seule chose, qui est de ne pas savoir demeurer en repos dans une chambre.
    (B. Pascal)

  • Nun zu dem ungleichen Team aus Frankfurt, das dieses Jahr schon seine Schreibtische räumen wird und nicht im nächsten, wie ich oben angab. Es ist tatsächlich Ulrich Tukur, der Dellwo und Sänger für einige wenige Fälle beim HR ablösen wird. Brisant ist das deshalb, weil Tukur, wie Meister Ekkehard oben schon sagte, die Eltern von Andrea Sawatzki auf dem Gewissen hat (etliche Fans hätten sich bereits bei diesem dritten Fall von Dellwo/Sänger gewünscht, er hätte eine Generation übersprungen...)

    Meine Güte, habe ich Luftsprünge gemacht, als Jörg Schüttauf in der ersten Folge in seinen Wagen gestiegen ist und Led Zeppelin auf volle Lautstärke gestellt hat. Was anderes hat er nie gehört als die, und das war Spitzenklasse, daß die Autoren (oder Regisseure) Led Zep auch auf die Gefahr, noch den letzten Zuschauer zu vergraulen, bis zum Ende durchgehalten haben. Die ARD nimmt ihren Bildungsanspruch wirklich ernst.

    Andrea Sawatzki war, Kenner wissen dies, nur im besten Polizeiruf aller Zeiten gut, "1a Landeier" von 1995, mit Inge Meysel als Oma Kampnagel, die Seichteren unter uns werden sich erinnern. Es gab davon noch einige weitere Folgen, u.a. mit Diether Krebs als russischem Kämpen im Panzer auf dem Marktplatz in (V)Olpe - das war auch ganz große Fernsehkunst.

    Doch zurück zum Frankfurter Tatort. Sie hatten einige herausragende Drehbücher, die jeder beglückt zur Kenntnis zu nehmen hatte, egal ob dieses Team sympathisch oder doch eher schwer erträglich rüberkam. Diese Folgen gehören wohl zu den erwähnenswerten...

    Wo ist Max Gravert?
    Tatort 595, 2005
    Dellwo/Sänger
    Zwei todkranke junge Männer kämpfen um Auszahlung ihrer Versicherung zu Lebzeiten und starten, als das nicht gewährt wird, einen Kreuzzug. Jürgen Vogel eine kaputte Augenweide. Die Beinahe-Exekution im sommerlichen Feld mit anschließender überraschender Auflösung ist vielleicht die stärkste Schlußszene aller Tatortfolgen

    Herzversagen
    Tatort 575, 2004
    Dellwo/Sänger
    Rentnermorde, berückende Schilderung von Einsamkeit im Alter, die "Privatstrandszene" zeigt, daß Drehbücher auch mit ehrlicher Liebe zum Detail geschrieben werden können

    Das Böse
    Tatort 552, 2003
    Dellwo/Sänger
    Töten, um sich selbst zu spüren. Tukur macht das nix. Handkamera und flash-forward (Vorausblende) veredlen das ganze hübsch

    Weil sie böse sind
    Tatort 751, 2010
    Dellwo/Sänger
    Solo für Matthias Schweighöfer. Alles andere ist Nebensache. Komplizenschaft als moralische Verpflichtung oder als seelische Geiselnahme?

    In den Jahren 2007/8 sind einige reine Sozialstücke gedreht worden, die äußerst Tatort-untypisch wirkten, aber viel Substanz hatten. Insgesamt wurden bei diesem Ermittlerteam neben wenigen Routinearbeiten etliche Experimente gewagt, von denen viele als gelungen zu bezeichnen sein dürften.

    So, und der Ordung halber nocheinmal zum geschätzten Ekkehard:

    Zitat

    "Das Böse" mit einem beeindruckenden Ulrich Tukur bei den Frankfurtern (der am Ende Sawatzkis Eltern umbringt); noch mal Tukur, diesmal mit den Münchnern in einer Sekten-Geschichte (Tukur als Sekten-Chef), den Namen der Folge weiß ich leider nicht; dann ein Stoever/Brockmöller mit einem phlegmatischen, am Ende aber erfolgreichen Profi-Killer - den Namen dieser Folge weiß ich leider auch nicht; und abschließend die Thiel/Börne-Tatorte, die ich am unterhaltsamsten finde (auch bei einer Wiederholung), einzige Ausnahme war eine Folge, bei der unter anderem bei einer schlagenden Verbindung ermittelt wurde, da ging das Gutmenschentum (der Robin Hood) mit Thiel etwas durch, aber egal.


    Tukur als Sektenchef war "Perfect mind", Boerne als Fuchsmajor war "Satisfaktion". Den Stoever/Brockmäller kann ich nicht zuordnen.

    Ich bin ja mal gespannt auf Ulrich Tukur als Ermittler. Das kann auch nach hinten losgehen, wenn sie zuviel wollen oder zuwenig daran arbeiten.

    Es gibt wichtigeres, aber Tatort gehört zum wichtigeren dazu.


    Alex :wink:


    "In the year of our Lord 1314 patriots of Scotland, starving and outnumbered, charged the field of Bannockburn. They fought like warrior poets. They fought like Scotsmen. And won their freedom."

  • So, lieber Graf, nun gehe ich das Ganze auch mal mit der erforderlichen Ernsthaftigkeit an.

    Der Stoever/Brockmöller-Tatort, den ich meinte, heißt "Schmutzarbeit" (Tatort-Fundus sei Dank). Im Mittelpunkt steht ein Profi-Killer, Jorek, dargestellt von Lou Castel. Ein wahrlich schräger, phlegmatisch bis nachlässig wirkender Mann, der ein guter und leidenschaftlicher Schachspieler ist und seine "Jobs" aller vorgeblichen Zerstreutheit zum Trotz sehr effektiv erledigt. Ein Profi eben.
    Mir sei hier ein kleiner Einschub gestattet: Mich hat besonders gefreut, dass Jorek am Ende davonkommt. Ja, obwohl er ein glückliches Paar zerstört. Ich habe eigentlich immer für die sogenannt Bösen gehalten; Beispiel: Das am Ende "Der Schakal" erschossen wird, hat mich von jeher gefuchst. Insofern ist es für mich eine der lebendigsten Schlussszenen der Tatort-Geschichte, wenn Jorek über die Gangway zu seinem Flieger marschiert und dabei regelrecht fröhlich wirkt, was er sich sonst eher nicht gestattet.

    Bei Dellwo/Sänger habe ich ein ganz banales Problem: Ich kann weder Schüttauf noch die Sawatzki leiden. Insofern bleiben sie mir eigentlich auch gleichgültig. Gleichwohl sind die Rollen schon sehr stimmig gezeichnet. Ich bin ja schon froh, dass man mal einen Fantasie-Polizisten erleben darf, der ein so nachhaltig zerrüttetes Privatleben hat wie Dellwo; auch die Sänger stand ihm da ja kaum nach - eine Kommissarin, die in ihrer Freizeit schlicht und ergreifend Formationstanz betreibt, also bewusst in einer Mehrheit aufgeht, quasi gesichtslos wird, ist doch mal eine ganz nette Abwechslung zu all den gewollt besonderen Typen des Genres.

    Noch zu Cosima: Ja, der Max Eisner ist auch prima. Die Fälle schaue ich eigentlich immer gern. Ob das daran liegt, dass so viel wunderbares Österreich zu sehen ist, an Sophie Rois, an der Pathologin (die meines Wissens wenigstens anfänglich mitspielte), an dem sympathischen Harald Krassnitzer - egal.

    Jein (Fettes Brot, 1996)

  • Auffällig an diesem schönen Thread ist, dass ein derzeit aktives Ermittlerpaar noch gar nicht genannt wurde. Die sind so ätzend, dass es noch nicht mal zu einem verschämten hinteren Platz der bisherigen Capriccio-Charts gereicht hat, was durchaus als Indiz für die Geschmackssicherheit der Forianer gelten kann. Dann bleibt es wohl mir vorbehalten, diesen bizarren Fall aufklären.

    Es gibt nämlich vier Dinge von einiger Bedeutung, welche der Berliner noch nie nicht, ja ums Verrecken nicht auf die Reihe gekriegt hat: Brauen, Backen, Fußballspielen und Tatort. Man fasst sich doch echt an den Kopf, dass es offenbar ein Ding der Unmöglichkeit ist, in dieser Stadt einen anständigen, urbanen Tatort zu fabrizieren. Hier muss man sich ja noch nicht mal mordsmäßig was aus den Rippen schneiden - Zeitung lesen genügt, die Themen liegen hier buchstäblich auf der Straße. Stattdessen wird der geneigte Tatortzuschauer mit kriminell lausigen Drehbüchern bestraft. Und während anderswo die guten Ermittlerduos ein schwaches Drehbuch noch halbwegs kompensieren können, wird man hier mit dem Kommissar Ritter von der traurigen Gestalt samt seinem triefäugigen Sancho Pansa gequält. Wen juckt's da noch, wer wen ermordet hat, solange diese zwei Pappnasen stets mit dem Leben davonkommen, Herrgottnochmal. Und das war letzten Endes schon immer so. Selbst ein Klasseschauspieler wie Günter Lamprecht ist hier als Kommissar kläglich abgesoffen.

    "Es ist fast unmöglich, die Fackel der Wahrheit durch ein Gedränge zu tragen, ohne jemandem den Bart zu versengen."
    -- Georg Christoph Lichtenberg

  • Die sind so ätzend, dass es noch nicht mal zu einem verschämten hinteren Platz der bisherigen Capriccio-Charts gereicht hat, was durchaus als Indiz für die Geschmackssicherheit der Forianer gelten kann.

    Ähm.... ich habe Stark und Ritter auf den 4. Platz gewählt. Ich mag die Beiden halt. :hide:

  • Ja, liebe Cosima, wenn ich dieses Duo ins Zeugenschutzprogramm nehmen müsste, würde ich sie auch so weit oben platzieren. Da sucht nämlich garantiert niemand nach ihnen. :D :wink:

    "Es ist fast unmöglich, die Fackel der Wahrheit durch ein Gedränge zu tragen, ohne jemandem den Bart zu versengen."
    -- Georg Christoph Lichtenberg

  • Ich kenne überhaupt nur Schimpanski/Thanner/Hänschen, aber die Folgen haben sogar mich Fernsehabstinenten als Jugendlichen regelmäßig aus dem Probekeller gelockt und mit meiner Mutter zusammen gucken lassen. Ich habe sicherlich auch 2-3 weitere andere Tatorte damals angeschaut, aber da ist mir nichts in Erinnerung geblieben.

    Vor einiger Zeit habe ich auch mal bei meiner Freundin eine Folge angeschaut, in der eine ältere Dame als Ermittlerin ausgiebig die Beziehungskrise mit ihrem Lebensabschnittspartner zelebrieren durfte und dann bin ich eingeschlafen. O.K. einen Mord gabs zu Anfang auch, praktischerweise wurde der Täter einem auch gleich serviert, dann folgte aber lange nichts mehr aus Täterperspektive, so dass daraus, wann und wie er geschnappt wird, Spannung hätte entstehen können, sonderen halt Komissarinnen-Soap. Aber ich war hinterher gut erholt und so wurde es dann doch noch einer schöner, langer Sonntagabend.

    :wink: Matthias

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